Steinamwasser
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(alte Ansichtskarte, Archiv Ludwig Götz)

„Drei Bauern, zwoa Mülla, zwoa Wirt,
da Schousta und da Hirt“

Mit diesem alten Sprichwort aus unserer Gegend beschrieb der Volksmund die früheren Anwesen und die Zusammensetzung der einstigen Bevölkerung von Steinamwasser. In den letzten Jahrzehnten sind natürlich noch einige Häuser dazugekommen. Zum 1.1.2012 hatte die Ortschaft immerhin 45 Einwohner.

Namen und älteste Zeugnisse
Der Ortsname Steinamwasser ist relativ leicht zu erklären. Mit stain oder stein bezeichnete man früher ein festes, eben aus Stein gebautes Haus, eine Burg. Diese Veste am Zusammenfluss von Goldbrunn- und Ortlesbach hieß ursprünglich Steinege wazher, wie in der Gründungsurkunde des Klosters Michelfeld von 1119 zu lesen ist.

Bischof Otto der Heilige von Bamberg (reg. 1102-1139) schenkte seiner Neugründung damals Steinege wazher ex parte, Steinamwasser also nur teilweise, weil er bereits ein Jahrzehnt vorher einen Teil der Ansiedlung den Stiftsherrn von St. Jakob in Bamberg vermacht hatte, deren Kirchenbau er selber 1109 vollendet hatte.
Als 1140/44 der um das Kloster Michelfeld rasch entstandene Markt von diesem weg nach Urbach, dem heutigen Auerbach, verlegt wurde, ist ein Syboto de Steinige Wahser als Zeuge dieses Aktes in der entsprechenden Urkunde des Bamberger Bischofs Egilbert (reg. 1139-1146) genannt.

Diese vielleicht älteste Darstellung von Stainamwasser ist Detail einer Landkarte des kurpfälzischen Amtes Auerbach von 1581. Zacharias Heidenreich hat sie erstellt.

Auf dieser rund 200 Jahre alten Karte heißt das Dorf Stein am Wasser. Diese Schreibweise kommt der weiter oben aufgezeigten Entstehung bzw. Deutung des Ortsnamens am nächsten.

Lage und Zugehörigkeit
Steinamwasser war bis 1.1.1946 eine selbständige politische Gemeinde. Seit 1. Mai 1978 gehört das Dorf zur Stadt Auerbach i.d.OPf., und ist ca. 4 km (Luftlinie) nordwestlich vom Rathaus entfernt. Vorher war es (seit 1. Januar 1946) Ortsteil der Gemeinde Gunzendorf, wohin die Kinder bis 1969 auch zur Schule gingen. Pfarrlich gehören die überwiegend katholischen Stoinawässriger wie seit Jahrunderten zu Gunzendorf
Das Dorf Steinamwasser liegt (Luftbild, aus BayernAtlas; ND bedeutet Naturdenkmal) sehr malerisch in einem kleinen Talkessel, wo sich zwei Bächlein treffen: der Ortlesbach kommt von Ortlesbrunn her, der Goldbrunnbach von Gunzendorf. Beide vereinigen sich und  heißen nun Flembach, welcher bis Staubershammer ein malerisches Tal, Flembachtal genannt, durchfließt und dann Michelfeld zustrebt. Über die Pegnitz, die Regnitz, den Main und den Rhein gelangt das Wasser schließlich in die Nordsee.
Steinamwasser ist auf jeden Fall einen Besuch wert, nicht zuletzt auch wegen seiner beiden Wirtshäuser „Zum Mittler“ (links) und „Zur frischen Quelle“ (rechts). Zum letzteren gehört auch "Die Höhle ohne Namen".

Die reiche Geschichte des kleinen Ortes wird im Folgenden stichpunktartig vorgestellt.
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Die erste (bisher) bekannte schriftliche Nennung des Ortes Steinamwasser ist wohl in einer Urkunde des Bamberger Bischofs Otto des Heiligen vom 25. Juli 1109 zu finden. In ihr schenkte der Bischof einen Teil des Dorfes den Stiftsherrn von St. Jakob in Bamberg. (1, Seite 68)

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In der Gründungsurkunde des Klosters Michelfeld vom 6. Mai 1119 wird Steinege wazher ex parte (2, Seite 298; Detail der Urkunde von 1119 s.o.), also teilweise, eben der noch verbliebene Teil,  dem neuen Benediktinerkloster Michelfeld übergeben.

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1144 ist Syboto de Steinige Wahser Mitunterzeichner der Urkunde, mit der Auerbach durch den Bamberger Bischof Egilbert zum Markt und zur selbständigen Pfarrei erhoben wird

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Die Burg Steinamwasser muss also schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts bestanden haben, wird aber erstmals Ende des 13. Jahrhunderts genannt

Auf einem Felsen,
der die ganze Ortschaft überragt,
sind noch deutlich
die Mauerreste
der ehemaligen Burg
zu erkennen.
(Näheres weiter unten)

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In einer Urkunde vom 11. September 1295 bezeugen Jutta von Leuchtenberg, eine geborene Schlüsselbergerin und Witwe des Landgrafen Gebhardt IV., und ihr Sohn Ulrich, dass ihnen Bischof Arnold von Bamberg (reg. 1286-96) u.a. seine Veste in Steiniggewazzer und den Zoll in Auerbach verpfändet hat. (nach 3, Seite 53)
Sowohl die Leuchtenberger, als auch die Schlüsselberger nahmen als enge Verbündete des Bayernherzogs Ludwig IV. an der Schlacht bei Gammelsdorf anno 1313 teil. Da die Ritter dabei sicher auch von zahlreichen Untertanen aus ihren Territorien begleitet wurden, werden wohl auch junge Burschen und bewaffnete Männer aus dem Raume Auerbach dabei gewesen sein. Der Überlieferung nach erhob Ludwig ein Jahr später den Markt Auerbach als Dank für diese Hilfe zur Stadt.

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Wahrscheinlich wurde die Burg anno 1400 zerstört, als Ruprecht von der Pfalz nach der Absetzung Wenzels in Rhens zum neuen deutschen König gewählt wurde. Amberg war damals Regierungssitz der Pfalz, Auerbach seit 1373 Hauptstadt Neuböhmens. Der Amberger Vicedom Johann von Hirschberg eroberte mit seinen Truppen am 23. September 1400 Auerbach, Michelfeld und wohl auch Steinamwasser.

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Hans Streber, ein Nürnberger Bürger, erhielt die Ruine und baute die Burg, die nun „Strebenstein“ genannt wird, in den folgenden Jahren wieder auf

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Anno 1430 wird die Burg Strebenstein durch die Hussiten wieder zerstört, zwischen 1441 und 1446 nochmals neu aufgebaut

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Spätestens im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), sehr wahrscheinlich aber schon etwas früher, wurde die Burg in Steinamwasser endgültig zerstört und blieb nunmehr Ruine

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Die mächtige Burg lag auf einem etwa 20 m hohen, ca. 30 Meter langen und etwa 10 Meter breiten Dolomitfelsen. Ringsum war die Feste durch den steilen Abfall geschützt. Erhalten sind jetzt nur noch Reste der Außenmauern, die aus behauenen glatten Quadern bestanden

Die schon hier
auf dem Foto um 1930
kümmerlichen Reste
der Burg Steinamwasser
sind inzwischen
noch weniger geworden.

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Besonders bemerkenswert ist bestimmt der Zugang zu dieser ehemaligen Burg. Er führte vom Talgrund aus zunächst in nördliche Richtung am Ostfuß des Burgfelsens empor, bog dann nach Westen um und zog zwischen dem Nordrand des Burgfelsens und einem nördlich davon stehenden isolierten Felskegel hindurch. In einer Spitzkehre erreichte die Zufahrt das Gelände nördlich des isolierten Felskegels, der etwa die gleiche Höhe wie der Burgfelsen aufweist.

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Eine schräg anlaufende Holzbrücke dürfte dann den Zugang zu dem als Brückenkopf dienenden Felskegel gebildet haben. Sie musste eine Geländefurche von etwa 3 Metern überwinden. Die Verbindung zur ehemaligen Burg selber wurde wohl durch eine Zugbrücke gebildet, die auf dem Brückenkopf (rechts) aufsetzte. Sie hatte eine Kluft von zwei bis drei Metern zu überbrücken

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Wohl gleichzeitig mit der Burg war auch schon ein Eisenhammer gegründet worden. Wasser war ja da, denn in Steinamwasser treffen sich wie schon gesagt gleich zwei Bäche, der Ortlesbrunner Bach und der vom Norden her kommende Goldbrunnenbach. Das Gewässer heißt von hier ab Flembach und durchfließt das malerische Flembachtal bis Michelfeld, um sich dort mit dem Auerbacher Speckbach zu vereinigen und unweit vom ehemaligen Michelfelder Bahnhof in die Pegnitz zu münden

Aus welcher Zeit genau
die kleine Kapelle
im Anwesen des Götzerbauern
stammt, ist nicht bekannt.
Jedenfalls dürfte sie
und das sich darin befindende
Muttergottesbild
schon viele Jahre,
vielleicht einige Jahrhunderte,
alt sein.

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Der Hammer Steinamwasser gehörte verschiedenen Leuten, u. a. auch einem Heinrich Stromer aus Auerbach, einem Verwandten des berühmten Dr. Heinrich Stromer, der ja bekanntlich in Leipzig das berühmte Lokal „Auerbachs Keller“ gegründet hat. 1513 kam der Hammer Steinamwasser an die Stadt Auerbach, die ihn bis zu seinem Ende im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) betrieb

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1712 verkaufte Auerbach die Hammerruine, wenig später errichtete Hans Götz von Staubershammer anstelle des alten Hammers eine Mühle; der Hausname „beim Hammermüller“ erinnert an diesen Wandel

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Eine Besonderheit Steinamwassers ist die „Höhle ohne Namen“, eine weit verzweigte Tropfsteinhöhle, deren Eingang wenige Meter vom Gasthaus „Zur Frischen Quelle“ entfernt liegt und zu jenem Anwesen gehört.

In den letzten Jahren wurden die den Ort umgebenen Dolomitfelsen vom Bewuchs freigelegt. Sie bilden eine malerische Kulisse für das idyllisch liegende Dorf.

verwendete und weiterführende Quellen
1 Bauer, Heinrich, Geschichte der Stadt Pegnitz und des Pegnitzer Bezirks, Stadt Pegnitz, 1938
2 Schnelbögl, Fritz, Auerbach in der Oberpfalz, Stadt Auerbach 1976
3 Kunstmann, Helmut, Die Veste Steinamwasser, in Mitteilungen der Altnürnberger Landschaft, Heft 1/2, Juni 1964
Freut euch des Lebens

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 27. Januar 2022

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