Karl
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Johann Karl
Kunstmaler (1768-1837)

Ruhestätte des
Johann Karl
Malers dahier. Er wurde
geboren am 26. Aug. 1768
und starb am 27. März 1837.

Himmels Friede seiner Asche.
Umsonst war unser innig Flehen.
Hin zu des Himmels selgen Höhen
Berief der Höchste Dich.
Schlaf, Vater, wohl in kühler Erde.
Den unser Herz so treu verehrte
Dich ehrt es ewiglich.

(Grabplatte an der Außenwand
der Friedhofskirche Auerbach)

Seit dem 18. Jahrhundert wirkten in Auerbach Mitglieder der Familie Karl als Kunstmaler. Sie waren in der ganzen Gegend sehr angesehen, und die Männer wurden mit „Herr Kunstmaler“ angesprochen.

Georg Paul Karl
Der Auerbacher Stammvater der Karl, Georg Paul, heiratete 1720 die Witwe Klara des hiesigen Färbers Johann Pitsch (Haus Nr. 115, heute Unterer Markt 10) und übte den gleichen Beruf wie sein Schwiegervater aus.

Georg Paul war aus Freystadt
(Landkreis Neumarkt) zugezogen,
wo sein Vater ebenfalls Färber war.
Er bürgerte sich offensichtlich gut
ein, denn er wurde als „Zug´reister“
sogar in den Rat der Stadt
Auerbach gewählt.
Ob Georg Paul Karl auch gemalt hat, ist unbekannt.
1740 übergab er das Anwesen samt dem Geschäft seinem Stiefsohn Johann Franz Pitsch.
(Foto aus 2, Seite 393)

Er selber erwarb nun das Haus Nr. 220 (heute Unterer Markt 31, Marienapotheke) und zog mit seiner Familie dorthin um.

Johann Friedrich Karl
Sohn Friedrich Karl (1728-1802), auch Johann Friedrich genannt, wird bei seiner Heirat mit Maria Anna Gmelch 1756 ausdrücklich als „pictor“ (d. h. Maler) bezeichnet.

Durch die Hochzeit
mit Anna Maria Gmelch
gelangte Friedrich Karl
in Besitz des Hauses Nr.
262
(heute Kirchstraße 9).
(Foto aus 2, Seite 385)
Wir kennen von Friedrich
auch einige Arbeiten.
Schon 1753/54 fasste er
die vom Auerbach Bildhauer
Johann Michael Doser
geschaffenen Altäre
in den Seitenkapellen
der Schnaittacher Kalvarienbergkirche.

Die Anfänge des künstlerischen Schaffens von Friedrich fielen zusammen mit den letzten Auerbacher Jahren des Michael Wild. Vielleicht bestimmte diesen die Konkurrenz des jungen und aufstrebenden Friedrich Karl, seinem Vater um 1755 nach Amberg zu folgen. Wild „mochte es leid sein, in der hiesigen Stadt neben sich einen offenbar nicht immer ganz rücksichtsvollen Nebenbuhler zu haben, so daß er das erfolgverheißende Amberg vorzog. Denn der Emporkömmling Karl war in den Mitteln, bei Aufträgen seinem Rivalen den Rang abzulaufen, nicht gar wählerisch. Als es um einen großen Auftrag für die hiesige Pfarrkirche ging, scheute sich Friedrich Karl nicht, in einem Schreiben an die Amberger Regierung, die den Auftrag gutheißen mußte, den Konkurrenten Wild als einen Ortsfremden zu bezeichnen, der die Heimat verlassen habe und den Auftrag nicht verdiene. Trotzdem entschied sich die Regierung für den wohl erfahreneren Wild und meinte nur, Karl könne ja bei einer späteren Gelegenheit zum Zuge kommen.“ (1, Seite 193f)

Joseph Karl
Zusammen mit seiner Frau Anna Maria hatte Johann Friedrich Karl vier Söhne, nämlich
Gabriel, Joseph, Johann Christoph und Wolfgang.
Von Joseph ist bekannt, dass er in die Fußstapfen des Vaters als Kunstmaler trat. Das Bild des linken Seitenaltars der Marienkirche Pegnitz stammt zweifelsohne von ihm, denn es trägt rechts unten die Signatur "Joseph Karl 1829".

Das im Stile des Spätbarocks
gemalte Bild zeigt
Bischof Otto den Heiligen
von Bamberg,
der 1119
das Kloster Michelfeld
gegründet hat.

Joseph Karl hat dieses Altarbild für die Michaelskirche in Dornbach gemalt. Als diese Ortschaft im Zuge der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr 1939 abgelöst wurde, kam das Kunstwerk zusammen mit großen Teilen der übrigen Einrichtung in die Pegnitzer Marienkirche, die erst 1927 konsekriert worden und noch mehr oder weniger schmucklos war.
Von den Söhnen Gabriel und Wolfgang ist nichts bekannt.

Johann Christoph Karl
Der bedeutendste Künstler in der Familie war jedoch ohne Zweifel Friedrichs Sohn Johann Christoph Karl, meist nur Johann Karl genannt.
Johann Christoph kam am 26. August 1768 im elterlichen Haus Nr. 262 (heute Kirchstraße 9) zur Welt. Sein Vater Johann Friedrich war ja durch die Heirat mit Maria Anna Gmelch in den Besitz dieses Anwesens gelangt. In diesem Haus verbrachte Johann Christoph zusammen mit seinen Brüdern  auch Kindheit und Jugendzeit.
Um 1790 zog Johann Christoph nach Sulzbach, wo er den Titel „Hofportraitmaler“ führte. In dieser Zeit (1791/92) entstand auch das weiter unten zu sehende Bild „Geburt Jesu“ für den Hauptaltar der Kirche St. Michael in Weiden.
1799 vertauschte der Vater dieses Anwesen (Nr. 262) gegen das Haus Nr. 283a (heute Obere Vorstadt 13), wo er schon drei Jahre später starb.

Bereits 35 Jahre alt heiratete Johann Christoph Karl 1803 Theresia, die Tochter des einheimischen
Kupferschmieds Thomas Sedlmayer von Haus Nr. 249 (heute Dr.-Heinrich-Stromer-Straße 21) und übernahm mit seiner Frau dieses Anwesen.

Haus Nr. 249, heute Dr.-Heinrich-Stromer-Straße 21 (aus 3, Seite 337)

Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor, von denen allerdings sechs bereits ganz jung starben.
Im Jahre 1816 veräußerte Johann Karl Haus Nr. 249, das Eckhaus am „Dörrgäßl“, wie das Gässchen zwischen den heutigen Anwesen Dr.-Heinrich-Stromer-Straße 19 und 21 früher auch hieß, zu je einer Hälfte an Georg Umgießer und Elisabeth Preisinger.
Bereits ein Jahr zuvor (1815) hatte die Familie Karl das Anwesen Haus Nr. 36 (Grabnbabett, 1950 abgerissen; Neubau 1959 durch Johann Engelhardt als Pfarrstraße 17) an der Stadtmauer erworben. (nachfolgendes Foto aus 2, Seite 119)

„Dieses Haus wurde 1810 vom Krämer Johann Boullon erbaut … . Er hatte von der Stadt einen Teil des Stadtgrabens für 70 Gulden erworben und auf dem darin befindlichen Festungsrondell, der „Predigerbastei“, ein Wohnhaus errichtet.“ (2, Seite 119)
Der Kaufmann Johann Boullon stammte aus Rouslor in Flandern und war durch Heirat von Catharina Hertl in Besitz von Haus Nr. 108 (heute ein Teil der Sparkasse, Unterer Markt 5) gekommen. Er wollte in dem neu gebauten Anwesen eine Tapisseriefabrik einrichten und Borten, Bänder, Gold-, Silber- und Seidenstickereien, Riegelhauben usw. anfertigen. Den Stadtgraben wandelte er in einen schönen Obstgarten um.
Das Anwesen „war in dieser Periode ein Eldorado für die Kinder der Stadt, im Winter wegen der prächtigen Krippendarstellungen, im Sommer wegen der herrlichen Äpfel und Birnen.“ (4, Seite 186)

Johann Christoph Karl starb nach einem schaffensreichen Leben mit 69 Jahren am 27. März 1837. Seine Witwe Theresia und die Töchter Anna und Elisabetha blieben zunächst in dem Haus, und verkauften es dann 1849 an den Schlosser Egyd Kühn, Sohn des „Stadtphysikus“ Dr. Martin Kühn von Haus Nr. 112 (heute Unterer Markt 8, beim Kutscher). Das Haus Nr. 36 (Hausname bei der Grabnbabett), wurde 1950 abgerissen. Der Neubau von 1959 hat die Anschrift Pfarrstraße 17.

Wohl die Nachkommen von Johann und Theresia Karl ließen diese Gedenktafeln an der südlichen Außenwand des Chorraumes der Friedhofskirche St. Helena in Auerbach anbringen.

Werke und Würdigung

Diese Zeilen in dem 1825 von Joachim Heinrich Jäck herausgegebenem Teil 2 des Buches „Leben und Werke der Künstler Bambergs“ (5, Seite 9) geben zwar ein falsches Geburtsjahr von Johann Karl wieder, beschreiben aber sonst seine umfangreiche Tätigkeit recht gut.

Das Altarblatt der Kirche auf dem Gottvaterberg bei Auerbach

Das Kunsthandwerk des MaIens und des Bildhauens wurde in der damaligen Zeit auf jeden Fall höher eingeschätzt als die „normalen“ Handwerke. Zudem war in der Stadt Auerbach und deren weiten Umgegend schon Bedarf an Bildern aller Art vorhanden. Neben kirchlichen Aufträgen ließen Privatpersonen auch weltliche Bilder  anfertigen, ließen reichere Bürger ihre Häuser bemalen, Porträts fertigen usw..

Zur Erinnerung
an die feierliche Einweihung
„seiner“ Pinzigbergkapelle
ließ Johann Baptist Greger
1832 von Johann Karl
einen Kupferstich
mit dem Untertitel
„Gnadenbild Maria Hilf
zu Pinzigberg bey Auerbach
wieder feyerlich eingesetzt
den 27. September 1818“
anfertigen.
Dieser Kupferstich
war 1839
auch der gedruckten Chronik
von Johannes Neubig beigelegt.

Im oberen Teil des Stichs
 ist das von Engeln umgebene
und gleichsam in den Wolken
schwebende Gnadenbild
der Pinzigbergkapelle, allerdings
ohne die Kronen, abgebildet.

Darunter ist eine „Ansicht der Stadt Auerbach gegen Mitternacht“, also von der Südwestseite her, gezeichnet vom Regensburger Johann Bichtel und ursprünglich als Radierung von Johann Karl gefertigt.

Auf der Anhöhe links des Kirchturms erkennt man die 1818 eingeweihte und zwei Jahre später erweiterte Kapelle auf dem Pinzigberg, rechts das eigentlich schon viel ältere, in dieser Form aber 1805/1806 errichtete Kirchlein auf dem Gottvaterberg. Beide Auerbacher Erhebungen waren damals nahezu unbewaldet. "Nicht sehr erfreulich sind die harten, wie mit dem Lineal gezogenen der Straßen und Wege, der Mauern, Raine und Weiherufern. Diese Strenge wird auch nicht ganz gemildert durch eingestreute Gruppen von Menschen und Tieren. Im Schwemmweiher tummeln zwei Reiter ihre Pferde in der Schwemme, gewissermaßen zur Beglaubigung des Namens. Im Süden und im Westen der Altstadt kann man auf Wiesengrund die Rahmen der Tuchmacher sehen." (1, Seite 326)

Der Auerbacher Künstler Johann Karl arbeitete weit über seine Heimatstadt hinaus. Ein paar Beispiele:

1791/92 fertigt er ein Bild „Geburt Christi“ für den Hochaltar der damals simultanen Pfarrkirche (seit 1900 rein evangelische Kirche) St. Michael in Weiden. 1804 fasste er ihn in Farben und marmorierte seinen gesamten Aufbau.

Foto:
Altar der Kirche
St. Michael, Weiden
(zur Verfügung gestellt
von Dekan W. Schedel)

1806 fasste Karl den noch heute benutzten Taufstein mit Dukatengold und weißem Alabaster, und malte das Schild "Taufe Jesu" für den Deckel.

1817 lieferte er ein Dreifaltigkeitsbild in die Dreifaltigkeitskapelle zu Schlammersdorf.

Ein Gemälde „Taufe Christi“ schuf Karl 1828 für die Kirche in Riegelstein.

Anlässlich der Einweihung der wiedererrichteten Kapelle auf dem Pinzigberg bei Auerbach 1818 malte Johann Karl das nachfolgende  Weihebild, welches dort heute noch von dem großen Ereignis Zeugnis gibt.

Er erhielt auch noch einen Auftrag für Bühl bei Simmelsdorf und setzte so im Schnaittacher Raum die seit Jahrhunderten bestehende Tradition fort.

Wohl im Jahre 1823 entstand das Bildnis „Prinz Luitpold von Bayern im 1. Lebensjahr“, ein farbiger Kupferstich, der den späteren bayerischen Prinzregenten darstellte.

Den Arbeiten von Johann Karl wird insgesamt nachgesagt, dass in ihnen noch stark die Barockmalerei (ca. 1570-1770) nachwirkt. Das kann man auch in den folgenden Bildern des "hl. Familie Altars" (links; signiert 1831) und des "Kreuzaltars" in der Auerbacher Pfarrkirche St. Johannes der Täufer erkennen.

Viele der doch sehr zahlreichen Werke von Johann Christoph Karl (1768-1837) kann man noch heute in unserer Gegend bewundern.

verwendete Quellen

1 Schnelbögl, Fritz, Auerbach in der Oberpfalz, Herausgeber Stadt Auerbach, 1976
2 Kugler, Hans-Jürgen, Auerbach in der Oberpfalz, Geschichte der Häuser und ihrer Familien, Band 1, Auerbach 2008
3 Kugler, Hans-Jürgen, Auerbach in der Oberpfalz, Geschichte der Häuser und ihrer Familien, Band 2, Auerbach 2010
4 Köstler, Joseph, Chronik der Stadt Auerbach, Band XVI, Lagerort Archiv der Stadt Auerbach
5 Jäck, Joachim Heinrich, Leben und Werke der Künstler
Bambergs, 2. Teil, Bamberg 1825

Domenico Scarlatti (1685-1757)
Sonata in A

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 23. Januar 2015

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