Pferrach
Home Nach oben

 

 

 

 

 

 


 

 

Das Dorf Pferrach

gehörte bis zum 30. April 1978 zur Gemeinde Michelfeld und kam danach mit dieser zur Stadt Auerbach i.d.OPf.. Zum 1.1.2005 hatte  Pferrach 53 Bewohner.
Der ursprüngliche Name der Ansiedlung soll "Fridrichs" gewesen sein, was soviel bedeutet wie Siedlung oder Hof eines gewissen Fri(e)drich. Eine andere Deutung führt den Ortsnamen zurück auf "im forahach, d. i. Föhring, Föhrenwald".
(Bauer, Heinrich, Geschichte der Stadt Pegnitz und des Pegnitzer Bezirks, Pegnitz 1938, Seite 13 f) 

Im Ort, genauer gesagt an der Stelle des heutigen Anwesens Nr. 4, soll einst ein dem heiligen Nikolaus geweihtes Schwesternkloster gestanden haben. Prof. Dr. Reinhold Ortner, einem Sohn des langjährigen Michelfelder Schulleiters Josef O. ist es zu verdanken, dass uns zumindest eine sehr gute Dokumentation darüber erhalten ist. Herr Dr. Ortner erstellte sie kurz bevor 1977 das alte Anwesen Nr. 4 in Pferrach mit den "sonderbaren Fenstern" und den außergewöhnlich dicken Grundmauern abgebrochen wurde und einem modernen Haus weichen musste.

"Der Schluß liegt nahe, daß es sich dabei um ein zu einem alten Klostergebäude gehöriges Kirchlein handelte, von dem bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts Caspar Bruschius berichtet, daß sich außerhalb der Mauern des Klosters Michelfeld jenseits des Baches Steinwasser ein Hügel mit einem alten Heiligtum des Hl. Nikolaus befinde, in dem seit alter Zeit Benediktinerinnen gelebt haben, die später ins Kloster der Hl. Theodora nach Bamberg umgesiedelt wurden. (1)

Das jetzt abgerissene Wohnhaus stand auf alten Mauern, die eine Länge von 13,40 Meter und eine Breite von 9,30 Meter hatten. Die Mauerstärke betrug über einen Meter. An diesen Gebäudetrakt schloß sich ein kleineres Gebäude an, welches 6,5 Meter Länge und 6,4 Meter Breite aufwies. Auch hier hatten die Mauern eine Stärke von über 1 Meter. Die Westseite dieses kleineren Gebäudes schloß ein großer romanischer Bogen ab, der offensichtlich gleichzeitig die Direktverbindung zum größeren Gebäude darstellte. Darüber war deutlich sichtbar ein weiterer, größerer runder Bogen, von dem anzunehmen war, daß er den Abschluß des Deckengewölbes darstellte. Noch sehr gut erhalten waren die Fensternischen und Fensterbogen in diesem kleineren Gebäude, das dadurch unschwer als Kapelle oder als Altarraum eines Kirchleins zu identifizieren war. Ein etwa in zwei Meter Höhe beginnender Fensterbogen befand sich in der Mitte der Südwand, ein weiterer Bogen, in seiner Form von diesem etwas verschieden, bildete ehemals das Fenster über dem wahrscheinlich an der Ostwand stehenden Altar. (Um die hier geschilderten Mauern dieses kleineren Gebäudes waren die Mauern des eigentlichen Stadels errichtet; diesem Umstand war es sicherlich zu verdanken, daß die Überreste noch so gut erhalten waren.)

Das größere Gebäude - es war offensichtlich ehemals das Kirchenschiff - wies im 1. Stock und zu ebener Erde bauliche Eigenarten auf (dicke Grundmauern und entsprechende Fensternischen), die auf ein ebenfalls hohes Alter schließen ließen.

Auffällig und noch sehr gut erhalten war der bogenförmige, meterdicke Eingang zum Haus. Hier war ohne Zweifel die Kirchenpforte.

Außer der oben erwähnten Stelle bei Bruschius mit dem Hinweis auf das alte Nikolaus-Kloster bei Michelfeld weiß auch die Überlieferung im Volksmund von einer „Nikolaus-KapeIle“ in Pferrach zu berichten. Eine weitere Bestätigung für die Richtigkeit der Annahme, daß es sich bei diesen Überresten um das uralte Kloster-Heiligtum handelte, ist die Tatsache, daß der Weiler Pferrach offensichtlich an einer alten Handelsstraße lag und daß der Hl. Nikolaus seit alters her in Michelfeld eine besondere Verehrung genoß. (2)
(1) Caspar Bruschius, „Monasteriorum Germaniae praecipuorum ac maxime iilustrium Centuria prima“, IngoIstadt 1551, f. 86-87, schreibt: „Extra Michels- feldensis Coenobii muros est trans Steinwasserium rivum colliculus cum vetusto phano S. Nicolai, in quo antiquitus & a prima Coenobii fundatione Moniales Benedictinae professionis victitarunt. Hae postea reformatae Babenbergam in S. Theodorae Coenobii translatae sunt“.
(2) In der St. Leonhardskirche (ehemalige Pfarrkirche) von Michelfeld befindet sich am Hochaltar eine Statue des HI. Nikolaus."
(Prof. Dr. Reinhold Ortner, Mittelalterliches Kloster in Pferrach, in Oberpfälzer Heimat, Band 21, Weiden 1977, S. 59 ff)

Diese beiden Fotos aus der Dokumentation von Dr. Ortner zeigen typische Bauelemente der Romanik, und zwar links das Südfenster des Altarraums von innen, rechts das Ostfenster.

Eine weitere Besonderheit von Pferrach war bis vor wenigen Jahren das Windrad beim Anwesen Nr. 2. Gottfried Deiml hatte es 1918 erworben und seitdem tat es seinen Dienst als Stromerzeuger. Er nutzte diese billige Energiequelle beim Futterschneiden, beim Mahlen des Getreides für den eigenen Bedarf, zum Schroten des Getreides und zum Antrieb der Kreissäge. „Der Wind ist mein bester Freund“, so soll Gottfried Deiml gesagt haben, „er ist zwar manchmal abwesend, aber er kommt immer wieder zur rechten Zeit.“
1918 begann sich die Windmühle in Pferrach zu drehen, 1981 wurde sie bei einem Sturm so beschädigt, dass sie abgebaut werden musste.

 Home Nach oben