Stadtschreiber
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Stadtschreiber
in Auerbach

Wie in anderen mittelalterlichen Städte gab es auch in unserem Auerbach seit der Stadterhebung anno 1314 durch Ludwig den Bayern einen Stadtschreiber. Erst im Jahre 1906 wurde dieser uralte Titel durch den Begriff Stadtsekretär ersetzt; heute entspricht ihm etwa der geschäftsleitende Beamte im Rathaus.
Über diese Amtsperson sagt der Brockhaus: Der Stadtschreiber ist „... der Protokollführer in den Rats- und Gerichtssitzungen sowie der Leiter der städtischen Kanzlei, dem besonders auch die Führung der Stadtbücher oblag. Seit dem ausgehenden Mittelalter waren die Stadtschreiber in vielen Städten Juristen, die gleichzeitig das Amt des rechtskundigen Beigeordneten (Syndikus) des Rats bekleideten ...“ (1, S. 832)

Seit jeher spielte der Stadtschreiber in Auerbach eine hervorragende Rolle. Die Stadt brauchte zu ihren Händeln und Geschäften gar häufig einen juristischen Beirat. Der hiesige Stadtschreiber musste auch schon deshalb Jurist sein, weil er von 1374 - 1640 zugleich am Landgericht als Gerichtsschreiber eine einflussreiche Stellung innehatte. Zudem übte die Stadt auch die niedere Gerichtsbarkeit aus und alle Testamente, Käufe und sonstigen Verträge wurden vor Bürgermeister und Rat abgeschlossen.
Die meisten Stadtschreiber bis herauf ins 19. Jahrhundert waren zudem (kaiserliche) Notare und ihre Unterschrift lautete z.B.: „Paulus Negelein, Reipublicae Aurbachiae Scriba & Notarius publicus, 1616“ oder „J.S.M. Schenkl ex imperali autoritate Notarius publicus juratus 1760“. Von diesen beiden hervorragenden Amtsinhabern wird später noch und in eigenen Seiten die Rede sein.
Wie schon gesagt spielten die Stadtschreiber in der Geschichte der Stadt Auerbach eine große Rolle. Joseph Köstler widmete ihnen deshalb auch einen größeren Artikel in seiner handgeschriebenen siebenundzwanzigbändigen Chronik, der eine wichtige Grundlage für diese Abhandlung darstellt. (2, Band VIII, Seite 25 ff)

Die mittelalterlichen Stadtschreiber
Die Namen der ältesten Stadtschreiber sind uns nicht überliefert. Erst 1458 wird Christoph N. als Landgerichts- und Stadtschreiber erwähnt. 1472 war Stephan Pink, 1483 Dietrich Greul Stadtschreiber und Gerichtsschreiber in Auerbach. 1513-1528 amtierte Simon Krug. Er erlebte den Einzug der Lehre Martin Luthers in Auerbach und stand von Anfang an auf deren Seite. Mit der Reformationszeit endet gemeinhin auch das Mittelalter und die Neuzeit beginnt.

Stadtschreiber Hans Schmidt
Von 1528 bis 1559 war Hans Schmidt Stadt- und Landgerichtsschreiber in Auerbach. Er war ein religiöser Eiferer und griff in die Wirren zwischen Lutheranern, Kalvinern und Wiedertäufern literarisch ein, indem er eine Broschüre schrieb, welche den Titel "IST" führte und überwiegend vom hl. Abendmahl handelte. Mit den örtlichen Geistlichen lag er in dauerndem Disput, weil er sich sein eigenes Bekenntnis zurecht gelegt hatte. Am 6. April 1556 berichteten die drei Auerbacher Pfarrer deshalb an die kurfürstliche Regierung nach Amberg: „Der Stadtschreiber Hans Schmidt ist mit vielen Irrlehren behaftet, hält sich von Predigt und Kommunion ferne, spricht vom Ministerio, d.h. von der Geistlichkeit, geringschätzig, verleugnet die Erbsünde gänzlich und sagt, der Kindlein sei ja das Himmelreich. Der Stadtschreiber versteht auch von der Konversion der Sünder nichts und sagt: Judas der Verräter und alle anderen Erhenkten werden ehender selig als alle Pfaffen. Auch ist er der Meinung, daß von Gott ursprünglich auch die Sünd und der Teufel herkommen und beweist dies aus Jeremias. ..... Er kann unmöglich glauben, daß die Diener Gottes Gewalt haben an Gottes statt die Sünden nachzulassen, weshalb er die Absolution weder begehrt noch holt. Er sagt, man brauche keine Priester, denn das innere Licht sei in jedem Menschen. Das einfältige Wort wurde von Gott in aller Menschen Herz geschrieben; nötig sei nur, daß man auf den Schulen oder an anderen Örtern die innere Erleuchtung weiter ausbilde. Auch wird des Stadtschreibers Hausfrau zur Wehmutter (Anm.: Hebamme) gebraucht ohne unser Vorwissen und ohne unseren Willen. Weil sie aber sagt, sie wisse nichts von den irrigen Meinungen ihres Hauswirts, so lassen wir sie bleiben. Damit nun Gottes Ehre und die christliche Kirche gefördert und alles Ärgernus behoben werde, erkennen wir uns schuldig, solche Mängel kraft unseres Amtes anzuzeigen und um christliche Abhilfe zu bitten. Die erzählten Irrtümer haben wir aus den Schriften des Stadtschreibers und aus seiner abgelegten Konfession vermerkt. Wir haben sie widerlegt und haben alle Zuhörer davor gewarnt; auch haben wir darum den Stadtschreiber gemieden.“ Simon Malzkasten, Pfarrer zu Auerbach; Jakobus Laberus, Prediger daselbst; Joachim Haberberger, Spitalpfarrer  (aus Fasc. 27 Nr. 10, Staatsarchiv Amberg) Simon Malzkasten war der erste evangelische Pfarrer in Auerbach.
Kurz darauf kamen Kommissionäre der Regierung ins Kloster Michelfeld, um Schmidt zu verhören und ihm Gelegenheit zur Stellungnahme zu den Anschuldigungen zu geben. Sie hielten dem Stadtschreiber seine Ketzerei und Widerspenstigkeit vor. Dieser allerdings ließ sich nicht einschüchtern und blieb nach wie vor Wiedertäufer bis er 1559 starb. In der Taufe sahen die Wiedertäufer den bewussten individuellen Bekenntnisakt zum christlichen Glauben, in der christlichen Gemeinde den freiwilligen Zusammenschluss mündiger Christen. So verwarfen sie die Kindertaufe und erkannten nur die Erwachsenentaufe an, weshalb man sie polemisch „Wiedertäufer“ (Anabaptisten) nannte.

Als Amtslokal diente den Stadtschreibern zunächst das erste Rathaus der Stadt, das wohl ein Jahr nach der Stadterhebung (1314) auf dem Platz des heutigen Anwesens Oberer Marktplatz 11 errichtet worden war. Dieses Gebäude, die spätere „alte Stadtschreiberei“, war ebenso wie das auf der anderen Seite des Treppenaufganges zur Pfarrkirche liegende Nr. 12 im Eigentum der Stadt und der Kirche ein Dorn im Auge.

So beklagte sich etwa 100 Jahre danach Pfarrer Konrad Dyemar beim Landesherrn Pfalzgraf Johann von Neumarkt (1404 bis 1443) darüber, dass bei der Errichtung des Rathauses, vielleicht auch erst bei einer möglichen Erneuerung nach der Einnahme und der damit verbundenen weitgehenden Zerstörung Auerbachs durch Ruprecht von der Pfalz am 23. September 1400, ein Streifen „vom geweihten Kichhof“, also des Kirchenvorplatzes, überbaut worden sei. Johann schlichtete den Streit dadurch, dass er der Stadt 1418 ein neues Rathaus auf dem Platz des heutigen genehmigte. Als dadurch 1418 Bürgermeister und Magistrat in das neue Rathaus übersiedelten, erhielt der Stadtschreiber das alte als Amtssitz und als Wohnung. Lediglich von 1580 bis 1626 wurde das Anwesen Nr. 229 (heute Oberer Marktplatz 5) als „neue Stadtschreiberei“ genutzt.

Stadtschreiber Georg Weber
Von 1559 bis 1587 war Georg Weber Stadt- und Gerichtsschreiber und dazu öffentlicher Notar und Lehensschreiber der Bamberger Fürstbischöfe. Er war ein sehr tüchtiger Stadtschreiber und verfasste u.a. ein Auerbacher Salbuch, welches eine wichtige Quelle für die erste gedruckte Stadtchronik von Johannes Neubig (erschienen 1836) war.
In religiöser Hinsicht war Weber wie die ganze Bürgerschaft der damaligen Zeit dem lutherischen Bekenntnis zugetan, und er kam deshalb mit der kurfürstlichen Regierung, die 1568 den Kalvinismus als Staatsreligion einführen wollte, häufig in Konflikt. Als die kalvinische Regierung alle Bilder, den Tabernakel, den schönen alten Taufstein und auch das große Kruzifix aus der Kirche entfernen, sowie Chorröcke und alle kirchlichen Zeremonien abschaffen wollte und auch den Gebrauch von Hostien beim Abendmahl verbot, leisteten Magistrat und allen voran Stadtschreiber Weber den lebhaftesten Widerstand.

Der spätgotische Taufstein
steht heute wieder
links vor dem Chorraum
am Eingang zur Annakapelle.
Er ist aus Sandstein und trägt
innen ein Steinmetzzeichen
und die gotische Jahreszahl 1525.
Stifter dieses Taufsteins
war wohl Dr. Heinrich Stromer.

Auch um die Schulen der Stadt war der tüchtige Stadtschreiber Georg Weber sehr besorgt; es war ja die Zeit, wo neben der alten Lateinschule erstmals eine "Deutsche Schule" (1557) entstand.
Die Tätigkeit und Bedeutung der mittelalterlichen Stadtschreiber ist nicht vergleichbar mit der Wirksamkeit von heutigen städtischen Beamten, mögen diese auch noch so starken Einfluss auf das Geschehen des Gemeinwesens Stadt Auerbach ausüben. Doch auch unter den zahlreichen Männern, die im Verlaufe von Jahrhunderten Stadtschreiber waren, gab es einige, die in einer besonders herausragenden Art und Weise fungierten - Georg Weber war ein solcher - während die Mehrzahl der Amtsinhaber im Laufe der Jahrhunderte treu und brav ihren Dienst tat. Es gab aber auch einige schwarze Schafe unter den Auerbacher Stadtschreibern, wie noch zu sehen ist.

Stadtschreiber Paulus Negelein
Vielleicht die herausragendste Persönlichkeit unter den Auerbacher Stadtschreibern war jedoch Paulus Negelein, über den auf einer eigenen Seite Näheres zu erfahren ist.

Stadtschreiber Johannes Göler
Schon im Juni 1623 wurde Johannes Gö(l)ler als Nachfolger Negeleins Stadt- und Gerichtsschreiber in Auerbach. Er war ein Sohn des hiesigen Schulmeisters Wenzl Göler, der als Lehrer der obersten der damals drei Klassen den Titel „Rector Scholae“ führte. (siehe Schulgeschichte) Auch Sohn Johannes war zunächst im Schuldienst und hatte seit 1583 als „Infimus“, „Locat“, „Jungmeister“ oder „Collaborator“, wie der Lehrer der untersten oder 1. Klasse genannt wurde, gewirkt. Im Laufe der Jahre war er zum „Kantor“ oder Lehrer der 2. Klasse aufgestiegen. Um sein geringes Einkommen etwas aufzubessern arbeitete er sozusagen nebenbei zeitweilig als Adjunkt des Stadtschreibers Negelein. Göler kannte deshalb die Amtsgeschäfte recht gut, als er 1623 den Stadtschreiberposten übertragen bekam; er war bereits 62 Jahre alt, als er sein neues Amt antrat. Joseph Köstler schreibt im Band 2 seiner ausführlichen Schulgeschichte über ihn, dass er 40 Jahre lang ein anerkannter Schulmann gewesen sei und dabei „die ersprießlichsten Dienste geleistet“ habe und dass durch seine Arbeit viele Schulkinder in gute Stellungen gekommen seien.
(S. 314)
Etwas erstaunlich ist aber schon, dass Göler Nachfolger Negeleins wurde, denn er war ebenfalls ein überzeugter Lutheraner. Die Bestellung des Stadtschreibers war jedoch eine Angelegenheit des Rats der Stadt, und der war immer noch lutherisch eingestellt, wie Köstler schreibt: „Der Magistrat insbesondere war für die Bayern ein unüberwindlicher Wall, an dem alle gütlichen Versuche und auch alle strengen Maßregeln der Regierung erfolglos abprallten. Keiner im Rat wankte und wich und alle waren eines Sinnes. Die Männer des Rates gaben der Bürgerschaft ein musterhaftes Vorbild der Standhaftigkeit und Anhänglichkeit an den angestammten Fürsten und an die ererbte Religion und waren durch Eintracht stark und mächtig gegen alle ihre Widersacher.“
(J. Köstler, Band VIII, Seite 25ff)
Das konnte aber nicht lange gut gehen, denn der Stadtschreiber war damals in Personalunion auch Gerichtsschreiber am kurfürstlich-katholischen Landgericht Auerbach. Göler war von Anfang an immer wieder den Schikanen der bayerischen und damit katholischen Beamten ausgesetzt, die alle möglichen Intrigen gegen ihn spannen. So beschuldigten sie ihn sogar des Landesverrates und ließen eine Haussuchung bei ihm durchführen. Obwohl nichts dabei herauskam, entzog der Landrichter am 13. Juli 1616 dem Göler die Gerichtsschreiberei und ordnete darüber hinaus auch dessen Entlassung als Stadtschreiber an. Auf Bitten der drei Bürgermeister, welche am 24. Juli hoch und teuer des Gölers Unschuld versicherten, durfte er zunächst noch einige Zeit weiter amtieren. Als der Kurfürst jedoch persönlich davon hörte, ordnete er am 3. Oktober unmissverständlich an, dass Göler innerhalb von zwei Monaten seine Stelle und sein Haus zu räumen habe, weil die Regierung bereits den Balthasar Molitor aus Nabburg zum neuen Stadtschreiber von Auerbach ernannt habe.
So wurde Göler im Spätherbst 1626 schließlich seines Amtes enthoben, obwohl ihm absolut nichts nachzuweisen war.
Göler weigerte sich weiterhin beharrlich, das katholische Bekenntnis anzunehmen. Bei Köstler finden sich rührende Gesuche des wohl auch tiefgläubigen Mannes, worin er den Kurfürsten bat, ihn doch nicht aus seiner Heimat- und Vaterstadt zu vertreiben. Vergeblich: Wie sein Vorgänger Negelein und viele andere Persönlichkeiten der Stadt musste er als 67jähriger alter Mann sein geliebtes Auerbach verlassen, um das er sich als Schullehrer und als Stadtschreiber so verdient gemacht hatte. Verbittert ging Göler 1628 ins nahe Velden ins Exil und starb bald darauf.
Es war manchmal schon eine harte und grausame Zeit, „die gute alte Zeit“!

Stadtschreiber Balthasar Molitor
Zur kurzen Amtszeit und schnellen Absetzung Gölers trug wesentlich mit bei, dass Molitior die Regierung schon länger um die Übertragung einer einträglicheren Stadtschreiberstelle gebeten hatte. Molitor, zu deutsch Müller, war bis 1625 Stadtschreiber in Pfreimdt gewesen und dann kurzzeitig Rektor und Schulmeister in Nabburg geworden. Er sei von Jugend an katholisch und möchte nur deswegen die Stadtschreiberstelle in Auerbach, weil er dort neben seinen Amtsgeschäften auch der Religion dienen und den heiligen göttlichen Ämtern mit Musizieren vorstehen könne, soll er vorgetragen und sich angepriesen haben.
Rat und Bürgermeister protestierten zwar über den unerhörten Eingriff in die Rechte ihrer Selbstverwaltung und betonten, dass ihre bisherigen Stadtschreiber lauter ehrliche Menschen und tadellose Männer gewesen seien. Der Protest blieb aber unbeachtet: Balthasar Molitor aus Nabburg wurde zum 30. November 1626 neuer Inhaber der beiden wichtigen Ämter in unserer Stadt. Auch die massiven Beschwerden des Stadtmagistrats bei der kurfürstlichen Regierung in Amberg über diesen unerhörten Eingriff in die Selbstverwaltungsrechte der Kommune hatten nichts dagegen ausrichten können.
Am 26. Oktober 1626 kam Molitor nach Auerbach und erklärte Bürgermeister und Rat, dass er seinen Dienst spätestens am 8. Dezember antreten wolle; bis zu diesem Zeitpunkt müsse auch die alte Stadtschreiberei für ihn freigemacht werden, in der noch der abgesetzte und mittlerweile völlig taube Paul Negelein lebte. Außerdem sei er nicht bereit, den ehemaligen Stadtschreibern Negelein und Göler von seinem Sold etwas abzugeben.
Vor allem auch die anmaßende Form, in der der aufgezwungene Stadtschreiber seine Forderungen vor­brachte, sollen den Ratspersonen nicht gefallen haben. Aber sie konnten nichts dagegen unternehmen.
Am 16. November schließlich wurde Molitor vom Rat gezwungenermaßen als Stadtschreiber angenommen und ihm zugesagt, dass er das ganze Gehalt bekom­men solle, nämlich 96 fl (Gulden) Jahressold, 12 Achtl Korn, 4 Schock Stroh, die Wohnung in der alten Stadt­schreiberei und alle eingehenden Gebühren aus der Tätigkeit als Stadtschreiber. Auch werde man ihm auf städtische Kosten die 20 Klafter Holz, die er als Gerichtsschreiber aus dem kurfürstlichen Wald bekomme, vor die Türe fahren lassen.
Am 30. November 1626 war Ratssitzung und Amts­übergabe: Den ersten Teil des Sitzungsprotokolls schrieb der abgesetzte Stadtschreiber Göler, den Rest der neue Amtsinhaber. Molitor weigerte sich auch, sich vom Rat verpflichten zu lassen, weil er bereits der Regierung Pflicht geschworen habe.
Nach rund 100 Jahren gab es mit Molitor wieder einen katholischen Stadtschreiber in Auerbach. Er hatte eine schöne Handschrift und begann seine Arbeit mit dem Spruch: „In Domini nostri Jesu Christi nomen. Amen.“
Bürgermeister und Rat sahen in Balthasar Molitor nicht wie gewohnt ihren treuen Berater, sondern ihren Verräter und einen Spion des Kurfürsten. Dabei wurde der neue mächtige Mann nicht nur vom Magistrat und von der lutherischen Bürgerschaft, sondern auch vom katholischen Stadtpfarrer und sogar vom Landrichter gefürchtet, weil er öfter Geheimberichte und sogar Verleumdungen bezüglich der Rekatholisierung an die Jesuiten und an die Regierung nach Amberg schickte.
Wie alle seine Vorgänger war auch der neue Stadtschreiber zugleich Notar und Gerichtsschreiber. Seine Anrede lautete: „Dem ehrsamsten und wohlge­lehrten Herrn, Herrn Balthasaro Molitorii, Notario publico, Stadt- und Gerichtsschreiber alhie zu Auerbach“.
Dem verdienstvollen und immer noch hoch ange­sehenen ehemaligen Stadtschreiber Paulus Negelein genehmigte der Rat eine freiwillige Jahrespension von 25 fl, auszuzahlen jeweils an Martini, also am 11. November. Dem ebenfalls abgedankten und nahezu ohne Einkünfte lebenden Johannes Göler konnte die Stadt wegen „gänzlicher Erschöpfung der städtischen Kasse“ kein Ruhegehalt gewähren. So wurde er zunächst als Kontrolleur des Bieraufschlags mit einem Jahresgehalt von 18 fl angestellt. Aber auch diese Einnahme entriss ihm nach wenigen Wochen der neue Stadtschreiber, indem er den Posten und damit auch die Besoldung für sich beanspruchte.
Am 3. Juli 1631 starb der unbeliebte und ungeliebte Stadtschreiber Balthasar Molitor, wahrscheinlich an der Pest, der während des Dreißigjährigen Krieges immer wieder zahlreiche Menschen unserer Heimat zum Opfer fielen.

Stadtschreiber Ambros Rost
Nachfolger des Molitor wurde, wie dieser von der Regierung eingesetzt und der Stadt aufgedrängt, noch im Jahr 1631 Ambrosius Rost. Er stammte aus Halle an der Saale und war noch 13 Jahre zuvor als kalvinischer Schulmeister in Kirchenthumbach gleich­sam auf der anderen Seite gestanden. Doch er hatte wohl rechtzeitig konvertiert, hatte dadurch die Gunst der kurfürstlichen Regierung gewonnen und den begehrten Posten in Auerbach erhalten.
Rost soll zwar ein gescheiter Kopf gewesen sein, aber auch „ein leichtsinniger Patron und ein echter Sohn der turbulenten Zeit des 30jährigen Krieges“, wie Köstler in seiner blumigen Sprach schreibt. „Er war immer fidell und vernachläßigte seinen Dienst in jeder Weise. Während seiner ganzen Amtsperiode fertigte er keine einzige Rechnung an. Den ganzen Tag saß er in Gesellschaft des Organisten Michl Herrnberger im Wirtshaus. Diese zwei lustigen Kumpane liebten Ge­sang und Becherklang, haßten aber die Arbeit. Sie waren beide vorzügliche Sänger und treffliche Musi­ker. Rost blies die Schnabelflöte (Clarinette) recht gut und Herrnberger war ein ausbündiger Harfenschläger. Entsprechend der Sentenz: Cantores amant humores zogen sie von Kneipe zu Kneipe. Jeder Wirt liebte diese handfesten Trinker und fidelen Gesellschafter. Der Landrichter aber sah ihr Thun und Treiben mit Mißfallen an und in einer Beschwerdeschrift sagte er von ihnen: Diese zwei Musikanten seint schier des Teufels Leibtrabanten. - Nachdem der Stadtschreiber auch Notar war und in seinem Haus die Kaufverträge abschloß, so fanden in der alten Stadt­schreiberei fast täglich große Saufereien statt. Die Parteien mußten fast immer ein Faß Bier liefern und vertranken mit dem Stadtschreiber den Leihkauf.“
(Köstler, Band VIII, Seite 42 f)
Ambros Rost war einer der wenigen im Laufe der langen Tradition dieses Amtes der Stadtschreiber in Auerbach, der nicht zum Wohle der Stadt und zum Ansehen seines Standes arbeitete. Er war wohl eine der schillerndsten Männer, die im Verlauf der Jahrhunderte in Auerbach Stadtschreiber waren. So verkaufte er u.a., um sich Geld zu verschaffen, wider allen Rechts die wichtigsten Dokumente und Urkunden der Stadt; auch der damalige Bischof von Bamberg Franz von Hatzfeld (1633-42) soll unter seinen Abnehmern gewesen sein.
Rost wurde schließlich zum 1. Januar 1640 aus den Diensten der Stadt und wohl auch des Landgerichts entlassen.
Nach der Amtsenthebung musste man feststellen, dass Rost der Stadt auch dadurch einen großen Schaden zugefügt hatte, dass er die umfangreiche Registratur mutwillig durcheinandergebracht und zerlegt hatte und viele wichtige Akten und Urkunden, darunter alle Repertorien für sich behalten hatte. Er räumte auch die Wohnung in der alten Stadtschreiberei nicht und verlangte als Gipfel der Unverfrorenheit und Frechheit vom Magistrat 434 Gulden rückständigen Sold. Der Rat erwiderte dem Rost, dass er absolut nichts mehr zu fordern habe, weil er aus allen städtischen Kassen Geld genommen habe ohne eine Quittung oder Abrechnung zu hinterlassen. Wenn er allerdings die rückständigen Stadtkammer- und Stiftungsrechnungen von 1630 bis 1640 fertigen würde, könnte man ihm wohl eine Unterstützung geben.
Der abgedankte Stadtschreiber beschimpfte nun in allen Wirtshäusern den Magistrat und überhäufte ihn mit Spottliedern und -versen. Er fand dabei meistens auch reichen Beifall seiner Zuhörer.
Anfangs Oktober 1640 zeigte Rost die Bürgermeister beim Kastner an, weil wieder eines seiner Unterstützungsgesuche nicht erfüllt worden war. Bürgermeister und Magistrat ließen ihn darauf kurzerhand verhaften und in einen Stadtmauerturm sperren, und zwar so lange, bis er alle Dokumente herausgeben und die alte Stadtschreiberei räumen würde. Seine Frau zog mehr oder weniger freiwillig in das Haus des Johannes Trenz  (Nr 230, heute Oberer Marktplatz 6); so konnte wenigstens der neue Stadtschreiber seine Dienstwohnung beziehen.
Die gestohlenen Dokumente aber wollte Rost nicht herausrücken. Nach vierwöchiger Haft versprach Rost, scheinbar geläutert, die Rückgabe der Urkunden und des anderen städtischen Eigentums und wurde deshalb in Freiheit gesetzt. Fast wie zu erwarten war hielt er sein Wort nicht und spottete und schimpfte weiter über Bürgermeister und Rat der Stadt. Und es kam noch toller: weil die Einnahmen Rosts klein und sein Durst groß waren, bot er die entwendeten Akten der Stadt zum Kauf an; diese musste nun ihr Eigentum in den nächsten 6 Monaten stückweise zurück erwerben. Auf diese Weise verschafft sich Rost sein Biergeld.
Als im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges 1641 die Schweden nach Auerbach kamen, verlebte der ehemalige Stadtschreiber Rost mit ihnen in den einschlägigen Lokalen die fidelsten Abende. Bald nach ihrem Abzug  starb er am 15. Juli 1641. Unter seinem Nachlass fand man noch viele wertvolle Stadturkunden.
Seine Familie hinterließ Rost in so dürftigen Umständen, dass sich seine Witwe als Magd verdingen musste, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Erst 1644 gewährte man ihr eine Jahresrente von 30 Gulden und  Sohn Heinrich, der in Amberg studierte, bekam 1654 sogar ein städtisches Stipendium. Beides aber gab man, wie das Ratsprotokoll überlieferte, „nur aus christlicher Mildthätigkeit her, denn .... der Stadtschreiber hat sich um die Stadt kein Verdienst erworben“.

Stadtschreiber Niedernhuber
Nach der Entlassung von Ambros Rost wurde zum 1. Januar 1640 Paul Niedtenhuber oder Niedernhuber als Stadtschreiber in Auerbach berufen. Er war über Bürgermeister Schillinger nach Auerbach gekommen, der mit ihm verwandt war und auch aus dem Rotttal in Niederbayern stammte.
Am Auerbacher Landgericht wurde gleichzeitig ein eigener Gerichtsschreiber mit Namen Heinrich Greul angestellt. Seit dem Jahre 1640 ist also die Gerichtsschreiberei von der Stadtschreiberei getrennt.
Niedernhuber kam zu einer unglücklichen Zeit nach Auerbach und hatte hier, nicht zuletzt auch als Nachfolger Rosts, mit den schwierigsten Verhältnissen zu kämpfen. Ohne alle Orts- und Personenkenntnisse trat er in die damals wohl ziemlich desolate und teilweise auch korrupte Stadtverwaltung ein „und wurde von der Parteien Gunst und Ungunst auf den trügerischen Wellen der öffentlichen Meinung bald himmelhoch emporgehoben, bald turmtief in den Abgrund geschleudert“.
(Köstler, Band VIII, Seite 43 f) Praktisch schutzlos sah er sich den Intrigen seines erbitterten Vorgängers Rost preisgegeben, Neun Monate lang musste er um seine Dienstwohnung kämpfen und als er sie schließlich hätte beziehen können war sie total heruntergekommen und praktisch baufällig. Die Stadt war in diesen Jahren gänzlich verschuldet und alle Kassen waren leer; seit 10 Jahren war ja durch das Versäumnis des Rost keine Rechnung mehr gestellt worden. Die Registratur und das städtische Aktenwesen waren, wie schon geschildert, in grauenhafter Verfassung.
Trotz all dieser Schwierigkeiten brachte Niedtenhuber, der ein schon älterer und ruhiger und Mann gewesen zu sein scheint, schon im ersten Jahr seiner Amtsführung Ordnung in die Kanzlei, führte sehr schöne Ratsprotokolle und sanierte auch das Kassen- und Rechnungswesen. Die finanzielle Lage der Stadt konnte sich freilich nicht stark bessern, weil im Verlaufe dieser Kriegsjahre fast alle Häuser mit Einquartierungen fremder Soldaten gefüllt waren und die Bürger durch die ständige Verköstigung selber kaum etwas hatten geschweige denn ihren Abgabepflichten nachkommen konnten. Besonders schlimm scheint es zu Beginn des Jahres 1641 gewesen zu sein, als am 12. Januar sage und schreibe rund fünfzehntausend Schweden in unser kleines Städtchen kamen und hier ein großes Verpflegungs- und Nachschubmagazin anlegten.


(Kupferstich von Matthäus Merian in Theatrum europaeum, 1633)

Anführer des schwedischen Heeres war damals Feldmarschall Johan Banér,
einer der tüchtigsten und schillerndsten Generale des 30jährigen Krieges.
Er weilte selbst einige Tage in Auerbach und beobachtete wohl vom heute nicht mehr vorhandenen Balkon
des damals stattlichen Hauses des Kastners Asch (Nr. 223, heute Unterer Markt 34,
Bürgerhaus)
den Ein- und Vorbeimarsch seiner Truppe.

Stadtschreiber Niedernhuber (oder Niedtenhuber) und sein Vetter, Bürgermeister Schillinger, flohen Hals über Kopf mit Weib und Kind zusammen mit zahlreichen anderen Bürgern nach Amberg, denn Amtspersonen waren besonders gefährdet. Der Landrichter, der Kastner, der Pfarrer und die drei anderen der damals insgesamt vier Auerbacher Bürgermeister hatten sich schon am 9. Januar dorthin in Sicherheit gebracht. Ausführlich beschrieben sind die „Vorgänge in Auerbach 1641“ im Buch „Die Oberpfalz im 30jährigen Krieg – der Deutschland und Europa in seinen Bann zog“ (Seite 195 ff, erschienen 1990 in Sulzbach-Rosenberg beim Verfasser Stefan Helml)
Als Niedernhuber mit seiner Familie ein paar Tage nach dem Abzug der Schweden (16. März 1641) am 20. März wieder nach Auerbach zurückkehrten, fanden sie ihren ganzen Hausrat demoliert und alle Zimmer geplündert. Die Frau des Stadtschreibers soll sehr ungehalten über ihren Mann gewesen sein, weil er als pflichtbewusster Beamter zwar die Dokumente und Ratsbücher der Stadt mit nach Amberg gerettet, seine eigene bescheidene Habe aber in Auerbach zurückgelassen und den Schweden preisgegeben hatte.
Der tüchtige Stadtschreiber Niedernhuber starb 1645 (oder 1647) in treuer Erfüllung seines in Anbetracht der Zeitumstände besonders schweren Dienstes. Seine Witwe heiratete 1656 den Jakob Hasmann aus Kemnath, der seit 1648 Kastenamtsschreiber und später auch Bürgermeister in Auerbach war.

Stadtschreiber Sebaldus Hagedorn
Als Nachfolger von Niedernhuber scheint 1645-1647 Sebald Hagedorn Stadtschreiber in Auerbach gewesen zu sein. Nähere Angaben bzw. irgendwelche Akten oder Nachrichten über ihn hat selbst der sehr eifrige Köstler nicht gefunden. Die einzige Spur seines kurzen Wirkens ist wohl eine Notiz in einem etwas späteren Ratsbuch, die besagt, dass bei der Witwe des Stadtschreibers Sebald Hagedorn mehrere Offiziere einquartiert seien. Vielleicht war er ein Sohn des Seilers Sebald Hagedorn, der 1630-40 Pfarrmesner in Auerbach war.
Die meisten Auerbacher Stadtschreiber übten ihr Amt längere Zeit aus; Sebaldus Hagedorn dagegen stand, wenn überhaupt, nur zwei Jahre im Dienste der Stadt (1645-47). Die Ungewissheit über seine Tätigkeit hier scheint mit den Wirren des 30jährigen Krieges zusammenzuhängen, der in seine Endphase getreten war.

Stadtschreiber Georg Steinbacher
Am 30. April 1647 übernahm Georg Steinbacher die Stadtschreiberei in Auerbach. Dieser war bis dahin Gerichtsschreiber in Regen und wird, so meint jedenfalls Köstler, wohl oft bedauert haben, dass er nach Auerbach gegangen war.
Der eifrige Auerbacher Chronist Köstler beschreibt ausführlich die Umstände, welche Steinbacher bei seinem Amtsantritt antraf. „Es waren nämlich damals nicht nur die Zeit-, sondern auch die städtischen Verhältnisse sehr ungünstig gelagert. Von den Bürgermeistern traute einer dem anderen nicht und alle trauten dem Stadtschreiber nicht.“ Die Vier Bürgermeister waren 1647 Mathes Weißmann, Hans Jakob Merkl, Wolf Konrad Neumüller und Thomas Negelein, 1651 lösten Hans Schillinger und Hans Ferstl Weißmann und Neumüller ab.
Neben diesen sozusagen „rathausinternen“ Zwistigkeiten lief ein ebenfalls erbitterter Kampf ab, den praktisch der gesamte Magistrat mit dem seit 1652 amtierenden katholischen Stadtpfarrer Heerdegen 1653 wegen verschiedener Punkte führte. Weil dabei auch der Stadtschreiber und die gesamte Bürgerschaft gegen den Pfarrer Partei ergrif­fen, stellte letzterer alle Gottesdienste ein, „beschimpfte aber zuvor die 4 Bürgermeister öffentlich von der Kanzel und sagte unter anderem: ,Der fünfte Bürgermeister aber, so den größten Kopf hat, meint freilich, er hätte großen Witz darinnen, ist jedoch gar nichts darin, als ein wenig ungescheites Hirn und angebrennter Hirschbrei, untenher aber nur ungesottne Nudel´. Mit dem 5. Bürgermeister war der Stadtschreiber Steinbacher gemeint. Von ihm sagte 1653 der Stadtpfarrer ferner: ,Den ganzen Streit veranlaßte der falsche und jedermann verhaßte Stadtschreiber, der den ganzen Rat regiert, obwohl sie unter sich wie Hund und Katzen sind und statt auf dem Rathause auf einer gemeinen Trinkstube (nämlich in der alten Stadtschreiberei) zu­sammenkommen´.“
(Köstler, Band VIII, Seite 47ff)
Stadtpfarrer fürstbischöflich Geistlicher Rat Balthasar Heerdegen wirkte nur zwei Jahre in der Pfarrei Auerbach und wurde 1654 zum Generalvikar des neuernannten Bamberger Bischofs Philipp Valentin Voit von Rieneck berufen.
Doch auch nach dem Weggang des streitbaren Geistlichen nach Bamberg infolge seiner Beförderung trat keineswegs Ruhe in der Stadt ein, denn jetzt gerieten die vormals kurzzeitig Verbündeten unter sich in Streit. Steinbacher beschuldigte Bürgermeister Negelein der Untreue und klagte vor allem, dass kein Amtsgeheimnis mehr gewahrt bleibe und jedes auf dem Rathaus gesprochene Wort an Pfarrer und Landrichter verraten würde. Die Bürgermeister schwärzten den Stadtschreiber bei der Regierung in Amberg an und bezichtigten ihn der unkorrekten Ausübung seines Amtes. Auch beim Landrichter gingen zahlreiche Verleumdungen und Beschwerden gegen den Stadtschreiber ein, so dass schließlich 1654 eine Regierungskommission dessen Amtsführung überprüfte und dabei ganz unerwartet auch eine Visitation der Magistratsbibliothek vornahm. Dabei kamen einige Bücher zum Vorschein, die den Stadtschreiber belasteten, so z.B. eine 1539 in der calvinischen Schweiz gedruckte Bibel und ein Werk des Reformators Philipp Melanchthon von 1552. Zur Erinnerung: Auerbach war seit 1628 wieder streng katholisch und jegliche Beschäftigung mit einer anderen Konfession war höchst verdächtig und zudem gefährlich. Dabei ist gar nicht sicher, dass die beanstandeten Bücher dem Stadtschreiber gehörten; vielleicht lagen sie unbeachtet schon länger in den städtischen Regalen im Archiv der Stadtschreiberei. Sie wurden jedenfalls eingezogen und nach Amberg gebracht, die restliche Bücherei musste der neue Stadtpfarrer Johann Christoph Bayer überprüfen.
Da die Kommission dem Stadtschreiber außer dieser „verdächtigen“ Bücher nichts Anstößiges oder Unrechtes nachweisen konnte, blieb er weiterhin im Amt, sehr zum Unwillen der Ankläger. Die Nörgeleien und Sticheleien aber dauerten an. Am 3. August 1656 z.B. wurde dem Stadtschreiber bei 5 Gulden Strafe verboten, Eier über die Gasse zu verkaufen, um sein Einkommen etwas aufzubessern.
Auch nach dem Ausscheiden von Bürgermeister Schillinger und dessen Tod im Spätherbst 1656 wurde das Verhältnis zwischen Rathaus und Steinbacher nicht besser. Im Dezember 1657 schließlich wurde dem ungeliebten Stadtschreiber gekündigt und die Stelle neu besetzt. „Der alte Steinbacher aber hat getrutzet und weder die Wohnung geräumt, noch die Registratur herausgegeben. ... Der Rat wollte ihm sofort die städtische Registratur entziehen, damit er es nicht machen könne wie Ambros Rost, der die besten Dokumente entwendet und auch die Urkunden über die 7 Benefizien nach Bamberg verkauft hat“, merkt Köstler an.
Eigentlich hätte Stadtschreiber Georg Steinbacher nach der Kündigung durch den Rat der Stadt schleunigst seine noch ausstehenden Arbeiten abschließen und die Wohnung in der alten Stadtschreiberei räumen müssen, denn sein Nachfolger Dietrich Weißmayer hatte den Dienst bereits angetreten. Doch es pressierte ihm absolut nicht, ja er versuchte, noch verschiedene Vorteile herauszuholen.
Um ihn sozusagen anzuspornen, doch seinen noch ausstehenden Verpflichtungen nachzukommen, gab ihm die Stadt zwei Achtl Korn, damit er endlich die längst überfälligen Rechnungen stellen, alsbald die Wohnung räumen und die städtische Registratur herausgeben möge. Doch auch dieses Entgegenkommen materieller Art half nichts: Erst an Jakobi (25. Juli) 1658 gab er die Wohnung und Registratur frei, die Rechnungen liefert er im Februar 1659 ab, und am 2. Mai 1660 zog er von Auerbach weg.

Georg Dietrich Weißmayer
Vom 1. Januar 1658 an übte der erst 32 Jahre alte Georg Dietrich Weißmayer nun über vier Jahrzehnte das Amt des Stadtschreibers in Auerbach aus. In all diesen Jahren herrschte Harmonie und deshalb auch gute Zusammenarbeit zwischen dem Magistrat und dem Stadtschreiber.
Mit seiner Berufung hatte die Stadt wieder einmal ein gutes Los gezogen, denn Weißmayer war sehr tüchtig, äußerst genau und sehr arbeitswillig. Bald hatte er auch die von seinem Vorgänger arg vernachlässigte städtische Registratur wieder in Ordnung gebracht.
In seine ersten Dienstjahre fiel ein Umbau des Rathauses. Dabei wurde u.a. der Aufgang in die oberen Stockwerke überdacht, wie die folgende Zeichnung zeigt.


So sah das Auerbacher Rathaus von 1660
bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts aus.

Weißmayer war auch wieder öffentlicher Notar und wurde zudem vom Rat auch zum „Scholarchen“ erwählt, der die Schulen öfter zu visitieren hatte.
Als Hilfskraft oder Adjunkten stellte Weißmayer 1675 den Johann Haßmann aus Kemnath ein, der Kastenamts- und „Privatschreiber“ war und 1656 die Witwe des ehemaligen Stadtschreibers Niedernhuber (1640 -45) geheiratet hatte.
Genauso wie der Stadt­schreiber hatte auch der Adjunkt bestimmte Einkünfte. 1667 wurden dafür folgende Gebühren festgesetzt:
1. Von einer Inventur oder einem Testament, je nach Vermögen, 6 - 15 Kr
2. Von einem Geburts- oder Lehrbrief auf Papier 8 Kr, auf Pergament 12 Kr
3. Von einem Kaufbrief unter 400 fl einen Groschen bis 8 Kr, bei einem höheren Kaufschilling 15 Kr
4. Von einer Vormundschaftsrechnung 15 Kr
5. Von einer Quittung 3 Kr

Unter der Amtsführung Weißmayers kam also wieder Ordnung in das städtische Finanz- und Rechnungswesen und die Stadt konnte fast all ihre Schulden, besonders die drückenden Salzschulden, abzahlen. Auch  die Bürger erholten sich langsam wieder von den Folgen des 30jährigen Krieges (1618-48) und bauten ihre heruntergekommenen und teilweise schon verfallenen Häuser nach und nach auf: es stellte sich allmählich wieder ein gewisser Wohlstand ein, wie er schon in früheren Zeiten in Auerbach anzutreffen war.
Ende Dezember 1699 musste Stadtschreiber Weißmayer aus gesundheitlichen und wohl auch aus alterbedingten Gründen seine Stelle aufgeben, zwei Jahre später starb er im Alter von 75 Jahren. Seine, wie Köstler zu berichten weiß, „zungengewandte“ Witwe lebte noch lange hier. Sohn Franz Martin studierte Theologie und feierte 1704 in Auerbach seine Primiz; er bekam dazu vom Rat als Ehrengeschenk 3 Gulden.
(Anm.: Primiz heißt die erste Eucharistiefeier (Messe) eines neugeweihten Priesters)

Die Stadtschreiber Frank und Kleinhans
Während Georg Dietrich Weißmayer über vier Jahrzehnte (1658-1699) recht erfolgreich und zur Zufriedenheit seines Dienstherrn den Posten des Stadtschreibers in Auerbach ausübte, waren seine beiden unmittelbaren Nachfolger zusammen nur insgesamt etwas über drei Jahre im Amt.
Am Neujahrstag des Jahres 1700 trat Johann Andrä Frank die Stelle des Stadtschreibers in Auerbach an. Über Stadtschreiber Frank ist nicht viel überliefert, außer dass er als Hilfsschreiber den Johann Melchior Hahnakamm beschäftigte und bereits am 24 Mai 1702 um seine Entlassung aus dem städtischen Dienst ersuchte, die ihm zum 15. Juni des nämlichen Jahres auch gewährt wurde.
Zum gleichen Tag wurde Johann Melchior Kleinhans, ein studierter und praktizierender Jurist, als nächster Stadtschreiber eingestellt. Aber kaum dass der tüchtige Mann sich richtig eingearbeitet hatte starb er Anfang Mai des folgenden Jahres 1703.

Die Stadtschreiber Schenkl
Nach intensiver Suche gelang es der Stadt, im September 1703 den Johann Mathias Schenkl aus Amberg als Stadtschreiber in Auerbach zu gewinnen. Mit ihm begann eine Ära von rund acht Jahrzehnten, in denen die Schenkl unsere Stadt prägten. Diesem Geschlecht ist eine eigene Seite gewidmet.

Stadtschreiber Joseph Göschl
Nach der Ära Schenkl in Auerbach (1703 bis 1783) übernahm der nur etwas über 20 Jahre alte Joseph Göschl aus Amberg den verantwortungsvollen Posten des Stadtschreibers. Er musste seinem Vorgänger Johann Samuel Martin von Schenkl immerhin 1.000 Gulden Abstandsgeld zahlen und dazu jährlich noch 250 Gulden von seinen Diensteinnahmen geben.
Für Göschl scheint dies aber kein Problem gewesen zu sein, da er zugleich auch wieder Gerichtsschreiber und öffentlicher Notar war und somit kein schlechtes Einkommen hatte. Der neue Stadtschreiber war insgesamt gesehen ein sehr wohlhabender Mann; er besaß u.a. das Landsassengut Burggrub, hatte Felder, Wiesen und zwei Städel in Auerbach, außerdem große Gilten zu Bernreuth und viele Zehenteinnahmen an verschiedenen Orten.
Vier Jahre nach Amtantritt Göschls war das Auerbach Rathaus in einem sehr schlechten baulichen Zustand, einige  Gewölbe und Decken sollen sogar einge­fallen sein. Zur notwendigen Sanierung entlieh sich die Stadt 2000 Gulden aus der Spitalstiftung, musste dafür aber die beiden der Stadtkammer gehörigen Ham­mergüter Ranna und Fischstein verpfänden.
Joseph Göschl hatte zusammen mit seiner Frau sechs Kinder; einer der Söh­ne war Jurist und lebte in Amberg, ein anderer war 1839 bis 1852 Stadtpfarrer in Nürnberg, der erste katholische seit der Reformationszeit, wie es damals hieß. Wohnung der doch recht großen Familie Göschl und Amtslokal war wiederum die alte Stadtschreiberei.

Verlust des Landgerichts
Die ersten beiden Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts waren eine sehr turbulente Zeit und brachten auch für Auerbach einschneidende Veränderungen. Fritz Schnelbögl beschreibt in seiner Chronik „Auerbach in der Oberpfalz“ (einige Rest­exemplare können im Rathaus noch erwor­ben werden!) sehr deutlich und eindring­lich diese Zeit des Umbruchs: „Die Abkehr von der Tradition, das Zerbre­chen althergebrachter staatlicher Ord­nungen bewirkten auch im Alltag der oberpfälzischen Kleinstadt weittragende Veränderungen. Das Alte musste wei­chen, auch viele gute Einrichtungen der Vergangenheit wurden geopfert, das nicht immer positiv zu bewertende Neue brach sich oft ungehemmt Bahn.“
(S. 199 ff). Nachdem nunmehr u.a. auch die ehemals bambergischen Ämter Vilseck (seit 1802) und Neuhaus-Veldenstein (seit 1804) zu Bayern gehörten, erfolgte eine Neueinteilung der Verwaltung und Ämter. Die Stadt Auerbach verlor in diesem Zusam­menhang anno 1804 ihr Landge­richt, das sie seit 1373 besessen hatte. Der größte Teil des Gerichtsbezirks mit der Stadt Auerbach fiel an das Landrichteramt Eschenbach, das mit Wirkung vom 23. September 1810 vom bisherigen Naab­kreis dem Obermainkreis mit dem Ap­pellationsgericht Bamberg zugeteilt wurde. Erst 1837 kam das Landrichter­amt Eschenbach und damit auch unser Auerbach wieder zum Naab­kreis (Appel­lationsgericht Amberg), der im gleichen Jahr auch den Namen „Oberpfalz“ er­hielt.
Auch im Bereich der „kommunalen Selbstverwaltung“, wie es heute heißt, wurden vom Staat einige Änderungen eingeführt. 1809 bis 1813 hieß z.B. der Stadtschreiber auch „Stadtrichter“. Wei­ter wurden 1813 die seit dem Mittel­alter üblichen vier Bürgermeister abge­schafft, und auch der Stadtschreiber musste sei­nen Platz räumen. Die bis­herigen Magis­tratsräte Reißer, Tuch­macher, Georg Neumüller, Weißgerber, Franz Merkl, Rotgerber und Schmauß, Zeugmacher, wurden als Munizipialräte eingesetzt und bestätigt. Stadtschreiber Joseph Göschl aber wurde zum Bürger­meister und königlichen Kommunal­administrator be­stimmt. Er übte dies vom 18. Juli 1813 bis zum 23. November 1818 aus. An letzterem Tage wurde der alte Stadt­magistrat wieder genehmigt; der Ritter­gutsbesitzer Jakob von Sonnenburg als Bürgermeister gewählt und Göschl fungierte wieder als Stadtschreiber wie früher – bis zu seinem Tod.
Nach dem Tode von Göschl (+ 14.6.1823) wollten Magistrat und Bürgerschaft eigentlich den einheimischen Rotgerbersohn Anton Merkl als neuen Stadtschreiber. Der Landrichter sprach diesem aber die Befähigung ab und drang auf eine öffentliche Ausschreibung der Stelle. Wie begehrt der Posten war zeigt schon die Tatsache, dass sich fast 30 Männer bewarben. Darunter waren z.B.

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der ehemalige Rentsamtsoberschreiber Joseph Weinzierl von Auerbach

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der Marktschreiber Johann Prechtl von Kirchenthumbach

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J.G. Bauer von Neuhaus, Oberschreiber beim Kgl. Oberaufschlagsamt Bayreuth

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der Tuchscherersohn Anton Luber von Auerbach, Philosophiestudent und späterer Pfarrer

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Johann Baptist Pini, Rechtspraktikant am Landgericht Uffenheim

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J. Eschenbach, Marktschreiber von Nordhalben und Teuschnitz

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Friedrich Wilhelm Zerenner, Amtmann in Bayreuth

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Karl von Syberg, Rentamtsoberschreiber in Rotenkirchen bei Kronach

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Wenzeslaus Braun, Marktschreiber von Rehau

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H. Seybold, Marktschreiber von Selbitz

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Franz Prunner, Marktschreiber von Waldershof

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der Oberschreiber des Auerbacher Rentamts (so hieß das Finanzamt damals) Friedrich Helmreich; er war ein Pfarrerssohn von Weißenohe und seit 1811 in der Stadt tätig

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Johann Georg Moll, Landgerichtsschreiber von Kulmbach

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Ritter Georg von Müller, absolvierter Jurist, Gutsbesitzer von Finstermühl

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Jakob Ludwig Benkert, Schulverweser von Weidenberg

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Karl Gottlieb Maier, Marktschreiber von Schwarzenbach a. Wald

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Gallus Helldorfer, Stadtschreiber von Pottenstein

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Ernst Weinrich, Marktschreiber von Erbendorf

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Andreas Uhl, Rentamtsoberschreiber von Weiden

Der Magistrat erwählte den ortsbekannten Oberschreiber Helmreich, aber die Gemeindebevollmächtigten wollten "keinen Protestanten und keinen unstudierten Mann", sondern einen Rechtsgelehrten als neuen Stadtschreiber. Die Regierung bestätigte schließlich den Helmreich nicht, weil er kein Gymnasium besucht hatte. Sie teilte der Stadt mit, dass der Stadtschreiber zwar kein absolvierter Jurist sein müsse, aber doch zumindest das Gymnasium erfolgreich absolviert haben sollte.

Stadtschreiber Johann Baptist Pini
Bei der erneuten Wahl wurde der Rechtspraktikant Johann Baptist Pini vom Magistrat einstimmig als Stadtschreiber gewählt. Auch die Gemeindebevollmächtigten bestätigten diese Wahl einstimmig, beklagten aber, dass Pini „ein gar sehr kurzes Augenlicht“ besitze.
Am 12. April 1824 trat Pini seine Stelle an und am 19. Mai wurde er feierlich verpflichtet. Der Magistrat bestand zu dieser Zeit aus dem Bürgermeister Jakob von Sonnenburg und den Magistratsräten Apotheker Gast, Rotgerber Franz Merkl, Kaufmann Gottfried Neumüller, Leonhard Merkl, Tuchmacher Nikolaus Reißer und Färber Joseph Pitsch.
Der Gehalt des Stadtschreibers Pini betrug anfangs 500 fl und wurde 1842 auf 550 fl erhöht.
Johann Baptist Pini war ein äußerst genauer und pünktlicher Stadtschreiber, der sich um die Ordnung des Auerbacher Rechnungs- und Kassenwesens sowie der Registratur viele Verdienste erworben hat. Von ihm wurden auch die heute noch vorhandenen Repertorien (das sind Übersichten vorliegender Urkunden und Akten) verfasst.
Am 27. Dezember 1846 wurde Stadtschreiber Pini zum Rechnungsführer der Strafanstalt Au bei München ernannt und verließ deshalb im April 1847 Auerbach, um seine neue Stelle in Oberbayern anzutreten.

Stadtschreiber Georg Viernstein
Der Stadtschreiberposten von Auerbach wurde nach dem Weggang Göschls wieder öffentlich ausgeschrieben, und auch 1847 bewarben sich wieder zahlreiche Interessenten.
In der gemeinsamen Sitzung von Magistrat und Gemeindebevollmächtigen am 14. März 1847 wurde schließlich Johann Georg Viernstein einstimmig zum neuen Stadtschreiber gewählt. Sein Gehalt wurde auf 500 fl festgesetzt. Jene 50 fl Gehaltsaufbesserung und die 120 fl, welche Pini für die Haltung eines Schreibers bekommen hatte, wurden eingezogen. Nachdem der neue Stadtschreiber ein eigenes Haus besaß (HNr 160/161, heute Untere Vorstadt 8), erhielt er statt der Dienstwohnung in der Stadtschreiberei 10 fl Wohnungsentschädigung.
Am 6. Mai 1847 fand im Rathaus die Installation und Verpflichtung statt. Dieser war wohl von Anfang an diesem wichtigen Amt nicht gewachsen. Da er diese geringe Fähigkeit aber auch nicht durch größeren Fleiß auszugleichen versuchte, schlichen sich schon bald Ungenauigkeiten und Schlampereien ein, welche dem Magistrat zahlreiche Beanstandungen durch die vorgesetzten Behörden eintrugen. So verwundert es nicht, dass während seiner Amtszeit auch das städtische Finanz- und Kassenwesen allmählich in Unordnung kam.
Eine besondere Schwäche des Stadtschreibers Viernstein war das Lotteriespiel, für das er in der Woche regelmäßig 3-4 Gulden einsetzte. Als Beweise seiner Spielleidenschaft kann man noch heute beim Blättern in alten Ratsbüchern und Akten Viernstein´sche Lotteriezettel als Merkzeichen finden.
Als Geldquelle diente dem Stadtschreiber auch mit das Anpachten städtischer Hammergüter, die er auf diese Weise zusammen mit einigen Ratspersonen gegen ganz geringe Gebühr zu persönlichem Nutzen innehatte. Joseph Köstler beschreibt die dadurch für das städtische Eigentum aufgetretenen Miss­stände recht anschaulich: „Der Reinertrag der Hammergüter für die Stadtkammer war sehr gering, weil fast die ganze Pachtsumme wieder für Baureparaturen, Steuern usw. verwendet werden mußte. Der Holzver­brauch war kolossal, die Eisenproduktion aber minimal und an Qualität minderwertig. Für die Pächter aber waren die Hammergüter immer noch ergiebige Melkkühe. Wenn auch der Eisenhandel nicht mehr viel Gewinn abwarf, so war doch mit dem Holz und Feldbau manches Profitchen zu machen und die Ergebnisse der Forellenfischerei und der Karpfenweiher waren auch nicht zu verachten. Die Regierung war mit der Mißwirtschaft des Magistrats schon längst unzufrieden und wollte besonders die Beteiligung von Amtspersonen am Pacht nicht mehr gestatten. Mit Grollen und Mißtrauen kontrollierte der Landrichter den Geschäftsbetrieb, zahlreiche Denunziationen lieferten das Material zu seinen Beanstandungen.“
(Köstler, Band XIX, Seite 365)
Die Stadt trat deshalb Anfang des Jahres 1859 mit dem Staat in Verkaufsverhandlungen über die Hämmer in Ranna und in Fischstein und kam am 5. Oktober 1859 zu folgendem Ergebnis: Auerbach verkauft die Hammergüter Fischstein und Ranna und die dazugehörigen Ländereien im Gesamtumfang von 467,41 Tagwerk, sowie die großen Forst- und Fischereirechte an den Bayerischen Staat um 72.000 Gulden.
Der jahrhundertlange Hammerbetrieb war damit für immer erloschen.
Eine nette Episode am Rande dieses Geschäftes überliefert Köstler: „Am 1. April 1860 trat der Staat in den Besitz der erworbenen Güter. Am 21 Juni 1860 wurde in Regensburg dem (Auerbacher) Bürgermeister Leonhard Neumüller der Gesamtkaufschilling in lauter Silber ausbezahlt. Er verpackte das Geld in eine starke Holzkiste und transportierte es, wie er mir öfter erzählte, auf einem gewöhnlichen Leiterwagen und unter größter Angst vor räuberischen Überfällen nach Auerbach.“
(Köstler, a.o.O. 367f)
Mit dem Stadtschreiber Viernstein waren weder Bürgermeister noch Verwaltung zufrieden, aber sie brachten es nicht fertig, dass  dieser sein Amt richtig ausführte. Auch Landrichter May war sehr erbittert über den nachlässigen Stadtschreiber und verhängte nicht selten Ordnungsstrafen über ihn. Da aber alle Ermahnungen und auch die Strafen erfolglos blieben und auch im Rechnungswesen verdächtige Manipulationen auftraten, drang die Regierung schließlich auf die Entlassung des Stadtschreibers. Diese erfolgte dann 1862, und zwar ohne dass dem unehrenhaft Entlassenen auch nur die geringste Pension zugebilligt worden wäre. Viernstein lebte noch einige Jahre und betrieb in seinem Haus 160/161 (heute Untere Vorstadt 8) einen kleinen Kramladen und betätigte sich dort auch zeitweilig als „Winkeladvokat“, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Stadtschreiber Joseph Schneider
Aus den über 20 Bewerbern um die so freigewordene Stelle wurde der zu dieser Zeit in Eschenbach tätige Landgerichtsregistrator Joseph Schneider zum neuen Stadtschreiber ausgewählt. Er war ein Sohn des Nagelschmieds Johann Schneider (Hausnummer 264, heute Oberer Torplatz 1), also ein Auerbacher Bürgersohn.
Als Schneider 1862 seinen Dienst antrat, erhoffte man sich viel von ihm, da ihm der Ruf eines sehr talentierten und äußerst geschäftsgewandten Mannes vorauseilte. Aber leider sollte es anders kommen, denn Joseph Schneider wandelte in den Spuren seines unmittelbaren Vorgängers Viernstein und war im Bräuhaus HNr 224 (heute Unterer Markt 35, Weiß) regelmäßiger zu finden als in seinem Büro. Schneider verstand es aber sehr gut, sich bei den Bezirksamtmännern beliebt zu machen, und deshalb hatte er mächtige Beschützer und beherrschte den Magistrat und die ganze Stadt in fast souveräner Weise.
Stadtschreiber Schneider war ein kleines Männlein, weswegen man ihn das „Stadtzamperl“ oder „den Stadtzemzerer“ nannte. „Er war eigensinnig, hitzig und jähzornig, denn alle kleinen Häferln sieden schnell und laufen leicht über.... So geschmeidig er nach oben war, so protzig war er nach unten. Da er mit den Parteien sehr grob und willkürlich verfuhr, hatte er viele Feinde. Er war nirgends beliebt, war aber wegen seines rachsüchtigen Wesens überall gefürchtet. Er führte eine scharfe Feder und hatte eine sehr spitzige gewandte Zunge. Niemand trat ihm offen entgegen, heimlich war alles gegen ihn.
Den Bürgermeister und die Räte dirigierte er wie Hampelmänner, ganz Auerbach musste nach seiner Pfeife tanzen. Ich halte es nicht für unrecht, wenn ein Stadtschreiber seine Meinung zur Geltung bringt; er ist gesetzkundiger als der Bürgermeister und manchmal auch intelligenter - und objektiver. Warum sollte er also durch seinen Rat nicht an der Herrschaft der Stadt teilnehmen? Wenn er es freilich macht wie Stadtschreiber Schneider, und weder die Autorität des Magistrats noch die Grenzen der Bescheidenheit respektiert, so wird niemand diese Anmaßung billigen. “ So beschreibt ihn der Zeitzeuge Joseph Köstler.
Seinen Dienst vernachlässigte Schneider immer mehr, aber niemand getraute sich dagegen etwas zu unternehmen. Wie seine Diensteifrigkeit nahm auch das Vermögen des Stadtschreibers immer mehr ab, obwohl er eine äußerst sparsame Gattin hatte.. Als Schneider sein Lebensende herankommen fühlte, bereitete ihm die Begleichung seiner Schulden die größte Sorge, denn er hatte aus verschiedenen Kassen, die er zu verwalten hatte, Geld entnommen und auch andere Schiebungen gemacht. Da er in seiner Verzweiflung nirgends Unterstützung fand, verkaufte er drei Tage vor seinem Tod plötzlich sein schönes Anwesen und beglich schleunigst alle Fehlbeträge. Am 24. September 1875 starb er.
Wenn er nicht zur rechten Zeit gestorben wäre, hätte er sicher irgendwann dasselbe Schicksal wie sein Vorgänger Viernstein zu erwarten gehabt. Seine Gattin, eine Tochter des Gerichtsdieners Gigl von Auerbach, lebte mit ihrer einzigen Tochter noch einige Zeit in der alten Stadtschreiberei; beide starben 1908.

Stadtschreiber Ludwig Angerer
Während der Krankheit und nach dem Hinscheiden des Stadtschreibers Schneider versah Joseph Köstler, der Verfasser der 27bändigen handgeschriebenen Chronik der Stadt Auerbach, aushilfsweise einige Wochen den Stadtschreiberdienst. Er gab den Herren des Rats den Rat, diesmal ihr Augenmerk auf einen auswärtigen Bewerber zu richten, da sie mit den beiden letzten einheimischen Stadtschreibern schlimme Erfahrungen gemacht hätten. Nach kurzem, aber heftigem Aufbrausen einiger Lokalpatrioten, die diese „schöne“ Stelle keinem „Hergelaufenen“ gönnen wollten, wählte man tatsächlich unter den vielen Bewerbern einen auswärtigen aus. Die einstimmige Wahl fiel auf Ludwig Angerer, der bisher Stadtschreiber in Pressath war. Dieser war, wie sich bald herausstellte, ein sehr tüchtiger, fleißiger und kluger Stadtschreiber, der auch mit den Parteien geschickter und glimpflicher umging als seine Vorgänger. Der Bürger­meister war ganz glücklich, dass nun alle Arbeiten so rasch gefertigt wurden.
Ludwig Angerer, ein baumlanger und starker Mann und hatte eine große Familie. Um anständig leben zu können, trachtete er nach Nebenverdiensten. Er übernahm mehrere Gemeindeschreibereien vom Lande und versah auch die Stelle des Distriktkassiers. Er kam auch auf die glückliche Idee, in Auerbach 1882 eine städt. Sparkasse zu gründen. Durch dieses Institut eröffnete er nicht nur der Stadtkämmerei eine reichliche neue Einnahmequelle, sondern verbesserte dadurch auch seine eigene finanzielle Situation. „Dies war durchaus notwendig, denn wenn ein Gemeindebeamter eifrig und unabhängig arbeiten und mit Treue und Objektivität dem Gemeindewohl dienen soll, darf man ihn nicht Not leiden lassen.“, meint sein „Kollege“ Joseph Köstler.
Angerer wohnte wieder in der alten Stadtschreiberei, welche seit 1847 an verschiedene Familien (u.a. an Revierförster Wucherer, Physikus Dr. Riegl und Lehrer Grüner) vermietet war. Er versah 17 Jahre lang sein Amt mit Fleiß und Geschick und brachte die von seinem Vorgänger Schneider sehr verschlampte Verwaltung wieder auf Vordermann. Dadurch und durch sein ganzes Wesen erwarb er sich nicht nur die Zufriedenheit und Wertschätzung seiner Vorgesetzten, sondern auch die Hochachtung der ganzen Bevölkerung. Aber leider starb er, gerade erst 50 Jahre alt, am 9. April 1892 eines allzu frühen Todes.

Stadtschreiber Franz Weiß
Unter den wie auch diesmal sehr vielen Bewerbern wählte der Magistrat noch 1892 Franz Weiß, den bisherigen Stadtschreiber von Neustadt. Dieser trat bereits am 1. Juni 1892 seine neue Stelle an. Er war wieder ein guter Griff und versah 16 Jahre lang sein Amt mit großem Geschick, mit voller Hingebung und peinlicher Gewissenhaftigkeit. Weiß Zog in die alte Stadtschreiberei ein und wohnte dort bis 1905.
Die Arbeit eines Stadtschreibers hatte sich seit 1868 infolge der vielen neuen Gesetze, Reformen und Institutionen von Jahr zu Jahr dermaßen vermehrt, dass sie von einer einzelnen Person kaum mehr zu bewältigen war. Stadtschreiber Weiß arbeitete mit nie ermüdendem Eifer in seinem Beruf und hat sich um die Stadt Auerbach große Verdienste erworben und die Auerbacher brachten ihm Hochachtung und Dankbarkeit entgegen.
Der Magistrat verlieh Franz Weiß 1906 den Titel „Stadtsekretär“, wodurch leider die altehrwürdige Bezeichnung „Stadtschreiber“ verloren ging. Weiß war sozusagen in einer Person der letzte Stadtschreiber und der erste Stadtsekretär von Auerbach.
Das Übermaß an Arbeit zehrte die Kräfte des Franz Weiß auf und schwächte seine Gesundheit dermaßen, dass er bereits im Alter von nur 55 Jahren am 1. April 1908 seine Ämter niederlegte und in Pension ging. Die letzten drei Jahre hatte er, nachdem das Rentamt ins eigene Haus in der Bahnhofstraße umgezogen war, im 2. Stock des Rathauses gewohnt.

verwendete Quellen

1 Brockhaus Enzyklopädie in 20 Bänden, Band 17, Wiesbaden 1973
2 Köstler, Joseph, Chronik der Stadt Auerbach, 27 handgeschriebene Bände, Auerbach (wohl) ab 1906, Lagerort Archiv der Stadt Auerbach

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 26. Januar 2014

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