Einer der wenigen Reste der einstmals umfassenden mittelalterlichen Befestigungsanlage der Stadt Auerbach ist der Schwedenturm (alte Hausnummer 252; heute Am Schwedenturm 7). Der einzige runde Mauerturm hat allerdings nur mehr etwa die Hälfte seiner ursprünglichen Höhe. Früher hieß das Bauwerk wegen seiner Form einfach runder Turm. Unweit davon steht ein Anwesen, dem man nicht mehr ansieht, dass es einmal ebenfalls ein Mauerturm war, nämlich der Hundsturm (Foto aus 1, Seite 182) war. (alte Hausnummer 200, heute Am Schwedenturm 3)
Der Hundsturm stand nahe beim oberen Bad (alte Hausnummer 197, heute Bachgasse 35), und hatte ein unterirdisches Gewölbe, Hundsloch genannt. Dieses diente lange Zeit als eine Art Gefängnis. (2, Band XVI, Seite 41 Im Dreißigjährigen Krieg (1618-48) konnten die schwedischen Truppen die Stadt Auerbach besetzen, ohne einen Schuss abgegeben zu haben. Einige Bürger hatten dem Feind nämlich die Stadt kampflos überlassen, um, wie sie glaubten, diese vor einer befürchteten Zerstörung zu bewahren. Die Schweden zogen so wohl am 3. April 1648 unter ihrem Regimentskommandeur Oberst Christoph von Kanneberg (1615-1673) ein. Die grausamen Kriegsmannen kannten, nachdem sie im Stadtinnern waren, kein Erbarmen. Drei Tage lang gab der schwedische Obrist die Stadt seinen Soldaten zur Plünderung frei. Jedes Anwesen wurde vom tiefsten Keller bis zum höchsten Dachboden hinauf durchsucht und durchwühlt. Was die Krieger nicht brauchen konnten, wurde meistens zerstört. Selbst die Fußbodenbretter wurden aufgerissen, der Putz von den Wänden geschlagen und die tiefen Kellergewölbe abgeklopft, um zu den vermuteten geheimen Verstecken der Auerbacher zu gelangen. Einige der angesehensten Ratspersonen und der reichsten Bürger sperrten die Soldaten in den Hundsturm. Hier wollte man sie solange hungern und dürsten lassen, bis sie verraten würden, wo sie selber, sowie die Stadt und die Kirche ihre Reichtümer versteckt hielten. Gewiss hatte man in der Zwischenzeit jedes Haus so gründlich ausgeplündert, dass die Gefangenen nur noch ehrlich ihre völlige Armut beteuern konnten. Aber die Schweden glaubten ihnen nicht und ließen sie weiter ohne Speis und Trank eingesperrt. Vor lauter Hunger und Durst streckten die Gefangenen bittend die Hände durch die schmalen Öffnungen des Turmes, um von Vorbeigehenden etwas zu bekommen. Die verrohten Wachposten aber schlugen ihnen mit den Säbeln gnadenlos die flehenden Hände ab. Bald darauf wurde das Wimmern und Wehklagen der Ärmsten leiser, bis es schließlich ganz verstummte: Der Erlöser Tod hatte sie von ihren Qualen befreit.
Die bittenden Geisterhände
benutzte und weiterführende Quellen 1 Kugler, Hans-Jürgen, Auerbach in der Oberpfalz, Die Geschichte seiner Häuser und Familien, Band II, Auerbach 2010 2 Köstler. Joseph, (1849-1925), Chronik der Stadt Auerbach, Band 16 des handgeschriebenen siebenundzwanzigbändigen Werks, Lagerort Archiv der Stadt Auerbach |
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