St. Ägidius
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Die Pfarrkirche
St. Ägidius
in Gunzendorf

„Die Kirche in Gunzendorf ist ein stimmungsvoller Raum, der außer der gotischen Malerei auch mehrere naive treuherzige Holzfiguren, darunter prächtige Kunstwerke des Mittelalters, in sich birgt. Von diesen Bildwerken mittelalterlicher Kunst strömt eine eigentümliche Poesie, ein heimlicher Zauber aus, der nicht nur den Kunstkenner, sondern auch den einfachen Bauersmann gefangen nimmt.“
So schrieb treffend vor etwa einem Jahrhundert Joseph Köstler, der Auerbacher Chronist. (1, Seite, 43 ff)

In der Tat ist das dem hl. Ägidius geweihte Kirchlein reich an Kunstschätzen, und ein Besuch lohnt sich sowohl für den bloßen „Beschauer“, als auch vor allem für den stillen Beter, der einen passenden Raum für seine Begegnung mit dem Herrgott und seine religiösen Betrachtungen sucht.
Wer die großen kirchlichen Feiern liebt sollte z.B. an Fronleichnam oder am Sonntag nach dem 1. September (Patrozinium) nach Gunzendorf kommen.

Patrozinium jeweils am 1. Sonntag im September
mit Festgottesdienst um 9.00 Uhr

Am Zeitschriftenstand in der Kirche liegt ein ansprechend gestalteter Kurzführer auf, dessen Inhalt zum Teil in diese Seite hier mit eingeflossen ist. (2)

Chorraum und Hochaltar

Der älteste sichtbar erhaltene Teil der Kirche
ist der Altarraum aus der Gotik um 1384
mit seinem hochgesprengten Kreuzrippengewölbe.
Darin sind die vier Evangelisten
mit ihren Symbolen in eindrucksvoller
sehr alter Malerei dargestellt.
Hier der Löwe für den Evangelisten Markus,
der nach der Überlieferung das erste Evangelium schrieb.

Älter noch als der gotische Chorraum sind Teile der Längsmauern des Kirchenschiffs, die aus der romanischen Bauperiode zur Zeit der Pfarreigründung in der Mitte des 12. Jahrhunderts stammen.

Der Hauptaltar selber ist barock und stammt wohl aus der Zeit um 1700. Er hat zwei größere und im oberen Bereich zwei kleinere gewundene und verzierte Säulen.

Das Altarblatt stellt den Patron des Gotteshauses,
den hl. Ägidius dar.
Seine linke Hand stützt er auf das Ordensbuch der Benediktiner,
darunter reicht ihm ein Engel die Mitra
als Zeichen der bischöflichen Würde.
Über den aus dem 7. Jahrhundert stammenden Heiligen
ist nicht sehr viel überliefert.
Ägid war der erste Abt des von ihm
680 gegründeten Benediktinerkloster Saint-Gilles
in der Provence (Südfrankreich).
Eine Legende berichtet uns über diese Zeit.
Ägidius zählt zu den 14 Nothelfern,
und ist Patron u.a. gegen Feuersbrünste, Naturkatastrophen,
Pest und Aussatz.
Hirten und stillenden Mütter rufen ihn
um seine Fürbitte bei Gott an.

Rechts neben dem Ägidiusbild ist die hl. Katharina in einem mit Akanthus reich verzierten Rahmen bildlich dargestellt, links in gleicher Weise der hl. Jakobus und darüber auf einer Weltkugel die heiligste Dreifaltigkeit. Den Abschluss nach oben bildet ein Strahlenkranz. Unter dem Altarblatt steht der mit gewundenen Säulen verzierte Tabernakel von 1902.

Diese beiden Glasfenster im Presbyterium stellen die Gründer des Bistums Bamberg, die heilige Kunigunde (rechts) und ihren Gemahl Kaiser Heinrich II. dar; die Glasbilder wurden 1911 gestiftet.

Die Seitenaltäre
stammen aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert und wurden 1496 vom damaligen Michelfelder Abt Friedrich von Trautenberg geweiht.

Der linke Seitenaltar
ist der Muttergottes gewidmet.
Das Jesuskind auf ihrem Arm
hält eine bekreuzte Weltkugel in der Hand.
Im Medaillon ist der heilige Leonhard dargestellt,
der Patron der gleichnamigen
Michelfelder Friedhofskirche.

Auf dem rechten Nebenaltar
steht eine sehr schöne Statue
der Mutter Anna,
die auf dem rechten Arm
das Jesuskind trägt
und mit der linken Hand
den Kopf ihrer Tochter Maria streichelt.
Das Medaillon zeigt den Märtyrer Sebastian.

Beide Seitenaltäre schließen oben mit je einem Kreuz ab und werden links und rechts von schwebenden und sitzenden Engelsfiguren eingerahmt. Jeweils zwei dreieckige Glasschränkchen zeigen uralte Reliquien.

Der Kirchturm

Früher war an der Westseite der Kirche
ein Turm "von stattlicher Höhe und mit Kuppel,
Spitze und Kreuz versehen", wie Köstler schreibt,
durch den auch der Eingang zum Gotteshaus erfolgte.
Weil wegen der exponierten Höhe
öfter der Blitz in den Turm einschlug,
trug man den oberen Teil ab
und deckte den stehen gebliebenen Rest
mit Ziegeln ein. 

„Derselbe,“ so schrieb der Gunzendorfer Lehrer Römer 1845, „bietet einen wahren Greuel in Bezug auf Höhe und Schönheit, indem vorn an der Wetterseite der Verputz ganz und gar abgefallen ist und der Einsturz stündlich bevorsteht.“
1855 schließlich wurde das jetzige spitze Giebeltürmchen errichtet, das man lange als ein misslungenes Werk staatlicher Baukunst verspottete und als „Zahnstierer“ bezeichnete. Deshalb wollte die Kirchengemeinde 1894 das aufgesetzte Türmchen durch einen richtigen Turm ersetzen; Regierung und Diözese genehmigten das Vorhaben allerdings nicht.

"Um den Blitz vom Turme abzuwenden,"
schreibt Römer weiter, 
"errichtete man ums Jahr 1793
auf dem hochgelegenen breiten Anger
ein hölzernes Kreuz,
welches man mit Blech beschlug,
damit es den Blitz anziehe."
Das Kreuz wurde vom späteren Abt Maximilian Prechtl
von Michelfeld, der 1793
auch Pfarrer von Gunzendorf war, eingeweiht.
Auf diesem Platz steht heute noch
dieses große hölzerne Kreuz,
das sogenannte "Gwitterkreiz",
welches 1991 erneuert wurde.

Diese alte Postkarte (aus 3) zeigt die Lourdes-Grotte
beim oberen Eingang des Gunzendorfer Kirchplatzes.
Sie wird auch heute noch liebevoll gepflegt.

Da der rund um die Kirche
herum gelegene alte Friedhof
im Laufe der Jahre zu klein geworden war,
wurde 1975 nordöstlich am Ortsrand
etwas höher gelegen der neue,
gemeindliche Friedhof
mit einer schönen Aussegnungshalle angelegt.

Die Gunzendorfer Kirche und der drum herum liegende alte Friedhof sind sehr gepflegt und somit in einem guten und ansprechenden Zustand. Auch wenn wegen des großen Priestermangels nicht mehr jeden Tag eine heilige Messe im altehrwürdigen Gotteshaus stattfindet, ist die Gemeinde recht aktiv, z.B. die Ministranten und der Kirchenchor.

verwendete Quellen

1 Köstler, Joseph, Geschichte von Auerbach, Band XXI
2 Die Pfarrkirche St. Ägidius Gunzendorf i.d.OPf., herausgegeben vom kath. Pfarramt Gunzendorf 1995
3 Archiv Ludwig Götz, Ohrenbach

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 11. August 2012

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