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Der
Rotary
Club Auerbach stiftete
anlässlich der 675 Jahrfeier der Stadt 1989
diese wertvolle Bronzebüste.
Sie steht auf einer Steinsäule
am Aufgang vom Oberen Marktplatz
zur Pfarrkirche St. Johannes der Täufer
gegenüber dem Rathaus,
und
zeigt Dr. Heinrich Stromer. |
|
Stromer-Nachfahre in 16. Generation zu Besuch
(nn,
onetz)
Dr.
Heinrich Stromer
Auerbachs berühmtester Sohn
„In
Auerbach (Anm.: in der Oberpfalz!) ... wurde ein bedeutender Oberpfälzer geboren. Er hieß Dr. Heinrich
Stromer und kam hier ... als Sohn einer aus Nürnberg eingewanderten Bürgerfamilie
zur Welt."
(1, Seite 72f)
Als
Geburtsjahr von Heinrich Stromer wird allgemein 1476 (9) angegeben, aber
man findet auch 1482. (2, Seite 83)
Eine Klärung des Geburtsjahres bringt wohl das folgende Gemälde von 1527, das einem
Cranach-Schüler zugeschrieben wird, oder aus der Hand des Meisters selber
stammt.
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Dieses Bild (aus 11, Seite 345),
gemalt zu Lebzeiten,
zeigt Heinrich Stromer
"anno etatis sue 51",
also im 51. Lebensjahr.
Folglich ist er
1527-51, also 1476
geboren.
Interessant ist auch
die weitere Inschrift
oben links:
"Sic oculos,
sic ille genas,
sic ora ferebat."
Solche Augen,
solches Kinn,
solchen Mund hatte er.
Ferner ist zu lesen:
"Christus scopus noster",
Christus ist unser Ziel. |
Am Zeigefinger der linken Hand
trägt
Stromer einen Siegelring,
der hier stark vergrößert abgebildet ist.
Oben
lesen wir H-S-D,
die Abkürzung für Heinrich Stromer Dr.,
natürlich
spiegelverkehrt, da es sich ja um
einen Siegelring zum Abdrucken in Wachs
handelt.
Der halbe steigende Ziegenbock
gehört zum Wappen der
Stromer in Leipzig. |
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Mehr über die Stromer aus Auerbach findet man unter
Familie
Stromer,
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Am
wahrscheinlichen
Geburtshaus
des Heinrich Stromer
in Auerbach in der
Oberpfalz
erinnert
eine schlichte Gedenktafel
an den großen Sohn der
Stadt.
(Foto 1970, Archiv Weber)
|
So sah das Haus Nr. 234 um das Jahr 1900 aus.
Die Gedenktafel war damals rechts. Die
Dr.-Heinrich-Stromer-Straße in der Stadt Auerbach beginnt mit diesem Haus
am oberen Marktplatz stadtauswärts. Daneben,
getrennt durch die Stadtschreibergasse, war der "Wurstdrechsler"
(Michael Lehrmeier), eine weitere Bierwirtschaft.
Dr.
Heinrich Stromer als Arzt
1492
oder einer anderen Quelle nach erst 1497 kam Stromer an die Universität
Leipzig. Dort erlangte er jedenfalls 1498 den akademischen Grad eines Baccalaureus,
was dem heutigen Bachelor entspricht. Drei
Jahre später wurde er „magister artium liberalium“ in Philosophie. Danach
wechselte Stromer zur Medizin, wo er 1508 Baccalaureus und Rektor
der Universität wurde.
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Dieses herrliche Blatt
stammt aus Matrikel A,
Sommersemester 1508, Bl. 198.
Oben steht (übersetzt):
Rektor Heinrich Stromer von Auerbach,
Magister der Philosophie,
Baccalaureus der Medizin.
Die beiden Wappen darunter:
der Ur seiner Heimatstadt und
der halbe steigende Ziegenbock
als sein persönliches.
Die schöne Initiale H
mit den Anfangsbuchstaben
seines Namens S und H
zeigt Stromer als Rektor
der Universität Leipzig. |
Der Besuch einer "Academia"
bereits in jungen Jahren war in der
damaligen Zeit nichts Besonderes für jemand, der eine akademische Laufbahn
einschlagen wollte. Dass Stromer aber bereits mit
32 Jahren Rektor der 1409
gegründeten Universität
Leipzig wurde, ist auch für damalige Verhältnisse zumindest nicht
alltäglich.
Drei
Jahre später (1511) promovierte Stromer und bekam den Doktortitel. 1516 wurde
er Professor der Pathologie
und führte wahrscheinlich an der Universität Leipzig das Studium der
Anatomie ein.
|
Diese Tafel am Hörsaal
der Anatomie in der
Universität Leipzig
erinnert auch an
Dr. Heinrich Stromer,
der wohl den bislang
dort und allgemein
vernachlässigten Zweig
der Medizin eingeführt hat.
Dabei ist die Anatomie
als Lehre vom Menschen
doch Schlüssel ... |
Im gleichen Jahr 1516 veröffentlichte Dr.
Stromer eine viel
beachtete Schrift über die Pest. Als diese im August 1519
in Leipzig wieder einmal ausbrach, floh Dr. Stromer mit seiner frisch
angetrauten Gemahlin Anna ins nahe Altenburg.
Nach Abklingen der Seuche wieder zurück in Leipzig wurde Dr. Heinrich Stromer
1523 zusätzlich Professor für Therapie,
die sich mit Maßnahmen zur Heilung oder zumindest Linderung von Krankheiten und
Verletzungen befasst, also "praktische Medizin" ist.
„Als
Arzt kam Stromer bald zu großem Rufe. Vier Fürsten haben sich seines Rates
bedient: außer dem Landesherrn von Leipzig, dem Herzog Georg, und Kurfürst
Friedrich (dem Weisen) auch Kurfürst Joachim von Brandenburg, vor allem aber
dessen jüngerer Bruder, der Erzbischof von Magdeburg und Mainz, Kurfürst und
später auch Kardinal Albrecht von Brandenburg, der als Förderer des päpstlichen
Ablaßhandels - sein Subkommissar war Tetzel - berüchtigt, aber auch als Mäcen,
als Förderer von Wissenschaft und Kunst hochberühmt geworden ist.“ (2, Seite
10)
Kardinal Albrecht von
Brandenburg
auf einem Gemälde von Lucas Cranach
Stromers Titel lautete: ,,Kurfürstlich-brandenburgischer,
kursächsischer,
erzbischöflich magdeburg-mainzischer
Leibmedikus“. (6,
Seite 50) |
|
Persönlichen Kontakt hatte Stromer auch mit Paracelsus
(1493-1541), einem berühmten Arzt und Philosophen.
Dr.
Heinrich Stromer als Wissenschaftler
Als
Wissenschaftler verfasste Dr. Stromer auch mehrere bemerkenswerte Schriften, so
1504 das
Rechenbuch „Algorithmus linealis“ mit den kurzgefassten Anfangsgründen
der Arithmetik. Dieses Werk wurde öfter nachgedruckt, allein 1512, 1514 und
1520 in Wien.
Im Mai 1516
wurde in Leipzig Stromers erste medizinische Schrift „Saluberrimae adversus
pestilentiam observationes“, also etwa „Heilsame Betrachtungen gegen die
Pest“, gedruckt. Dieses Buch scheint unter der zahlreich erschienenen
Pestliteratur jener Zeit eine besondere Bedeutung gehabt zu haben, denn noch über
100 Jahre danach wird es als gut und brauchbar beschrieben.
Heinrich
Stromer von Auerbach:
Regiment ... inhaltendt wie sich wid[er] die pestile[n]tz
tzubeware[n]/
auch den ihenen die damit begriffen hilff tzureiche[n]. Leipzig
1516
Die Pestschrift Stromers, hier das aufgeschlagene Titelblatt, besteht aus drei Teilen. Im ersten werden mögliche Ursachen aufgezählt, so
verdorbene Luft und verdorbene Nahrung, unbeerdigte Leichen, Sümpfe, Dünste
und viele andere.
Im zweiten Teil nennt Stromer eine Reihe von vorbeugenden
Mitteln: „Das sicherste Mittel ist, den Ort zu fliehen, und zwar schleunig zu
fliehen, an einen Ort, wo mindestens seit einem Jahr keine Pest geherrscht hat,
und nicht eher wieder zurückzukehren, als bis die Krankheit völlig erloschen
ist und längere Zeit kein Opfer mehr gefordert hat. Dies bestreiten zu wollen
mit der Behauptung, dass niemand seinem Schicksal entgehen könne, ist grosse
Thorheit.“ (2, Seite 13)
Im dritten Teil werden u.a. eine Reihe von Nebenerscheinungen
aufgezählt, wie Ekel vor Speisen, brennender Durst und Verstopfung.
In dieser
Schrift, die auf insgesamt 42 Seiten alles was man damals über die Pest wusste
und dachte enthält, zeigt sich an verschiedenen Stellen die religiöse
Grundhaltung Dr. Stromers, so z.B. im Schlusssatz: „Omnia praetereunt, praeter amare
deum. (Alles ist vergänglich, nur nicht die Liebe zu Gott.)“ (4, Seite 5)
|
Dieser
Holzschnitt von 1518
wird dem Dürerschüler
Hans von
Kulmbach
zugeschrieben.
Er zeigt Dr. Heinrich Stromer
mit dem Monogramm
H-S-D
(Heinrich
Stromer Doktor)
über dem
Kopf. |
Auch
sein 1531 in Wittenberg erschienenes Büchlein „Eine
getreue, fleißige und ehrliche Verwarnung wider das häßliche Laster der
Trunkenheit“ ist bemerkenswert. Der Schluss des lateinisch geschriebenen Textes
lautet in deutscher Übersetzung: „Dieweil denn so mancherlei Beschwerung dem
Menschen an Ehre, Gut, Leib und Seele, aus dem häßlichen und sündlichen
Laster der Trunkenheit widerfahren, so ist es billig und ehrlich, daß sich der
fromme Mensch und sonderlich, der sich des Namens Christi und Evangeliums rühmt,
davon mit höchstem Fleiß hüte und bewahre. Damit er über mancherlei
zeitlichem Schaden und Verderb durch Gottes gestrenges Urteil nicht auch
ewiglich bestraft werde. Denn wenn man von diesem Laster nicht absteht und es
nicht meidet und an Christus glaubt, so wird es gewiß auch dort nicht
ungestraft bleiben. Darum gebe Gott uns allen Gnade, uns in dem und allem
anderen zeitlich zu bessern und Gott um Gnade in Christi Namen anzurufen. So
wird alles Ja Ja und kein Nein sein. Amen.“ (3, Seite 75)
|
Seiner theoretischen Lehrmeinung immer treu zu bleiben
und nach ihr zu handeln
war sicher nicht einfach für Dr. Stromer:
bereits
sechs Jahre vor Erscheinen seiner Schrift
"... wider das häßliche
Laster der Trunkenheit"
hatte Stromer in Leipzig
einen Weinkeller
mit öffentlichem Ausschank eröffnet. |
Dr.
Heinrich Stromer und die Reformation
Stromer,
„der eben noch im Sinne mittelalterlicher Vorstellungen bei seinem
hochverehrten Gönner, dem Kardinal Albrecht, Ablässe für seine Heimatstadt
Auerbach erwirkt hatte (1518), entschloß sich … zu einer entschiedenen Abkehr
vom alten Glauben.“ (4, Seite 6)
Spätestens
seit der sogenannten „Leipziger Disputation“ (27. Juni bis 15. Juli 1519)
stand Heinrich Stromer mit Martin Luther in
persönlicher Verbindung.
Luther
(Bild anno 1520)
schrieb am 20. Juli 1519
in einem Brief an Spalatin:
„Die Leipziger haben uns
weder begrüsst
noch besucht, sondern uns
wie die verhasstesten Feinde
behandelt.
An Eck haben sie gehangen,
haben ihn begleitet,
mit ihm geschmaust,
ihn eingeladen, ...
kurz, was sie nur ersinnen konnten,
haben sie gethan, uns zu
kränken.
Doch hat uns
Dr. Auerbach eingeladen,
ein Mann von größter Unparteilichkeit.“
(2, Seite 34) |
|
Und
Stromer selbst hatte schon am 19. Juli 1519 an den gleichen Adressaten Spalatin
über Luther geschrieben: „Es ist wunderbar, welch grosse Bescheidenheit,
welch heilige theologische Gelehrsamkeit von Martinus ausströmt. Der Mann
scheint mir mit Recht der Unsterblichkeit werth.“ (2, Seite 34)
An Spalatin, der eigentlich Georg
Burkhardt hieß und sich nach seinem Heimatort Spalt
(Hopfenstadt nahe
Nürnberg) einfach Spalatin nannte, schrieb Stromer allein 1519 sieben
lateinische Briefe. Sie endeten mit "Tuus H Stromer medicus" (Dein H
Stromer, Arzt).
Dr.
Stromer, oder, wie er sich selber nach seiner Heimatstadt gern nannte und auch
von anderen nennen ließ, „Dr. Auerbach“, schloss sich wohl schon bald den
Gedanken Luthers an und gehörte zu dem „Urstamme der Leipziger
Evangelischen“. (5, Seite 107) Sein Haus wurde bald der Sammelpunkt der Anhänger Martin
Luthers in Leipzig. Als an Pfingsten 1539
die Reformation in dieser Stadt
offiziell eingeführt wurde, war Luther selbstverständlich wieder Gast bei Dr.
Stromer. Als
aber im gleichen Zuge „in Leipzig 1539 die Klöster mit ihren Kirchenschätzen
schonungslos zerstört wurden, beklagte Stromer den großen Schaden.“ (4,
Seite 6)
Heinrich Stromer
hatte auch persönliche Kontakte mit
Philipp Melanchthon (1497-1560),
einem engen Vertrauten und
Nachfolger Martin Luthers.
Dieser hieß eigentlich "Schwarzerdt"
und übersetzte seinen Namen einfach
ins Griechische "Melanchthon".
(Bild von Lucas Cranach, 1532) |
|
Dr.
Heinrich Stromer als Humanist
Heinrich
Stromer war ein nicht unbedeutender Vertreter des deutschen Humanismus. „Im
Zusammenhang mit seiner Wirksamkeit als humanistischer Gelehrter ist besonders
auf seinen ausgedehnten Briefwechsel mit Erasmus und Reuchlin, den beiden Augen
Germaniens, dem Reichsritter und poeta laureatus Hutten sowie dem Nürnberger
Ratsherrn und Freund Dürers, Pirkheimer, und dem Gefährten Luthers,
Spalatin,
hinzuweisen. Dieser intensive geistvolle Briefwechsel ist eines der Kennzeichen
des humanistischen Menschen.“ (6, Seite 51)
Reuchlin, Hutten und Luther auf einem Holzschnitt von 1521
Brieflich unterstützte Stromer den Johannes Reuchlin, der von Maximilian I.
(1459-1519; ab 1486 deutscher König und ab 1508 Kaiser des Heiligen Römischen
Reichs) als wichtiges Mitglied einer Kommission gegen Johannes Pfefferkorn
eingesetzt worden war. Pfefferkorn, ein getaufter Jude und 1508 Herausgeber des
Judenspiegels, wollte alle jüdischen Schriften beschlagnahmen und vernichten.
Dagegen wandte sich Reuchlin und schlug im Gegenteil vor, jüdisches Leben und jüdische
Literatur zu tolerieren und zu studieren.
Mit Erasmus
von Rotterdam
(1465-1536),
einem der bedeutendsten Vertreter
des europäischen Humanismus,
stand Stromer in Verbindung.
Ihn soll er von seinem
Bandwurm
geheilt haben.
(Bild Hans Holbein der J., 1532) |
|
Dr.
Heinrich Stromer und „Auerbachs Keller“
Dr.
Heinrich Stromers Name ist der Nachwelt in erster Linie aber weder als Arzt,
noch als Gelehrter oder Humanist, noch als Reformator überliefert, sondern als
tüchtiger Geschäftsmann.
Stromer hatte in der Fastnachtswoche 1519 die Tochter Anna
des Leipziger Handels- und Ratsherrn Hans Hummelshain geheiratet. Kurz darauf
übernahm er das Erbe seines verstorbenen Schwiegervaters in der Grimmaischen
Straße in Leipzig. Er riss eines der Anwesen ab und "erbaute an dessen
Stelle ein großes Messehaus mit riesigen Kellern, die er den einheimischen und
fremden Handelsherrn zur Aufbewahrung ihrer Waren zur Verfügung stellte. Aus
dieser Einrichtung entstand im Laufe der Zeit die Leipziger
Messe." (1, Seite 73)
In „Auerbachs
Hof", einem dreigiebligen
Bau, der ca. 100 Messestände, dazu Toiletten, eine Wachstube und eine Stallung
für Frachtgäule beherbergte, mieteten Kaufleute
aus aller Herren Länder Läden und Auslagen, so dass Stromers Haus bald als
Sammelstelle aller Kostbarkeiten Europas bekannt war, und von dem Humanisten Friedrich Taubmann als
„Weltwunder“ bezeichnet wurde.
Dazu
hatte Dr. Stromer wohl schon 1525 einen öffentlichen Weinausschank in seinem Keller
eingerichtet. 1538 zahlte er bereits über ein Drittel der gesamten Weinsteuer
Leipzigs und war damit zum besten Weinschenken der Stadt geworden.
2025
Jubiläum 500 Jahre Auerbachs Keller
|
Das
Weinlokal bekam,
wie hätte es anders sein sollen,
den Namen „Auerbachs
Keller“.
Auerbachs
Keller in Leipzig,
integriert in die Mädler-Passage,
ist heute eines der bekanntesten und
berühmtesten
Lokale der ganzen Welt. |
|
Blick in die
Mädlerpassage Leipzig
Links ist der Abgang
zu "Auerbachs Keller". |
In seinen verschiedenen Räumen - linkes Foto "historischer Weinkeller",
rechtes und unten der "Fasskeller" - bietet "Auerbachs
Keller" dem Gast nicht nur ein gepflegtes Ambiente. So gilt
sicher wie vor Jahrhunderten:
|
Wer nach Leipzig zur
Messe gereist,
ohne auf Auerbachs Hof zu geh´n,
der schweige still, denn das beweist:
Er hat Leipzig nicht geseh´n.
|
|
|
Das Steinrelief "Bacchus am
Fasse" stammt von 1530.
Die Tür (im Foto oben rechts neben dem
großen Fass)
führt zu einem Geheimgang aus dem Mittelalter.
Dort
befindet sich die "Hexenküche",
wo heute noch der nach altem
Rezept
bereitete Hexentrank gereicht wird. |
Hier sei nochmals an Stromers Schrift
"... wider das häßliche Laster der Trunkenheit" erinnert, die er als
"ein altes Erzübel der Deutschen" bezeichnet. In der 4. der insgesamt
19 Thesen schreibt Stromer sinngemäß: Während der Wein schneller und eher als
andere Getränke Gehirn und Adern durchdringt, ist die Biertrunkenheit
ärger und dauert auch länger als die Weintrunkenheit.
|
In These 17 meint Stromer, dass guter Wein,
mäßig genossen,
zu Recht der allergesündeste Trank genannt werde und
sei.
Wenn man ihn aber "unmassig saufe",
sei er der
allerschädlichste,
weil er die Lebenskraft schwäche,
das Gedächtnis
verderbe, die Esslust mindere,
Gliederzittern verursache usw. |
1625
ließ der Leipziger Ratsherr Johann Vetzer, ein Urenkel des Heinrich
Stromer, das Hauptgebäude von Auerbachs Hof erhöhen. Im Weinkeller
"brummte" das Geschäft, wie dieses alte Bild andeutet.
Zugleich beauftragte
Vetzner
den Maler Andreas Bretschneider, zwei halbrunde Tafelgemälde zu fertigen, die
den Ritt auf dem Fass und das Faustsche Gelage im Kreise von Studenten
darstellen.
Bis 1781 blieb Auerbachs Hof
im Familienbesitz der Nachfahren des Heinrich Stromer, dann wechselten die
Eigentümer häufiger.
Tod Heinrich Stromers 1542
Durch seine
Universitäts- und Gelehrtentätigkeit, durch die Arztpraxis, durch die
Sparsamkeit seiner Frau und vor allem durch seine kaufmännische Tüchtigkeit war Dr. Stromer zu einem reichen Mann
geworden.
Ab 1520 gehörte Dr. Auerbach, der gut zwei Jahrzehnte vorher als namenloser
Student vom Lande nach Leipzig gekommen war, dem Rat dieser bedeutenden
Stadt an und war damit in die
höchsten Kreise aufgestiegen.
1537 verfasste Stromer eine "Schutzrede und Vertheidigung des ehrlichen und
löblichen Alterns, welches von groben Unverständigen unbillig gemacht ...
wird". Darin beschrieb er in 20 Thesen die Gebrechen zusammen, die das
Altern so mit sich bringt. In der Vorrede dazu heißt es sinngemäß, dass bei
den älteren Menschen an die Stelle der sinnlichen Freuden das frohe Bewusstsein
trete, "wie sie ihr Amt wohl ausgerichtet haben, wieviel sie Guts gethan
haben den Frommen, den Freunden, an guten Künsten und an gelehrten Leuten und
endlich gegen den ganzen gemeinen Nutz". (2, Seite 72)
|
1542 am 26. November
starb Heinrich Stromer
im Alter von 66 Jahren
und hinterließ seiner
Witwe
und den acht Kindern
(zwei Söhne und sechs Töchter)
ein beträchtliches
Vermögen.
Die Stromer´sche Familiengruft
auf dem Leipziger Johannisfriedhof
wurde 1547 bei
der Belagerung der Stadt
zerstört,
und damit auch
das Grab von Dr. Heinrich Stromer.
(links
Auerbachs Keller anno 1884) |
"Auerbach
ist einer der denkwürdigen Vertreter der Bildungskultur des deutschen
Humanismus; er vereinigt in sich die Züge des homo universalis: er war
Arzt, Lehrer, Forscher, Stadtrat und Hofmann, Baumeister und Kaufherr." (6,
Seite 49)
Johann Wolfgang von Goethe und Auerbach
Goethe (1749-1832) war niemals in unserer Stadt Auerbach i.d.OPf.
Dennoch ist an der Westseite des Rathauses zum unteren
Markt hin diese Gedenktafel zu finden.
Die Tafel erinnerte einst am Rathaus in
Schlaggenwald an die Besuche des Dichterfürsten
anno 1811 und 1818 in der Stadt im Egerland. Aus ihrer Heimat vertriebene
ehemalige Bürger dieser alten Bergstadt ließen die nach einem Brand des dortigen
Rathauses (1977) übrig gebliebenen Teile der Gedenktafel restaurieren und
widmeten sie 1993 in Dankbarkeit ihrer Patenstadt Auerbach.
Das ist aber nicht der einzige Bezugspunkt Auerbachs zu Johann Wolfgang
von Goethe! Ein weiterer ist Dr. Heinrich Stromer, sein Weinlokal Auerbachs
Keller in Leipzig, und Goethes Dichtung "Faust 1". (siehe
auch 12)
Der Fassritt (8)
Die
„Faust“ - Geschichte
Stromers
Urenkel, der Leipziger Stadtrichter Johann Vetzer, ließ im Juli 1625 Geschäft
und Weinkeller erweitern. Dabei brachte der Maler und Kupferstecher Andreas
Bretschneider große Holztafeln mit Szenen aus der „Faust-Legende“ an. Die
eine zeigte den Ritt des Faust auf einem Weinfass, wie er 1587 (oder 1589)
geschildert wurde: Studenten in Wittenberg baten den Dr. Faust, mit ihnen nach
Leipzig zur Messe zu gehen. „Als sie nun zu Leipzig hin vnd wieder spacierten,
die Vniuersitet sampt der Stadt vnd Meß besahen, giengen sie ohn gefehr für
einem Weinkeller fürüher, da waren etliche Schröter (=Männer, die Weinfässer
auf- und abladen) vber eim großen Weinfasse, vngefehrlich von 16 oder 18 Eymern
(Anm.: Ein Eimer waren in Sachsen 75,8 Liter), vnd woltens aus dem Keller
schroten, kontens aber nicht heraus bringen, das sahe D. Faustus, sprach: Wie
stellet ihr euch so leppisch vnd ist ewer so viel, könt doch wol einer allein
dis Faß herausser bringen, wenn er sich recht darzu schicken wüste. Die Schröter
wurden vnwillig solcher rede halben, vnd wurffen mit vnnützen Worten umb sich,
weil sie jn nicht kanten,... Als aber der Weinherr vernam, was der Zanck war,
sprach er zu Fausto vnd seinen Gesellen, Wolan, welcher vnter euch das Faß
allein wird heraus bringen, dem sol es sein." (7, Seite 8)
|
Zum Jubiläum
"475 Jahre
Auerbachs Keller in Leipzig"
im Jahr 2000
erschien
diese
Wandplatte
aus Meißner Porzellan
mit der Szene des Fassritts von Dr. Faust. |
"Faustus war nicht faul, gieng bald
in den Keller, satzte sich auffs Faß als auff ein Pferd, vnd reit es also
schnell aus dem Keller, darüber sich jederman verwunderte. Des erschrack der
Weinherr, vermeinte nicht, daß solchs were müglich gewesen, muste aber doch
seine Zusage halten, und Fausto das Faß mit wein folgen lassen, der gab es
seinen Wandersgesellen zum besten, die luden andere gute Freunde dazu, hatten
etliche tage lang einen guten Schlampamp davon, vnd wusten vom Glück zu
Leiptzig zu sagen.“ (7, Seite 8)
|
Johann
Wolfgang von Goethe (1749-1832)
studierte 1765 bis 1768
an der Universität
Leipzig und war
in diesen Jahren sicher öfter
in „Auerbachs Keller“.
(185.
Todestag 22. März 2017) |
„Dieser erschien ihm als Idealkneipe für Universitätshörer, die dort alles
Wissen und alle Sitte abstreifen konnten, um nur mehr Menschen zu sein oder sich
gar kannibalisch wohl zu fühlen als wie 500 Säuen. So zeichnet Goethe diese
Weinstube in seiner Faust-Dichtung so sehr aus, daß er sie historisch genau
schildert und als einzige Lokalität der ganzen Dichtung in eine bestimmte Stadt
und in ein bestimmtes Haus verlegt.“ (6, Seite 59)
Das zweite Bild, dass Stromers Urenkel Vetzner
anno 1625 anfertigen ließ, zeigt das Zechgelage einiger Studenten, zu dem Faust
und Mephistopheles kommen.
|
Mephistopheles
gibt den Zechern eine Kostprobe
seines teuflischen Könnens:
Er lässt aus in die Tischplatte
gebohrten Löchern
köstlichen Wein fließen.
Je nach Wunsch ist es
Rheinwein, Tokayer
oder Champagner. |
Doch jeder Tropfen, der zu Boden fällt, wird
zu einer gleißenden Flamme. Die Studenten erkennen den "Zauberer",
ziehen ihre Messer und wollen sich auf Mephistopheles stürzen. Doch der bannt
sie mit dem Spruch "Falsch
Gebild und Wort verändern Sinn und Ort! Seid hier und dort!" und
hypnotisiert sie, dass sie taumelnd zurückweichen.
Auerbachs Keller (Bild aus 9)
Mephistopheles
Irrtum, lass los der Augen Band! Und merkt euch, wie der Teufel spaße. (Dann
verschwindet er mit Faust.)
Frosch
Wo ist der Kerl? Wenn ich ihn spüre, er soll mir nicht lebendig geh´n!
Altmayer
Ich hab’ ihn selbst hinaus zur Kellertüre auf einem Fasse reiten sehn.
(Faust 1, Auerbachs Keller in Leipzig, Zeche lustiger Gesellen; mehr)
Dr.
Heinrich Stromer, sein „Auerbachs Keller“ und damit auch seine Vaterstadt,
unser Auerbach in der Oberpfalz, fanden dadurch Eingang in die Weltliteratur! („Faust 1“,
Verse 2073-2336)
Gedenktafel am Geburtshaus des Dr. Heinrich Stromer
am Oberen Marktplatz 10 in Auerbach in der Oberpfalz
|
"Heinrich Stromer
(geb. 1476 in Auerbach, gest. 1542 in Leipzig)
war ein Mann, dessen
Tüchtigkeit,
Leistung und charakterliche Haltung
schon zu seinen Lebzeiten
von
den großen Geistern der Zeit
anerkannt und gewürdigt wurde."
So urteilt
Fritz Schnelbögl,
ehemaliger Direktor des Staatsarchivs
Nürnberg, und guter
Kenner
des Dr. Heinrich Stromer
aus Auerbach in der Oberpfalz. (4, Seite 3)
|
"Stromer
gehört somit zu den prominentesten Leipziger Bürgern der Frühen Neuzeit, der
sehr erfolgreich seine universitären Aufgaben, seine wissenschaftlichen
Interessen und seine medizinischen Kompetenzen mit kaufmännischen Aktivitäten
und politischem Engagement verband." (10, Seite 111, Artikel)
Die Grundschule
Auerbach trägt seit 2010 den Namen Dr.-Heinrich-Stromer-Grundschule.
Auch ein Stromer ...
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Schuldturm_(Nürnberg)#Bekannte_Insassen
verwendete
und weiterführende Quellen
1 |
Sieghardt,
August, Oberpfalz – Landschaft, Geschichte, Kunst, Volkstum; Heroldsberg
bei Nürnberg 1977 |
2 |
Wustmann,
Gustav, Der Wirt von Auerbachs Keller, Dr. Heinrich Stromer von Auerbach,
Leipzig 1902 |
3 |
Färber,
Sigfrid, Bedeutende Oberpfälzer, Regensburg 1981 |
4 |
Schnelbögl,
Fritz, Auerbacher Lebensbilder - Zum 500. Geburtsjahr Heinrich Stromers,
genannt Auerbach, ANL Nürnberg, 1976 |
5 |
Clemen,
Otto, Zur Lebensgeschichte Heinrich Stromers von Auerbach, in Neues Archiv
für sächsische Geschichte, Band 24, Leipzig 1903 |
6 |
von
Bradish, Joseph A., Geschichte und Legende um Auerbachs Keller, in Von W.
v. d. Vogelweide bis Anton Wildgans, Wien 1960 |
7 |
Kroker,
Ernst, Dr. Faust und Auerbachs Keller, Leipzig 1903 |
8 |
Titelbild der Speisekarte von Auerbachs
Keller mit Abbildungen der Zeichnungen von Prof. Hoffmann (München) aus
der Weinkarte von 1913, Leipzig 1989 |
9 |
Best,
Hans, Auerbachs Keller, in einer Mappe mit 8 Bildkarten nach Gemälden,
Leipzig (DDR), ohne Jahrgang |
10 |
Fahrenbach, Sabine,
Heinrich
Stromer von Auerbach - Zum 525. Geburtstag im Jahre 2007, in Jubiläen
2007, Personen/Ereignisse, Universität Leipzig, 2007
|
11 |
Schnelbögl,
Fritz, Auerbach in der Oberpfalz - Aus der Geschichte der Stadt und ihres
Umlandes, Auerbach 1976 |
12 |
Weber, Rudi, Goethe und Auerbach, in
Auerbacher Stadtanzeiger, Ausgaben Mai und Juni 1999 |
|
Robert
Schumann,
Fröhlicher Landmann
von der Arbeit zurückkehrend,
aus dem Album
für die Jugend, 1848 |
letzte
Bearbeitung dieses Artikels am 7. Dezember 2023
Für Ergänzungen, Korrekturen usw.
bin ich sehr dankbar.
Hier können Sie mich erreichen!
|
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