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1911 |
100
Jahre
"Evangelischer Verein"
in Auerbach" |
2011 |
Kurze
Chronik
der
evangelischen Kirchengemeinde Auerbach i. d.OPf.
(Text
und sw-Fotos entnommen aus „25 Jahre Christuskirche“, 1979)
Aus
der Chronik der „Bergstadt“ Auerbach geht hervor, daß Auerbach vom Jahre 1530
bis 1628 rein evangelisch gewesen ist. Die Chronik besagt weiter, daß die
Einwohner vom neuen Glauben begeistert waren, so daß die Gegenreformation Mühe
hatte, die Einwohner wieder für den alten Glauben zurückzugewinnen. In einem
Kirchenbuch von Eschenfelden lesen wir, daß im Jahre 1590 ein evangelischer
Pfarrer aus Auerbach nach Eschenfelden gezogen ist, und daß er dort der
evangelischen Gemeinde noch lange Zeit gedient hat. Diese evangelischen Christen
damals sind nicht Lutheraner gewesen, sondern Reformierte, die sich zur Lehre
des Schweizer Reformators Calvin bekannten.
Wann wieder evangelische Christen nach der Gegenreformation nach Auerbach
gekommen sind, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Wir haben historische
Unterlagen erst aus dem Jahre 1908. In einem Verkündbuch, das sich im Besitze
des Pfarramtes befindet, lesen wir, daß am 24. Juni 1908 (Johannistag) der
erste evangelische Gottesdienst seit der Gegenreformation in Auerbach stattfand
und daß er von Pfarrer Derleder aus Pegnitz gehalten wurde. Nach diesem ersten
Gottesdienst versammelte sich die kleine Gemeinde von Auerbach (viele waren
wegen des wieder aufgebauten Bergwerkes zugezogen) zunächst viermal, später
achtmal im Jahr um das Wort Gottes. Große Freude herrschte unter den
evangelischen Christen, als dann allmonatlich ein Pfarrer aus Pegnitz nach
Auerbach kam und das Wort Gottes predigte. Als Gottesdienstraum diente lange
Zeit das Sitzungszimmer des Amtsgerichts. (Anm.: heute Dienstgebäude der
Landespolizei)
Am 5. März 1911 wurde in Auerbach der „Evangelische Verein“ gegründet, der
36 Jahre bestand. Aufgabe dieses Vereins war es, die erforderlichen Geldmittel für
die Abhaltung der Gottesdienste zu beschaffen und die Interessen der
evangelischen Gemeindeglieder in Auerbach und Umgebung zu vertreten. Schon ein
Jahr später, 1912, konnte der Bauplatz erworben werden, auf dem heute die
Christuskirche steht.
Jahrhundertlang stand auf dem Platz der heutigen Christuskirche
ein Salzstadel, wo das kostbare Gewürz gelagert wurde.
Durch
den Ausgang des 2.
Weltkrieges und durch den damit bedingten Zustrom von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen - vor allem aus
Schlesien, Ostpreußen und
dem Sudetenland - ist die kleine Gemeinde von 100 Seelen auf über 1000 Seelen
angewachsen, die seit dem 1. April 1946 Pfarrer Ernst Rappel betreute. Die
Gottesdienste wurden für kurze Zeit in der Spitalkirche
gehalten.
Mit Wirkung vom 1. Januar 1947 wurde die Tochterkirchengemeinde gegründet und
mit Wirkung vom 1. Oktober 1947 kam es zur Errichtung des exponierten Vikariats.
Vornehmste Aufgabe dieser so entstandenen Gemeinde war der Bau einer Kirche.
Die
Grundsteinlegung
Die
Grundsteinlegung fand am 12. Juli 1953, dem 6. Sonntag nach Trinitatis statt.
Die Gemeinde versammelte sich mit ihren Ehrengästen im Grünhofschulhaus. Von
hier aus zog man unter Begleitung des Pegnitzer Posaunenchores zum Bauplatz an
der Bahnhofstraße. Ehrengäste waren u .a. Landrat Decker, Bürgermeister Schnödt,
zahlreiche Stadträte, Architekt E. Braun aus Neuendettelsau, die Herren des
Kirchenvorstandes und Bauunternehmer Jasper.
Nach
einem Vorspiel des Posaunenchores und einem Gemeindechoral hielt Kirchenrat
Dekan Unger, Pegnitz, die Festansprache. Kirchenrat Unger würdigte die Bemühungen
der Diasporagemeinde während der letzten Jahre, die den Kirchbau ermöglichten.
Nach einem weiteren Choral ergriff Ortspfarrer Schmidt das Wort. Er dankte
allen, die den Bau bisher gefördert hatten und bat, in der Opferfreudigkeit
nicht nachzulassen. Dann verlas er die vom Graphiker H. Helmer kunstvoll
geschriebene Urkunde, in der die Geschichte der jungen Gemeinde und das Werden
des Kirchbaus dargelegt waren.
Die Urkunde wurde anschließend in einer Kapsel verschlossen, in die außerdem
ein Exemplar der Samstagsausgabe des „Neuen Tages“, eine Nummer des Sonntagsblattes der bayerischen evang.-luth. Kirche, das Neue Testament, eine
der zugunsten des Kirchbaus verkauften „Baustein“ - Karten, die gedruckte
Programmfolge der Grundsteinlegungsfeier und einige Münzen eingelegt waren.
Diese Kapsel wurde in eine Höhlung des Grundsteines eingemauert. Während
dieser Handlung sangen der Kirchenchor und der Kinderchor der Gemeinde.
Kirchenrat Unger und sämtliche Geistliche des Dekanats bekräftigten die
Grundsteinlegung durch je drei Hammerschläge, wobei Bibelworte gesprochen
wurden. Auch Bürgermeister Schnödt und Landrat Decker schlossen sich dieser
symbolischen Handlung an. Bürgermeister Schnödt betonte in seiner kurzen
Ansprache, daß es sein Wunsch sei, daß in der Stadt Auerbach die Konfessionen
in Frieden und gegenseitiger Achtung leben mögen. Mit einem von Kirchenrat
Unger gesprochenen Gebet, einem gemeinsam gesprochenen Vaterunser und dem Choral
„Nun danket alle Gott“ wurde die Feierstunde beendet.
Der
Bau der Kirche
Die
ganze Gemeinde beteiligte sich am Bau der Kirche.
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Freiwillige
Arbeitskräfte hoben den Baugrund aus. Die
Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg stiftete Steine, die dann von Gemeindegliedern
abgeladen und aufgestapelt wurden.
Der Blockflötenchor fuhr mit dem damaligen Pfarrer Albert Schmidt von Gemeinde
zu Gemeinde, um „Baustein“ - Karten zu verkaufen. Die Kirchenvorsteher
gingen von Haus zu Haus und baten um ein Opfer für den Kirchbau.
Die
Einweihung der Kirche
Ein Jahr nach dem ersten Spatenstich, am Sonntag Kantate,
dem 16. Mai 1954, konnte die Kirche unter großer Beteiligung der Gemeinde und
vieler Gäste eingeweiht werden. Dem Weihegottesdienst ging eine kurze
Abschiedsandacht in der Friedhofskirche
voraus, die der Gemeinde seit 1946 als Gotteshaus gedient hatte. Pfarrer Schmidt
dankte in seiner Abschiedsansprache der röm.-kath. Pfarrgemeinde dafür, daß
sie die Friedhofskirche der Diasporagemeinde nicht nur unentgeltlich, sondern
auch ohne jede Einschränkung zur Verfügung gestellt hatte.
In
feierlichem Zug wurde das Gotteshaus verlassen. Unter den Ehrengästen befanden
sich der Abgeordnete Höllerer, Landrat Decker, die Bürgermeister von
Auerbach und Nitzlbuch, der gesamte Auerbacher Stadtrat sowie eine Abordnung des
Bergknappenvereins.
Vor dem Portal der Christuskirche wurde der Schlüssel zum neuen Gotteshaus in
feierlichem Zeremoniell übergeben; sodann schloß Pfarrer Schmidt die Kirchentür
auf mit den Worten: „Ich bin die Tür; so jemand durch mich eingeht, der wird
selig werden.“
Der Festgottesdienst wurde durch Lautsprecher ins Freie übertragen, wo eine
dichtgedrängte Menschenmenge wartete, um später die Kirche zu besichtigen.
Eine Ansprache von Kreisdekan Oberkirchenrat Burkert aus Bayreuth leitete den
Gottesdienst ein, der durch Darbietungen des Posaunenchors aus Schnabelwaid und
des Auerbacher Kirchenchors und Kinderchors umrahmt wurde.
Am späten Nachmittag folgte ein Beisammensein im Spechtsaal, bei dem die
Auerbacher Gemeinde ihre Gäste bewirtete und sie durch Musik- und Gesangsvorträge
erfreute.
Den Altarraum zierte anfangs ein schlichtes Holzkreuz, dem später ein Korpus
als Geschenk der evang. Kirchengemeinde Pegnitz hinzugefügt wurde.
Die
Glockenweihe
Die Glocken sind ein Geschenk der Gustav-Adolf-Hauptgruppe Hannover. Die
kleine Glocke trägt ein Kreuz, die große die
Lutherrose. Sie wurden am 1. Adventssonntag, dem 28. November 1954, geweiht.
Die
Orgelweihe
Am 7. Oktober 1956 wurde die Orgel aus der Orgelbauanstalt
Holländer in Feuchtwangen durch Kirchenrat Unger geweiht. Der
Kirchenmusikdirektor Walther gab das erste Orgelkonzert.
Die
Zeit nach dem Kirchbau
Im April 1955 wurde das Exponierte Vikariat in eine selbständige
Kirchengemeinde umgewandelt, obwohl durch die Auflösung des Lagers in Bernreuth
viele Gemeindeglieder abwandern mußten.
Ein neuer Höhepunkt im Leben der kleinen Diasporagemeinde war die Einweihung
des neuerbauten Gemeindehauses. Es hatte sich oft als sehr schmerzlich erwiesen,
daß der Gemeinde keine geeigneten Räume für außergottesdienstliche
Veranstaltungen zur Verfügung standen.
Wieder hat die Gemeinde viele Opfer an Zeit und Geld gebracht. Von vielen Seiten
wurden Zuschüsse gegeben. Unter Beteiligung zahlreicher Ehrengäste wurde dann
am 27 .Oktober 1968 das Gemeindehaus von Oberkirchenrat Flurschütz eingeweiht,
assistiert von Herrn Dekan Kirchenrat Hanow und Pfarrer Brandt. Das Leben der
Gemeinde konnte intensiviert werden.
Am Zustandekommen dieses Projektes hatte der Reviersteiger Johann Kohl (+
23.11.1970), der sich schon um den Kirchbau große Verdienste erworben hat,
wesentlichen Anteil.
Kirchenrenovierung
und Amtszimmeranbau
Feuchtigkeitsflecken und zahlreiche Risse an den Wänden,
vor allem auch im Altarraum, hatten der Kirche ein unwürdiges Aussehen gegeben.
Die alte elektrische Rohrheizung arbeitete nicht mehr effektiv, weitere
Reparaturen waren nicht mehr möglich. Außerdem war der Anbau eines Amtszimmers
nötig geworden, da die Amtsgeschäfte in der nur 10 qm großen Sakristei getätigt
werden mußten.
So wurde am 9. April 1973 mit den Arbeiten zur Renovierung begonnen. Während
des Umbaus wurden die Gottesdienste im großen Saal des Gemeindehauses
abgehalten.
Am 16. September 1973 konnte die Kirche in einem feierlichen Gottesdienst ihrer
Bestimmung wieder übergeben werden. Die Festpredigt hielt Dekan Kirchenrat
Hanow aus Pegnitz.
Einige Veränderungen wurden vorgenommen; so wurde der Altarraum um drei Stufen
niedriger gelegt, der Altar selbst von der Wand weg in den freien Raum gestellt;
der Windfang am Eingang der Kirche wurde vergrößert und ein Schriftentisch in
diesem Raum untergebracht.
Einrichtung
einer Gemeindebücherei
Um
noch mehr Aktivität im Gemeindehaus zu entfalten und um die Jugend an der
Arbeit in der Gemeinde zu beteiligen, wurde die Errichtung einer Gemeindebücherei
erwogen. Da für die Neuanschaffung von Büchern keinerlei Mittel zur Verfügung
standen, begann man mit Spendenbüchern aus der Gemeinde, die von der Jugend
abgeholt und unter Anleitung
durchgesehen, eingebunden und ausleihfertig gemacht wurden. Viele Arbeitsstunden
waren nötig, bevor am 1.1.1974 die ersten Leser die Bücherei benutzen konnten.
Die Bücherei ist inzwischen gewachsen. Viele neue Bücher konnten gekauft
werden. Für 144 aktive Leser stehen insgesamt 1879 Bücher zur Verfügung. Die
Statistik des Jahres 1978 weist 5423 Buchausleihen aus. Die Bücherei, die allen
Lesern der Stadt Auerbach zur Verfügung steht, hat einen festen Platz im
kulturellen Leben der Kirchengemeinde gefunden.
Die
Gemeinde
nach 1974
Pfarrer
W. Brandt verließ die Gemeinde Auerbach im Herbst 1974, um nach 10jähriger Tätigkeit
eine Gemeinde in Würzburg zu übernehmen.
Daraufhin blieb die Pfarrstelle unbesetzt, bis im Februar 1975 Pfarrer Chr. Müller
- Bardorff mit der Leitung der Gemeinde betraut wurde. Leider mußte er bereits
im Sommer 1975 seine Arbeit wieder aufgeben. Die abermalige Vakanz wurde durch
Pfarrer i.R. B. Wirsich aus Amberg überbrückt.
Am 10. Oktober 1976 wurde Pfarrer R. Fischer in sein Amt eingeführt. Den
Gottesdienst hielt Pfarrer und Senior W. Hacker aus Betzenstein, da die Stelle
des Dekans zu dieser Zeit ebenfalls nicht besetzt war.
Nachwort
Wenn die Gemeinde Auerbach mit ihren ca. 760
Gemeindegliedern am 20. Mai 1979 mit einem Festgottesdienst, den Herr Dekan
Hiller aus Pegnitz halten wird, sich der Einweihung der Christuskirche vor 25
Jahren erinnert, so dürfen alle diejenigen nicht vergessen werden, die diesen
Bau ermöglichten. Ihnen sei an dieser Stelle herzlicher Dank.
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Allein die Kirche, das Haus, das Gebäude macht aber noch keine Gemeinde. Es müssen
lebende Steine da sein, Gemeindeglieder, die die Kirche mit Leben füllen.
Wenn ein Gotteshaus zu einem Denkmal erstarrt, hat es seinen eigentlichen Wert
verloren.
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Hier endet die Festschrift von
1979. Die Darstellung der folgenden Jahre findet man auf der Website der
evangelisch-lutherischen Gemeinde
Auerbach.
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Aus dem Gegeneinander
und Nebeneinander der Christen
ist auch in Auerbach inzwischen
ein Miteinander geworden.
Ganz in diesem Sinne der Ökumene
fand am Sonntag, den 20. Juni 2010
bereits zum 10. Mal
eine "ökumenische Wallfahrt" statt. |
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Wenn Sie Kontakt mit mir aufnehmen möchten,
können
Sie mich hier
oder
telefonisch unter 09643 683 erreichen.
Über Anregungen usw. freue ich mich.
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letzte Bearbeitung dieses Artikels am 21.
Dezember 2010
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