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St.-Anna-Kapelle in Nasnitz

Dieses
kleine Gotteshaus in Nasnitz
an der Straße nach Penzenreuth
wird von den Dorfbewohnern liebevoll gepflegt.
St. Anna wurde 1865
errichtet
und von dem aus dem Ort stammenden
Pfarrer Josef Kormann
(geb. 1809 in
Haus Nr. 21)
gestiftet. (Foto 2004)
In der Vorabendmesse am Samstag,
14. November 2020 (Pfarrkirche Michelfeld) segnete P. Markus, CR, die neue
Corona-Glocke für die St.-Anna-Kapelle in Nasnitz. (NN)
Die Planung des neuen
Gotteshauses
Am 4. Januar 1865 wurde erstmals ein Bauplan für die Errichtung einer Kapelle
in Nasnitz gefertigt. Joseph Kormann, "dermalen frei resignierter Pfarrer
und Administrator der Priesterseminarstiftung zu Neunkirchen am Brand" (1,
Seite 168) wollte das Kirchlein ursprünglich ganz aus
Sandsteinquadern und unverputzt errichten lassen, wie die folgenden Planskizzen
zeigen.
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Dach und Türmchen sollten mit Schiefer
gedeckt und unter dem Dachansatz ringsherum kleine Rundbögen angebracht
werden. Die Fenster und die Eingangstüre sollten romanische
Rundbogen erhalten. |
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"Die Königliche Baubehörde Kemnath
lehnte aber den Bauplan von Joseph Kormann ab und zeichnete am 2. März 1865
einen neuen Entwurf, der dann später auch verwirklicht wurde. Die Zeichnung
unterschied sich darin, dass die Außenwände, welche aus Bruchsteinen bestehen,
nunmehr verputzt und angestrichen wurden, die Fenster und die Eingangstüre im
gotischen Spitzbogen-Stil und über dem Portal drei lange Glasfenster vorgesehen
waren. Auf jegliche Verzierungen der Außenwände wurde verzichtet. Der
Altarraum wurde schmäler und niedriger als das Kirchenschiff gestaltet und räumlich
etwas abgetrennt.
Joseph Kormann wollte sich aber mit dem Vorschlag der Baubehörde nicht
zufrieden geben und schrieb deshalb am 28. März 1865 an das Königliche
Bezirksamt, mit der Bitte, die Außenwände mit rein behauenen Sandsteinquadern
erbauen zu lassen, weil bei einem Verputz mit Anstrich voraussichtlich öfter
Reparaturen stattfinden müssen. Seiner Bitte wurde aber nicht entsprochen.
So kam es dann im Sommer 1865 zum Bau der Kapelle nach dem Vorschlag der Baubehörde
Kemnath." (2, Seite 89)
Einweihung der neuen
Kapelle
"Unter Beihilfe fast sämtlicher Ortsbewohner von
Nasnitz und mehrerer auswärtiger Guttäter“ (2, Seite 87) ging der Bau rasch
voran. Die Kapelle wurde "am 12. Februar 1866 – damals Fastnachtsmontag
– vom damaligen Pfarrer zu Michelfeld,
Herrn Simon Dotterweich, feierlich benediciert, worauf die ergreifende
Einweihungsrede und das Hochamt unter Teilnahme einer ungeheueren Anzahl Andächtiger
aus der ganzen Umgegend erfolgte.“ (2, Seite 87)
Die Nasnitzer Kapelle wurde der heiligen Anna
geweiht; sie ist der Überlieferung nach die Mutter von Maria, welche wiederum
die Mutter von Jesus, also "Gottesmutter" ist. Das Ölgemälde des
Altares zeigt eine Szene zu diesem Thema.
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"In
der Mitte des Bildes ist die Hl. Anna als „Erzieherin“ mit einem Buch
dargestellt. Vor ihr kniet Maria gottesfürchtig und liest aus dem Buch,
welches Texte des alten Testamentes beinhaltet. Zu Marias Füßen sitzen 2
Engelskinder mit Blumenschmuck. Links neben Anna ist der Hl. Joachim
ebenfalls mit einem Buch zu sehen, rechts neben Anna 2 Steintafeln mit den
römischen Ziffern I bis X, welche die 10 Gebote Gottes symbolisieren. Im
oberen Teil des Bildes wurde Gottvater mit dem heiligen Geist in Form
einer strahlenden Taube abgebildet, der auf einer Wolke sitzend und mit
einer Engelschar umgebend der Hl. Anna den „Kindersegen“ schenkt.
Annas Haupt ist mit einer hell strahlenden Gloriole umhüllt. |
Es ist noch
anzumerken, dass Anna und Joachim keine Kinder gebären konnten. Der Hl. Anna
erschien unter einem Feigenbaum ein Engel mit der Botschaft: „Du wirst eine
Tochter empfangen und ihr den Namen Maria geben, diese wird voll der Gnade, die
Verwunderung aller sein und von Kindheit an dem Herrn dienen.“ Rechts neben
Anna erinnert ein blühender Feigenbaumzweig in einer Vase an diese Erscheinung.
Auch Joachim empfing die Botschaft des Engels.
Das Ölgemälde ist in einem verzierten und vergoldeten Holzrahmen eingefasst,
der Name des Malers ist aber unbekannt." (2, Seite 90f)
Im Pfarrarchiv Michelfeld ist bzw. war eine
Schrift, in der Joseph Kormann auch seine Beweggründe für sein Stiftung angab.
Dort heißt es: die Gründe seien „der Drang seines Herzens zur Anbetung
Gottes“, „die Pflicht der Dankbarkeit gegen Gott, der ihn, vielleicht als
den Ersten unter allen zu Nasnitz Geborenen zum hohen Priesterstande berufen
habe und die Liebe zu seiner Ortsgemeinde.“ (1, Seite 168)

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Pfarrer Joseph Kormann
Josef und Dietmar Haberberger aus Nasnitz
haben im Diözesanarchiv Bamberg
dieses Bild des aus ihrem Dorf
stammenden Geistlichen
gefunden.
Es zeigt Pfarrer Kormann
als Verwalter der Seminarstiftung Neunkirchen,
und ist um 1870 entstanden.
Im General-Personal-Schematismus
der Erzdiözese Bamberg 1007-1907
steht unter der laufenden Nummer 5546:
"Kormann, Joseph aus Nasnitz, geb.
14. Juli 1809,
ord. 23. Aug. 35, Koop. Neunkirchen a. Br.
30. Jan. 36, Kpl. Hopfenohe
15. Juli 39,
Neunkirchen a. Br. 8. Jan. 43
(Pf.-V. in M.-Bibart 1848/49);
Pfr.
Ludwigschorgast 28. April 51,
Verwalter der Seminarstiftung Neunkirchen a. Br.
17. Aug. 54, + das. 4. Okt. 1886" (3) |

Inneneinrichtung
In diesem Schreiben vom 28. März 1865 legte Pfarrer
Kormann auch einige Angaben zur Innenausstattung des Kirchleins nieder.
Über den Altar kann man lesen: „In der Klosterkirche von Michelfeld stand im
Seitengang ein Altar, Anna Altar, der den Gang beengte und deshalb eingelegt
wurde. Diesen Altar hat das erzbischöfliche Ordinariat Bamberg, auf gestellte
Bitte, der zu erbauenden Kapelle in Nasnitz geschenkt und soll nach vollzogener
neuer Fassung durch Maler und Vergolder Mayer zu Bamberg in die Kapelle zu
Nasnitz transferiert werden.“ (2, Seite 90) So ist es wohl auch geschehen.

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In
der Baugenehmigung vom 2. März 1865 wurde auch die Form der Wangen für
das Gestühl genau vorgegeben; ein Schreiner aus Auerbach fertigte danach
die Kirchenbänke. |
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Diese beiden Glasfenster im Altarraum
zeigen eine Herz-Jesu-Darstellung (Ostfenster) und ein Marienbild
auf der gegenüberliegenden Seite.
(Fotos: 2, Seite 93) |
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"An der Scheidewand
zwischen Schiff und Chor sind seit der Erbauung der Kapelle rechts und links im
Schiff die Statuen des Heiligen Johannes des Täufers und von Johannes von
Nepomuk, altdeutsche Figuren aus Holz in entsprechender Höhe auf Postamenten
aufgestellt.

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Johannes
der Täufer,
dargestellt als bärtiger Mann im Fellgewand mit Kreuzstab, an dem ein
Spruchband „ECCE AGNUS DEI“ („Seht das Lamm Gottes“) befestigt ist
und der ein Buch mit einem Lamm in den Händen hält. |
Johannes
von Nepomuk,
als Priester mit Chorrock, der mit beiden Händen ein Kruzifix hält und
dieses liebevoll betrachtet." (Text und Fotos: 2, Seite 91 f)
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Eine besondere Verehrung genoss in alter Zeit Nikolaus in unserer Gegend; so
stand im nahen Dorf Pferrach sogar ein diesem
beliebten Heiligen geweihtes Schwesternkloster.
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"An
der Westseite zwischen 2 Fenstern hängt eine ca. 50 cm große Figur des
Hl. Nikolaus
von Myra. Dargestellt wird der Heilige als Bischof mit Hirtenstab. In der
rechten Hand hält er ein offenes Buch mit 3 Goldkugeln darauf,
symbolisierend für die Legende von der Errettung der 3 Jungfrauen.
Nikolaus soll demnach einem verarmten adeligen Mann 3 mal heimlich eine
große Summe Geld durch ein offenes Fenster geworfen haben, um seine 3 gut
erzogenen Töchter zu retten. Als Nikolaus beim 3. mal aufgespürt wurde,
gab er an, nur die Pflicht eines Christen erfüllt zu haben." (Text
und Foto: 2, Seite 92)
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An der Ostseite der Innenwand hängt diese
Holztafel
zur Erinnerung an die Nasnitzer Kriegsopfer.
Sie wurde von Anton Berger aus Lobensteig gefertigt
und 1958 bei
der Fahnenweihe
der Freiwilligen Feuerwehr Nasnitz angebracht. |
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Glocke der
St.-Anna-Kapelle Nasnitz
"Im
Erbauungsjahr 1865 wurde eine 85 Pfund schwere Glocke im Türmchen angebracht.
Insgesamt 87 Wohltäter hatten sie gestiftet. Am 31. Januar 1918 schrieb - lt.
Pfarrer Franz Wolfring - eine unbekannte Person in das Manuskript „Die Kapelle
zu Nasnitz“ von Pfarrer Joseph Kormann, folgenden Text: „Durch Verfügung
der Heeresleitung muss dieselbe am 30. Januar 1918 abgenommen und eingeliefert
werden. Eine traurige Erinnerung für die Nachwelt an den Weltkrieg
1914-18, wodurch die Glocke ... als Gegenstand zum Kriegsdienst und zum
Menschenmorden bestimmt wird.“ Zwischen dem I. und dem II. Weltkrieg war zwar
eine Glocke im Turm, es ist aber nicht bekannt, wer diese stiftete. Im II. Weltkrieg
wurde das Geläut wieder vom Turm geholt. Zusammen mit einem Geläut, welches am
Hause Kormann hing und einen Riss hatte, brachte man sie nach Michelfeld und
lagerte sie an der St. Leonhardskirche zwischen,
ehe man sie zum Schmelzen abtransportierte. Auf die Kapelle kam eine billige
Kriegs-Ersatzglocke. 2 junge Nasnitzer nahmen eine der Glocken in der Dunkelheit
mit und versenkten sie in Nasnitz in einem kleinen Teich. Leider mussten sie
aber zuhause feststellen, dass sie die falsche, nämlich die mit Riss vom Hause
Kormann zurückgeholt hatten. Da sich der Wasserspiegel immer weiter senkte und
die Glocke schon herausschaute, wurde sie in einer Fuhre Mist auf einen Acker
gebracht, wo sie in einem Misthaufen auf das Kriegsende wartete. Danach hatte
man sie in einem nahegelegenen Gebäude untergestellt.
Und so läutet den Nasnitzern bis zum heutigen Tag die Ersatzglocke früh,
mittags, abends und im Sommer zu den Andachten jeden Sonntag um 12.45 Uhr. Der
Klang ist aber von einem normalen Geläut nur geringfügig zu unterscheiden."
(2, Seite 94)
In der Vorabendmesse am Samstag,
14. November 2020 in der Pfarrkirche Michelfeld segnete P. Markus, CR, die neue
Corona-Glocke für die St.-Anna-Kapelle in Nasnitz. (NN)
Besondere kirchliche Feste
in Nasnitz
"Im
Mai jeden Jahres findet ein Bittgang von Michelfeld nach Nasnitz und am 26. Juli
das Fest der Hl. Anna und des Hl. Joachim mit dem Pfarrer von Michelfeld statt."
(2, Seite 97)

Friedhofskirche
in Neunkirchen am Brand
Wie schon ausgeführt war der Stifter der Kapelle in Nasnitz der aus dem Ort
stammende Pfarrer Joseph Kormann. Er war freiresignierter Pfarrer von
Ludwigschorgast und Verwalter der erzbischöflichen Seminarstiftung Neunkirchen
am Brand.
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Dietmar Haberberger aus Nasnitz hat vor kurzem
auf dem Friedhof von Neunkirchen am Brand das gut gepflegte Grab seines vor
über 120 Jahren verstorbenen Landsmannes und Stifters der St-Anna-Kapelle
gefunden.
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Was ihn noch mehr
erstaunte war die Kapelle dahinter: sie entspricht fast haargenau dem
ursprünglichen Bauplan Kormanns für das Gotteshaus in seiner
Heimatgemeinde. (Planskizze siehe weiter oben)
Die Außenfassade der Friedhofskapelle in Neunkirchen am Brand ist aus
unverputzten Sandsteinquadern, was für Kormanns Stiftung in Nasnitz nicht
genehmigt worden war, und auch sonstige Details und die Maße stimmen
nahezu vollständig mit dem Plan von 1865 überein.
Sollte Pfarrer Kormann, der 1859 bis zu seinem Tod
am 4. Oktober 1886 hier als Seelsorger wirkte, seinen ursprünglichen Plan
doch noch verwirklicht haben - wenn auch an einem anderen Ort? Oder ist
diese große Ähnlichkeit der Kapelle auf dem Neunkirchner Friedhof mit
dem ursprünglichen Plan des Pfarrer Kormann Zufall?
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verwendete und weiterführende Quellen
1 |
Wolfring, Franz, Die Pfarrei Michelfeld und
ihre Geistlichen,
unveröffentlichtes Manuskript, 1981 |
2 |
Haberberger, Dietmar und Josef, Die St. Anna
Kapelle in Nasnitz,
in 50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Nasnitz mit
Gerätehauseinweihung, 30. April bis 2. Mai 2004 |
3 |
General-Personal-Schematismus der Erzdiözese
Bamberg 1007-1907, Seite 269 |
Ein besonderes Dankeschön
gilt Dietmar und Josef Haberberger aus Nasnitz. Sie trugen das Material für die
o. a. Festschrift zusammen und stellten Text und Bilder für diese Seite zur Verfügung.

In Nasnitz gibt es seit 2010
auch
eine dem hl. Jakobus dem Älteren geweihte Kapelle neben dem
Feuerwehrhaus.

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 31.
Mai 2022

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Bach,
Johann Sebastian (1813-1883)
Alles ist an
Gottes Segen, und an seiner Gnad gelegen (BWV 263)
(Motettenchor
Paderborn, Archiv Klaus Thon) |

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