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Die
Spitalkirche
St. Katharina
Um das Jahr 1380 gründeten reiche Auerbacher das
Bürgerspital
in der Unteren Vorstadt. Das Vermögen der Stiftung vermehrte sich rasch, weil
nicht nur wohlhabende Bürger, sondern auch viele adelige Familien der ganzen
Umgebung dem Spital „um Gottes und ihres Seelenheiles willen“ zahlreiche Güter
und Abgaben vermachten.
Bald war die Stiftung finanziell in der Lage, sich eine eigene
Kirche zu bauen. Sie wurde der Einfachheit halber einfach an das Bürgerspital
stadteinwärts angebaut. (Foto vor der Sanierung im Jahre
2005)
Weihe der Kirche 1384
Einer der ältesten, zumindest in einigen Bauteilen,
noch erhaltenen Sakralbauten Auerbachs ist wohl diese Spitalkirche mit ihrer
Hauptpatronin der hl. Katharina (25. November). Einer Überlieferung nach
(auch der Auerbacher Chronist Josef Köstler schrieb vor
ca. 100 Jahren davon) soll auf diesem Platz schon vor der Markterhebung 1144
ein Kirchlein gestanden haben, was allerdings bisher nicht bewiesen werden
konnte.
Wenn auch die Existenz eines Gotteshauses an dieser
Stelle vor dem Jahr 1384 umstritten ist, so wissen wir doch aufgrund einer
erhaltenen Urkunde, dass der Bamberger Bischof Lamprecht von Brunn durch seinen
Weihbischof Heinrich am 30. Oktober jenes Jahres die Spitalkirche weihen ließ.
Die auf Pergament geschriebene lateinische Urkunde hat folgende interessante Übersetzung:
„Wir, Heinrich, von Gottes Gnaden und des
apostolischen Stuhles Gnaden Bischof der Kirche von Termopylä, Weihbischof des
ehrwürdigen Vaters in Christo, des Herrn Lamprecht, Bischofs von Bamberg,
beurkunden öffentlich, daß wir im Jahre des Herrn 1384, am vorletzten Tag des
Monats Oktober, ... in der Stadt Auerbach der Bamberger Diözese eine neue
Spitalniederlassung samt einem Altar ebendort zu Ehren der heiligen 14 Nothelfer
und der Jungfrauen Katharina, Barbara, Ottilie und der Witwe Elisabeth weihten;
in diesem Altar wurden Reliquien nachstehender Heiliger versenkt: ein Stückchen
Tuch aus den Händen der heiligen Jungfrau, vom Stein und von der Erde aus dem
Grab der heiligen Jungfrau, ebenso von den Gräbern der beiden heiligen Apostel
Petrus und Bartholomäus, ferner ein Zahn des heiligen Erasmus, ein Fingerglied
der Märtyrer Papst Stephan und Christophorus und des heiligen Bekenners
Nikolaus, außerdem etwas Öl von der heiligen Jungfrau Katharina und einen
Knochen der Jungfrau Barbara. Um die Andacht der Christgläubigen zu vermehren,
gewähren wir allen, die die genannte neue Niederlassung ehrwürdig besuchen ...
nach wahrer Buße und Bekenntnis einen Ablaß von 40 Tagen der ihnen auferlegten
Bußübungen, wenn sie die genannte neue Niederlassung an den folgenden
Festtagen besuchen: Den Festtagen unseres Herrn Jesus Christus, nämlich am Tag
der Geburt, der Auferstehung, der Himmelfahrt, des Pfingstfestes und zu
Fronleichnam, außerdem an den einzelnen Marienfesten, den Festtagen ... der
obengenannten Heiligen, deren Reliquien wie oben gesagt in diesem Altar ruhen,
und auch am Jahrestag der Weihe dieser Kirche. Gegeben im Jahre des Herrn am
obengenannten Tag und Ort (unter unserem der Urkunde angehängtem Siegel als
Zeugnis für das Gesagte).“ (1)
Die Spitlmesse
Etwa gleichzeitig mit der Weihe dieser Kirche wurde
auch eine eigene dazugehörige Seelsorgestelle, ein sogenanntes Benefizium
eingerichtet. Auerbach hatte neben den Geistlichen in der
Pfarrkirche noch sieben solcher Stiftungen, die jeweils von einem eigenen
Priester betreut wurden. Diese sieben ehemaligen Messbenefizien hießen
„Frühmesse“ (1319-1538)
„Frauenmesse“ (1374-1555)
„Engelmesse“ (1380-1535)
„Pestlermesse“ (ca. 1434-1537)
„Prädikatur“
(1435- ca. 1655)
„Michaelismesse“ (1498-1547)
und eben „Spitalmesse“.
Wie die anderen Benefiziaten bezog auch der „Spitlmesser“
seine Einkünfte aus verschiedenen Stiftungen, u.a. aus Gütern in Ranzenthal
und Steinamwasser Getreide, Käse, Eier, Herbst- und Fastnachthennen, aber auch
Geld.
Die Spitlmesse war eines der reichsten Benefizien und hatte einen eigenen
Pfarrhof mit Garten hinter der
Spitalkirche, etwa an der Stelle des Neubaues des heutigen St.-Hedwig Alten- und
Pflegeheimes bzw. des dort 1995 abgebrochenen Pfarrsaales.
In der Reformationszeit wurde diese Messstiftung aufgelöst, doch erst im Jahre 1804 verkaufte Dechant Joseph Gabriel Neumüller
(1799-1836 Stadtpfarrer in Auerbach) den ehemaligen „Spitlpfarrhof“ an
Privatleute.
Ausgestaltung der Kirche
Die Spitalkirche wurde im damals allgemein üblichen gotischen Baustil (etwa 1200-1600) errichtet.
Das
Kreuzrippengewölbe im
Chorraum und das Spitzbogenfenster in dessen Ostmauer, zwei typische
Stilmerkmale der Gotik, stammen wohl noch aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert
und dürften somit die ältesten Teile des Gotteshauses sein.
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Das Fenster
in der Ostmauer
des Chorraumes
stammt noch aus der
gotischen Phase.
Von innen
ist es nicht zu sehen,
weil es hinter dem
Hauptaltar liegt. |
Die 1384 geweihte Kirche wurde natürlich im Laufe
der Jahrhunderte öfter umgebaut und renoviert, doch hat sie ihren Charakter im
Wesentlichen bis heute erhalten können. Die drei Altäre stammen aus dem 18.
Jahrhundert; über sie heißt es kurz: „Drei
Rokokoaltäre, gut.“(2) Sie
sind ein Werk des berühmten Auerbacher Bildhauers Johann Michael Doser
(1678-1756), der sie in den Jahren um 1741/49 fertigte. Der wahrscheinlich in
Degelsdorf geborene, weithin bekannte Künstler („Akanthusaltäre“) hatte
Wohnung und Werkstatt im Haus Nummer 124 (heute Untere Vorstadt 4). „An etwa
70 Orten hat Doser Altäre, Kanzeln, Kirchen- und Beichtstühle errichtet,
Hunderte von Statuen und Kruzifixe gehen auf ihn und seine Werkstatt zurück."(3)
Am Übergang vom Chorraum zum Kirchenschiff
hängt dieses eindrucksvolle, sehr alte Kruzifix.
Der Doser'sche Hochaltar der Spitalkirche mit seinen Heiligen
verdient
besonderer Beachtung. Ihn schmücken die Statuen der 14 hl. Nothelfer.
(Vierzehnheiligen ist der
berühmte Wallfahrtsort am Main.)
„Inmitten steht St. Katharina, welche seit dem
Mittelalter zur Hauptpatronin der Kirche geworden ist. Ihre weiblichen gekrönten
Begleitfiguren sind (links) St. Margareta mit dem Drachen an der Kette und
St.
Barbara mit Kelch. St. Georg, unverkennbar durch den Drachen, und
Blasius, der
Bischof mit den gekreuzten Kerzen, schließen sich rechts an. Pantaleon, dem mit
einem Nagel die beiden Hände auf den Scheitel des Kopfes aufgenagelt sind, und
der Bischof nebenan, St. Erasmus, bilden den linken Flügel. Den Ehrenplatz in
der oberen Reihe nimmt St. Christopherus ein, weil er das Jesuskind trägt. Es
ist heute nicht mehr vorhanden. Ihn begleiten links St. Eustachius, dessen
Merkmal ein Hirsch ist, neben ihm der jugendliche Vitus (Veit) mit Pelzjacke und
Buch und außen Cyriacus, erkenntlich am Kreuz in der Hand und an dem Drachen zu
seinen Füßen; rechts von Christopherus folgen aufeinander der Benediktiner Ägidius
im schwarzen Gewand mit der Hindin, dann Bischof Dionysius, der sein Haupt in Händen
hält, und Achatius, tragend einen Dornenzweig oder eine Lanze.“ (4)
Ein anderer ebenfalls berühmter Künstler unserer
Stadt, Johann Michael Wild (1717-1783), bemalte 1749 die von Doser geschaffenen
Altäre und vergoldete sie. Zusammen mit dem Auftrag erhielt der Maler auch eine
genaue schriftliche Anweisung, wie er zu verfahren habe.
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Dieses Schriftstück,
das die Ausgestaltung
der Spitalkirche beschreibt,
stammt wohl aus der Feder
des damaligen Pfarrers
Johann
Friedrich Trettenbach
(1722-1772 hier in Auerbach).
Dieser war ein sehr frommer
Priester
und guter Seelsorger gewesen.
Pfarrer Trettenbach ließ u. a. auch
die
Annakapelle in der Pfarrkirche
(1730; hier ist sein Grabstein)
und das Magdalenenkirchlein
in Ranna
(1742/43) erbauen.
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Pfarrer Trettenbach schrieb u. a.: „an der heyl.
Catharina, so inmiten anstatt eines Altarblats stehet, den Mantel sambt dem
Bruststück wie auch den Saumb am Rock mit Ducatengold fein vergolten und
planieren, den undern Rock aber fein versilberen und hochrot laßieren, so auch
der heyl. Barbara und Margareta ihre Mäntl und Bruststücker auf ebensolche Weiß
vergolten ...“(5) Außer den drei Altären gestaltete Wild auch die Kanzel
„auf Marmor-Art“, malte die Decke auf „Stukkatur-Art“ aus und brachte an
den Brüstungen der beiden rückwärtigen Emporen Szenen aus dem Leben der hl.
Katharina an.
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Bemerkenswert
ist auch ein Portraitbild,
welches
vorne links
im Chorraum hängt.
Es zeigt
Ulrich Faulmüller,
den ersten
katholischen
Seelsorger
Auerbachs
nach der Reformationszeit.
Faulmüller
wirkte 1625-34
in der Pfarrei Auerbach.
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Die Spitalkirche heute
Bis herauf in unsere Tage
wurde in der Spitalkirche
täglich ein Rosenkranz gebetet;
das ist leider vorbei.
Heute finden nur noch gelegentlich
Sonn-
und Werktagsgottesdienste statt.
Diese werden von den Gläubigen,
besonders aus
der Unteren Vorstadt,
den angrenzenden Wohngebieten
und natürlich den Bewohnern
vom
Bürgerspital
und des St. Alten- und Pflegeheims St. Hedwig,
gern und zahlreich besucht.
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In
den Jahren 1980 und 1996 ließ die Stadt als
Verwalter der Spitalstiftung dieses altehrwürdige Gotteshaus gründlich
renovieren, zuletzt wurden 2005 u. a. das gesamte Dach erneuert und die
Außenfassade durch Entfernen des Putzes dem ursprünglichen Zustand angepasst. (Foto
30.10.2005)
Das
gesamte Kircheninnere wurde ebenfalls gründlich restauriert und am 4. Oktober 2008 in
neuem Glanz mit einem Weihegottesdienst der Öffentlichkeit wieder zugängig
gemacht. (SRZ)
So ist die Spitalkirche in der Unteren Vorstadt in einem guten Zustand
und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Sie ist tagsüber geöffnet. Am Abend sperrt Mesner Alfred Rauch wieder zu. Mit
ihm kann auch ein Termin (09643 2189) für eine Führung vereinbart werden.
Junge Paare wählen hin und wieder die Spitalkirche als ihre
„Hochzeitskirche“.
Die Sanierung des benachbarten Bürgerspitals Auerbach erfolgte 2020 bis 2022.
Die 12 barrierefreien Wohnungen wurden ab Herbst 2022 bezogen.
verwendete und weiterführende Quellen
1 |
Deinhard Wilhelm, Dedicationes Bambergenses, S. 52 Nr. 84 |
2 |
Hager Georg, Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Band XI, S. 28 |
3 |
Hamperl/Rohner, Böhmisch-oberpfälzische Akanthusaltäre,
S. 38 |
4 |
Schnelbögl Fritz, Auerbach in der Oberpfalz, S. 404 |
5 |
Abschrift eines „Spaltzettels“, früher im Pfarrarchiv Auerbach |
letzte
Bearbeitung dieses Artikels am 1. September 2024
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