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Große Brände in Auerbach
Wohltätig
ist des Feuers Macht,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht.
Und was er bildet, was er schafft,
Das dankt er dieser.
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
Wenn sie der Fessel sich entrafft,
Einhertritt auf der eignen Spur
Die freie Tochter der Natur.
Wehe, wenn sie losgelassen!
Wachsend ohne Widerstand
Durch die volkbelebten Gassen
Wälzt den ungeheuren Brand!
Denn die Elemente hassen
Das Gebild der Menschenhand.
(Ausschnitt aus Friedrich Schiller,
Das Lied von der Glocke)
Lange
bevor es Lebewesen, geschweige denn Menschen auf unserer Erde gab, war das Feuer
da. Es ist eines der vier Elemente (Feuer, Wasser, Luft und Erde) des
Naturphilosophen Empedokles (um 450 v. Chr.) aus Akragas in Sizilien.
Der griechischen Mythologie nach hat Prometheus, der Sohn des Titanen
Iapetos,
den Menschen gegen den Willen des Göttervaters Zeus das Feuer gebracht.
Prometheus wurde dafür an einen Felsen im Kaukasus geschmiedet. Ein Adler fraß
ihm bei Tag die Leber ab, welche nachts wieder nachwuchs. Herakles schließlich
befreite den Helfer der Menschheit.
Die ältesten Anzeichen dafür, dass sich schon der Steinzeitmensch vor knapp
einer Million Jahren das Feuer zunutze machte, sind entsprechende Funde bei
Petranola/Saloniki und angebrannte Knochen und Holzkohlenreste in den Höhlen
des Pekingmenschen von Tschoukoutien. Das Feuer diente als Schutz- und
Lagerfeuer und zur Zubereitung von Speisen.
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Erst etwas über 10.000 Jahre
sind es wohl her,
seit der Mensch die Kunst
beherrscht,
die beim Schlagen von Feuersteinen
entstehenden Funken mit Zunder
aufzufangen
und die Glut dann durch Blasen
zum Feuer zu entfachen.
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Hieroglyphische Zeichen der alten Ägypter aus dem Ende des 4. Jahrtausends vor
Christus zeigen die Feuergewinnung durch schnelles Reiben eines angespitzten
Holzstöckchens in der Vertiefung eines Brettes.
Mit dem Umzug aus den natürlichen Höhlen in selbstgebaute Hütten und Häuser
und dem offenen Feuer im Inneren der Räume wuchs auch die Gefahr des Abbrennens
von dem wenigen Hab und Gut unserer Urvorfahren.
Brände
im 18. Jahrhundert in Auerbach
In
den noch erhaltenen alten Ratsbüchern der Stadt findet man immer wieder
Meldungen von kleinen und größeren Bränden in unserer Stadt. Die Menschen wurden
dadurch meistens ihrer sowieso schon geringen Habe beraubt, auch Menschenleben
waren manchmal zu beklagen. Man sollte nicht vergessen, dass die Häuser
früher überwiegend aus Holz gebaut und mit Stroh oder Holzschindeln
gedeckt waren.
1716
am Samstag, den 18. Januar in der Früh um 6 Uhr entstand im Hause Nr. 242
(heute Dr.-Heinrich-Stromer-Straße 9) des Hufschmiedes Hans Georg Kellermann
eine Feuersbrunst, die drei Häuser vollständig einäscherte. Neben dem
Mobiliar, den Vorräten, der Handwerkslade
mit den gesamten Dokumenten und dem Vieh verbrannte bei Kellermann auch "ein
junges Mensch, so oben in einer Stuben geschlaffen und durchs Feuer nit mehr
herunter gekonnt hat".
Als
Kellermann sein Haus
im gleichen Jahr 1716
wieder neu errichtete, stellte er
in eine Nische der Vorderfassade
im 1. Stockwerk
eine von Johann Michael Doser
geschnitzte Statue des
hl. Florian.
Diese steht noch heute dort.
In diesem Haus Nr. 242
ist meine Mutter geboren.
Die Langerfranz'n
waren meine Großeltern |
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Beim
rechten Nachbarn, dem Schlosser Johann Michl Weißmann (Nr. 243, heute
Dr.-Heinrich-Stromer-Straße 11), verbrannten u.a. 440 Achtl (1 Achtl waren etwa
150 Liter) Getreide, die sein Vetter bei ihm gelagert hatte, weiter 900 Ellen (1
bayer. Elle waren 58,4 cm) gutes Tuch, 4
Zentner Hopfen und 150 Pfund Zinn- und Kupfergeschirr.
Beim Schuster Johann Buchfelder, dem linken Nachbarn, war der Schaden ebenfalls
sehr groß. Stark beschädigt wurden darüberhinaus noch weitere Häuser in dieser
Zeile.
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Am
16. Juli 1738 brannte das Haus
des Hutmachers Friedrich Ringmüller Nr. 107,
heute ein Teil des Anwesens Unterer Markt 5
(Sparkasse) völlig ab. Auch
die benachbarten
sechs Häuser 103, 104, 105, 106, 108 und 109
(heute Unterer Markt 1, 2, 3, 4, 5 und 6)
wurden durch das Feuer stark beschädigt.
Ringmüller musste, weil der Brand
bei ihm entstanden war, jedem dieser Nachbarn
eine Entschädigung von jeweils 25 Gulden zahlen.
Grün gekennzeichnet ist die uralte
romanische Burg als Hinterhaus
der Nr. 105. |
1779
brannten beim Unteren Tor
die Häuser 171 bis 174
(heute Unterer Markt 21 bis 24) ab.
Das Tor (121) selber
und das unmittelbar anliegende Haus 170
waren verschont geblieben.
Ausgebrochen war der Brand
im Haus 173 (heute Unterer Markt 23).
(Bild von Johann Baptist Weber, 2 Seite 76) |
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Am
Fronleichnamsfest des Jahres 1797 brach während des Festgottesdienstes im Hause
des Kaufmanns Friedrich Neumüller, genannt der Wällisch (Nr. 233, heute Oberer
Marktplatz 9) ein Brand aus, der auch die beiden Nachbaranwesen rechts und links
davon in Schutt und Asche legte.
1798 entstand im Haus Nr. 174 des Schneiders Jakob Eckert (heute Unterer Markt
24) ein größeres Feuer aus, welches auch die Nachbaranwesen Nr. 172 (22) und
173 (23) mit einäscherte. Im gleichen Jahr brannte es, wie 1716, im Anwesen Nr.
242 (heute Dr.-Heinrich-Stromer-Straße 9), das damals dem Metzger Michael
Fellner gehörte.
Das Jahrhundert der Stadtbrände
Das 19. Jahrhundert könnte man in der Chronik unserer Stadt mit „Jahrhundert der
großen Brände“ überschreiben. Es verging fast kein Jahr, in dem es damals in
Auerbach nicht brannte. Mal war es in der Pfarrstraße (1838), mal im Schloßhof
(1847), dann am Oberen Torplatz (1848), am Unteren Markt (1852 und 1857). Kurz
gesagt, es brannte an allen Ecken und Enden.
Der Brand von 1838
1838, am Dienstag den 26. Juni,
entstand nachts kurz nach 1 Uhr im Stadel des Tuchmachers Martin Fellner
(heute Pfarrstraße 26) ein verheerendes Feuer, welches 18 Wohnhäuser und 10
Stadel einäscherte.
Es brannten zunächst die Anwesen Nr. 54 bis 64 (heute Pfarrstraße 8, 10, 12, 14,
16, 18, 20, 22, 24, 26 und 28) ab. Bemerkenswert ist, dass die anschließenden
Häuser Nr. 65 bis 72 (heute Pfarrstraße 2, 4 und 6, sowie Oberer Marktplatz 13
bis 17) nahezu verschont blieben, und erst wieder 73 bis 77 (heute Oberer
Marktplatz 18 bis 22), sowie einige Anwesen in der Apothekergasse ein Raub der
Flammen wurden.
Die Gründung der Feuerwehr 1867
Sicher nicht zuletzt wegen dieser häufigen
Brände wurde "1867 am Peter- und Paulstag, dem 29. Juni, ... in Auerbach eine
freiwillige Feuerwehr gegründet und zugleich ein Turnplatz auf der Spitalwiese"
(später Holzgarten, heute städtischer Bauhof) eingerichtet, berichtet Köstler.
(3, Band XV B, Seite 2 ff)
Der Brand von 1868
Den Ausbruch der größten Brandkatastrophe in der Geschichte Auerbachs beschreibt
Josef Köstler (1849-1925) so: „1868 am Samstag den 27. Juni vormittags 3/4
11 Uhr entstand auf dem Dachboden des Hauses Nr. 226 oder 227 (heute Oberer
Marktplatz 2 bzw. 3) ein Feuer, welches in kürzester Zeit riesige Dimensionen
annahm und 107 Wohnhäuser und 146 Nebengebäude total vernichtete. ..."
(3, Band
XV B, Seite 2 ff)
verwendete und weiterführende Quellen
1 |
Weber, Rudolf, Die Feuersbrünste und das
Feuerlöschwesen in Auerbach, in Festschrift zum 125jährigen
Gründungsfest der Freiwilligen Feuerwehr Auerbach, Auerbach 1992 |
2 |
Kugler,
Hans Jürgen, Auerbach in der Oberpfalz - Die Geschichte seiner Häuser
und Familien, Band 2, Auerbach 2010 |
3 |
Köstler, Joseph,
Chronik der Stadt Auerbach, 24
handgeschriebene Bände, Auerbach 1906; Lagerort Archiv der Stadt
Auerbach |
4 |
Ibscher, Pater Fortunat, Der große Brand des Städtleins Auerbach i.J. 1868, in Die Oberpfalz, 1926, Seite 154
ff |
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Ring of fire ...
Countrysong
aus den frühen sechziger Jahren |
letzte Bearbeitung dieses Artikels am 26.
September 2024
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