Inzwischen (Foto 2. Juni 2017)
hat der Biber seinen ersten Standort verlassen.
Die Population ist weitergezogen.
Der Biber
im Naturschutzgebiet "Grubenfelder Leonie"
Seit ein Paar Jahren hat sich "Meister
Bokert", der Biber, im
Naturschutzgebiet "Grubenfelder Leonie" angesiedelt. Sein Revier ist
vom Fußweg zwischen Auerbach und Degelsdorf aus gut zu sehen. Er selber aber ist recht schwer zu beobachten, da er ein sehr scheues Tier ist, das meistens
nur nachts und in der Dämmerung aktiv wird. Als besondere Eigenschaft wird ihm
Arbeitswütigkeit zugesprochen.
Zoologische Einordnung
Biber gehören
zur Klasse der Säugetiere (Mammalia), zur Unterklasse höhere
Säugetiere (Eutheria) und zur Ordnung der Nagetiere (Rodentia). Ihre
Familie besteht aus einer einzigen Gattung, nämlich Castor. Diese teilt sich in
zwei Arten auf: den Europäischen Biber (castor fiber) und den Kanadischen Biber
(castor canadensis).
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Castor
kommt vom lateinischen Wort
castrare, welches Schneiden
bedeutet; Castor ist also
der „Schneider“, womit sicherlich
auf die Nagekünste des Tieres
angespielt wird. Der Biber
verwendet beim Abholzen
eine "Sanduhrtechnik":
ein Stamm wird in Form
einer Sanduhr benagt,
bis der Baum schließlich fällt. |
Je
nach Härte des Holzes
kann ein Biber
in einer Nacht
einen bis zu 50 cm und mehr
dicken
Baum fällen.
Diese Eiche hier
hat er schon probiert.
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Körperbau
und Aussehen
Biber können bis zu 1,40 m lang, bis 35 kg schwer und bis zu 20 Jahre alt
werden.
Das auffälligste Merkmal des Bibers ist wohl
seine Kelle, wie der 30 bis 40 cm lange, breit abgeflachte und beschuppte
Schwanz genannt wird. Diese Kelle ist ein wahres Multifunktionsorgan: sie dient
beim Schwimmen zur Steuerung und unterstützt den Vortrieb, sie ist ein
Fettspeicher für die karge Winterszeit, sie stützt den sitzenden Biber, sie
dient der Alarmierung von Familiengenossen und hilft bei der Temperaturregulierung.
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Das Fell des Bibers ist
mit bis zu 23.000 Haaren pro cm²
(Mensch: ca. 600 pro cm²)
sehr dicht und schützt
vor Nässe und Auskühlung.
Der Pelz wird regelmäßig
mit der "Putzkralle" gereinigt
und mit einem fetthaltigen Sekret,
dem Bibergeil (Castoreum),
gepflegt. |
"Wenn er sich zur Fellpflege an Land
begibt, dann stets im Uferbereich und mit dem Schwanz im Wasser, so daß
jederzeit die Flucht in das nasse Element möglich ist." (Dr. Rainer Zelinski;
auch Foto oben)
Fortbewegung
Mit seinem spindelförmigen Körper, dem breiten
Schwanz und den Schwimmhäuten ist das Tier perfekt an das Leben im Wasser
angepasst. In diesem Element bewegen sich Biber hauptsächlich mit Hilfe ihrer
Hinterfüße, die mit Schwimmhäuten versehen sind, fort. Vorder- und Hinterfüße
besitzen kräftige Krallen,
wobei die Vorderfüße
geschickte Greifhände
zum Halten und
Drehen von Zweigen
beim Abnagen bilden. An den Hinterfüßen ist eine dieser Krallen
als Doppelkralle ausgebildet: die "Putzkralle", die der Biber
gleichsam als Kamm bei der Fellpflege benutzt.
Beim Tauchen werden die Vorderfüße eng an
den Körper angelegt und Nase und Ohren verschlossen; so können
Biber bis zu 20 Minuten tauchen.
Ernährung
Biber sind reine Pflanzenfresser und haben ein typisches Nagergebiss mit
insgesamt 20 Zähnen. Im Ober und Unterkiefer sitzen die kräftigen, tief im
Kiefer verankerten Schneidezähne. Sie sind wurzellos und wachsen ständig nach.
Die Vorderseite der Schneidezähne besteht aus einer schmalen härteren
Schmelzschicht, der breitere hintere Teil aus weicherem Material. Wegen ihrer
unterschiedlichen Härte nutzen sich die beiden Schichten verschieden stark ab.
Dadurch sind diese zweischichtigen Schneidezähne ständig scharf. Die für das
Fällen von Bäumen notwendige Beißkraft liefert die stark ausgeprägte
Kiefermuskulatur.
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In den Sommermonaten
ernährt sich
der große Nager
vor allem von Sumpf- und
Wasserpflanzen, Blättern,
Zweigen, Schösslingen,
frischer Baumrinde
und wie man sieht
jungen Bäumchen. |
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Kleinere Pflanzen
frisst der Biber auch am Ufer,
größere Pflanzen (z.B. Mais)
und abgebissene Äste und Zweige
der gefällten Bäume
zieht er ins Wasser
und frisst sie dann
an einer geschützten Stelle. |
Ein erwachsener Biber braucht etwa ein Kilo
pflanzliche Nahrung am Tag.
Fortpflanzung
Im Alter von zweieinhalb bis vier Jahren werden die jungen Biber
geschlechtsreif. Sie sind monogame Tiere, bleiben also ein Leben lang mit
demselben Partner zusammen.
Die Biber paaren sich im Winter, vor allem im Januar und
Februar, im Wasser. Nach 105 bis 109 Tagen kommen zwischen April und Juni
zwei bis vier Junge mit einem Geburtsgewicht zwischen 500 und 700 Gramm zur
Welt. Bei ihrer Geburt sind die kleinen Biber schon recht weit entwickelt. So können
sie bereits sehen und sind behaart. Sie werden von ihrer Mutter etwa 6-8 Wochen
gesäugt.
Im Alter von einem Monat können sie dann schwimmen und sich ihre eigene Nahrung
beschaffen.
Biberdämme
Biber sind für ihre Dammbauten bekannt, mit denen sie Bäche aufstauen und so
aus einem fließenden Gewässer ein mehr oder weniger stehendes schaffen. So
legen sie quasi künstliche Teiche an.
Im NSG "Grubenfelder Leonie" hat der Biber den Speckbach zwischen der
ehemaligen Pfannmühle und der Neumühle
gestaut.
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Diese
Regulierung
eines fließenden Gewässers
gibt den Bibern
einen sicheren Wasserstand
um ihre Burg.
Gleichzeitig wachsen
dann im "Teich"
Wasserpflanzen,
die dem Biber
als Nahrung dienen.
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Neben
dem oben abgebildeten
"Hauptdamm"
legt der Biber
bachabwärts
Richtung Neumühle
weitere Dämme an. |
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Die Biberburg
besteht aus abgenagten Ästen, Zweigen und Schlamm. Hier ist sie vollständig
von Wasser umgeben.
Der Eingang
zur Biberburg
liegt völlig
unter Wasser,
der eigentliche
Wohnkessel aber über der
Wasseroberfläche.
Die Biber
können so
ungesehen
aus- und eingehen bzw.
-schwimmen.
Die Wohnkessel haben einen Durchmesser von
etwa 1 m und eine Höhe von 30-40cm. Der Boden des Wohnkessels wird mit
Holzspänen bedeckt. Die Burgen werden regelmäßig instand gehalten und
ausgebessert. Alte Biberburgen können über 10 m Breite sein und mehrere
Eingänge und Wohnkessel haben.
Direkt vor dem Eingang der Burg deponieren die Biber im Herbst Zweige und Äste.
Wenn dann die Teichoberfläche gefriert, kann der Nager die zwischengelagerten
Äste unter dem Eis erreichen und sich von der Rinde ernähren. Biber halten
nämlich keinen Winterschlaf sondern nur eine Winterruhe, bei der ihre
Aktivität stark zurückgefahren wird.
Vielleicht
auch interessant (Quelle)
| Die Kommunikation miteinander erfolgt bei den Bibern über
Duftsignale und Töne. Lautes Aufschlagen mit der Kelle auf das Wasser dient
dem Biber als Warnsignal für seine Artgenossen. |
| Beim Schwimmen ragt nur der Kopf des Bibers aus dem Wasser.
Dies ist ein wichtiges Erkennungsmerkmal zur Unterscheidung von Bisam und
Nutria, bei denen Kopf und Rücken aus dem Wasser ragen. |
| Im Mittelalter erfuhr der Biber eine starke Dezimierung,
indem er aufgrund seines schuppigen Schwanzes zum Fisch erklärt wurde. So
konnte in der Fastenzeit legal sein Fleisch gegessen werden. |
Führungen durch das Naturschutzgebiet Grubenfelder Leonie bietet die
Kreisgruppe
Amberg-Sulzbach des Landesbundes für
Vogelschutz (LBV) als Eigentümer des Terrains an. Der
Betreuer vor Ort und damit auch Ansprechpartner ist
Wolfgang Wiesent (Tel. 09643 3792) in Degelsdorf.
letzte Bearbeitung dieses Artikels am 20. Mai 2022
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