Fronleichnamsprozessionen
in
der Pfarrei Auerbach

Fronleichnam 2023 (8. Juni)

Wie gewohnt begann die Prozession mit einem
Gottesdienst um 8.30 Uhr auf dem Marktplatz.
Den Blumenteppich hatte wieder der Frauenbund gemacht.
Für die Teilnehmer waren Bänke und Sonnenschirme vorbereitet.

Der 1. Altar war wie immer am Kolpinghaus, dem
früheren Dr. Merkl Praxisanwesen bei der alten Brunnensäule mit Madonna oben
drauf.

Seit 1905 steht diese schöne barocke Gusseisensäule mit einer vergoldeten
Madonna mit Kinde oben auf an dieser Stelle. Die Säule war 1723 als Standrohr
des Brunnens auf dem oberen Marktplatz aufgestellt worden. Unmittelbarer Anlass
dazu war, dass 100 Jahre zuvor, also 1623, Kurfürst Maximilian von Bayern für
seine Dienste im 30jährigen Krieg vom Kaiser die Oberpfalz erhalten und mit der
Rekatholisierung seines neuen Territoriums begonnen hatte. So wie seit dem 7.
November 1638 die Patrona Bavariae von der Mariensäule auf die bayerische
Landeshauptstadt München herabblickte, sollte nach dem Willen der damaligen
Stadtväter das göttliche Kind mit seiner Mutter auch über Auerbach auf einer
hohen (ca. 3 m) Säule thronen.
Die Madonna mit Kind ist ein Werk des Barockbildhauers
Johann Michael Doser (1678-1756), der überwiegend in Holz gearbeitet
hat.

Leider waren auf dem Prozessionsweg nur mehr
ganz wenige Häuser geschmückt,
ganz zu schweigen von den früher aufgestellten Birken und den gestreuten Binsen.

Der nächste Altar, gestaltet von der KLJB,
befand sich erstmals wieder vor dem Burgerhaus (Museum 34).
Sehr unpassend war leider das Altarbild, ein Werbeplakat für das Johannisfeuer
der KLJB.
Der nächste Altar war wieder im Hof des Hauses
St. Josef, nicht mehr an der gegenüberliegenden Marienstatue.
Erstmals wurde das früher am Grünhofaltar befindliche Altarbild verwendet.
Der letzte Flurumgang um die Neumühle am Sonntag nach Fronleichnam war 2002.

Fronleichnam 2022 (16. Juni)
war endlich wieder eine richtige Prozession
mit vier Altären

In einer langen Prozession wurde das
Allerheiligste
durch die Straßen der Stadt Auerbach getragen.

Viele Vereine mit ihren Fahnen beteiligten
sich.

Auch der 1. Bürgermeister - ohne Fahne aber mit
Amtskette -
und mehrere Mitglieder des Stadtrats zogen mit.
Andere Ratsmitglieder beteiligten sich an den weiteren
Prozessionen im Stadtgebiet.

Eine große Gruppe der Schulschwestern des
Mutterhauses
trug traditionell eine Marienstatue mit.

Ein Altar stand wegen der Bauarbeiten am
Bürgerspital
im Hof des Hauses St. Josef.

Der Altar am Kolpingshaus hatte das Thema
Frieden in der und für die Ukraine.


Coronabedingt gab es Fronleichnam 2021
(3. Juni)
nur einen einzigen Altar im Freien.
Der 1., 2. und 4. Altar waren in der Pfarrkirche.
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Der 3. Altar war am Rathaus, wo u.a. der Chor
der Schulschwestern sang,
und P. Markus, CR, den eucharistischen Segen erteilte.


Fronleichnam
ist
wohl das einem Nichtkatholiken am meisten auffallende katholische Fest,
abgehalten immer am 2. Donnerstag nach Pfingsten.
Das Wort selber stammt aus dem Mittelhochdeutschen, also aus der Zeit des
Walther von der Vogelweide (12./13. Jahrhundert): „vron“ oder „fron“
bedeutet Herr, „lichnam“ oder „leichnam“ ist der Leib; gemeint war mit
„leichnam“ aber nicht wie heute der tote, aufgebahrte menschliche Körper,
sondern der lebendige Leib. „Fronleichnam“ heißt somit „Leib des Herrn“.
Entstehung im 13.
Jahrhundert
Das Fronleichnamsfest geht zurück auf eine Vision der belgischen
Augustinerschwester Juliane von Lüttich aus dem Jahre 1209: Beim Beten in der
Kirche sah sie das Bild eines Mondes mit einem schwarzen Fleck; Christus, so
berichtete sie, habe ihr erklärt, dass der Mond die Kirche bedeute und der
dunkle Fleck darin das Fehlen eines Festes von der Gegenwart des Herrn in der
Brotsgestalt.
Der Gedanke an ein solches Fest ließ sie nicht mehr los, und schließlich führte
Bischof Robert von Lüttich 1246 in seiner Diözese „Fronleichnam“ ein;
Papst Urban IV. (1261-64) bestätigte es 1264 und Papst Johannes XXI. (1276/77)
nahm es als „festum sanctissimi corporis Christi“ in den liturgischen
Kalender auf. Drei Gründe dafür nannte der damalige Heilige Vater in der päpstlichen
Bulle „Transiturus“: die Widerlegung der Ketzer, die Sühne für die
Vernachlässigung der Eucharistie und die Erinnerung an die Einsetzung des
Sakramentes; letzteres war auch der Grund für die Festlegung des neuen Festes
auf einen Donnerstag, nämlich die Erinnerung an den Gründonnerstag.
Die ersten großen Fronleichnamsprozessionen sind 1277 in Köln, 1298 in Würzburg,
um 1350 in München und 1390 in Bamberg nachgewiesen. Diese neue Form religiöser
Verehrung wurde vor allem im deutschsprachigen Raum mit den bereits vorhandenen
Flurumgängen verbunden, das Neue daran war, dass dabei jetzt das Allerheiligste
mitgetragen wurde.

Fronleichnam
in Auerbach
Sicher wurde auch in unserer Pfarrei schon um diese Zeit im 14. Jahrhundert eine feierliche
Fronleichnamsprozession abgehalten, und bestimmt wurde auch die heute noch
mitgeführte gotische Monstranz um 1435 angeschafft, um bei diesen Gelegenheiten
eine kostbare und würdige Aufbewahrung des Allerheiligsten zu haben.

Bei
beiden Prozessionen zur Verehrung des Allerheiligsten gingen bzw. gehen
traditionsgemäß u. a. Bürgermeister und Stadträte, Kirchen- und
Pfarrgemeinderäte, die Kommunionkinder und zahlreiche kirchliche und weltliche
Vereine mit ihren Fahnen mit.
(Diese Fotos stammen von der Fronleichnamsprozession am 15.
Juni 2006)

Grundgedanken des
Fronleichnamsfestes
"Thomas von Aquin meint, man könne das
Sakrament der Eucharistie unter drei Gesichtspunkten sehen: unter dem Aspekt der
Vergangenheit - als Gedächtnis des Leidens und Todes Christi, als Opfer für
uns sündige Menschen also; unter dem Aspekt der Gegenwart - daß dieses
Sakrament uns mit Christus und untereinander vereint; und unter dem Blickwinkel
der Zukunft: als eine Art Vorauszeichen dafür, daß wir einmal mit Gott für
immer verbunden sein werden.
Wenn Sie aufmerksam den Texten des heutigen Gottesdienstes gefolgt sind, haben
Sie sicherlich im Tagesgebet den Aspekt der Vergangenheit entdeckt: "...im
wunderbaren Sakrament des Altares hast du uns das Gedächtnis deines Leidens und
deiner Auferstehung hinterlassen." Die Gegenwart wird dann im Gabengebet
angesprochen: "Schenke deiner Kirche, was diese Gaben geheimnisvoll
bezeichnen: die Einheit und den Frieden" und das Schlußgebet endlich nennt
den Blickwinkel der Zukunft: "der Empfang deines Leibes und Blutes ist für
uns ein Vorgeschmack der kommenden Herrlichkeit. Sättige uns im ewigen Leben
durch den vollen Genuß deiner Gottheit." Sie sehen: unsere Liturgiker
haben sich etwas einfallen lassen, um die Gedanken des großen Thomas von Aquin
im Bewußtsein der Gläubigen zu verankern.
Warum aber tragen wir die konsekrierte Hostie
durch die Straßen? Das war keineswegs immer so; zuerst gab es überhaupt keinen
Umzug an diesem Fest. Aber im Lauf der Zeit haben sich in Deutschland die
Elemente der Flur- und Bittprozessionen mit Fronleichnam verbunden; Bittgebete
in allen möglichen kirchlichen und weltlichen Anliegen wurden beigefügt.
Vielleicht akzeptieren es auch starre Traditionalisten, daß es auch in der
Kirche Entwicklungen und Veränderungen gibt und geben muß, die auch heute noch
nicht abgeschlossen sind.
Besonders deutlich kann man das an den Bräuchen sehen, die in der Barockzeit
ausgeufert sind: die Prozession wurde geradezu zu einem Faschingszug; „Lebende
Bilder" wie Adam und Eva, der Drachenstich des hl. Georg, das Weinwunder
von Kana und viele andere biblischen und weltlichen Szenen wurden von bestimmten
Zünften dargestellt, so daß das Spektakel häufig das eigentliche
Festgeheimnis in den Hintergrund rückte. Gottseidank, so muß man sagen, ist
dieser Mummenschanz teils von den Oberhirten verboten, teils von der Aufklärung
abgeschafft worden.
Dafür steht heute wieder ein Gedanke im Vordergrund, der besonders im II.
Vaticanischen Konzil herausgearbeitet wurde: wir Christen sind ein wanderndes
Gottesvolk, das auf unserer Gratwanderung durchs Leben nicht alleingelassen ist,
sondern stets von Christus begleitet wird, der anschaulich unter dem Zeichen des
Brotes bei der Prozession mitgetragen wird."
(aus einer Predigt, die Pfarrer Eberhard Gottsmann
an Fronleichnam 1999 in Kastl gehalten hat; OStR Gottsmann starb 23. August
2000
in Eschenbach i.d.OPf. im Alter von erst 52 Jahren)