im 2. Weltkrieg
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Der Truppenübungsplatz
Grafenwöhr
im 2. Weltkrieg

Unmittelbar nach Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 wurde es vorübergehend still auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr, denn praktisch alle hier stationierten Truppen wurden umgehend an die Front verlegt. Doch schon in der zweiten Septemberhälfte begann die Aufstellung von Infanteriedivisionen (u. a. 88. und 98.), die ausgerüstet, auf ihren Einsatz vorbereitet und dann ebenfalls an die Front verlegt wurden.

Die 98. Infanteriedivision
wurde am 18. September 1939
auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr
aufgestellt. Sie war mit
tschechischen Waffen ausgerüstet.
Generalleutnant Erich Schröck
war ihr erster Kommandeur.

Grafenwöhr war auch Sammelstelle der nach aufreibenden und verlustreichen Kämpfen zur Erholung und Auffrischung aus der Front vorübergehend herausgenommenen Verbände. So kamen z.B. im Juli 1940 im Frankreich-Feldzug stark angeschlagene Fronttruppen hierher und wurden zur 134. Infanteriedivision unter Generalleutnant Conrad von Cochenhausen neu zusammengestellt.

Generalleutnant Conrad von Cochenhausen
wurde mit seiner Division im Dezember 1941
westlich von Rossoschnoje eingeschlossen.
Dadurch erlitt er wohl
einen Nervenzusammenbruch
und erschoss sich am 13.12.1941.

In der 2. Hälfte des Jahres 1940 waren auch Fallschirmeinheiten der Reichsluftwaffe zur Regenerierung in Grafenwöhr.
Im Sommer 1941 wurde in Grafenwöhr mit der Aufstellung der spanischen „Blauen Division“ begonnen.

Dabei gab es neben Verständigungsschwierigkeiten
auch Probleme mit der etwas ungewohnten
Auffassung von Disziplin und Ordnung
durch die südländischen Soldaten.
Nachdem die spanische Division in Grafenwöhr
mit deutschen Uniformen und Waffen ausgestattet
und für den Einsatz ausgebildet worden war,
wurde sie an die Ostfront verlegt.

Praktisch ab dem Jahre 1943 kamen auch SS- und Waffen-SS -Truppen nach Grafenwöhr. Im Juli dieses Jahres wurde hier die 11. SS-Freiwilligen-Panzerdivision „Nordland“ mit den Regimentern Norge und Danmark aus Freiwilligen dieser Länder zusammengestellt.

1943/44 wurde in Grafenwöhr
die italienische Marineinfanterie-Division
„San Marco“ aufgestellt.
Eine Einheit gleichen Namens
hat heute ihren Sitz
in Brindisi (Apulien, Süditalien).

Ca. 12.000 freiwillige und zwangsrekrutierte Italiener wurden ab 1943 auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr ausgebildet und auf ihren späteren Einsatz vorbereitet.

In diesem Zusammenhang
kam im April 1944
der „Duce“ Benito Mussolini
hierher und besuchte u. a.
mit Generalfeldmarschall Keitel
seine Truppe, von der er
begeistert gefeiert wurde.

Anfang 1944 wurde der Arbeitsstab „Panzer“ unter General Guderian nach Grafenwöhr verlegt.

Heinz Guderian (1888-1954)
war Teilnehmer des 1. und des 2. Weltkriegs.
In letzterem kämpfte er
an den verschiedenen Fronten
und war zuletzt als Generaloberst
Chef des Generalstabs des Heeres.

Seine Aufgabe war es, für alle Fronten Panzerbataillone neu aufzustellen oder angeschlagene Verbände aufzufrischen und auf neue Panzertypen umzurüsten und umzuschulen.
Die Dienststelle Guderian sollte auch Beutepanzer sammeln. Im Dezember 1944 wurde die vom SS-Obersturmbannführer Skorzeny geführte Panzerbrigade 150, bestehend aus perfekt englisch sprechenden deutschen Soldaten, mit solchen amerikanischen Panzern und mit US-Uniformen und Ausrüstungsgegenständen ausgestattet.

Unter den Beutepanzern
wird auch ein M3 Stuart
gewesen sein, den die
US-Army ab 1941
vorwiegend als
Aufklärungspanzer
einsetzte.

Als „Unternehmen Greif“ sollten diese SS-Panzerverbände in den Ardennen den vorrückenden „echten“ Amerikanern in den Rücken fallen und z.B. als „falsche“ Militärpolizisten deren Vormarsch durcheinanderbringen und verhindern bzw. zumindest verzögern. Mit Ausnahme dieser „deutschen US-Militärpolizisten“ kamen die „US-Kampfkompanien“ des Otto Skorzeny nicht mehr zum Einsatz.

Im Westlager Bernreuth wurden von Januar bis Mitte April 1945 u. a. eine deutsche Luftwaffenfelddivision und ungarische Verbände neu zusammengestellt und ausgerüstet. Diese auf deutscher Seite kämpfenden ungarischen Einheiten "umfaßten die gesamte Unteroffizierschule aus Jutas, ein Infanterieregiment aus Sopron und zwei Kompanien ungarische Offiziersanwärter. Diese ungarischen Verbände wurden im Westlager zu einer Kampfgruppe zusammengestellt, in mehrere Kompanien gegliedert, bis zur Räumung des Lagers an deutschen Waffen, zusammen mit der Luftwaffenfelddivision ausgebildet und für einen Fronteinsatz vorbereitet." (1, Seite 118f)
Unter ihnen war auch Monsignore Gabor Vargha, der als Militärgeistlicher im Range eines ungarischen Hauptmanns wirkte. Nach dem Krieg und einer kurzen Gefangenschaft im amerikanischen Lager Bad Kreuznach kehrte Vargha hier zurück und betreute vom nahen Kloster Michelfeld aus die katholischen Ungarn der Diözesen Bamberg, Würzburg, Regensburg und Eichstätt.

Monsignore Gabor Vargha
starb hochbetagt
im Jahr 2002
und fand auf dem
Klosterfriedhof
Michelfeld
seine letzte Ruhestätte.

Kriegsende
Am 5. und besonders am 8. April 1945 (Weißer Sonntag) wurden Lager und Stadt Grafenwöhr von schweren Bombenangriffen getroffen. Es gab mehrere Tote und zahlreiche Verletzte unter der Zivilbevölkerung und den Soldaten und sehr großen Sachschaden.

Rund 2/3 der Gebäude der Stadt Grafenwöhr wurden bei den verheerenden Bombenangriffen Anfang April 1945 zerstört oder zumindest beschädigt. (Foto 3, Seite 83)

„Im US-Air-Force-Tagesbericht für den 8. April 1945 heißt es lapidar (in deutscher Übersetzung): Grafenwöhr Panzer- und Mannschaftslager: sehr gut getroffen; Munitionsfabriken: größtenteils verfehlt; Fahrzeugpark, Baracken und Versorgungsgebäude: mit Bomben eingedeckt; insgesamt etwa 1.300 Sprengbomben und 714 Brandbomben abgeworfen; 216 Bomber nach Grafenwöhr losgeschickt, davon erreichten 203 ihr Ziel.“ (2, Seite 86)
"Sehr gut getroffen" bedeutet, dass ca. 80 % des Lagers zerstört worden waren.

Den Mitte April 1945 von Westen her vorrückenden amerikanischen Truppen sollte eine „Kampfgruppe Grafenwöhr“ zwischen Auerbach und dem Westlager Bernreuth Einhalt gebieten. Zum Glück brach diese Barriere bald zusammen, so dass weitere Kampfhandlungen und unnötiges Blutvergießen ausblieben. Der Arbeitsstab Panzer setzte sich zunächst ins Salzkammergut ab, wurde dort aber am 5. Mai 1945 ebenfalls von den Amerikanern in Gefangenschaft genommen.

Das Eisenbahngeschütz Dora

Unmittelbar vor Eintreffen der US-Truppen sprengten deutsche Soldaten am 19. April 1945 den bei Metzenhof am Rande des Übungsplatzes stehenden "Doppelgänger" des „größten Geschützes aller Zeiten“, der Dora.

Übergabe des Truppenübungsplatzes an die Amerikaner

Ebenfalls am 19. April 1945 besetzten
amerikanische Truppen der 11. US-Panzerdivision
Lager und Stadt Grafenwöhr.
Am Tag darauf übergab Kommandant
Generalleutnant Rupprecht in seinem Gefechtsstand
in der Nähe des Gefangenenfriedhofs
den Truppenübungsplatz Grafenwöhr
kampflos an die Amerikaner.

verwendete Quellen

1 Mädl, Helmut, Die Geschichte des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr, 1980
2 Müller Gerhard, 1. Oberpfälzer Kultur- und Militärmuseum Grafenwöhr, Grafenwöhr 1990
3 Kneidl, Dominikus, Grafenwöhr wie es war, Heimatverein Grafenwöhr 1981
Burckhardt Paul, Die Truppenübungsplätze Grafenwöhr, Hohenfels, Wildflecken, Weiden 1989
Kugler, Hans-Jürgen, Hopfenohe - Geschichte einer Pfarrgemeinde, Auerbach 1997 (auch als CD erhältlich)
Morgenstern, Gerald, Truppenübungsplatz Grafenwöhr, gestern - heute, Grafenwöhr 2010 (Bezugsquelle)

Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)
Dies irae aus dem Requiem (KV 626)

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 22. Dezember 2010

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