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Bischof
Otto der Heilige
von
Bamberg
(Deckplatte auf dem Hochgrab des Heiligen
aus dem 14. Jahrhundert; Michelsberg Bamberg) |
Otto war 1102 bis 1139 der achte
Bischof des im Jahre 1007 von
Kaiser Heinrich II. (973-1024, 1002 deutscher König, 1014 römischer Kaiser)
und seiner Gemahlin Kunigunde
gegründeten Bistums Bamberg.
Zusammen mit dem heiligen Kaiserpaar und dem heiligen Sebald
ist Otto auch Diözesanpatron von Bamberg.
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Um 1060/62 wurde Otto aus schwäbischem
Adel geboren und erhielt seine Erziehung wohl im Benediktinerkloster auf der Wülzburg
im mittelfränkischen Weißenburg. 1088 wurde er Hofkaplan der Schwester Kaiser
Heinrichs IV. (1050-1106, 1056 König,
1077 „Gang nach Canossa“, 1084
Kaiser). Judith, die als Witwe des Königs von Ungarn von dort vertrieben
worden war, lebte damals als Gemahlin des
Herzogs Wladyslaw Hermann am Hof in Gnesen,
einer der ältesten Städte
Polens und dessen erste Hauptstadt. Otto gewann das Vertrauen Heinrichs
und trat in den kaiserlichen Dienst ein. Er wurde zunächst mit der Aufsicht
beim Dombau in Speyer betraut, dann zum königlichen Hofkaplan und 1101 zum Kanzler
des Reiches ernannt.
(Foto: Statue des hl. Otto über dem linken Eingang zur Sakristei der Asamkirche
in Michelfeld.)
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Bischof von Bamberg
Als
der Bamberger Bischof Rupert (1075-1102) starb, ernannte der Kaiser seinen
Kanzler Otto zu dessen Nachfolger. Damit wurde Otto am 1.
Weihnachtsfeiertag 1102 unmittelbar wichtig für die Geschichte Michelfelds und
unserer Gegend.
"Als Bischof von Bamberg wirkte der heilige Otto vor allem als Erneuerer
und Reformator nach innen. In seiner Zeit wurde der Dom,
der schon seit Jahrzehnten nach einem Brand in baufälligem Zustand war, in
seiner ganzen Schönheit wieder aufgebaut. Ebenso wurde die Kirche des Klosters
Michelsberg erneuert, die durch ein Erdbeben Schaden gelitten hatte. Dieses
Kloster blühte nach der Einführung der strengeren Regel der „Hirsauer
Reform“ regelrecht auf, ebenso erlebte die Domschule eine Blütezeit." So
schreibt der Bamberger Erzbischof
Dr. Ludwig Schick über seinen großen Vorgänger. (2, Seite 6)
Diener
der Menschen
„Mit großer Sorge nahm sich Otto der Not der Armen
an. Seine Menschenfreundlichkeit bekamen sie alle zu spüren: die
Darniederliegenden in ihrer Krankheit, die Schwachen in ihrer Schwäche. In
allen, denen er diese Pflichten der Menschlichkeit erwies, sah er den Herrn
gegenwärtig.“ (2, Seite 7)
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In der Bamberger Michelskirche
befinden sich unter der Empore 28 hölzerne Bildtafeln, die 1628 von einem
unbekannten einheimischen Künstler angefertigt wurden. Sie
beschreiben Legenden aus dem Leben des hl. Otto. Die Erklärungen unter
den Bildern stammen aus dem 19. Jahrhundert.
"1125. (A)
Bey einer großen Hungersnoth theilt der hl: Otto Brod unter die Armen
aus, den den (B) viele vor Hunger starben. Er trägt (C) die schon halb
verweste Leiche eines verhungerten Weibes zu Grabe." (Quelle) |
Apostel der Pommern
"Seinen
Beinamen „Apostel der Pommern“ verdiente sich Otto von Bamberg durch zwei
große Missionsreisen in den Jahren 1124/25 bzw. 1128, die ihn von Bamberg aus
in die Gegenden um das Mündungsgebiet der Oder führten.
Seine ausgezeichneten
Kontakte nach Polen sowie sein ausgleichendes Wesen prädestinierten ihn in
einzigartiger Weise für die Ausbreitung des christlichen Glaubens in diesem
Gebiet. Bis heute erinnern Stätten der Verehrung des heiligen Otto in Pommern
an seine Verdienste um die Einwurzelung des Christentums in jener Gegend, die
auch von der evangelischen Kirche der Region anerkannt sind. Nicht zuletzt hält
auch die freundschaftliche Beziehung unserer Diözese zum heute polnischen
Erzbistum Stettin die Erinnerung an einen der wohl bedeutendsten Bamberger Bischöfe
wach." (2, Seite 6f)
"(A)
Wratislaus, Herzog in Pommern, empfängt mit zahlreichem Gefolge (B) den hl:
Otto und (C) dessen Priesterschaft, und schwört hiebey dem Heidenthume ab.
1124."
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"Der heilige Otto von Bamberg (1102-1139)
führte ein spannendes Leben: Als Bischof kümmerte er sich um Seelsorge und
Mission und als Reichsfürst um den Ausbau seines Territoriums sowie die
Vermittlung zwischen weltlicher und geistlicher Macht während des Investiturstreites.
Otto I. vermittelte zeitlebens zwischen beiden Parteien – und hatte Erfolg."
(mehr,
pdf)
Tod und
Heiligsprechung
Nach einem tatenreichen Leben starb Bischof Otto am
30. Juni 1139 und wurde auf eigenen Wunsch in der Kirche seines Lieblingsklosters
auf dem Michelsberg in Bamberg beigesetzt.
(Die sehenswerte barocke Kirche ist im Inneren mit einem einmaligen Deckengemälde
verziert, das fast 600 verschiedene Pflanzen
zeigt.)

"Im
Gefühle seines nahen Todes empfängt der Hl: Otto die letzte Wegzehrung und
heilige Oehlung. - Sein heiliger Leichnam wird unter allgemeiner Wehklage nach
den Michelsberg zu Grabe getragen. i: J: 1139."
Bereits 50 Jahre nach seinem Tod wurde Bischof Otto 1189 durch Papst Clemens
III. heilig gesprochen. Dabei gab es wieder einen Berührungspunkt mit
Kloster Michelfeld: "Auf Betreiben Bischof Ottos II. von Bamberg erreichten
Abt Wolfram II. vom Michelsberg und Abt Konrad von Michelfeld an Ostern 1189 in
Rom die Zusage der Kanonisation Ottos." (3, Seite 46)
"Otto,
der achte Bischof von Bamberg und der Dritte im Bund der Bamberger
Bistumspatrone ..., ist eine der großen Gestalten der mittelalterlichen
Geschichte, fromm, aber kein Frömmler, vorbildlich als Staatsmann und
Landesvater, als Bischof und Seelsorger, als Manager und Missionar – und als
Mensch." (4)
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Das Hochgrab des hl. Otto in der Kirche auf dem Bamberger Michelsberg hat einen Durchgang. Die Überlieferung
sagt, dass man von Kreuzschmerzen verschont bleibt bzw. befreit wird, wenn man dort in tief gebückter Haltung - anders geht es wegen der geringen Höhe nicht -
hindurchgeht. |
Ottos Wirken blieb nicht allein
auf das Bistum Bamberg beschränkt. „Er gründete 21 Klöster, reformierte
viele, stattete sie reichlich aus und machte sie zu Zentren des Glaubenslebens
und der Glaubensverkündigung.“ (1) U. a. tragen die Klöster Ensdorf (1121
gegründet, Landkreis Amberg-Sulzbach), Banz,
Weißenohe,
Ebrach, Mallersdorf,
Prüfening
(Regensburg), Windberg
und das
Schottenkloster in Regensburg
z. T. auch mit Ottos Handschrift, selbst wenn sie keine unmittelbaren
Gründungen des heiligen Bischofs sind.
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"Otto I., von 1102 bis 1139 Bischof von
Bamberg, ist der erste und einzige in der langen Reihe der Bischöfe und
Erzbischöfe der Bamberger Kirche bis heute, deren Leben und Wirken mit der
Krone der Heiligkeit bekrönt wurde." (3, Seite 42)
Das
Bild mit der Unterschrift "St. Otto, Bischof von Bamberg, Gründer
des Klosters Michelfeld anno 1119" befindet sich im Kloster
Michelfeld.
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Literaturangaben
1 |
Kredel,
Dr. Elmar Maria, Erzbischof von Bamberg (1977-94),
in „Amtsblatt für die Erzdiözese Bamberg“, 08.02.1989 (109 ff) |
2 |
Schick,
Dr. Ludwig, Erzbischof von Bamberg (seit 2002), Der heilige Bischof Otto als Vorbild, in Heinrichsblatt Nr.
26 vom 1. Juli 2007; gesamter Text |
3 |
Der
hl. Otto - Bischof und Missionar, in Das Bistum Bamberg in Geschichte und
Gegenwart, Teil 1, Bamberg 1992 |
4 |
Kraus,
Anselm, Otto von Bamberg: Missionar, Manager und Mensch, in Sendbote des
hl. Antonius, Dezember 2002; gesamter
Text |

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 15.7.2007

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