Feurige Männlein
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Vor vielen Jahren gab es, wie an vielen anderen Orten, auch in unserer Gegend „feurige Männlein“.

Diese erschienen manchmal als leuchtend rote, zwergengroße menschliche Gestalten, ein andermal als feurige Kugeln oder feurige Räder. Beim Laufen stießen sie häufig den Ruf „hoy, hoy, hoy“ aus, weshalb sie auch „Hoymänner“ hießen. Normalerweise waren sie recht gutmütige und hilfsbereite Wesen, wenn man sie aber reizte und ausschmierte, dann konnten sie ungeheuer zornig und rachsüchtig werden. Wenn man sie in der Not rief, dann zeigten sie einem Verirrten den richtigen Weg oder leuchteten einem Verängstigten nach Hause, vorausgesetzt, es handelte sich bei dem Hilfesuchenden um einen guten und ehrlichen Menschen. Als Lohn für geleistete Dienste nahm ein Hoymann gern kleine Münzen entgegen, doch wehe, wenn man ihm solche versprach und ihm dann nicht gab. Bösewichte wurden von den feurigen Männlein gerne irre geführt oder in einen Sumpf oder Weiher gelockt bis sie versprachen, sich zu bessern.

Ein Platz, wo sich Hoymänner gerne aufhielten, war der Geißberg oder Grünberg bei Zogenreuth.

Die eigenartige Anordnung der Felsbrocken auf dieser sonst nahezu kahlen 586 Meter hohen Juraerhebung lässt durchaus annehmen, dass unsere Vorfahren hier einst eine Kult- und Opferstätte unterhielten.
Vielleicht kommt auch der im Volksmund gebräuchliche Namen „Geißberg“ nicht von der Geiß oder Ziege, sondern von „Geistberg“, denn Geister und Götter spielten in alter Zeit eine große Rolle im Leben der Menschen.

Eine arme Witwe aus einer Einöde, die heute im Truppenübungsplatz Grafenwöhr liegt, verlief sich eines Tages im Spätherbst beim Holzsammeln im Wald. Schon brach die Nacht herein und die Frau musste dringend heim, um ihren Kindern das kärgliche Essen zu geben. In ihrer Not rief sie laut „hoy, hoy, hoy“ und sogleich stand ein feuriges Männlein neben ihr. Wortlos leuchtete es der Frau den richtigen Weg aus und schob ihr den schwerbeladenen Karren mit in die Ortschaft. Daheim bei den hungrigen und verängstigten Kindern angekommen suchte die arme Witwe fieberhaft nach einer kleinen Münze als Lohn für den Helfer. Aber so sehr sie auch nachschaute, sie konnte kein Geldstück finden. Das Männlein erkannte die Situation, nahm eine Schüssel vom Tisch und verschwand schnell damit.
Als die Frau am nächsten Morgen die Tür ihrer Hütte aufmachte, stand auf der Schwelle ihr Schüsselchen, bis oben gefüllt mit Münzen. „Vergelt´s Gott!“ rief die dankbar erstaunte Witwe hinaus, und ein „Segn´s Gott!“ schallte aus dem nahen Wald zurück. Mit dem Geld konnte sie für sich und ihre unmündigen Kinder Kleidung und Essen kaufen, und auch für kleine Weihnachtsgeschenke soll noch etwas übrig geblieben sein von der Gabe des guten Hoymännleins.

Ganz anders erging es einem wohlhabenden, aber als geizig verschrienen Bauern aus dem nahen Hopfenohe.
Eines Sommerabends war er beim Wirt in Zogenreuth eingekehrt und trachtete kurz vor Mitternacht heimwärts. Aus irgendwelchen Gründen – vielleicht war auch das reichlich genossene Bier mit schuld - kam er vom gewohnten Weg ab und wusste nicht mehr weiter. In seiner Not rief er „hoy, hoy, hoy“. Dem alsbald auftauchenden feurigen Männchen versprach er einen Gulden, wenn es ihn gut heimbrachte.
Als er wohlbehalten sein Haus betreten hatte, reute ihn sein Versprechen. Schnell schlug er die Tür hinter sich zu und schob den Riegel vor. Der Hoymann klopfte an Tür und Fensterladen und erinnerte an seine Belohnung. Doch der Geizkragen lachte nur lauthals und rief hinaus: „Scher dich zum Teufel, du Zwerg!“ Bald verging ihm das Lachen, denn das um den verdienten Lohn geprellte feurige Männlein steckte das Anwesen in Brand, welches in selbiger Nacht bis auf die Grundmauern niederbrannte.

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