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Die romanische Burg
in Auerbach
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Dieses Schild am Vorderhaus
des Anwesens Unterer Markt 4
(alte Hausnummer 105)
erinnert daran, dass
dessen Rückgebäude
einst eine große Bedeutung
in Auerbach zur Zeit
der Marktgründung 1144 hatte.
Leider wurde, wie zu lesen ist,
ein Teil der romanischen Burg
vor wenigen Jahren abgerissen. |
"Auerbach,
das bereits 1144 Marktrecht erhielt, hatte im Laufe des 12. und des 13.
Jahrhunderts eine günstige Entwicklung aufzuweisen. Deutlich läßt sich im
Stadtgrundriß der alte Kern feststellen, der die für romanische Städte und Märkte
bezeichnende kreisähnliche Form mit der Kirche in der Mitte zeigt." (1,
Seite 40)
In diese Skizze (aus 2, Seite 193) habe ich den
oben angesprochenen alten Kern Auerbachs grün umrandet.
"Außerhalb der bereits
befestigten romanischen Marktsiedlung befand sich in der Regel eine Burg des
Stadtherrn, die, von Wirtschaftsgebäuden umgeben, ihre eigene Befestigung
hatte. Auch in Auerbach hat diese Burg nicht gefehlt." (1, Seite 40) Diese alte
romanische Burg ist von mir rot gekennzeichnet.
Auf dieser Luftbildaufnahme von 1958 (nach 3, Seite
357) habe ich den Gebäudekomplex der romanischen Burg mit blauem Pfeil markiert.
Links ist der Palas als ältester Teil; er war ursprünglich sicher höher. Die
daran anschließenden Bauten zum Vorderhaus Nr. 105 hin wurden etwas später
errichtet. Irgendwann erhielt der gesamte Bau ein gemeinsames Dach.
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Von der Apothekergasse aus
ist heute nur mehr dieser Überrest
der uralten romanischen Burg
von Auerbach zu sehen.
Der links anschließende älteste Teil
wurde 1971 abgebrochen
und musste Platz machen
für ein neues Wohnhaus. |
Die Entstehung der
romanischen Burg in Auerbach
Der Erbauer der Auerbacher Burg und der genaue Zeitpunkt ihrer Errichtung sind
leider nicht genau bekannt. Es gibt zwei Theorien.
Die eine besagt, dass der Schutzvogt des 1119 von Bischof Otto I. (reg.
1102-1139) gegründeten Klosters Michelfeld, Graf
Berengar von Sulzbach, der
Erbauer war.
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Graf Berengar
(vor 1080 bis 1125)
war ein Sohn von Graf Gebhard,
und musste nach dessen Tod 1085
das väterliche Erbe
in Sulzbach antreten.
Er gründete selber mehrere Klöster,
u.a. Berchtesgaden
und Kastl.
In letzterem ist unter der Orgelempore
auch die nebenstehende Statue
von Graf Berengar erhalten. |
Graf
Berengar war vom Bamberger Bischof beauftragt worden, das Kloster Michelfeld zu
schützen. Er war also der Schutzvogt des 1119 gegründeten Klosters und all
seiner Besitzungen.
In der Gründungsurkunde vom 6. Mai 1119 heißt es dazu: "...
vir illustrissimus comes Berengerus, quem eiusdem loci advocatum
consistueramus." (etwa der sehr edle Graf Berengar, den wir als
Schützer dieses Ortes bestimmt haben)
Da der Stammsitz Berengars, die Burg Sulzbach, ja gut 30 km und für die damalige Zeit
doch recht weit entfernt war, habe er sich eigens eine Burg nahe beim
Kloster errichtet. Das wäre dann wohl in der ersten Hälfte des 12.
Jahrhunderts gewesen.
Die andere Meinung ist, dass die Auerbacher Burg wohl erst in der späten zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts errichtet wurde. Bischof Otto II. (reg. 1177-1196) von Bamberg
nahm 1184 in einem Tauschgeschäft das bei der Klostergründung diesem
übergebene Urbach wieder für das Hochstift in Besitz. Kloster Michelfeld bekam
dafür z.B. ganz Ohrenbach und einige Güter im Pegnitzer Raum. Zum Schutze des
blühenden Marktortes Auerbach habe der Bischof die gewaltige Burg als Amtssitz
eines Bamberger Ministerialen erbauen lassen.
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Jedenfalls wurde die Auerbacher Burg
im 12. Jahrhundert erbaut.
Nach Köstler und Anders (4)
soll sie so ausgesehen haben.
Das gezeichnete Hauptgebäude,
der einstige Palas, hatte eine
rechteckige Grundfläche (ca. 10 mal 7,5 m),
und war rund 8 m hoch.
Die Burg wurde, wie schon gesagt,
außerhalb der bestehenden Siedlung
Urbach an deren Südwestrand errichtet. |
"Die
Mauerstärke erreicht im
Erdgeschoß
über einen Meter. Der Bau besteht aus eisenhaltigen Bruchsteinen; an den Ecken
Muschelkalk-Bossenquader mit Randschlag. An der östlichen Langseite in etwa 6 m
Höhe zwei kleine, schmale romanische Rundbogenfenster; die ganze Umrahmung aus
Werksteinen. Auf der gegenüberliegenden Seite waren noch erkennbar zwei ebensolche Fenster in gleichen Abständen
und Höhen eingefügt, die jedoch später vermauert wurden. Daraus ergibt sich,
daß der obere Teil des Baues ehedem einen einzigen großen flachgedeckten Saal
enthielt. Im unteren Teil ist an der Ostseite noch ein schmales spitzbogiges
Fenster bemerkenswert, wohl aus dem Ende des 13. oder aus dem 14. Jahrhunderts,
während die übrigen kleinen unregelmäßigen Fensteröffnungen aus späterer
Zeit stammen." (1, Seite 41 f)
"Vor allem wurde das große rundbogige Portal
an der Ostseite (Werkstein, beiderseits abgefaßt)
erst im frühen 17. Jahrhundert eingebrochen;
am Bogen läßt sich die Inschrift 16 - HN - 06 (?) erkennen,
vielleicht auf den Besitzer Hans Neumüller bezüglich.
Der gleichen Zeit dürfte der westliche kleine
ebenso umrahmte Eingang angehören.
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Der Bau war vermutlich einst von Zinnen bekrönt und
hat erst in späterer Zeit, wohl im 17. Jahrhundert, in den oberen Partien seine
heutige Gestalt erhalten. An die Westseite des Palas ist, wahrscheinlich im 14.
Jahrhundert, ein weiterer Bau von 7 Meter Länge und ca. 5 Meter Breite angefügt
worden - die Baunaht ist an der Nordwestseite deutlich erkennbar - und an diesen
Bau nochmals ein wohl gleichzeitiger Bau von 4 Meter Länge und 5 Meter Breite."
(1, Seite 42)
Auf dieser Skizze (aus 5, Seite 303) ist A der
ursprünglich Palas, während mit B und C die späteren Anbauten bezeichnet
sind.
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Auf diesem Ausschnitt
des Stadtplans von 1839
habe ich das Anwesen 105
markiert. Während der Palas
noch deutlich erkennbar ist,
sind die beiden Anbauten
zum Vordergebäude hin
wohl schon teilweise
in dieses integriert.
Heute stehen nur mehr
die Anbauten. |
Die
im 12. Jahrhundert nach den damaligen Gegebenheiten der Ansiedlung erbaute Burg
verlor ihre Bedeutung im 14. Jahrhundert. Nach der Erhebung des Marktes Auerbach
zur Stadt durch Ludwig den Bayern 1314 wurde die besiedelte Fläche erweitert
und die Befestigungsanlage mit Mauern, Graben,
Toren, Türmen usw. errichtet. Die romanische Burg (in nachstehender
Skizze mit x gekennzeichnet) lag nun innerhalb der
Mauern und verlor dadurch ihre ursprüngliche Lage und Bedeutung als Wehrbau.
Kaiser Karl
IV. ließ 1374, ein Jahr, nachdem er Auerbach zur Hauptstadt seines
Territoriums Neuböhmen gemacht hatte, am
Nordwestende des neuen Stadtgebietes eine neue Amtsburg, ein Schloss,
errichten (von mir rot eingetragen).
Die Bewohner der
romanischen Burg von Auerbach
Wie schon ausgeführt wurde dieses einst so imposante Gebäude im 12.
Jahrhundert als Amtsburg errichtet. Seine ersten Bewohner sind nicht namentlich
überliefert. Die frühesten bekannten Besitzer und wohl auch Bewohner waren im
ausgehenden 14. Jahrhundert die Stromer. So sind 1378 Eberhard Stromer, 1403
Heinrich Stromer, 1449 Ulrich Stromer und 1481 Georg Stromer genannt. (nach 3,
Seite 354)
Der Auerbacher Zweig dieser Nürnberger Patrizierfamilie
war sehr begütert, er besaß z. B. außer vielen Gülten und Zehnten
verschiedene Hammerwerke, wie die in Fischstein, Steinamwasser und Rauhenstein;
auch die Neumühle gehörte den Stromer zeitweilig.
1511 besitzt das Anwesen Nr. 105 Hans Stromer. Er war der Vater von Dr.
Heinrich Stromer, dem wohl berühmtesten Sohn der Stadt Auerbach.
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Es ist nicht auszuschließen,
dass der spätere Dr. Heinrich Stromer
1476 nicht im Haus Nr. 234
(heute Oberer Marktplatz 10)
zur Welt kam - auch wenn dort
eine Gedenktafel angebracht ist -,
sondern hier in der Burg Nr. 105.
Genau feststellen lassen
wird sich das wohl nicht mehr. |
Den Stromer jedenfalls gehört das Haus mit der romanischen Burg noch bis
zum Jahr 1620,
in welchem der Tuchscherer Hans Neumüller eine Tochter des Fritz Stromer
heiratete.
Im Dreißigjährigen Krieg
(1618-48) brannte das Vorderhaus ab, und auch das Rückgebäude dürfte in
Mitleidenschaft gezogen worden sein. Johann Hertl baute es 1672 wieder auf und
errichtete eine Gaststätte darin. 1680 erwarb Hans Buchfelder, Wirt und
Schuhmacher aus Thurndorf, das Anwesen. Er verkaufte es 1695 an Johann Martin
Eder, Schreiber, Gastwirt und Bürgermeister. Einer seiner Söhne war der
spätere Abt Marian des Klosters Michelfeld.
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Von
1738 bis 1783,
also immerhin 45 Jahre,
war Marianus Eder
von Haus Nr. 105 in Auerbach
Abt des Benediktinerklosters
Michelfeld.
Er hat u. a. das
"Klosterrichterhaus"
errichten lassen,
an dem sein Wappen
mit dem Namenszug
M(arian) A(bt) I(n) M(ichelfeld)
angebracht ist. |
1835
bis 1904 gehörte das Anwesen nacheinander Kaspar, Karl und Gabriel Fellner.
Nach letzterem ist auch der Hausname beim Gabarelln abgeleitet.
Von Fellner erwarb der Metzgermeister Paul Wittmann aus Kirchenthumbach
1904 das Anwesen. Zusammen mit seiner Frau
Katharina eröffnete er eine Gaststätte mit Metzgerei. Während letztere schon
1939 geschlossen wurde, blieb das Wirtshaus noch ein paar Jahre nach dem 2.
Weltkrieg.
1935 bis 1968 war Tochter Maria mit ihrem Ehemann
Johann Biersack Eigentümerin. 1958 eröffnete im Erdgeschoß des Vorderhauses
der Konsum als erster Selbstbedienungsladen in Auerbach.
1968 übernahm Sohn Paul Biersack das Anwesen. Um für seine sechsköpfige
Familie Wohnraum schaffen zu können, wurde 1971 ein Teil des Rückgebäudes,
insbesondere des alten Palas, abgebrochen. Auf dem so gewonnenen Platz wurde das Haus
Stadtgraben 6 errichtet. 2001
übernahm Sohn Norbert von seinen Eltern Paul und Anna Biersack das Anwesen. (nach
3, Seite 354)
Was
blieb ...
Joseph
Köstler (1849-1925), der Verfasser der siebenundzwanzigbändigen
handgeschriebenen Chronik der Stadt Auerbach, schrieb vor ca. einem Jahrhundert
über das Anwesen Nr. 105: „Dieses Haus gehörte zu den hervorragendsten
Wohnstätten der Stadt. … Auf das hohe Alter und die besondere Bedeutung
dieses Hauses weist noch heutigen Tages das festungsartige Hintergebäude mit
den romanischen Fenstern hin.“ (7, Seite 361)
Der Kunsthistoriker Wilhelm Schwemmer (1901-1983), der die alte romanische Burg in Auerbach noch
selbst gesehen hat, schreibt: "Die
ursprüngliche Gestalt ... läßt sich nicht mehr erkennen. Denn der
Gesamtkomplex hat, wie schon die Färbung der Steine zeigt, öfter durch Brand
gelitten. So ist das Haus z. B. 1430 beim Hussitensturm ausgebrannt, im 30jährigen
Kriege brannte es wiederum aus und auch 1852 wurde es durch Brand schwer beschädigt.
An die Nordwand war einmal vorübergehend ein Gebäude angefügt, worauf die
Balkenlöcher über den romanischen Fenstern hinweisen." (1, Seite 43)
Dieses über 100 Jahre alte
Foto
(aus 6, Seite 32; dort
wegen seiner damaligen
Nutzung einfach "Stadel" genannt)
zeigt den ältesten und wichtigsten Teil
der romanischen Burg aus dem 12. Jahrhundert,
den Palas. Er musste leider 1971
einem neuen Wohnhaus
Platz machen. |
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Voller Begeisterung schreibt Schwemmer
überschwänglich weiter: "Dennoch
hat der Bau allen Unbilden im wesentlichen getrotzt und stellt in jeder
Beziehung ein Unikum dar. In der Oberpfalz findet dieses Gebäude nur in
Regensburg in den Turmhäusern der Patrizier seinesgleichen. Aber auch von
diesen ist kein einziges unverändert auf uns gekommen. Am besten vermittelt
wohl das so genannte Goliathhaus
in Regensburg ... eine Vorstellung vom ursprünglichen Aussehen der Auerbacher
Burg, oder auch das Grafenreutersche
Haus oder das Haus Nr. 1 in der Tändlergasse." (1, Seite 43)
Leider
ist nicht mehr allzu viel übrig geblieben von der romanischen Burg Auerbach!
Daran arbeite ich gerade noch.
Für Informationen und Fotos
der alten romanischen Burg
und des ganzen Anwesens
wäre ich sehr dankbar.
Bitte etwas Geduld.
verwendete
Quellen
1 |
Schwemmer, Wilhelm, Das alte Haus zu
Auerbach, in Mitteilungen der Altnürnberger Landschaft, Heft 1/2 vom Juni
1964, Hersbruck 1964 |
2 |
Rühl, Eduard, Kulturkunde des Pegnitztales
und seiner Nachbargebiete, Band V der Schriftenreihe der ANL, Nürnberg
1961 |
3 |
Kugler,
Hans-Jürgen, Auerbach in der Oberpfalz, Die Geschichte seiner Häuser und
Familien, Band 1, Auerbach 2008 |
4 |
Anders, Hubert, Selbstherrlicher
Zerstörungsakt am ältesten Gebäude von Auerbach, in Der Neue Tag vom
19. März 1971 |
5 |
Schnelbögl, Fritz, Auerbach in der
Oberpfalz, Auerbach 1976 |
6 |
Hager, Georg, Die Kunstdenkmäler von
Oberpfalz und Regensburg, Band XI, Bezirksamt Eschenbach, München 1909 |
7 |
Köstler, Joseph (1849-1925), Chronik der
Stadt Auerbach, Band 16 des handgeschriebenen siebenundzwanzigbändigen
Werkes, Lagerort Archiv der Stadt Auerbach i.d.OPf. |
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letzte
Bearbeitung dieses Artikels am 8. Januar 2012
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mittelalterliche Weise
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Über Anregungen usw. freue ich mich.
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