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Kleine Postgeschichte
"Es
ist in der Welt nichts nützlicher als die Post,
und wer selbige erfunden,
verdient allweg einen unsterblichen Namen."
(P. Abraham a Sancta
Clara)
Mit diesem Lobspruch beginnt
Joseph Köstler (1849-1925),
der Verfasser der 27-bändigen
handgeschriebenen Chronik von Auerbach,
in Band XV B ab Seite 346 seine gute und
ausführliche Darstellung
"Die Post in Auerbach".
Ohne Überprüfung
der sachlichen Richtigkeit,
jedoch versehen mit Überschriften,
Anmerkungen zum
besseren Verständnis, Bildern und Links,
ist diese Abhandlung hier wiedergegeben. |
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Die
Post ist ein uraltes Institut
"Das Reichspostministerium in Berlin besitzt eine
Papyrusurkunde, welche beweist, daß in Ägypten schon vor 2150 Jahren eine
Staatspost bestand. Diese Urkunde gibt zugleich eine deutliche Beschreibung des
dortigen Postbetriebes.
Selbstverständlich hatten auch andere Kulturvölker, wie Phönizier, Griechen,
Römer usw. zu Handels-, Kriegs- und Regierungszwecken Posten eingerichtet.
Als das Christentum sich allmählich in Europa ausbreitete, vermittelten
vielfach die Klöster, Pilger und reisende Mönche den Verkehr von Land zu Land,
von Rom bis Irland, von Spanien bis in den Orient.
Daneben bestanden aber auch bei den Fürstenhöfen die reitenden Posten und
Kuriere noch fort und zwischen den Handelsstädten Venedig, Augsburg, Regensburg
blühte ebenfalls reger Brief- und Warenverkehr.
Bedürfnisse in
Auerbach
Im Jahre 1144 trat Auerbach auf den Weltmarkt
und seine Bürger traten in Handelsbeziehungen zu Nürnberg und Leipzig, zu
Bamberg, Regensburg und Prag. Am engsten war der Auerbacher Handelsverkehr
zwischen 1353 und 1400, weil Kaiser Karl IV. die Straße zwischen Nürnberg und
Prag über Auerbach baute. Leider verfiel diese Straße bald wieder und Auerbach
blieb vom großen Verkehr abgeschieden.
Jedoch waren dort seit 1374 verschiedene Beamte, die mit ihren vorgesetzten Behörden
in Prag, Heidelberg, Neumarkt, Amberg, Bamberg in regem schriftlichen Verkehr
standen durch laufende oder reitende Boten.
Der gewöhnliche Handwerker führte keine Korrespondenz und brauchte keine Post.
Die Handelsleute, Guts- und Hammerwerksbesitzer usw. ließen aber ihre
Briefschaften durch Boten und Bötinnen besorgen, die wöchentlich mit dem
Schubkarren nach Nürnberg, Forchheim, Creußen fuhren, oder durch Fuhrleute,
welche von Regensburg Salz, von Würzburg Wein nach Auerbach brachten.
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Reffträger
(Anm.: Reffträger hatten ihren schweren Tragekorb auf dem
Rücken) und Hausierer, wandernde Studenten und Handwerksgesellen, Klosterbrüder und
Kapitelboten, Viehhändler und Juden ersetzten vielfach die fehlenden
Postanstalten und trugen die Briefschaften hinaus in die weite, weite Welt.
Die
Taxis-Post
1486
stellte Franz von
Taxis, ein Italiener, in Brandenburg eine kurfürstliche
Postverbindung zwischen Ansbach und Küstrin her und beförderte alle amtlichen
Schreiben und Privatbriefe mit großer Pünktlichkeit durch vereidete Boten
gegen bestimmte Gebühren.
Franz
von Taxis
(1459-1517)
gilt als Gründer
des Postwesens
in ganz Europa. |
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"Auf Veranlassung des Kaisers Max I. errichtete derselbe Franz von Taxis 1516
eine regelmäßige reitende Post zwischen Wien und Brüssel. Dies Beispiel wurde
vielfach nachgeahmt und es entstanden zwischen allen größeren Städten
Postverbindungen."
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Allgemein wird 1490 als Gründungsjahr der
Post angesehen. 500 Jahre später gedachten verschiedene Landesposten wie
Österreich, die Bundesrepublik Deutschland und die damals gerade noch
existierende Deutsche Demokratische Republik (DDR) dieses bahnbrechenden
Ereignisses mit einer Sondermarke. Als gemeinsames Motiv hatte man das
Postreiterlein von Albrecht Dürer
ausgewählt. |
"Franz von Taxis ist der Vater des deutschen Postwesens; in seinen Farben, gelb
und schwarz, strahlen heute noch alle Postwägen. Durch die Post sind seine
Nachkommen zu unermeßlichen Reichtümern und zur Fürstenwürde gelangt."
Das Schloss der Thurn und Taxis in
Regensburg
"1595 wurde Leonhard von Taxis zum Generalpostmeister des deutschen Reiches
ernannt und über ganz Deutschland breiteten sich die Taxis´schen Posten aus.
Neben den Taxis´schen Posten hatten viele Reichsstädte und auch die
bayerischen Herzöge 1555 eigene Posten gegründet, welche aber mit Taxis nicht
konkurrieren konnten und nach kurzer Zeit wieder eingingen.
Die
Stadt Auerbach
bekam noch Jahrhunderte lang keine Poststation, weil
keine Hauptstraße dorthin führte. Im 30jährigen Krieg war Creußen, welches
an der Reichsstraße Eger - Nürnberg lag, die nächstgelegene, aber von
Auerbach nie benützte Poststation.
Während des 30jährigen Krieges war es aber oft unumgänglich notwendig, der
Regierung schleunigst wichtige Nachrichten mitzuteilen oder von auswärts
Erkundungen einzuziehen."
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Postreiter brachten
die Kunde vom
Ende des
30jährigen Krieges
im "Weinmonat"
1648
in die Städte
und Dörfer.
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"Der Amtsbote des (Auerbacher)
Landrichters, Lorenz Kuchenreuter, war
zwar immer auf den Beinen, war bald in Erfurt, bald in München, konnte aber
doch nicht alle Bedürfnisse befriedigen. Der Magistrat Auerbach mußte zwei
laufende Postboten aufstellen und für die Herren Kriegsoffiziere eine fahrende
Extrapost in Bereitschaft halten.
Diese Einrichtung war aber nur vorübergehend und hörte mit dem Krieg wieder
auf. Die für Auerbach bestimmten zwei Zeitungen und Briefe brachte 1664 die Nürnberger
Bötin in einer „zupitschierten hülzernen Schachtel“ mit.
Das Reichspostwesen
Kurfürst Max Emanuel mißgönnte den Taxis,
die seit 1664 in Bayern neuerdings mehrere Posten errichtet hatten, die reichen
Posterträgnisse und gründete 1697 eine eigene bayerische Post, die bis 1714
bestand und sich nicht bewährte. Von 1714 an übernahm Fürst Thurn und Taxis
unter kaiserlichem Schutz wieder alle Posten in Bayern.
Unter Kurfürst Karl Albrecht
1726/45 und Max Joseph III. 1745/72 gewann das
Reichs-Postwesen immer größere Ausbreitung und Bedeutung. Der
„Obersthofpostmeister“ Fürst Turn und Taxis wurde von Jahr zu Jahr reicher;
auch seine „Posthalter“ auf dem Lande, meist vermögliche Gastwirte, zogen
großen Nutzen aus der Post.
Es gab eine fahrende Post für den Personen- und Geräteverkehr und eine
reitende Post oder Briefpost.
bayerischer Postillion 1823
Gute
Reise!
In der
guten alten Zeit war das Reisen sehr unbequem und teuer. Eine Reise war überhaupt
ein Lebensereignis und erforderte die umständlichsten Vorbereitungen. Man
machte religiöse Gelöbnisse für eine glückliche Heimkehr und unter den
Verwandten herrschte lebhafte Besorgnis für das leibliche und moralische Wohl
des Reisenden. Die Reisen zu Pferd, zu Schiff, mit eigenem Geschirr war ja
annehmbar, und selbst Fußreisen konnte man ohne Furcht und Angst antreten. Auch
die „Extrapost“ war noch erträglich, aber sehr teuer. Wehe aber dem, der
die langsame und schwerfällige „Ordinari Post“ auf einer längeren Reise
benutzen mußte. Er ging einer wahren Folter entgegen. Im engen Postwagen
eingepfercht wurde er auf holperigen Straßen hin und her geworfen, gerüttelt
und geschüttelt, gequetscht und gestoßen. Von Straßenräubern wurde er aber
nur ganz selten behelligt, um so regelmäßiger aber wurde er von groben
Postillionen und von protzigen Posthaltern mit Verbalinjurien mißhandelt.
Durch
häufige Paßrevisionen, durch Zoll- und Mautstationen entstanden viele
Fahrtunterbrechungen mit kürzerem oder längerem Aufenthalt; durch ein
gebrochenes Rad, durch eine abgebrochene Deichsel, durch ein an der Straße
stehendes Wirtshaus wurde der Postwagen gar oft in seinem Laufe gehemmt und der
Passagier auf harte Geduldsproben gestellt.
(Stahlstich nach einem Gemälde,
2. Hälfte 19. Jh.)
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Förmlich geschunden, steif an allen Gliedern, krank an Leib und Seele kam der
schwer geprüfte Dulder endlich ans Ziel seiner Reise und dachte mit Grauen
daran, daß er schon nach wenigen Tagen auf der Heimreise dieselbe Tortur noch
einmal zu bestehen habe. Es war nicht unbegründet, wenn manche Passagiere
damals vor dem Antritt einer größeren Reise an ihr letztes Ende dachten und
ihr Testament festsetzten.
Briefpost und
Postgeheimnis
Mit der Briefpost stand es auch nicht zum
Besten, und erst nach langer Frist erreichten die Briefe ihr Ziel. Bis ins 19.
Jahrhundert herein wurde das Briefgeheimnis wenig beachtet. In den meisten
Staaten kontrollierte die Polizei die Post, öffnete verdächtige Briefe und
behielt sie zurück. Die Polizei wollte auf diese Weise die diplomatischen
Geheimnisse fremder Staaten erfahren und Einsicht nehmen in die Korrespondenzen
hervorragender Privatpersonen.
Zur Entdeckung und Verfolgung verbotener Vereine (z.B. der Illuminaten) und
staatsgefährlicher Bestrebungen (z.B. im Tiroler Krieg 1809) wurden in Bayern
viele Briefe geöffnet und konfisziert. Auf Grund der gemachten Entdeckungen
schmachtete dann mancher „Staatsverbrecher“ jahrelang in der oberpfälzischen
Festung Rotenberg.
...
Verbesserung der Straßenverhältnisse
Ein Haupthindernis für die Entwicklung der
Post waren die schlechten Straßen, die besonders in der Oberpfalz grundlos
waren. Kurfürst Max Joseph III. fing 1766 endlich an, die Oberpfalz von Amberg
aus nach allen Richtungen mit „erhöhten“ Straßen zu versehen. Diese Straßen
waren 22 Fuß breit, bekamen einen festen Grundbau, Brücken und Gräben und
wurden einer „kurfürstlichen Oberstraßendirektion“ unterstellt. Der Straßenbau
kam insofern nicht teuer zu stehen, als alle Amtuntertanen, welche 4 Stunden
rechts oder links der Straße begütert waren, unentgeltlich Scharwerk leisten
mußten.
Auch der nächstfolgende Kurfürst Karl Theodor, 1777/99, fuhr mit dem Straßenbau
in der Oberpfalz fort. Mit der Fertigstellung der „erhöhten Poststraße“
zwischen Amberg und Bayreuth kam auch nach Kirchenthumbach eine Poststation und
dieser Station war die Stadt Auerbach bis zum Jahre 1851 zugeteilt.
Ende
der Taxis-Post
Die
Taxis´sche Post war ein deutsches Reichslehen. Mit der Auflösung des (Anm.: ersten)
deutschen
Reiches 1806 wurden die Gerechtsame der Fürsten Taxis arg geschmälert, weil
alle 12 größeren deutschen Staaten unter Entschädigung des Hauses Taxis
eigene Landesposten gründeten. In 16 kleineren Staaten bestand aber das Taxis´sche
Postwesen fort bis zur Gründung des norddeutschen Bundes 1867.
Mit der Erhebung Bayerns zu einem Königreich 1806 behielt der Fürst Taxis die
bayerische Post gastweise als Thronlehen bei, auch wurde er zum erblichen „Königlichen
Kron Oberpostmeister“ ernannt.
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Schon 1808 löste aber König
Max I.
(s. Bild; 1756-1825) dem Fürsten
Karl Alexander von Turn und Taxis sein Postmonopol im bayerischen Territorium
mit reichlicher Entschädigung ab und am 1. Juli 1808 übernahm der
bayerische Staat resp. die „Generaldirektion der Königlichen Post“ sämtliche
Posten im Königreich.
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Anm.:
Der ehemalige Klosterkomplex St. Emmeram in Regensburg
ist seit 1812 die ständige Residenz der fürstlichen Familie
Thurn und Taxis.
In Kirchenthumbach
waltete 1809 als Postmeister, Posthalter und
Postexpeditor seines Amtes Herr Nietsche, ein angesehener Mann.
1809 kam jeden Samstag die fahrende Post von Dresden, Leipzig, Hof, Bayreuth
nach Thumbach
(Anm.: Marktgemeinde Kirchenthumbach,
knapp 10 km nordöstlich von Auerbach) und Amberg. Jeden Dienstag ging der Postwagen von Amberg nach
Thumbach, Bayreuth, Hof, Leipzig und Dresden.
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Diese alte Karte von Kirchenthumbach
zeigt
den oberen Marktplatz
mit der damaligen Kirche
- und im Vordergrund
vielleicht
eine Postkutsche von damals. (Quelle)
Kirchenthumbach war vor etwa zwei Jahrhunderten
ein richtiger
Post-Knoten-Ort. |
Die reitende Post oder Briefpost
kam 1809 aus Sachsen über Bayreuth am Dienstag und Freitag nachts nach Thumbach
und war am Mittwoch und Samstag morgens 5 Uhr in Amberg. Von Amberg aus ging die
reitende Post jeden Mittwoch und Samstag früh 5 Uhr wieder nach Thumbach,
Bayreuth und Sachsen ab."
Porto
und Briefmarken
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Nebenstehende Marken
tragen die Nummern 1 bis 6 im Michelkatalog (Thurn und Taxis; diese gaben
1852 - 1867 eigene Briefmarken heraus).
Die 1/2-Groschen-Marke z.B. diente wie die folgenden höheren Wertstufen
zur Frankatur von gewöhnlichen Briefen je nach Gewicht und Entfernung; 3
Silbergroschen kostete das Porto für Entfernungen über 30 Meilen. |
"Nicht
nur die Fahrtaxen, sondern auch das Briefporto war unter dem Taxis´schen Regime
sehr hoch und sehr willkürlich. 1810 wurde für ganz Bayern ein einheitliches
Briefporto eingeführt. Jeder einfache Brief durfte nicht mehr als ½ Loth (=9
Gramm) wiegen und hatte auf 6 Meilen Entfernung 3 Kreuzer Porto zu zahlen, für
je weitere 6 Meilen aber immer 2 Kreuzer mehr. Für schwerere Briefe als ½ Loth
zahlte man bis zu 2 Loth in der 1. Zone 6 Kreuzer und für jede Zone 4 Kreuzer
Zuschlag. Für einen Brief mit 2 Loth Gewicht zahlte man 9 Kr, für 6 Loth 21
Kr, für 8 Loth 27 Kr Grundtaxe. Briefe mit mehr als 8 Loth Gewicht wurden nicht
angenommen. Man konnte auch unfrankierte Briefe absenden. Geldsendungen konnten
mit der Briefpost nicht geschehen. Drucksachen zahlten die halbe Brieftaxe.
Rekommandierte Briefe zahlten 4 Kr Einschreibgebühr und außer der Brieftaxe
noch 12 Kr für ein Retourrecepisse. Wenn durch die Nachlässigkeit der Post ein
solcher Brief verloren ging, wurden dem Absender 25 fl Entschädigung bezahlt.
An Orten, wo keine Postanstalt ist, bleibt der bisherige „Briefkreuzer“
weiter bestehen."
So
weit die Darstellung von Joseph Köstler.
verwendete
und weiterführende Quellen
letzte
Bearbeitung dieses Artikels am 5. Oktober 2016
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Six days on the road |
Für Ergänzungen, Korrekturen usw.
bin ich sehr dankbar.
Hier können Sie mich erreichen!
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