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Vom Nikolaus zum Pelzmärtl
Am 11. November ist traditionell der Tag des
hl. Martin.
Martin war Bischof von Tours, starb im Jahr 397 und wurde bald im
Frankenreich besonders verehrt. In der kirchlichen Kunst wird er gern
dargestellt, wie er – noch in seiner Zeit als Soldat – seinen Mantel zerteilt,
um einem frierenden Bettler zu helfen. Gefeiert wurde der Heilige unter anderem durch Lichterprozessionen, ein Brauch, der sich im letzten Jahrhundert weithin verbreitet hat und den wir als Martins- oder Laternenzug besonders der Kindergartenkinder miterleben können. In vielen evangelischen Familien
Frankens war bis vor wenigen Jahrzehnten der 11. November der Tag des
Pelzmärtls.
Nachdem Martin Luther (1483-1546) den Nikolaus als Teil des
Heiligenkultes aus den Häusern seiner Anhänger verbannt hatte, bürgerte sich bei
ihnen eine Ersatzgestalt ein, der man die Aufgaben des Examinierens und
Belohnens oder Bestrafens der Kinder übertrug. Diese kam am Tag des nicht mehr
weiter verehrten Hl. Martin (Märtel), hatte die Rute zum Strafen (pelzen =
schlagen) bei sich und hieß daher Pelzmärtel (Pelzermärtl, Bulzermartl,
Butzenmärtel oder ähnlich
Sonderausstellung 12 Joseph Henfling (oben Selbstbildnis, Archiv der Stadt Auerbach) kam am 15. Februar 1877 in Auerbach im Haus Nummer 278 (heute Bahnhofstraße 1) zur Welt. Dort wohnten seine Eltern Martin und Margarethe Henfling, geb. Dötsch, zur Miete.
Talent und Neigung zur Kunst verdankte Joseph wohl seinem Vater Martin (1847-1897),
der als Dekorations- und Kirchenmaler - gelegentlich wird er auch als
„Kunstmaler“ bezeichnet – vor allem in seiner Heimatstadt Auerbach wirkte. Reisen
nach Italien und Griechenland
Diese beiden Ölbilder (links Früchte essende Knaben, 1906; rechts Knaben beim Würfelspiel, 1909) malte Joseph Henfling nach dem berühmten spanischen Barockkünstler Bartolome Esteban Murillo.
Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, meldete sich Joseph, bereits 37 Jahre
alt, als Freiwilliger zum Militär. Bruder
Angelicus
In
Verehrung des berühmten italienischen Malers und Mönchs aus dem Orden der
Dominikaner Fra
Angelico da Fiesole aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts
erhielt er bei der Einkleidung den
Namen Bruder Angelicus. In Ettal malte Henfling
u.a. auch dieses Bild. Es zeigt den
hl. Martin
wie er einem Bettler seinen Mantel schenkt. Diese Legende wird auch heute noch
oft bei den Martiniritten und Laternenumzügen um den 11.11., dem Namenstag des
Heiligen, dargestellt.
Dieses 51x40 cm große Ölbild von Joseph Henfling ist in Privatbesitz. (4) Es lässt erahnen, dass der Maler seine neue Ettaler Heimat sehr liebte und wohl auch oft erwanderte.
Dieses undatierte Aquarell Herbststimmung im Klostergarten befindet sich im Kloster Ettal (6)
In den weiträumigen Gebäuden der Benediktinerabtei Ettal sind heute noch zahlreiche Landschaftsbilder und Porträts aus der Hand von Joseph Henfling vorhanden. Auch sein Atelier mit sehr vielen Werken des aus Auerbach stammenden Künstlers besteht noch. Auch dieses von Henfling gemalte Bild, das den hl. Antonius den Großen zeigt, befindet sich in seinem Kloster Ettal. Ebenso die von ihm vorher dazu erstellte Skizze. (Bilder aus 5)
Auf dieser Skizze ist das Schwein unten rechts noch nicht zu finden. Henfling, Bruder Angelicus OSB hat dieses häufig abgebildete Attribut des hl. Antonius erst auf seinem Ölgemälde ergänzt.
Der in der Spätantike um 300 n.Chr. lebende Asket und Heilige Antonius der Große wird oft mit einem Schwein dargestellt. Es stellt künstlerisch die Versuchungen dar, denen Antonius erfolgreich widersagte. Auf den Wüstenmönch (Vater des Mönchtums) berufen sich die Angehörigen des 1095 gegründeten Antoniterordens, die für ihren Dienst an Kranken ihre Schweine frei herumlaufen lassen durften. Das Fleisch der Tiere wurde dann an Arme verteilt. So erlangte Antonius der Große auch den Beinamen Sautoni. Er ist in der katholischen Kirche u.a. Schutzpatron der Bauern, der Nutztiere und der Metzger. Sein Gedenktag ist der 17. Januar.
Dieses Bild malte Henfling, wie die Signatur vorne
links erkennen lässt, Auch für die befreundeten Klöster Weltenburg und Scheyern, sowie für das Griechische Kolleg in München (Ikonostase) schuf der gebürtige Auerbacher zahlreiche Bilder.
Schriftliche Aufzeichnungen, welche Ettal noch heute von Joseph Henfling
besitzt, zeugen von der empfindsamen Seele eines Mannes, der sich seines Künstlertums
durchaus bewusst war und es doch mit der selbstauferlegten Ordenspflicht der
Unterordnung unter die Gemeinschaft ernst nahm. Konflikte zwischen Ordensmann
und Mensch blieben allerdings nicht aus, zumal Henfling, wie er selbst einmal
von sich sagte, „von Natur aus ein ungewöhnlich komplizierter Mensch“ war,
der wohl zeitweilig an seiner untergeordneten Stellung als einfacher Bruder im
Kloster litt, im künstlerischen Schaffen aber dann doch wieder seine
Befriedigung fand. Würdigung
des Künstlers
Die künstlerische Bedeutung des geborenen Auerbachers Joseph Henfling beweist auch seine Aufnahme in große Künstlerlexika. So werden er und sein Schaffen gewürdigt in Band 16 von Thieme-Becker „Allgemeines Lexikon der bildenden Künste von der Antike bis zur Gegenwart“ (S. 385, 1923), ebenso wie in Hans Vollmers Werk „Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts“ (Band II, S.417, 1955). Auch diese drei Portraits stammen von Joseph Henfling. Die Radierungen hängen im Rathaus Auerbach in der Reihe der anderen Bürgermeister.
Fritz Schnelbögl würdigt Henfling in seiner Chronik „Auerbach in der Oberpfalz“ in einem ausführlicheren Artikel, der auch in diese Erinnerung mit einbezogen wurde. Er schreibt: „Seine Werke fanden in den damaligen Kunstausstellungen, namentlich im Münchner Glaspalast und bei der „Gesellschaft für christliche Kunst“, Lob und Beifall.“ (1, Seite 256f)
Eine große Sonderausstellung verwendete und weiterführende Quellen
letzte Bearbeitung dieses Artikels am 21. November 2024
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