Kleine
Schulgeschichte von
Neuzirkendorf
Das
ehemalige Schulhaus von Neuzirkendorf wurde nach umfangreichen Arbeiten am 23. Juli 1995
feierlich als Pfarrzentrum geweiht; doch das hat eine lange Vorgeschichte ...
Die
ersten Schulen überhaupt entstanden in den mittelalterlichen Klöstern; Klöster
waren allgemein die geistlichen und geistig-kulturellen Zentren ihrer gesamten
Umgebung. Auch das 1119 von Otto dem Heiligen gegründete Benediktinerkloster Michelfeld
hatte wohl von Anfang an eine solche Klosterschule.
In größeren Orten und Pfarreien bildeten sich bald eigene kirchliche
„Lateinschulen“, deren Hauptaufgabe zunächst die Ausbildung geeigneter
Knaben für den Gesang und den Dienst bei den Gottesdiensten war. Da in den
liturgischen Feiern damals fast ausschließlich die lateinische Sprache
verwendet wurde, hießen diese Schulen eben „Lateinschulen“. In Auerbach
wurde eine solche gleichzeitig mit der Pfarreigründung 1144 ins Leben gerufen.
Auf dem Lande in den Dörfern aber sollte es noch geraume Zeit dauern, ehe auch
hier erste Ansätze eines Schulwesens gemacht wurden.
Schulordnung
von Kurfürst Ottheinrich 1556
Die Reformation, eingeläutet durch den Thesenanschlag
Martin Luthers an die Schlosskirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517, brachte
verschiedene Änderungen und Neuerungen, auch im Bereich der Volksbildung und
des noch ganz wenig ausgebauten Schulwesens. Die lutherischen und noch mehr die
kalvinischen Fürsten begünstigten nach dem Vorbild Martin Luthers und des „Präceptors
Germaniens“ Melanchthon das Schul- und Zuchtwesen und wollten, etwas überspitzt
ausgedrückt, aus jedem einfachen Landbewohner einen Bibelforscher und Theologen
machen. Dies war natürlich in der Praxis nicht zu erreichen und man begnügte
sich schließlich damit, daß die Kinder die gewöhnlichen Gebete, das
Glaubensbekenntnis, die 10 Gebote und vor allem die Unterscheidungslehren
zwischen der katholischen, lutherischen und kalvinischen Konfession hersagen und
einige Kirchenlieder und Bibelverse rezitieren konnten.
Ottheinrich, geb. 1502 in Amberg, der 1556-59 Kurfürst der Rheinpfalz war, zu
der auch unsere Heimat gehörte, ordnete deshalb 1556 an, dass in seinem Land überall
bei den Pfarreien „Deutsche Schulen“, entstehen sollten. Diese Bestimmung
von 1556, „aufgebaut auf die Schulordnung Melanchthons von 1528, berücksichtigte
auch die deutschen Schulen und legte großen Wert auf den Elementarunterricht. `Wiewol
die Elementa, so man den jungen kindern inn der Schul fürgibt, für eitel
kindwerk geachtet werden möchten, so kann doch niemandt zu den rechten, hohen,
notdürtigen und nützlichen Künsten, ohne der kinder Elementa kommen; Und so
das Fundament nicht recht gelegt, mag nimmer kein gut Gebäum darauf gesetzt
werden.`“ (1)
Schulgründung
in Neuzirkendorf um 1557
So wurde auch in Neuzirkendorf um das Jahr 1557 auf
Anordnung des Kurfürsten Ottheinrich erstmals eine Schule eingerichtet. Diese
sah natürlich ganz anders aus als die heutige.
Um dem Befehl des Landesfürsten nachzukommen, schienen im ganzen Land neue
Lasten unvermeidlich. Die Gemeinden und Feudalherren halfen sich nur damit, dass
sie das Mesnerhaus zum Schulhaus und den Mesner zum Schulmeister machten,
obgleich mancher von ihnen selbst nicht lesen und schreiben konnte.
Die Städte hatten allerdings bessere deutsche Schulmeister, aber sie mussten
denselben neben dem Schulgeld und freier Wohnung auch ca. 60 bis 100 fl (Gulden)
jährlichen Sold geben. Auch in Auerbach entstand 1557 eine „Deutsche
Schule“, neben der weiterhin die Lateinschule Bestand hatte.
Die Landlehrer bekamen außer der Mesnereinnahme keinen Sold. Sie sollten zwar
von jedem Kind, das die Schule besuchte, wöchentlich einen Kreuzer Schulgeld
bekommen, weil aber kein Schulzwang existierte und die Bauern meistens nicht
besonders begütert waren, schickten sie ihre Kinder selten oder nie zur Schule.
Der Lehrer bekam so kein Schulgeld und hätte verhungern müssen, wenn er nicht
neben der Mesnerei noch irgend ein Handwerk getrieben hätte. So lagen die Verhältnisse
fast in allen Pfarrdörfern.
Mesner
als Schulmeister
In Neuzirkendorf wurde wie andernorts ebenfalls der
Mesner zum Schulmeister bestimmt. Er genoss aber eine gehobene Stellung, denn während
z.B. sein Kollege im benachbarten Gunzendorf ein armer Weber und der von
Troschenreuth ein armseliges Schneiderlein war, war der Neuzirkendorfer eine
Respektsperson, da er nämlich zugleich Flur- und Waldaufseher des Klosters Michelfeld
war. Als solcher konnte er den Bauern manchen Vorteil mit Holz und Streu
zukommen lassen, oder sie wegen Waldfrevels zur Anzeige bringen. Sie achteten
und fürchteten deshalb den "Flurer" und Forstknecht und von der
Achtung in dieser Funktion zehrte der Mann auch in seiner Funktion als Schulmeister.
Im Protokoll einer lutherischen Kirchenvisitation von 1576 heißt es sinngemäß
u.a. über den ersten namentlich bekannten Lehrer von Neuzirkendorf: „Der
Pfarrer Vitus Maier ist sonst ... gar gut, obgleich er öfters ein Trünklein
zuviel hat. Sein Schulmeister Hans Weingartner aber kann nit schreiben, hält
keine Schul und ist ein Schlemmer. Er hat nebenbei vom Kloster Michlfeld den
Forstdienst. Der Pfarrer hat mit ihm beständig Injurienhändel und muß öfters
vor ihm ausreißen, weil beide stechmäßig sind.“ (2) Es war also nicht
besonders gut bestellt um die Schule in Neuzirkendorf, und dies bleib auch in
den nächsten Jahren so, denn vier Jahre später (1580) heißt es, „der
Schulmeister in Zirkendorf ist ungelehrt und kann weder lesen noch schreiben,
doch hilft er in der Kirche mit Singen. Seines Handwerks ist er ein Schneider
und ein wenig dem Trunk ergeben. Es wäre höchst wünschenswert, daß ein
ordentlicher Schulmeister nach Zirkendorf käme.“ (2)
1587 ist Jörg Hueber Schulmeister und Forstknecht in Neuzirkendorf. Über ihn
und über die Verhältnisse im Dorf steht im Kirchenvisitationsprotokoll 1596
kurz und bündig: „In Neuenzirkendorf wird arg gespielt und gesoffen, auch wäre
ein anderer Schulmeister nötig.“ (2) Auch 1616 hatten sich die Schulverhältnisse
in Neuzirkendorf nicht gebessert: „Es ist noch immer ein Schulmeister da, der
weder lesen noch schreiben kann.“ (2) Dieser „Lehrer“ hieß Cunrad Lang.
Weiterentwicklung
der Schule
1625 bis etwa 1628 fand die Gegenreformation statt,
unsere Heimat wurde wieder bayerisch und die Menschen mussten zum katholischen
Glauben zurückkehren. Die schulischen Verhältnisse besserten sich nur allmählich.
Bei der ersten katholischen Kirchenvisitation in Neuzirkendorf 1629 wurde
protokolliert: „Der Schuldienst (Anm.: die Einkünfte für die Ausübung des
Schuldienstes) ist gar gering. Der Schulmeister hat von jedem Bauern eine Läutgarb
und 1 Laib Brot, sonst nichts. An Accidentien nimmt er jährlich 3 bis 4 fl ein,
nämlich von einer Kindstauf 5 Kreuzer, von einer Leich mit Gesang 5 Batzen, von
einer Hochzeit 6 Batzen. Vom Schuldienst ist eine Wiese, in der Anhöhe gelegen,
wegverkauft worden.“
Von 1626-41 war Stefan Neubig Schulmeister, Mesner und Forstknecht in
Neuzirkendorf; er wechselte 1641 auf die Schulmeisterstelle in Thurndorf.
Sein Nachfolger in Neuzirkendorf hieß 1641-81 Georg Wiesent. Über ihn
berichtet 1643 der Klosterrichter Paul Brunner von Michelfeld: „In
Neuzirkendorf ist der Schulmeister im Schreiben und Lesen und auch im Sonstigen
von geringer Qualität. Er hat als Sold nur 60 Läutgarben und 60 Läutlaib, so
er mit großer Müh zusammensamblen muß, und von jedem Schulkind, deren er nur
6 hat, wöchentlich 1 Kr Schulgeld. Er hat zwar freie Wohnung und vier Klafter
Holz, aber ein tauglicher Schulmeister kann sich damit nicht begnügen.“ (2)
„Im Jahre 1659, also in einer Zeit, als das Land und seine Menschen sich nach
den unsäglichen Leiden des Dreißigjährigen Krieges (Anm.: 1618 bis 1648) zu
erholen begannen, erließ der bayerische Kurfürst Ferdinand Maria (1651-1679)
eine ausführliche Schulordnung, die in der Sprache jener Zeit bereits eine
Schulpflicht für alle Kinder verbindlich verlangte. So fordert der Artikel XVI
den Unterricht `bey allen, und jeden Kindern`. Artikel XXIII sagt: `Damit die
zarte Schuljugend gleich von ihrer Unschuld und Kindheit an zu notwendiger
Erkenntnis, Erforcht, Lieb und Dienst ihres Schöpfers mittels Einpflanzung
christlicher Sitten und Ehrbarkeit und Tugenden ... gezogen und darin erhalten
werden ..., soll die Beobachtung der Schulordnung überwacht .....`. Artikel X
verlangt den Schulbesuch `in allen Städten und Märkten, und womöglich auch
auf dem Gey` (dem flachen Lande).“ (3)
Das
Schulgebäude
Das Schulhaus hatte von Anfang an nur zwei Räume: im
oberen wohnte der Pfarrer, der untere diente als Schule. Dieses Schulzimmer war
aber zugleich Wohn- und Schlafzimmer für den Mesner/Schulmeister und seine oft
vielköpfige Familie. Man muss sich das etwa so vorstellen: Am großen Tisch
buchstabierten mühsam die „Studenten“, wie die Schüler allgemein genannt
wurden, in der Wiege schrie ein Kindlein, von denen der Schulmeister wie weiter
unten zu lesen ist oft viele hatte, und unter dem Ofen gackerten die Hennen; im
kalten Winter fanden meistens auch noch die Ferkel in dieser rauchigen Stube
einen warmen Winkel. Nebenbei schnurrte das Spinnrad der Schulmeistergattin, und
auf dem Herd brodelten die Kochkessel mit dem dampfenden Kraut und den Erdäpfeln.
Die Schulverhältnisse in Neuzirkendorf blieben noch 175 Jahre lang so schlecht,
wie sie 1643 waren. Weiterhin war der Mesner und Waldaufseher zugleich auch der
Schulmeister.
Die
Lehrerdynastie Reinsfeld
1721 wird Johannes Reinsfeld, Pförtnersohn aus
Michelfeld, als Schulmeister und des Klosters Waldaufseher in Neuzirkendorf
genannt. Er hatte diese Ämter aber wohl schon länger inne, denn 1691 heiratete
er die Magdalena Hieber aus Haag, mit der er immerhin 9 Kinder hatte. Ihm folgte
in diesen Ämtern 1740 Sohn Georg, der mit seiner Frau Kunigunda 8 Kinder hatte.
Weitere 30 Jahre später übernahm dessen Sohn Johann den Neuzirkendorfer Schul-
und Waldaufseherdienst. Johann ehelichte 1771 die Bauerstochter Magdalena Gradl
(Hausnummer 8, „beim Gackl“) von Neuzirkendorf, mit der er 5 Kinder hatte.
Nach deren Tod heiratete er die Apollonia Held aus Auerbach, und hatte mit ihr
zusammen 11 Kinder.
1804 am 12. Juni wurde Georg Paul Reinsfeld, 1778 in erster Ehe geborener Sohn
des vorgenannten Johann, „wirklicher Schullehrer in Neuenzirkendorf“. Er
blieb es, bis er 1850 starb. Paul hatte 1797 in Amberg sein Approbationsexamen
bestanden und war 1797 bis 1804 bei seinem Vater als sogenannter Exspektant. Er
war wohl der erste eigentliche Lehrer in Neuzirkendorf, und versah deshalb auch
den Forstdienst nicht mehr. Über ihn berichtete 1805 der Schulinspektor und
Pfarrer von Thurndorf Johannes Weich an die Regierung: „Der Schullehrer von
Neuenzirkendorf ist ledig, heißt Paulus Reinsfeld und hat zureichende Fähigkeiten.
Seine Moralität ist dümpfige Stille und seine Eigenschaften sind nicht immer
launig. Beim Volk steht er in Achtung, weil sein Vater Waldaufseher in Michlfeld
ist. Er betreibt kein Gewerbe, aber viel ökonomische Arbeit. Die Liebe der
Kinder ist mehr auf seinen alten Vater gerichtet als auf ihn.“ (5)
1807 heiratete Paul Reinsfeld die Elisabeth Rau aus Thurndorf, mit der er 7
Kinder hatte.
Schulpflicht
ab 1802
Die Schulordnung Ottheinrichs von 1556 sah noch keine
Schulpflicht im heutigen Sinne vor. Gut 100 Jahre später nannte die kurfürstliche
Schulordnung von Ferdinand Maria für Bayern erstmals eine für die gesamte Bevölkerung
gültige Verpflichtung zum Schulbesuch. In der Praxis jedoch änderte sich
dadurch nicht viel. Auch die von Benediktinerpater Heinrich Braun 1770 verfasste
Schulordnung und das 1771 darauf basierende Schulmandat mit gesetzlich
festgelegtem Schulzwang bewirkten nicht viel. Die Schule wurde weiterhin nur in
den Wintermonaten von Martini bis Ostern gehalten, und auch für diese Monate
gab es keine Besuchspflicht. „So dürfen wir uns also nicht vorstellen, daß
nun alle Kinder die Schule besuchten und etwa Lesen und Schreiben lernten. Wegen
der verbreiteten Armut und der als notwendig ampfundenen Kinderarbeit erachtete
die Mehrheit der Bevölkerung dies wohl als wenig hilfreich. Außerdem fehlten
überall die äußeren Voraussetzungen für die Durchsetzung einer allgemeinen
Schulpflicht. So fand beispielsweise in weiten Teilen des Landes immer noch der
Unterricht in der Wohnstube des Schulmeisters oder Ludimagisters statt. ... Der
arme Dorfschulmeister besaß kaum Bücher.“ (3)
Die in Grundzügen noch heute gültige allgemeine Schulpflicht wurde in Bayern
erst durch den Kurfürsten Max III. Joseph am 23. Dezember 1802 eingeführt,
„das ganze Jahr hindurch, von Mitte des Julius bis 8ten September als der gewöhnlichen
Aerndtezeit ausgenommen.“ Die Grundschulpflicht dauerte dabei 6 Jahre, vom 6.
bis zum 12. Lebensjahr. Ihr schloss sich für die 13-18jährigen die
Feiertagsschulpflicht an. Mit dieser Verordnung wurde das Schulpflichtgesetz mit
allen notwendigen schulorganisatorischen und verwaltungsrechtlichen Maßnahmen
untermauert, so dass es schließlich auch greifen konnte.
Bessere Schullokale, eine bessere Lehrerbildung und auch eine bessere
Lehrerbesoldung waren Vorbedingungen zur Hebung gerade der Landschulen, aber
diese Dinge kosteten Geld, viel Geld.
Schulhauserweiterung
1818
Außergewöhnliches auf dem Schulsektor nach der Einführung
der allgemeinen Schulpflicht von 1802 leistete im Obermainkreis, zu dem damals
auch die nördliche Oberpfalz und damit u.a. unser ehemaliger Landkreis
Eschenbach gehörte, der Königliche Schul- und Regierungsrat Johann Baptist
Graser aus Bayreuth. Er reiste in den Jahren 1815 bis 1820 von Dorf zu Dorf und
überzeugte die Bauern, dass sie die schmale Besoldung ihrer Lehrer entweder mit
Geld oder mit genügend Naturalien aufbesserten. Insbesondere drang er auf
bessere Schullokale.
Schulrat Graser, der in der Geschichte der Pädagogik eine Namen hat, kam auch
nach Neuzirkendorf und fand dort die weiter oben geschilderten Verhältnisse. Er
veranlasste, dass das Schulhaus, in dem ja nur 2 Zimmer waren, 1818 erweitert
wurde. Auf diese Weise entstand ein von des Lehrers Wohnstube abgetrenntes
Schulzimmer. Die Baulast dafür hatte eigentlich die Kirche zu tragen, doch weil
diese zu arm war, übernahm die Schulgemeinde die Kosten des Umbaues mit 464 fl.
Auf Betreiben von Graser verpflichtete sich die Schulgemeinde 1818 auch zur
Bereitstellung des zur Beheizung des Schulzimmers nötigen Holzes.
Lehrer Georg Paul Reinsfeld betrieb, wie oben schon gesagt, mit viel Eifer seine
Landwirtschaft und bedauerte sehr, dass durch den Um- bzw. Erweiterungsbau sein
großer Stall bedeutend verkleinert werden musste. Als er 1850 starb, erlosch
mit ihm auch die Lehrerdynastie Reinsfelder in Neuzirkendorf, die immerhin rund
150 Jahre Bestand hatte.
Schulstellenbeschreibung
1866
Die folgende Beschreibung der Schulstelle
Neuzirkendorf vom Jahre 1866 ist recht aufschlussreich: „Neuzirkendorf,
... 27 Häuser, 22 Familien, 198 Einw., der ganze Schulsprengel 551 Einw.
- Eingeschult: Altzirkendorf ¼ (Anm.: Entfernung in Wegstunden, also ¼ Stunde
entfernt), Göttersdorf 1/2, Damelsdorf 5/8, Höflas 1/2, Hagenohe 1/2, Bärnmühle
1/4, Großkrausmühle ½ Stunde. ... Schülerzahl 80 Werktags- und 30
Feiertagsschüler. ... Das Schulhaus ist in gutem baulichen Zustand, zweistöckig
und Eigentum der Gemeinde, welche auch die Baulast hat. Das Lehrzimmer ist im
II. (Anm.: gemeint ist im I.) Stock, sehr trocken, hat 5 Fenster und ist 16 Fuß
lang, 30 Fuß breit und 9 ½ Fuß hoch. (Anm.: 1 bayerischer Fuß entspricht ca.
29,19 cm) Zur Beheizung gibt die Gemeinde 5 Klafter weiches Holz und besorgt
Fuhr- und Hauerlohn. Die Wohnung des Lehrers enthält im I. Stock (Anm.: Erdgeschoss)
1 geräumige Wohnstube mit 4 Fenstern, 15´ l., 20´ b., 9 ½´ h., im II. Stock
(Anm.: I. Stock) 2 heizbare Zimmer (sämmtliche Lokalitäten sind trocken), 1 Küche
mit Herd, 2 große Böden und 1 Keller. Ferner sind vorhanden 1 Stall für 6 Stück
Vieh, 2 Schweineställe, 1 Scheune, 1 Backofen, 1 geräumiger Hof, 1 kleiner
Hausgarten und der Schulgarten, welcher 6 Schritte vom Haus entfernt ist.
Das Schulhaus ist am Kirchhofe angebaut, 20 Schritte von der Ortskirche
entfernt. Im Schulsprengel sind die Ortskirche und 2 Nebenkirchen, in welchen
der Lehrer als Cantor, Organist und Meßner zu fungieren hat. Die Orgel in der
Ortskirche ist gut, hat 7 Reg. und 1 Man., die Orgeln in den Nebenkirchen sind
schlecht und hat jede 4 Reg. und 1 Man..“ (4)
Anstellung
eines Schulboten
Mit dem Besuch des Schulunterrichts scheinen es einige
Kinder bzw. deren Eltern nicht so genau genommen zu haben, denn in der Gemeinde
wurde 1877 ein Schulbote angestellt, wie aus einem Eintrag im Protokollbuch der
Lokalschulinspektion Neuzirkendorf vom 27. April 1877 hervorgeht. Dort heißt es
u.a.:
„Die Distriktschulinspektion Auerbach hat die unterfertigte
Lokalschulinspektion Neuzirkendorf beauftragt am 23. April 1877, einen
Schulboten aufzustellen. Diesem Auftrag zufolge wurde heute (es meldete sich außerdem
niemand) der Innwohner (Anm.: ein Mieter) von Neuzirkendorf und frühere
Gemeindeschmiedmeister von Sassenreuth Nikolaus Schmitt aufgestellt und ihm zur
Pflicht gemacht, beim Beginn des Schulunterrichts, Vormittags- und Nachmittags-,
zu erscheinen, um die nicht erschienenen Schulpflichtigen zu holen. Als Ganggebühr
wurde ihm festgesetzt:
1. für einen Weg in Neuzirkendorf 20 Pfennig
2. nach Altzirkendorf, Dammelsdorf, Göttersdorf, Höflas 60 Pfennig
3. nach Hagenohe 100 Pfennig = 1 Mark.
Diese Ganggebühr kann zur Winterszeit bei schlechter schneeiger Witterung zum
doppelten Betrag erhöht werden. Außerdem erhält er bei Beginn eines jeden
Jahres aus der Schulkasse als Vergütung 10 Mark.
Die Lokalschulinspektion Neuzirkendorf
Reichmeier
Zur Bestätigung
Die Lokalschulcomissionsmitglieder
Wiesend
Beigeordneter
Wittmann
Lehner“ (5)
Obwohl
auch in den folgenden Jahrzehnten Schulboten für das Erscheinen beim Unterricht
zu sorgen hatten, verzeichnet das gleiche Protokollbuch z.B. für den Monat
Januar 1890 in der Werktagsschule bei ca. 100 Kindern immerhin 589 Schulversäumnisse;
„Als Entschuldigungsgrund liegen ungünstige Witterung und Krankheit vor.“
(5) Man darf dabei natürlich nicht vergessen, dass die Kinder aus den einzelnen
Dörfern zu Fuß kommen mußten, daß die Winter sicher viel strenger und
schneereicher waren als heute und dass die Kleidung der Schulkinder bei weitem
nicht so gut gegen die Unbilden der Witterung schützte wie dies heute der Fall
ist.
Schulsituation
1926
Auch die Schulstellenbeschreibung von 1926 gibt einige
interessante Details über die Verhältnisse in Schule und Dorf.
„Neuzirkendorf, ... 160 E. mit 28 H., ... Arzt Kirchenthumbach,
Apotheke/Zahnarzt Auerbach, Hebamme Thurndorf 2 ½ km, Gendarmerie
Kirchenthumbach. Die Bevölkerung treibt Landwirtschaft, 2 Gasthäuser, 1
Metzger, 1 Krämer, 1 Schuhmacher. Lebensmittel meist in Kirchenthumbach, größere
Einkäufe in Bayreuth. N liegt an der Wasserscheide von Rhein und Donau in 550 m
Höhenlage. Wege zum Teil schlecht, Wald, ... elektr. Licht im Ort,
Badegelegenheit im Bach 1 ½ km.
Schule: ungeteilt, 5 eingeschulte Ort bis 3 km. ... Im Winter Wege oft tief
verschneit. ... Lehrstelle: Schulzimmer im 1. Stock nach SW, 7 Fenster (3 nach
S, 4 nach W) hell und geräumig (8,9x6,9x1,6 m). Dienstwohnung: Erdgeschoß und
1. Stock, nicht abgeschlossen, kein eigener Abort. ... Pumpbrunnen beim
Nachbarn, im Sommer Wasser aus dem Dorfbrunnen (200 m).“ (6)
So
sah das Neuzirkendorfer Schulhaus - wohl über einige Jahrhunderte - bis
zum Abriss und Neubau in den Jahren 1947/48 aus. Das einzige Schulzimmer lag
dabei im 1. Stock.
Neubau
des Schulhauses 1947/48
„Im Jahre 1945 stand noch das alte Schulhaus, dessen
Alter auf fünfhundert Jahre geschätzt wurde. Dieses entsprach in keiner Weise
den Anforderungen, die man an ein Schulhaus stellt. Der Schulsaal war klein,
hatte niedrige Fenster mit schlecht schließenden Fenstern und einen schadhaften
Fußboden. Die Lehrerdienstwohnung war trotz wiederholter Umbauten - aus einem
früheren Rinderstall war eine Küche errichtet worden - sehr unpraktisch und
unwohnlich. Die Schulkinder mußten an sämtlichen Räumen der Dienstwohnung
vorbeigehen, um in den I. Stock zu gelangen, wo sich der Schulsaal befand. Hier
mußte also dringend Abhilfe geschaffen werden. Dank der Initiative des Bürgermeisters
Hans Haßler beschloß der Gemeinderat, das alte Schulhaus abzubrechen und einen
Neubau zu errichten.“ Mit diesen Worten beginnt die heute in Kirchenthumbach
liegende Neuzirkendorfer „Schulchronik ab 1945“. (7)
Der Bauplan wurde vom Auerbacher Maurermeister Johann Englhardt angefertigt. Am
15. Juli 1947 begann der Abriss des alten Schulhauses. Das noch brauchbare
Material wurde entweder wiederverwendet, oder gegen neues eingetauscht, oder an
Interessenten gegen Arbeitsdienst abgegeben. So heißt es z.B. in
handgeschriebenen Notizen „Rechenschaft über altes Schulhaus“ des damaligen
Bürgermeisters Johann Haßler: „Götz bekam etwas altes Bauholz, kurze Stücke,
und gab 130 m Dachlatten. ... Bretter und Latten wurden zu Zwischenböden, Gerüst
und Haustreppen verwendet. ... Alte Ziegel nahmen Buhr, Lang und Zerreis Altz.,
und wurden durch Arbeit verrechnet. Firstziegel waren noch gut, nahm Schieberl
und gab Zement und Kalk. ... 4 Kastenfenster erhielt Schuster und gab dafür 3
Eisenträger je 3 m lang, 14 cm hoch, und 1,20 fm geschnittenes Bauholz. ... 1 Türe
bekam Gundl und gab dafür 1 Eisenrohr 3 m lang und 12 cm Durchmesser ...
Stiegen nahm Reinhans und gab dafür Kalk und 520 Stück
Schwemmsteine ... .“ (8)
Währen
der umfangreichen Baumaßnahme "Neubau Schulhaus" fand der Unterricht
im Saal des Gasthauses Wagner statt.
Zum Neubau spendeten viele Gemeindebürger Lebensmittel wie Butter, Eier,
Fleisch, Kartoffeln usw. oder Getreide, um Baumaterialien dafür einzutauschen,
Fuhrlohn zu begleichen, Holz schneiden zu lassen usw., andere lieferten das
notwendige Holz aus dem eigenen Wald, wieder andere leisteten Hand- und
Spanndienste. Nur durch diesen großen Einsatz aller Gemeindebewohner und ihren
bewundernswerten Gemeinsinn, immer wieder angetrieben durch Bürgermeister
Johann Haßler, war es überhaupt möglich, in dieser schlechten Zeit bis zur Währungsreform
den Rohbau zu etwa 70 % fertigzustellen. Die Ausgaben der Gemeinde bis zum 20.
Juni 1948 betrugen immerhin 1.9542,24 Mark; darin enthalten waren z.B. auch 81 M
für Fleisch und Auskochen bei der Hebefeier.
Die Währungsreform vom 20./21. Juni 1948 brachte die Bautätigkeit kurzeitig
zum Ruhen. Die Gemeinde hatte von den pro Person 60 DM Kopfgeld gleich 20 DM
einbehalten, um den Schulhausbau fortführen zu können. Zudem wurde ein
Bankdarlehen von 6.000 DM aufgenommen; der staatliche Zuschuß betrug insgesamt
20.000 DM. Nach der Währungsreform wurden so nochmals über 30.000 DM aufgebracht
und in den Neubau investiert.
Einweihung
und Bezug
Am 1. Oktober 1948 konnte die feierliche kirchliche
Weihe des neuen Schulhauses erfolgen; eine größere weltliche Feier unterblieb
wegen der Mittelknappheit. Zugleich wurde der Schulbetrieb in den neuen Räumen
aufgenommen; während der über einjährigen Bauzeit hatte der Unterricht
provisorisch im Saal des Gasthauses Wagner stattgefunden.
Die Begeisterung bei Schülern und Lehrern, bei den Ortsbewohnern insgesamt war
groß, und alle konnten auch stolz sein auf ihr Werk. „Dennoch wies das
Schulhaus, das muß unumwunden zugegeben werden, manche Mängel auf, die
freilich ... auf die schwierige Lage in den Jahren 1947/48 zurückzuführen
sind. Da die Ortschaft Neuzirkendorf keine eigene Wasserleitung besaß, erhielt
das Schulhaus nur eine Zapfstelle beim Kellereingang von einem Privatbrunnen.
Leider war das Wasser nicht genießbar und konnte nur zum Putzen verwendet
werden. Das Trinkwasser mußte meistens bei der Gastwirtschaft Wagner geholt
werden. Aus dem gleichen Grunde wurden auch nur Trockenaborte installiert,
sowohl für die Schüler, als auch für die beiden Dienstwohnungsinhaber.“ (7)
Doch die Finanzierungssorgen der Gemeinde waren noch nicht zu Ende, wie Bürgermeister
Haßler am 19.12.1949 in einem Zuschußgesuch für die „Erstanschaffung
von Schulbänken“ an das Staatsministerium für Unterricht und Kultus schrieb:
„Das Schulmobiliar im alten Schulhaus war in sehr schlechtem Zustand. Im Jahre
1945 war die Schule, darunter auch das Klassenzimmer, längere Zeit mit Truppen,
später mit Kriegsgefangenen und nach Einzug der Amerikaner eine Woche lang mit
KZ belegt. Ein Teil der Bänke wurde verfeuert oder schwer beschädigt, und es
mußten bei Wiederaufnahme des Schulunterrichts aus den Überresten notdürftig
Schulbänke beschafft werden. Als im Jahre 1947 die Schule in den Tanzsaal
Wagner umzog, mußte dieser zu öfteren Veranstaltungen geräumt werden; die Bänke
wurden dafür jedesmal durch die Fenster auf- und abgezogen. Die Bänke kamen in
einen solchen Zustand, daß sie in das neue Gebäude nicht mit übernommen
werden konnten, es wurden daher ... auch neue Schulbänke angeschafft. Die
Schulgemeinde bittet daher das Kultsministerium, nachdem wir große Opfer, sei
es in finanzieller oder materieller Hinsicht für den Schulhausneubau gebracht
haben und noch bringen müssen, unseren Antrag auf Gewährung eines Zuschusses für
Anschaffung von Schulmöbeln zu genehmigen.“ (8)
Wasserleitung
und Heizung
Als im Herbst des Jahres 1959 mit dem Bau der
Zentralwasserleitung in Neuzirkendorf begonnen wurde, ergab sich auch die Möglichkeit,
das Schulhaus mit gutem Trinkwasser zu versorgen. „Am 6. Oktober 1960 lief das
erste Mal im Schulhaus das Wasser.“ (7) In die beiden Klassenzimmer und in den
Dienstwohnungen wurde jeweils eine Waschgelegenheit bzw. ein Spülbecken
eingebaut; Spülklosetts und Bäder gab es aber weiterhin nicht im
Neuzirkendorfer Schulhaus.
In den Wintern gab es immer wieder Probleme, denn die Öfen in beiden
Schulzimmern konnten die Räume nicht mehr durchheizen. „Obendrein rauchten
und rußten sie so stark, daß besonders das Schulzimmer der Unterstufe eher
einer Räucherkammer glich. Im Winter gefroren die Abortanlagen und konnten
wochenlang nicht benutzt werden, im Sommer dagegen verbreiteten sie im ganzen
Haus einen üblen Geruch.“ (7) Von Allerheiligen 1963 bis Ostern 1964 wurde
deshalb das gesamte Schulhaus mit einem Kostenaufwand von rund 50.000 DM gründlich
renoviert und saniert. Unter anderem wurden damals eine Zentralheizung und Spülklosetts
sowie ein Bad in der Lehrerwohnung eingebaut, die gesamten elektrischen
Leitungen und die Fußböden erneuert, und neuzeitliche Schulmöbel angeschafft.
„Besonderer Dank gebührt Bürgermeister Haßler, der allen Neuerungen
aufgeschlossen gegenüberstand.“ (7) „Jetzt gehen sie noch lieber in die
Schule“ (7), so stand nach Abschluß der Arbeiten als Überschrift in der
Zeitung zu lesen.
Sportfeste
Besondere Ereignisse im Schulleben dieser Jahre waren
immer die Sportfeste, die häufig gemeinsam mit der Thurndorfer Schule ausgetragen
wurden. Ein kurzer Bericht aus der Schulchronik soll an eines davon erinnern:
„14. Juni 1964. Endlich ist das Sportfest da! In mühevoller Arbeit wurde der
Sportplatz von den Buben hergerichtet und in den Turnstunden eifrig für die
Wettkämpfe trainiert, denn nach alter Tradition kämpfte man gemeinsam mit den
Thurndorfer Schülern um den Sieg. Von der Pumpstation der Wasserleitung war
eine 200 m lange Lichtleitung zum Sportplatz gelegt worden, so daß auch die
Lautsprecheranlage des Tonfilmgerätes eingesetzt werden konnte. Erstmalig
wurden in diesem Jahr die von den Gemeinden gestifteten Wanderpreise für das Fußballspiel
der Buben und das Völkerballspiel der Mädchen vergeben. Für das leibliche
Wohl sorgte ein Ausschank der Gastwirtschaft Wagner auf dem Sportplatz.“ (7)
Und in der Zeitung hieß es danach: „Als Sieger gingen aus dem Wettkampf für
die Buben Adolf Brütting, Volksschule Neuzirkendorf, ... und bei den Mädchen
Grete Büttner, Volksschule Thurndorf, ... hervor. ... Der Fußballpokal blieb
... durch den 3:0 Sieg der „Roten Teufel vom Bärenanger“ über die
Thurndorfer Buben in der Gemeinde Neuzirkendorf.“ (7)
Neuerungen
und Änderungen
Mit Beginn des Schuljahres am 10. September 1965 wurde
für die Mädchen des 8. Schülerjahrganges aus Neuzirkendorf und Thurndorf
gemeinsam praktischer Hauswirtschaftsunterricht eingeführt. Aus diesem Grunde
wurde im 1. Stock des Schulhauses eine Schulküche eingerichtet, in der Frau
Maria Gsell die Mädchen in die Geheimnisse der Hauswirtschaft einführte.
Kurz vor Ende des Schuljahres erhielt der Schulplatz am 10. Juli 1967 eine
Teerdecke, was die Bewegungsfreiheit der Kinder im Turnen und in den Pausen doch
deutlich verbesserte.
Verbandsschule
Troschenreuth
Schon etwa im Mai 1968 zogen dunkle Wolken über die
Neuzirkendorfer Schule herauf: im kommenden Schuljahr sollte die Gesamtschülerzahl
nur mehr 55 Kinder betragen, was kaum mehr zwei Klassen ergeben würde. Die
Gemeinde Neuzirkendorf stellte deshalb in Übereinstimmung mit Troschenreuth bei
der Regierung in Regensburg den Antrag, beide Schulen zu einer vierklassigen
Schule unter Beibehaltung beider Schulorte und Einrichtung einer Schulbuslinie
zusammenzufassen.
Dem Antrag wurde vorerst für ein Jahr entsprochen, und so sah der
Unterrichtsbetrieb in der Verbandsschule Troschenreuth im Schuljahr 1968/69
folgendermaßen aus:
In Troschenreuth unterrichteten Frau Muszkiet-Wirth
die Klassen 1 und 2 (41 Kinder) und Herr Schraml die Klassen 5 und 6 (32
Kinder), in Neuzirkendorf Frau Scheiblich die Klassen 3 und 4 (34 Kinder) und
Herr Scheiblich die Klassen 7 und 8 (27 Kinder).
Den Handarbeits- und Hauswirtschaftsunterricht erteilte in Neuzirkendorf Fräulein
Pfeiffer, in Troschenreuth Frau Gsell.
Im November stand in der Zeitung zu lesen: „Das ist schon längst kein
Schulversuch mehr - Nach zwei Monaten Unterricht an der Verbandsschule: alle
sind vollauf zufrieden!“ (7)
Grundschule
Troschenreuth
Doch trotz dieser allseitigen Zufriedenheit: Der nächste
Schritt Richtung Ende der Neuzirkendorfer Schule stand schon bevor! Anfang 1969
gab die Regierung bekannt, dass im kommenden Schuljahr die Klassen 5 bis 8 bzw.
9 die Hauptschule in Auerbach besuchen müssten, während in Troschenreuth und
Neuzirkendorf weiterhin die Schülerjahrgänge 1 bis 4 verbleiben sollten. Zu
diesem Zweck sollte die Grundschule Troschenreuth mit dem weiterem Schulort
Neuzirkendorf gegründet werden. Obwohl sich die Gemeinden Neuzirkendorf,
Ranzenthal und Troschenreuth dagegen wehrten, wurde diese Planung mit Beginn des
Schuljahres 1969/70 Wirklichkeit:
- in Troschenreuth unterrichtete Oberlehrerin Elisabeth Muszkiet-Wirth die
Kinder des 1. und 2. Schülerjahrgangs
- in Neuzirkendorf unterrichtete Lehrer Rudolf Weber aus Auerbach (Verfasser dieses Artikels und Webmaster)
die Kinder des 3. und 4. Schülerjahrgangs
Diese Einteilung blieb auch im Schuljahr 1970/71. Ab September 1971 löste Ludwig Zerreis aus Altzirkendorf Lehrer Weber ab.
Schulstreik
in Neuzirkendorf
Eine Regierungsentschließung im Februar 1972 kündigte
an, dass ab dem neuen Schuljahr 1972/73 die Grundschule Troschenreuth aufgelöst
und nach Pegnitz eingegliedert, ferner die Schülerjahrgänge 5 mit 9 der
Gemeinde Neuzirkendorf aus dem Schulverband Auerbach ausgegliedert und der
Volksschule Kirchenthumbach zugeteilt werden sollten.
Dagegen sprach sich nach dem Bekannt werden dieser Pläne u.a. auch der Stadtrat
von Auerbach aus, der in seiner Begründung eine „Volksabstimmung“ in
Neuzirkendorf vom 6. Februar 1972 mit
anführte. Bei diesem Votum stand eine Eingemeindung nach Auerbach und die Zugehörigkeit
zum dortigen Schulverband oder nach Kirchenthumbach zur Wahl. Bei 90-prozentiger
Wahlbeteiligung ergab sich folgendes Ergebnis: Von den 187 Wahlberechtigten
entschieden sich 165 für Auerbach und nur 20 für Kirchenthumbach, wobei zwei
Stimmen ungültig waren. „Die Bevölkerung von Neuzirkendorf hat auf Grund
dieses Wahlergebnisses auch ein Recht darauf, daß ihr Wille respektiert
wird.“ (9)
Doch alle Gegenwehr nützte nichts: Zum Schuljahresanfang im September 1972
sollten alle Neuzirkendorfer Kinder die Volksschule Kirchenthumbach besuchen. Am
ersten Schultag kamen gleich zwei Busse nach Neuzirkendorf, einer aus Auerbach
und einer aus Kirchenthumbach; der Kirchenthumbacher fuhr leer wieder nach
Hause. Am zweiten Schultag blieb der Auerbacher Schulbus aus, und immerhin schon
5 Kinder stiegen in den Kirchenthumbacher ein, die übrigen Mädchen und Buben
„streikten“ und blieben an diesem Tag dem Unterricht ganz fern. Am
Donnerstag stiegen dann alle Neuzirkendorfer Schulkinder in den
Kirchenthumbacher Bus, und so tun sie es auch heute nach über drei Jahrzehnten
noch.
Pfarrzentrum
Die seit September 1972 leerstehenden beiden Schulsäle
wurden in den darauffolgenden Jahren für verschiedene Zwecke genutzt; u.a.
trafen sich dort die örtlichen Vereine zu ihren Veranstaltungen. Auch die denkwürdige
gemeinsame Sitzung der Gemeinderäte von Neuzirkendorf und Kirchenthumbach Ende
Juni 1977 fand in einem ehemaligen Schulsaal statt. In dieser Sitzung wurde
einstimmig der Vertrag beschlossen, nach dem zum 1. Januar 1978 die
Eingemeindung von Neuzirkendorf in die Marktgemeinde Kirchenthumbach erfolgen
sollte und auch tatsächlich dann erfolgte.
Am 10. Dezember 1991 verkaufte die Marktgemeinde Kirchenthumbach als
Rechtsnachfolger der Gemeinde Neuzirkendorf das Schulgebäude mit 521
Quadratmetern Grund an die Kuratiekirchenverwaltung Neuzirkendorf um 60.000 DM.
Unterzeichner des Kaufvertrages waren damals Dr. Hans Thalhammer, Notar in
Eschenbach, Johann Kleber, 1. Bürgermeister von Kirchenthumbach und Ludwig
Sporrer, Kirchenpfleger von Neuzirkendorf.
Unter der tatkräftigen Leitung des Letztgenannten entstand im ehemaligen
Schulhaus ein vielseitig nutzbares Pfarrzentrum. Am 23. Juli 1995 erhielt es im
Rahmen eines Festgottesdienstes durch HH Domkapitular Prälat Klemens Fink den
kirchlichen Segen und wurde damit seiner neuen Bestimmung übergeben.
Bei den Umbauarbeiten beteiligten sich, ähnlich wie beim Schulhausbau 1947/48,
zahlreiche Gemeindeangehörige, so dass wiederum von einer echten
Gemeinschaftsleistung gesprochen werden kann.
Literaturangaben