Kaudlmühle
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Die ehemalige
Kaudlmühle

Nur mehr die älteren Auerbacher können mit diesem Namen und dem einstmals großen Anwesen unserer Stadt etwas anfangen. Es lag zwischen der Degelsdorfer Straße und dem Novettaweg, reichte fast bis zur Marienstraße und wurde vom Mühlbach oder Mahlbach durchflossen.

Dieser alte Kartenausschnitt zeigt, von mir rot umrandet, das Anwesen Kau(n)dlmühle etwa so, wie die Gebäude vor dem Brand 1904 lagen. Den Mahlbach habe ich mit blauem B gekennzeichnet. Er kam von der Bachgasse her, unterquerte die heutige Degelsdorfer Straße beim Anwesen Ebert, bog dann nach Nordosten um die Mühle zu betreiben, und floss danach nach Nordwesten, um sich später wieder mit dem Speckbach zu vereinen. Von diesem war er Mitte des 12. Jahrhunderts bei der Neumühle durch die Bachgasse abgezweigt worden. Der Speckbach ist an der rechten oberen Bildecke zwischen den Buchstaben W und i (von Geier-Wiese) zu sehen.

Die Lage der Kaudlmühle hat natürlich etwas mit dem Bach (= Speckbach) zu tun, der um 1144 bei der heutigen Neumühle von seinem natürlichen Bett abgezweigt und in und durch die Bachgasse geleitet wurde. Er betrieb die Schlossmühle und dann auch die Kaudlmühle. Deshalb hieß er auch Mühlbach, und vereinigte sich vor der Speckmühle wieder mit dem ursprünglichen Speckbach.

 

einige Kaudlmüller

Der älteste namentlich bekannte Eigentümer und Namensgeber der Kaudlmühle ist Albrecht Kudler oder Kaudler. Er betrieb hier schon 1314 seine Mühle. Ein im Archiv der Stadt liegender Vertrag von 1340 besagt, dass er am Tag vor Bartholomäus (24. August) mit seinem Oheim, dem Neumüller Heinrich Lansberger, und mit Konrad von Purkstall einen Vertrag „wegen des Aichpfahles und des Bachräumens“ schloss.

Der Aichpfahl oder Mühlpfahl war ein Holzpfahl vor dem Wehr mit einer Markierung, auf der exakt abzulesen war, wie hoch der Bach aufgestaut werden durfte. Das Setzen eines solchen Pfahls sollte sicherstellen, dass ein Müller das Wasser nur zu bestimmten Zeiten und nicht höher aufstaute als ihm zustand. Die anderen am Bachlauf anliegenden Mühlen waren ja auch auf die ihr Werk durchfließende und den Mahlgang betreibende Wassermenge angewiesen. Das Einschlagen und Überwachen des Aichpfahls war ein Vorgang, der vertraglich geregelt war.

Als einer der Zeugen dieses Vertrages von 1340 ist Heinrich Stromeier, Bürger zu Auerbach, genannt. Er ist der erste namentlich überlieferte Vertreter dieser Familie, aus der Dr. Heinrich Stromer (1476-1542), wohl Auerbachs berühmtester Sohn, stammt.

 

1480 erwarb Jörg Neumüller von der Neumühle die Kaudlmühle. Eigentümer und Betreiber waren nun bis 1708 die Neumüller namentlich, und danach ihre Abkömmlinge. (nach 1, Seite 58 ff)

Einer der Kaudlmüller war der Mesner und Schulmeister Johann Martin Dumbeck, der 1772 in die Familie eingeheiratet hatte. Den Dienst in der Kirche versah er weiter, für die Schule stellte er sich einen Adstanten (Gehilfen) an. „Dumbeck war hoch angesehen und brachte die Kaudlmühle zu großem Reichtum. Er starb 1818.“ (2, Band XIX, Seite 224)

1874 betrieben die Kaudlmühle, die inzwischen zusätzlich auch eine Schneidsäge war, die Witwe Maria Merkl und ihr 2. Ehemann Georg Eichermüller von der Kahrmühle bei Pressath. Die Eichermüller kamen hier 1901 auf die Gant. D.h. die Kaudlmühle wurde versteigert.

 

Erstes Elektrizitätswerk von Auerbach

Der aus Beilenstein (heute Truppenübungsplatz) stammende Bauer und Getreidehändler Vitus Maier wurde neuer Eigentümer der Kaudlmühle. Er meldete zum 29. März 1902 in Auerbach eine Getreidemühle und eine Schneidsäge im Wechselbetrieb als Gewerbe an. Erwartet wurden jährlich 900 Zentner Mehl und 200 cbm Holz. Gut ein Jahr später, am 27. August 1903, eröffnete Maier auf seinem Anwesen auch noch ein Elektrizitätswerk für elektrische Beleuchtung. (nach 8, Seite 61 ff)
Schon ein Jahr später brannte die alte Kaudlmühle nahezu vollkommen ab.

Beim Wiederaufbau im gleichen Jahr 1904 wurde das Wohnhaus (in obiger Skizze W) näher an die Straße gerückt, wo es heute noch steht (Degelsdorfer Straße 11). Der große Stadel S überdauerte den Brand von 1904. Er wurde erst 2009 als letztes Überbleibsel der einst stolzen Kaudlmühle abgerissen.

Auf diesem weit über 100 Jahre alten Foto des Kaudlmühle-Wohnhauses (heute Degelsdorfer Str. 11)
ist auch gut die heutige Degelsdorfer Straße im Vordergrund zu erkennen.
Später wurde der Hauseingang auf die der Straße abgewandte Seite verlegt.

Das erste Elektrizitätswerk Auerbachs verkaufte Maier im Februar 1910; es war anschließend noch bis 1920 in Betrieb. Die Stadt Auerbach erwarb dann die Gebäude und die Fläche am heutigen Novettaweg, und nutzte einen Teil davon vor dem 2. Weltkrieg lange als Fischhaus.
Bis 1978 betrieb die Firma Novetta hier eine Wäscherei.

Eine Karte (Uraufnahme 1808-1864) aus dem BayernAtlas zeigt das stattliche Kaudlmühl-Wohnhaus
mit der alten Hausnummer (durchgestrichenen) 167 noch an ihrem alten Standort. (Foto 2007)

Familie Gößner 

Einen anderen Teil der ehemaligen Kaudlmühle und das Wohnhaus (Nummer 167, heute Degelsdorfer Straße 11) kaufte 1909 die Familie Alois Gößner. Sie erwarben auch Teile des auf der anderen Straßenseite liegenden ehemaligen Stadtgrabens, und nutzten die aufgefüllte Fläche zum Betrieb eines Sägewerks. Dieses wurde nun nicht mehr wie das frühere der Kaudlmühle mit Wasserkraft, sondern mit Strom betrieben. 1917 wurde daneben eine Kunstmühle gebaut. In des wurde Alois Gößner 1927 beim Umlegen der Transmission vom Riemen erfasst und tödlich verletzt.

Sohn Georg Gößner (1904-86) und seine Frau Anna Margaretha (1907-95) übernahmen darauf das Anwesen. Sie kauften 1929 eine Dreschmaschine dazu, mit der in den folgenden Jahrzehnten Lohndrusch angeboten wurde. Als Mitte der fünfziger Jahre die Mähdrescher bei uns auf dem Vormarsch waren, wurde die Dreschmaschine aufgegeben.

Sohn Bernd Gößner (1938-2001) studierte in Rosenheim Holztechnik und begann 1961 mit der Herstellung von Langriemen-Parkett. Die Firma BEGO-Auerbaach (Bernd Goeßner) wurde hier bis zur Umsiedlung und Neubau im Industriegebiet Lohe im Jahre 1989 betrieben.  Heute gehört as Firmengelände Heim und Haus.

Einige Jahre nach dem plötzlichen Tod von Bernd Gößner 2001 verkauften die Witwe Heidi G. und ihre Kinder das Haus Degelsdorfer Straße 11, also die frühere Kaudlmühle.

Dieser in Teilen seines Gemäuers und Gebälks uralte Stadl
war wohl das letzte Überbleibsel der Kaudlmühle.
Er wurde im November 2009 abgerissen,
um einem Drogeriemarkt und einem Bekleidungsgeschäft Platz zu machen
.

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verwendete und weiterführende Quellen

1

Schnelbögl, Fritz, Auerbach in der Oberpfalz, Auerbach 1976

2

Köstler, Joseph, Chronik der Stadt Auerbach, 27 handgeschriebene Bände, verfasst etwa 1905 bis 1925, Lagerort Archiv der Stadt Auerbach

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letztmalige Arbeit an dieser Seite am 28.8.2025

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