Henfling
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Joseph Henfling
(Bruder Angelicus, OSB)

(1877-1950)

Kunstmaler und Benediktinermönch
aus Auerbach

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Sonderausstellung 12
im Museum 34 (Auerbach)

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Joseph Henfling (oben Selbstbildnis, Archiv der Stadt Auerbach) kam am 15. Februar 1877 in Auerbach im Haus Nummer 278  (heute Bahnhofstraße 1) zur Welt. Dort wohnten seine Eltern Martin und Margarethe Henfling, geb. Dötsch, zur Miete.

Das Anwesen Nr. 278
war erst 1844
außerhalb der Stadtmauer
von Zimmermeister Hofmann
errichtet worden.
(Foto aus 2, Seite 438)
Hier wohnten die Eltern
von Joseph Henfling
zur Miete,
bevor sie 1877
das Familienanwesen 104a
kauften und bezogen. 

Das linke Anwesen 104a
(heute Unterer Markt 2,
Kleefeldt, vormals Rauscher
)
erwarben die Eltern
von Joseph Henfling
kurz nach dessen Geburt.
Es war 1763-1908
im Besitz dieser Familie.
(Foto aus 3, Seite 348)

Talent und Neigung zur Kunst verdankte Joseph wohl seinem Vater Martin (1847-1897), der als Dekorations- und Kirchenmaler - gelegentlich wird er auch als „Kunstmaler“ bezeichnet – vor allem in seiner Heimatstadt Auerbach wirkte.
Die Eltern schickten ihren begabten Buben schon als 15jährigen im Jahre 1892 an die Kunstgewerbeschule nach Nürnberg, wo er bald zu den drei besten Schülern zählte. Nach 4 Jahren Ausbildung in Nürnberg besuchte er von 1896 bis 1903 die Akademie der bildenden Künste in München, zuletzt als Meisterschüler des damals namhaften Malers und Zeichners Prof. Wilhelm von Diez, zu dessen Schülern u. a. auch der berühmte Max Slevogt zählte.

Reisen nach Italien und Griechenland
1905 konnte sich der achtundzwanzigjährige Joseph den Traum nahezu aller Maler und bildenden Künstler erfüllen, nämlich eine längere Reise nach Italien und eine Fahrt nach Griechenland zu unternehmen, um sich von den südlichen Gefilden künstlerisch inspirieren zu lassen.

Diese beiden Ölbilder (links Früchte essende Knaben, 1906; rechts Knaben beim Würfelspiel, 1909) malte Joseph Henfling nach dem berühmten spanischen Barockkünstler Bartolome Esteban Murillo.

Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, meldete sich Joseph, bereits 37 Jahre alt, als Freiwilliger zum Militär.

Bruder Angelicus
Ein zweiwöchiger Aufenthalt im Benediktinerkloster Beuron, im Donautal bei Sigmaringen in Baden-Württemberg gelegen, brachte eine Wende im Leben des jungen Künstlers: Joseph fasste den Entschluss, Mönch zu werden und ins Kloster zu gehen.

1929,
nunmehr bereits 52 Jahre alt,
trat Joseph Henfling
deshalb in die bekannte
Abtei Ettal
ein und legte am 13. Juli 1931
die Ordensgelübde
als Benediktiner ab.
(Selbstbildnis, 1936)

In Verehrung des berühmten italienischen Malers und Mönchs aus dem Orden der Dominikaner Fra Angelico da Fiesole aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erhielt er bei der Einkleidung den Namen Bruder Angelicus.
In seiner neuen Heimat, dem  Kloster Ettal, wirkte Joseph Henfling nun fast zwei Jahrzehnte nach der benediktinischen Regel ora et labora“ (bete und arbeite). Hier konnte er auch als Ordensmann sein künstlerisches Schaffen fortsetzen.

In Ettal malte Henfling u.a. auch dieses Bild. Es zeigt den hl. Martin wie er einem Bettler seinen Mantel schenkt. Diese Legende wird auch heute noch oft bei den Martiniritten und Laternenumzügen um den 11.11., dem Namenstag des Heiligen, dargestellt.
Rechts hinter dem Pferd hat der Künstler auch sein Kloster Ettal gemalt, in dessen Archiv sich das Gemälde befindet.

Dieses 51x40 cm große Ölbild von Joseph Henfling ist in Privatbesitz. (4) Es lässt erahnen, dass der Maler seine neue Ettaler Heimat sehr liebte und wohl auch oft erwanderte.

Dieses undatierte Aquarell Herbststimmung im Klostergarten befindet sich im Kloster Ettal (6)

-

Dieses Ölbild im
Besitz der Stadt Auerbach
zeigt eine Ansicht
des Klosters Ettal
vom Abhang des Mühlberges
aus gesehen; Fr. Angelicus
schuf es am 20. April 1943.

In den weiträumigen Gebäuden der Benediktinerabtei Ettal sind heute noch zahlreiche Landschaftsbilder und Porträts aus der Hand von Joseph Henfling vorhanden. Auch sein Atelier mit sehr vielen Werken des aus Auerbach stammenden Künstlers besteht noch.

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Auch dieses von Henfling gemalte Bild, das den hl. Antonius den Großen zeigt, befindet sich in seinem Kloster Ettal. Ebenso die von ihm vorher dazu erstellte Skizze. (Bilder aus 5)

Auf dieser Skizze ist das Schwein unten rechts noch nicht zu finden. Henfling, Bruder Angelicus OSB  hat dieses häufig abgebildete Attribut des hl. Antonius erst auf seinem Ölgemälde ergänzt.

Der in der Spätantike um 300 n.Chr. lebende Asket und Heilige Antonius der Große wird oft mit einem Schwein dargestellt. Es stellt künstlerisch die Versuchungen dar, denen Antonius erfolgreich widersagte. Auf den Wüstenmönch (Vater des Mönchtums) berufen sich die Angehörigen des 1095 gegründeten Antoniterordens, die für ihren Dienst an Kranken ihre Schweine frei herumlaufen lassen durften. Das Fleisch der Tiere wurde dann an Arme verteilt. So erlangte Antonius der Große auch den Beinamen Sautoni. Er ist in der katholischen Kirche u.a. Schutzpatron der Bauern, der Nutztiere und der Metzger. Sein Gedenktag ist der 17. Januar.

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Dieses Bild malte Henfling, wie die Signatur vorne links erkennen lässt,
am 13. April 1917 während seines Einsatzes in Frankreich. (5)

Auch für die befreundeten Klöster Weltenburg und Scheyern, sowie für das Griechische Kolleg in München (Ikonostase) schuf der gebürtige Auerbacher zahlreiche Bilder.

Signatur des Malers
auf dem Selbstbildnis
(siehe ganz oben)

Schriftliche Aufzeichnungen, welche Ettal noch heute von Joseph Henfling besitzt, zeugen von der empfindsamen Seele eines Mannes, der sich seines Künstlertums durchaus bewusst war und es doch mit der selbstauferlegten Ordenspflicht der Unterordnung unter die Gemeinschaft ernst nahm. Konflikte zwischen Ordensmann und Mensch blieben allerdings nicht aus, zumal Henfling, wie er selbst einmal von sich sagte, „von Natur aus ein ungewöhnlich komplizierter Mensch“ war, der wohl zeitweilig an seiner untergeordneten Stellung als einfacher Bruder im Kloster litt, im künstlerischen Schaffen aber dann doch wieder seine Befriedigung fand.
Im Alter von gut 73 Jahren starb Bruder Angelicus, Joseph Henfling aus Auerbach, am Allerseelentag (2. November) 1950. Er wurde im Kreuzgang des Klosters Ettal beerdigt. (Todesanzeige)

Würdigung des Künstlers
Heinrich Henfling, der Bruder des Malers, schenkte der Stadt Auerbach Weihnachten 1957 einige Bilder, darunter das oben abgebildete Selbstporträt von Joseph (etwa 1906), das kurioserweise auf der Rückseite ein Stillleben in Öl (siehe weiter unten) trägt.

Dieses Ölbild
eines am Tisch sitzenden Mannes ist signiert mit
„J. Henfling. 93“.
Der Künstler schuf
dieses Bild somit bereits
im Alter von 16 Jahren.
Auf der Rückseite steht der
handschriftliche Vermerk:
„Der Hering Vetter.
Ein Auerbacher Original“.
Das Bild ist im Besitz
der Stadt Auerbach.

Die künstlerische Bedeutung des geborenen Auerbachers Joseph Henfling beweist auch seine Aufnahme in große Künstlerlexika. So werden er und sein Schaffen gewürdigt in Band 16 von Thieme-Becker „Allgemeines Lexikon der bildenden Künste von der Antike bis zur Gegenwart“ (S. 385, 1923), ebenso wie in Hans Vollmers Werk „Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts“ (Band II, S.417, 1955).

Auch diese drei Portraits stammen von Joseph Henfling. Die Radierungen hängen im Beratungszimmer des Rathauses in Auerbach in der Reihe der anderen Bürgermeister.

  Leonhard Neumüller,   
    Bgm. 1854-1888       

Joseph Neumüller,
Bgm. 1888-1902

    Michael Fellner,
   Bgm. 1902-1917

Fritz Schnelbögl würdigt Henfling in seiner Chronik „Auerbach in der Oberpfalz“ in einem ausführlicheren Artikel, der auch in diese Erinnerung mit einbezogen wurde. Er schreibt: „Seine Werke fanden in den damaligen Kunstausstellungen, namentlich im Münchner Glaspalast und bei der „Gesellschaft für christliche Kunst“, Lob und Beifall.“ (1, Seite 256f)

Dieser Fliederstrauß
- gemalt in Öl -
ist auf der Rückseite
des ganz oben  abgebildeten
Selbstbildnisses
von Joseph Henfling
zu sehen.
(Archiv Stadt Auerbach)

Dieses Werk von Joseph Henfling,
der hl. Nepomuk,
war zunächst im Besitz von Dr. Lodes.
Danach gehörte es Helga Weise-Richter,
einer Enkelin von Stadtförster Wallner.
Sie vermachte es
der Pfarrkirche Auerbach, wo es
heute in der Nische des Kreuzaltars
(dritter Seitenaltar von hinten rechts)
seinen Platz gefunden hat.

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Eine große Sonderausstellung
im Kloster Ettal
(Spätsommer 2017)
war Josef Henfling gewidmet.
(6)

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verwendete und weiterführende Quellen

1 Schnelbögl, Fritz, Auerbach in der Oberpfalz, Herausgeber Stadt Auerbach, 1976
2 Kugler, Hans-Jürgen, Auerbach in der Oberpfalz, Geschichte der Häuser und ihrer Familien, Band 2, Auerbach 2010
3 Kugler, Hans-Jürgen, Auerbach in der Oberpfalz, Geschichte der Häuser und ihrer Familien, Band 1, Auerbach 2008
4 Privateigentum Jürgen Schuh
5 Archiv Kloster Ettal
6 anlässlich der Ausstellung erschienen: Angelicus Josef Henfling OSB - Akademischer Maler und Benediktiner in der Abtei Ettal, Ettal 2017

W. A. Mozart (1756-1791)
Ouvertüre zu Cosi fan Tutte

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 18. Januar 2024

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