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Aufhebung der
Benediktinerabtei
im Zuge der Säkularisation anno 1803
Kloster Michelfeld, J. B. Roppelt, 1788
Der hier markierte Turm (Sunnawirtsturm) der ehemals imposanten Klosteranlage
wurde Anfang Februar 2014 von der Stadt Auerbach ersteigert. Es ist zu erwarten,
dass dieses Objekt in absehbarer Zeit saniert wird.
Der vorletzte Michelfelder Abt
hieß Ägidius Barthscherer von Löwenkron (reg. 1783 - 1799). „Er war ein Mann, der fast sein
ganzes Klosterleben damit befaßt war, andere zu lehren.“ (9) Vor seiner Wahl
war er an verschiedenen Orten Professor für Philosophie und Theologie. Sein
Wappen findet man u.a. an der Innenseite des äußeren Torturms über dem Torbogen.
(0, Seite 184ff)
Maximilian Prechtl,
der Verfasser der in Latein handgeschriebenen „Kurzgefaßten Geschichte des
Klosters Michelfeld“ (s. Quelle 9), wurde kurz nach dem Tod von Abt Ägidius
(13.11.1799) dann am 14. Januar 1800 zum neuen Abt gewählt.
Maximilian
(Taufname Georg Martin) Prechtl
"wurde im Jahre 1757 am 20. August zu Hahnbach, einem
durch den Gewerbefleiß seiner Einwohner, so wie durch den unglücklichen Brand
vom 28. August 1819 bekannten oberpfälzischen Markte, geboren ... und war der
Aelteste von noch drei Geschwistern ... ." (22, Seite 1) Nach dem Besuch
der Lateinschule bei den Jesuiten in
Amberg von 1767 bis zu deren Aufhebung 1773
trat er Mitte September 1775 als Novize in das Benediktinerkloster Michelfeld
ein. Bei der Einkleidung durch Abt Marianus Eder (reg. 1738-1783) am 1. Oktober des gleichen
Jahres erhielt er den Ordensnamen Maximilian. Nach erfolgreichem Studium von
Philosophie und Theologie - im Kloster Michelfeld war damals auch Ordenshochschule der
Benediktiner - empfing Prechtl am 22. September 1781 die Priesterweihe. Um seine
Studien weiter zu führen wurde Maximilian vom Abt ein Jahr später an die
Universität Salzburg geschickt. "Endlich im August des Jahres 1785
verließ P. Maximilian Salzburg, bereichert mit Kenntnissen, veredelt an Geist
und äußerer Sitte, und trug mit sich die Hochachtung und Liebe aller
derjenigen, welche seine nähere Bekanntschaft gemacht hatten." (22, Seite
15 f)
Zurück in seinem Kloster Michelfeld übernahm er dort u. a. die Aufgabe,
"das Archiv und die Registratur der Klostergerichtskanzlei planmäßig
einzurichten, und sich in den Urkunden des Klosters und den wichtigen
Gerichtsakten vollständig zu orientieren, um dann als Kanzleiherr dem bereits
sehr bejahrten Klosterrichter beizustehen." (22, Seite 16) Um nicht hinter
dem Schreibtisch zu versauern, beauftragte ihn sein Abt mit der Seelsorge in der
nahen Pfarrei Gunzendorf. 1794 wurde Prechtl am
königlich-bayerischen Lyceum Amberg
(gegründet 1723, aufgelöst 1865) Professor für Dogmatik und Moral, 1799 für
Rhetorik und zugleich Rektor.
Im Kloster Michelfeld starb am 13. November 1799 Abt Ägidius. (0, Seite
186) Bei der
Wahl am 14. Januar 1800 wurde der gelehrte Pater Maximilian einstimmig zu seinem Nachfolger
bestimmt. Mit den Worten "Er wisse wohl, welche Bürde er übernehme; doch
wolle er aus Gehorsam auch dieses Opfer, und sollte es nöthig seyn, auch das
des Lebens seinem Kloster bringen" trat Prechtl sein Amt an. (22, Seite 27)
Prechtl,
Maximilian
geb. 1757 Hahnbach bei Amberg
gest. 1832 Amberg
Benediktiner zu Michelfeld in der Oberpfalz
1781 Priester
Archivar im Kloster Michelfeld
1794 Rektor des Lyceums in Amberg
1800 Abt zu Michelfeld
Gelehrter, Ireniker
(Bild aus 22, neben Titelseite) |
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Doch „ein neuer Sturm brauste über die gottgeweihten Stätten hin und gierige
Hände streckten sich nach dem Gut, das fromme
Stifter und arme Mönche ... zu Gottes Ehre und der Seele Heil bestimmt.“ (3)
Das Ende der Benediktinerabtei
beschreibt der 1987 verstorbene Pfarrer Franz Wolfring, selbst ein eifriger
Forscher in der Geschichte des Klosters und des Ortes: „Das monastische Leben
in Michelfeld war voll aufgeblüht. Da zogen gegen Ende des 18. Jahrhunderts
Gewitterwolken am politischen Himmel auf und vernichtende Blitze trafen im Jahre
1803 alle bayerischen Klöster: Mit der Säkularisation wurden alle Klöster und
Stifte enteignet, die Mönche vertrieben, das Leben in den geistlichen Häusern
ausgelöscht. Der vernichtende Schlag traf auch Michelfeld. Abt
Maximilian
Prechtl war erst im Jahre 1800 gewählt worden. Nun mußte er das Kloster und
seine Mitbrüder verlassen. ... In alle Winde zerstreut lebten, wirkten, beteten
die letzten Mönche Michelfelds und warteten auf den Tod. ... Verstummt waren
Chorgesang und Chorgebet. Aus den Fenstern des Konventsgebäudes schaute die Öde
und Leere, die Nacht und der Verfall. Dort wo ...blühendes Leben geherrscht
hatte, war das Leben erloschen.“ (19)
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Wappen (1801) des letzten Abtes von Michelfeld
Maximilian Prechtl.
Er musste nach nur drei Jahren Amtszeit
sein Kloster verlassen.
Prechtl zog zunächst nach Vilseck,
schließlich 1812 nach Amberg, wo er
1832 starb.
Seine Grabplatte befindet sich
an der südöstlichen Außenwand der Kirche
auf dem Amberger Katharinenfriedhof.
In Prechtls Geburtsort
Hahnbach wurden eine Straße
und die Max-Prechtl-Schule
nach ihm benannt. |
Die Auflösung des Klosters
Michelfeld im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses
wurde am 23. April 1803 verkündet. Kloster und Kirche, sowie der
gesamte Grundbesitz mit immerhin ca. 300 ha Fläche gingen in das Eigentum des
Staates über. Verschiedene ehemalige Besitztümer des Klosters wurden veräußert,
wie z.B. die vielen Weiher, verschiedene Hammerwerke, das Klosterrichterhaus,
das Schulhaus, die Ökonomiegebäude, wertvolle Kirchengeräte wie Monstranzen,
Kelche und Messgewänder. Das Archiv und die umfangreiche Bibliothek kamen nach
Amberg und Bayreuth. "Größtenteils war das Kloster in der Zeit nach der
Aufhebung jedoch seinem verfall überlassen. Es stand zwar offiziell unter
weltlicher Verwaltung, es kümmerte sich kaum jemand darum." (23, Seite 63)
Während
das Kloster Michelfeld bis heute nicht wieder zu neuem monastischen Leben
erweckt wurde und sicher auch nicht mehr Kloster wird, erstand die nahe Prämonstratenserabtei Speinshart,
die 1803 ebenfalls aufgelöst worden war, im Jahre 1921
wieder.
Im Kloster Michelfeld entstand gut acht Jahrzehnte nach der Auflösung
eine
Regens-Wagner-Einrichtung, die noch heute besteht.
verwendete
und weiterführende Quellen
0 |
Weber, Rudolf, 900 Jahre Kloster
Michelfeld, Auerbach 2019 |
3 |
„1119 - 1919 Kloster Michelfeld in der Oberpfalz“, in Festschrift zur
800-Jahrfeier |
9 |
Prechtl, Maximilian, Kurzgefaßte Geschichte des Klosters Michelfeld
(in Wolfring, Franz, Geschichte
der Pfarrgemeinde Michelfeld, unveröffentlicht) |
19 |
Wolfring, Franz, Beiträge zur Geschichte Michelfelds
(unveröffentlicht, 85 f) |
22 |
Weigl,
Johann Baptist, Abt Prechtl, eine biographische Skizze mit dem Bildnisse
des Verblichenen, Sulzbach 1833 |
23 |
Schleicher, Anja, Kloster Michelfeld,
Zulassungsarbeit, Universität Bayreuth, 2007 |
letzte Bearbeitung dieses Artikels am 23. April
2022
Für Ergänzungen, Korrekturen usw.
bin ich sehr dankbar.
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