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Zwinger und Rondelle
Wie bei vielen mittelalterlichen
Befestigungsanlagen bestand auch die Stadtmauer in Auerbach aus zwei Ringen, der
inneren Hauptmauer und der äußeren Zwingermauer. Diesen doppelten Mauerring
kann man auch auf dem folgenden Merianstich von 1644 gut erkennen.
Der Zwinger
Der
zwischen den beiden Mauerringen freie Platz wurde „Zwinger“ genannt.
(Der berühmteste Zwinger ist sicher der von Dresden.)
In Auerbach waren die Flächen
des Zwingers in Friedenszeiten wegen ihrer geschützten Lage von der Bevölkerung
sehr geschätzt und als Lagerplatz für allerlei Geräte und Gerümpel begehrt.
Sie wurden deshalb vom Magistrat nur an die vornehmsten Bürger vergeben. So
waren z.B. 1750 genau beschriebene Abschnitte verpachtet an die vier Bürgermeister
Guthmann (Hausnummer 66, heute Pfarrstraße 4), Merkl (Hausnummer 123, heute
Alleestraße 2), Ratzer (Hausnummer 272, heute Unterer Markt 22) und Ströhl
(Hausnummer 224, heute Unterer Markt 35), sowie an Stadtschreiber Schenkl. Der
Rest des Zwingers vom Unteren Tor bis zum „oberen Bad“ (Hausnummer 199,
heute etwa Bachgasse 41) gehörte zum Schloss.
Im Straßennamen „Zwingergasse“ lebt dieser Teil der alten
Befestigungsanlage fort.
Die
Rondelle
Die „Rondelle“ waren halbkreisförmig aus dem äußeren Mauerring
vorspringende Steinbauten ohne Dach. Sie waren ca. 9 m breit und dienten vor allem zur Unterbringung der
schweren Geschütze.
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Ein solches Rondell
befand sich in der Nähe
des
Predigerturms
etwa dort, wo heute
das Haus Pfarrstraße 17 steht. |
In einer Nachricht von 1810 über den Verkauf von Teilen der Befestigung finden
wir interessante Maßangaben: „Der Zwinger vom Haus Nr. 37 (Oberer Torplatz
18) bis zum Turm Haus Nr. 48 (Pfarrstraße 15) ist 202 Fuß lang, 10 Fuß breit
und enthält ein Rundell, welches 54 Fuß lang und 32 Fuß breit ist.“ (Ein
„bairischer Fuß“ war etwa 29,2 cm lang.) Der Gold- und Silbersticker Johann
Bouillon erwarb diesen Grund für 30 Gulden vom Magistrat. Er wollte darauf eine
Fabrik für seidene Bänder und Borten, für Riegelhauben und verschiedene
Strickereiartikel errichten. Zwar baute Bouillon auf dem Platz des ehemaligen
Rondells das Haus Nummer 36 (Pfarrstraße 17), aber von der geplanten Fabrik erfährt
man nichts mehr, ja er musste sein Haus bald an den Maler Johann Karl veräußern.
Die gesamte Anlage beim Predigerturm (Pfarrstraße 15) trug auch den Namen
„Predigerbastei“. Noch 1839 schreibt Johannes Neubig, der in jenem Jahr
die erste gedruckte Chronik Auerbachs verfasste, darüber: „Diese Bastei, von
der man einst mit Kanonen dem Feind entgegenpredigte, ist hinsichtlich ihrer
tiefen Schanzgräben und guterhaltenen Mauern noch jetzt einer der festesten
Punkte unserer Stadt.“ (2)
Ein anderer Teil des Zwingers vom Predigerturm bis zum Haus Nummer 52
(Zwingergasse
5) war 277 Fuß lang und 8 Fuß breit. In diesem Abschnitt lagen gleich zwei
Rondelle, von denen jedes einen Durchmesser von 32 Fuß aufwies. Der sich
darunter befindliche Stadtgraben hatte eine Breite von 60 Fuß und wurde 1810
ebenfalls mit verkauft.
Dem jeweiligen Auerbacher Stadtschreiber war ein Teil des Zwingers sozusagen als
„Gehaltsaufbesserung“ zugewiesen. Dieser „Stadtschreiberzwinger“ reichte
vom Oberen Tor bis zum Hundsturm (Am Schwedenturm 2). Auch er wurde 1824 mitsamt
der in diesem Bereich 24 Fuß hohen und 3 bis 6 Fuß breiten Stadtmauer an
Privatleute verkauft.
Geschütze und andere Waffen
Bis etwa zur
Mitte des 15. Jahrhunderts waren die Bürger mit Pfeil und Bogen, mit Lanzen und
Spießen, mit Säbeln und Messern bewaffnet. Erst einige Jahrzehnte nach den
Hussitenkriegen wurde zur Verteidigung der Stadt auch
Schießpulver verwendet.
Bei einer „Waffenschau“ 1512 waren Stadtmauern, Tore und Türme schon mit
„Mörsern, Schlünglein und Kartaunen“ besetzt, wie die Geschütze der
verschiedenen Größen damals hießen. Im gleichen Jahr gab es 170 bewaffnete Bürger,
darunter 94 Büchsenschützen, 14 Armbruster, 60 Hellebardierer und 2 Spießträger.
Spitze einer Hellebarde (um 1600)
Bei der Verteidigung der Stadt fiel einzelnen Berufsgruppen eine wichtige Rolle
zu; den
„Zünften“ waren für den Ernstfall bestimmte Abschnitte der
Befestigungsanlage übertragen. (siehe "Wer was zu
verteidigen hatte" auf der Seite "Befestigung")
Als die Oberpfalz nach der Reformationszeit 1626 wieder bairisch wurde, ließ
der neue Landesherr Kurfürst Maximilian I. den Bürgern alle Waffen abnehmen.
Auch die 12 städtischen Geschütze wurden beschlagnahmt und nach Amberg
gebracht. Seit diesem Jahr blieb die Stadtmauer praktisch unbewehrt, denn neue
Geschütze wurden nicht angeschafft, und die alten kehrten nicht mehr nach
Auerbach zurück.
verwendete
Quellen
1 |
Köstler, Joseph (1849-1925), Chronik der
Stadt Auerbach, Band 16 des handgeschriebenen siebenundzwanzigbändigen
Werkes, Lagerort Rathaus der Stadt Auerbach i.d.OPf. |
2 |
Neubig, Johannes, Auerbach, die ehemalige
Kreis- und Landgerichts-Stadt in der Oberpfalz, Auerbach 1839 |
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letzte
Bearbeitung dieses Artikels am 22. Februar 2011
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Lang, lang ist ´s her
Text und Melodie
Thomas Haynes Bayly, um1830 |
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