Eisenerzbergbau
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Glückauf!

(traditioneller Bergmannsgruß)

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Bergbau und Hammerwesen
in Auerbach

Mit gutem Recht darf Auerbach, an der Bayerischen Eisenstraße und am Erzweg gelegen, auch heute noch den Beinamen Bergstadt tragen, obwohl der Bergbau bereits seit einigen Jahren (1987) zu Ende ist: über Jahrhunderte wurde in dieser Gegend Eisenerz abgebaut, in Hammerwerken verarbeitet und mit den Produkten Handel getrieben. Auerbach gehörte, wie die ganze Oberpfalz, zum Ruhrgebiet des Mittelalters.

Der Churchit ((Y,Er,La)[PO4]·2H2O,
früher Weinschenkit genannt),
ein nur an wenigen Stellen
der Erde anzutreffendes Mineral,
wurde auch in der Grube Leonie
in Auerbach gefunden.
Sammler kamen deshalb
von weit her,
um das seltene Gestein
zu sehen oder gar zu erwerben.

(Foto aus der Mineraliensammlung von W. Bäumler aus Weidenberg; siehe auch Mineralienkabinett)

Die Schachtanlage Leonie (IV)
Auch das letzte noch fördernde Eisenerzbergwerk der Bundesrepublik, die der Maxhütte gehörende Grube Leonie, war in Auerbach beheimatet. Schon von weitem waren die moderne Schachthalle und der Förderturm mit dem Mischbett zu sehen.

Das Abteufen des Schachtes begann am 13. August 1970, die Förderung von Eisenerz am 10. Oktober 1977. 1982 z.B. waren es 580.000 Tonnen, was bei einer Belegschaft von etwa 350 Personen einer Förderung von fast 12 Tonnen pro Mann und Schicht entsprach. Der Erzabbau wurde am 11. Mai 1987 eingestellt. (siehe unten)


Schachtanlage Leonie 1985 aus der Vogelperspektive (aus 1)

In beinahe 200 Meter Tiefe oder wie der Bergmann sagt Teufe brachte ein Förderkorb Tag und Nacht die Kumpel, wie die Bergleute heißen, in ca. 50 Sekunden nach unten zum Füllort (185 m bzw. +255 m NN), und das kostbare Eisenerz nach oben, wo es zuerst zur Mischbettanlage kam. Der Schacht war insgesamt 194 m tief.

In der Mischbettanlage wurde das in unterschiedlichen Qualitäten geförderte Eisenerz, wie der Name sagt, gemischt. Dann wurde es mit Lastkraftwagen zur Verhüttung nach Sulzbach-Rosenberg transportiert.

Damit die LKWs den Schmutz
an den Rädern
nicht auf die öffentlichen Straßen
trugen, mussten sie vor Verlassen
des Werksgeländes
durch diese Waschanlage fahren.

Die Grube Leonie war das letzte Kind des Auerbacher Erzbergbaues, denn als die Maxhütte am Gründonnerstag (16. April) 1987 Konkurs anmeldete, bedeutete dies das (zumindest vorläufige?) Ende des Eisenerzabbaus und die Schließung des Schachtes am 11. Mai desselben Jahres. Eine jahrhundertealte Tradition in Auerbach und seiner Umgebung ging damit zu Ende.
Dabei konnte die Grube Leonie in den knapp 10 Jahren Förderung (Oktober 1977 bis Mai 1987) eine stolze Bilanz aufweisen: 

den 108 Millionen DM Kosten für die Erschließung
standen 204 Millionen DM Ertrag
für die Gewinnung von
rund 5,2 Millionen Tonnen Eisenerz  gegenüber 
- mindestens weitere ca. 14 Millionen Tonnen
des Bodenschatzes standen noch zur Verfügung.

Von den zuletzt 286 Beschäftigten wurden viele von einem speziell eingerichteten Sozialplan übernommen. 63 Männer wurden bei den Stilllegungsarbeiten einige Zeit noch weiterbeschäftigt. Jüngere Bergleute allerdings mussten sich anderswo einen geeigneten Arbeitsplatz suchen.
Unter Tage wurden die großen Maschinen zerlegt und nach oben gebracht, ebenso die Betriebsmittel wie z.B. Öl. Dann wurden die Stollen abgemauert, und zuletzt der senkrechte Schacht mit  Kalksteinschotter verfüllt. Auch über Tage wurde zurückgebaut und aufgeräumt.
Diese Stilllegungsarbeiten dauerten insgesamt gut 2 Jahre. Am 28.11.1989 schaltete schließlich der damalige Maschinensteiger Günter Majewski (+2017) die Pumpen ab.
Auf dem früheren Werksgelände der Maxhütte bieten heute verschiedene Betriebe Arbeitsplätze an. Aus dem ehemaligen über 60 ha großen Grubenfeld, das durch den Untertage-Erzabbau zumindest teilweise zu einem Bruchfeld mit tiefen, wassergefüllten Einbruchtrichtern wurde, ist im Mai 1996 das weiträumige Naturschutzgebiet "Grubenfelder Leonie" geworden.  Durch Hinzunahme weiterer Flächen umfasst dieses NSG immerhin ca. 87 ha .

Als besondere Attraktion setzte der Landesbund für Vogelschutz als Eigentümer des gesamten Geländes im Jahre 2001 eine Herde Heckrinder ein. Diese sind eine Rückzüchtung des im 17. Jahrhundert ausgestorbenen Auerochsen oder Ur, nach dem die Stadt Auerbach ihren Namen hat.
Im gleichen Jahr (2001) wurde der Tierbestand durch mehrere sehr seltene
Przewalski-Pferde ergänzt, die sich dort offensichtlich ebenso wohlfühlten wie die Auerochsen; aus bisher nicht ganz geklärten Gründen verschwanden einige dieser wertvollen Tiere, so dass der Münchner Tierpark Hellabrunn als Eigentümer die Pferde im Frühjahr 2004 wieder zurücknahm. Seit Frühjahr 2006 leben nun mehrere  Exemplare der seltenen Exmoor-Ponys im Auerbacher Naturschutzgebiet "Grubenfelder Leonie".
Doch blicken wir nun zurück in die reiche Geschichte des Auerbacher Eisenerzbergbaus.

Die ältesten Zeugnisse
Große Anziehungskraft übte sicher schon sehr früh das in und um Auerbach anzutreffende, in der Kreidezeit entstandene Eisenerz aus. Auch wenn größere Ansiedlungen bisher nicht nachgewiesen werden konnten, lebten doch schon lange bevor Auerbach in die geschriebene Geschichte eintrat zumindest vereinzelt Menschen in dieser Gegend, wie Funde aus verschiedenen Epochen beweisen: aus der Mittleren (8000-4000 v. Chr.) und der Jüngeren Steinzeit (4000-1800 v. Chr.) bei Weidlwang und Ranna; aus der Bronzezeit (1800-1200 v. Chr.), aus der Urnenfelderzeit (1200-750 v. Chr.) und aus der Eisenzeit (800 v. Chr. bis Christi Geburt) am Maximiliansfelsen im sog. Birkenschlag, wo wohl ein Kultplatz war, der vielleicht jahrtausendelang von unseren Vorfahren als vorchristliche Opferstätte genützt wurde.

Häufig findet man auch die Bezeichung
Maximilianswand für die gewaltige Felsformation.
Es ist gar nicht möglich, ein Gesamtfoto
des Felsmassivs zu machen.
Im Luftbild wird seine Lage
und Ausdehnung angedeutet.
(Foto Mai 2012)

Aus der Eisenzeit mit ihren verschiedenen Unterteilungen (ältere Eisenzeit oder Hallstattzeit 800-450 v. Chr. und Jüngere Eisenzeit oder Latenézeit, auch Keltenzeit genannt, 450 v. Chr. bis Christi Geburt) wurden mehrere Grabhügelfelder von Laien angegraben und z. T. regelrecht geplündert: 9 Grabhügel in der Flur Reut im Oberen Wellucker Wald (nordöstlich von Sackdilling, heute im Truppenübungsplatz liegend), 5 Grabhügel in der Flur Weißer Brunnen über dem Ohrental (südöstlich von Lehnershof) und über 30 Grabhügel auf der Bloa und im Seideloheholz (östlich von Ortlesbrunn).
Johannes Neubig schrieb wohl mit Recht über die Entstehung der Stadt: „Bergleute gruben daselbst Auerbach aus und Schmiede hämmerten den kleinen Anfang zur festen Dauer des Fortbestehens.“ (2, Seite 4)
Auch der Name des Ortsteiles Welluck, in dessen unmittelbarer Nähe die weiter unten aufgeführte Grube Maffei stand, weist deutlich auf Eisenverarbeitung hin: „wellen“ bedeutet soviel wie „wallen machen, kochen machen, sieden“, eben „Eisen schmelzen“, und „luck“ kennen wir noch in der Mundartform „Luch“ für „Loch“; so war also „Welluck“ wohl ein Ort, wo ein „Schmelzloch“ für die Eisengewinnung stand. (nach 3, Seite 82 f)

Schriftliche Belege
Schon in Salbüchern der Jahre 1275 und 1326 wird von „Feuern“ in und um Auerbach gesprochen.

Im Urbarium Baiuwariae transdanubianae um 1275 heißt es: "Nota quod aput Awerpach unt daze dem Pleche tercia pars lucri, quod solvitur de ignibus dictis fiwer, est de jure ducis." (deutsch etwa: beachte, dass der dritte Teil des Gewinns, der mit den Feuern bei Auerbach und Plech erzielt wird, rechtmäßig dem Herzog gehört)  (nach 4, Seite 36, Anm. 1 und 3, Seite 82)
Hier handelt es sich wohl um den ältesten bisher bekannten Beleg über Eisenverarbeitung im Raum Auerbach und bei Plech. 

In einem Flurstück, genannt In der alten Welluck (am Gottvaterberg gegenüber den Maffei-Türmen) wurde lt. einer Urkunde 1520 ein neues Bergwerk eröffnet. Dessen Erz wurde vielleicht in einem Hammer im nahen Nitzlbuch verarbeitet; nach Aussagen des bereits verstorbenen Besitzers von Haus Nr. 14 (beim Koiser) stieß man bei Arbeiten auf diesem Anwesen um 1950 auf große Schlackenmengen, die man verkaufte und zum Straßenbau verwendete.
Im Salbuch von 1326 wird ein „malleum Pognarii“, ein Hammer des Pogner, aufgeführt, der sicher im Bereich der heutigen Bognersiedlung stand, da man in diesem Gebiet auch jetzt noch bei Erdarbeiten auf Sinterhaufen stößt. Aus dem 15. und 16. Jahrhundert wird auch von Erzgruben berichtet, die bei heute im Truppenübungsplatz Grafenwöhr liegenden Orten wie Pappenberg, Hopfenohe und Ebersberg angelegt waren.

"Die durch Privatpersonen und einheimische Gewerkschaften betriebene Eisengewinnung drohte schließlich zum Erliegen zu kommen, als im Jahr 1858 der Hammer Rothenbruck, im Jahr 1860 die Hammerwerke Ranna, Fischstein und Hammerschrott, im Jahr 1861 die Hämmer Hammergänlas und Langenbruck, 1863 Altneuhaus, 1864 Heringnohe, 1865 Hellziechen und 1866 Altenweiher ihren Betrieb einstellten."
(Pfeufer, Johannes, Beitrag zur Geschichte des Eisenerzbergbaus von Auerbach (Opf.), in Festschrift 90 Jahre Bergknappenverein und 75 Jahre Bergknappenkapelle Auerbach, Auerbach 1979 (ohne Seitenzahlen))

Die Maxhütte im Raum Auerbach
Am 26. August 1857 genehmigte die KgI. Generalbergwerks- und Salinenadministration München die Belehnung des Hofrates Dr. Friedrich von Kersdorf in Augsburg und des Rentiers Oliver Goffard in München mit dem Grubenfeld Leonie (Richtung Dornbach). Sie betrieben dort die Gruben Elisa und Maria, allerdings wohl mit wenig Erfolg. 1868 kaufte der Nürnberger Theodor von Cramer-Klett das Bergwerk, in dem ca. 70 Mann beschäftigt waren.
Am 14. Dezember 1878 übernahm dann die Maxhütte die sich im Aufbau befindliche Grube Leonie I, und begann mit dem Abbau von Eisenerz.

Die Auerbacher Eisenerzlagerstätten

Im Raume Auerbach gibt es zwei große Kreideerz-Lagerstätten, nämlich Leonie (A) und Nitzlbuch (B). Der Beginn des Eisenerzabbaus durch die Maxhütte 1878 (Leonie I) und deren  letzte Grube (Schließung Leonie IV 1987) waren jeweils im Feld Leonie.
Der Name Leonie, den ja auch das heutige Naturschutzgebiet träg, geht wohl auf die Schwester des oben genannten Kersdorf zurück, die Leonore (Koseform Leonie) hieß.

Die erste Grube der Maxhütte in unserem Raum, Leonie I genannt, befand sich in der Nähe des heutigen Wasser- und ursprünglichen Sandlochs Alter Schacht  an der Straße nach Dornbach. Gefördert wurde hier in insgesamt drei Gruben von 1878 bis 1921. Das Spateisenerz (Weißerz) wurde, um den Fe-Gehalt  von ca. 25-35 % um 10 % zu erhöhen, in großen hochofenähnlichen Röstöfen geröstet. Dann wurde es mit Pferdefuhrwerken und Ochsenkarren zur Bahnstation Ranna gebracht. Dort wurde das Eisenerz auf Eisenbahnwaggons umgeladen und über Hersbruck nach Sulzbach-Rosenberg zum Hochofen transportiert.

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Die Bahnlinie Nürnberg-Bayreuth über Neuhaus und Ranna war 1867-77 gebaut worden, die Strecke von Nürnberg nach Amberg und Schwandorf über Hersbruck und Sulzbach-Rosenberg gibt es schon seit 1859.

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1883 ließ die Maxhütte
eine Drahtseilbahn
(Längste Drahtseilbahn Deutschlands)
von der Grube Leonie
zum Bahnhof nach Ranna
errichten, die das Erz dorthin
bis 1903 beförderte.

Von Ranna aus erfolgte dann der Weitertransport nach Sulzbach-Rosenberg zum Hochofen wie bisher mit der Eisenbahn. Beim heutigen Gasthof Hohe Tanne stand eine Dampfmaschine, die den Antrieb besorgte.
Von 1903 bis zum April 1970 wurde das Erz knapp sieben Jahrzehnte auf der nicht zuletzt wegen des Erztransports gebauten Lokalbahnstrecke von Auerbach nach Ranna gefahren.

Dabei wurde das Eisenerz zunächst vom Förderschacht  Maffei mittels einer Drahtseilbahn über den Gottvaterberg zu der links  abgebildeten Verladestation (heutige Tennisplätze neben dem Lagerhaus in der Dornbacher Straße)  transportiert und dort auf Eisenbahnwaggons umgeladen.

Ab dem Frühjahr 1970 bis zum Schluss des Eisenerzabbaus beförderten werkseigene LKWs den Bodenschatz von der Verladestelle neben dem Förderschacht über die B 85 direkt zum Hochofen nach Sulzbach-Rosenberg, wo der Bergbau schon ein Jahrzehnt früher (1977) als in Auerbach (1987) eingestellt wurde.

Minister Falk und die Maffeischächte im Grubenfeld Nitzlbuch
Da man zur Verhüttung in Rosenberg (erst 1934 wurden die Stadt Sulzbach und der Hüttenstandort Rosenberg zusammengelegt) mehr Erz benötigte, erfolgte am 22. August 1900 der 1. Spatenstich für die geplante Doppelschachtanlage Leonie II an der Straße nach Dornbach nordöstlich der sog. Schwanenwirtskapelle. Ein gewaltiger Schwimmsandeinbruch brachte  dieses Projekt schon 1904 zum Erliegen; im Volksmund spricht man von den Millionenschächten.
Parallel zu Leonie II wurde in weiser Voraussicht bereits in den Jahren 1901-1903 am Fuße des Gottvaterberges in der Flur „In der alten Welluck“ der Schacht Minister Falk auf 60 Meter abgeteuft. Unmittelbar hinter den ehemaligen Steigerhäusern kann man heute an dieser Stelle noch ein Gebäude sehen, das viele Jahre lang zur Wasserversorgung verwendet wurde.
Beim Abteufen und Abbau von Minister Falk kam man zur Erkenntnis, dass infolge einer tektonischen Verschiebung südwestlich davon tiefer noch größere Erzvorkommen lagern müssten im sog. unteren Lager. Deshalb begann 1904 die Errichtung der Doppelschachtanlage Maffei I und II, benannt nach Dr. Hugo Ritter von Maffei, der 1882-1921 Aufsichtsratsvorsitzender der Maxhütte war.

Diese alte Aufnahme (um 1930) zeigt die Doppelschachtanlage Maffei. Der linke Turm Maffei 1 war der Förderschacht für das Eisenerz und hatte einen rechteckigen Querschnitt (2 mal 3 m); Maffei 2 (rechts) mit gleicher Tiefe (137 m) war rund gemauert, hatte einen Durchmesser von 7 m und diente dem Personen- und Materialtransport.
Im Vordergrund wurde der Sand abgebaut, mit dem im Spülverfahren in den ersten Jahren, in denen das Erz von unten nach oben abgebaut wurde, die ausgeerzten Stollen wieder verfüllt wurden. Dieses Verfahren im Querbau von unten nach oben mit Spülversatz betrieb die Maxhütte in Auerbach bis 1911. (nach 5, Seite 338)
Mit im Bild ist auch die Drahtseilbahn, mit der das geförderte Eisenerz bis 1970 über den Gottvaterberg zur Verladestation am Bahnhof gebracht wurde. Dort wurde es in Eisenbahnwaggons verladen und über Ranna und Hersbruck zum Hochofen nach Sulzbach-Rosenberg gefahren.

Neben dem "normalen" Eisenerz kamen auch immer wieder
besonders schöne Stücke zum Vorschein.
Viele ehemalige Bergleute und andere Auerbacher
haben sich davon kleine Sammlungen angelegt.
Eines dieser besonderen Exemplare aus der Grube Maffei
befindet sich seit Oktober 2007 im Rathaus
der polnischen Stadt Oświęcim (Auschwitz)
und soll dort in den entstehenden Gedenk- und Versöhnungshügel
integriert werden.

Auch die Erzbrocken des Eisenerzaltars (siehe weiter unten) in der  Pfarrkirche St. Johannes der Täufer stammen aus dem Auerbacher Bergwerk.

Aus der Grube Nitzlbuch, wie die offizielle Bezeichnung lautet, mit einer tiefsten Stelle von 141 Metern, wurden bis zur Stillegung am 29. Juli 1978 ca. 16 Millionen Tonnen Erz (überwiegend Braunerz und Weißerz) gefördert, was Maffei zum bedeutendsten Einzel-Erzbergwerk im bayerischen Raum werden ließ.

Bergbaumuseum Maffeischächte

Während die Schächte selber mit Kalksteinschotter verfüllt wurden, erinnern die ehemaligen Fördertürme und Teile der Schachtanlage als Bergbaumuseum an den untergegangenen Eisenerzbergbau. Hier werden u. a. verschiedene Abbaumaschinen und bergmännische Gerätschaften (Geleucht usw.) gezeigt.
Unmittelbar neben den Maffeitürmen (rechts vorne) steht  das Schützenheim von "Unter Uns" Nitzlbuch.

Auf dem stillgelegten
Bergwerksgelände
haben ehemalige Bergleute
einen Stollen errichtet,
der sogar von einer
alten Grubenbahn
befahren wird.

Der sehr rührige Förderverein "Maffeispiele Auerbach e.V." ist Träger des Museums. Zur Erinnerung an den Bergbau in Auerbach organisiert er mittlerweile jährlich im Sommer die Maffeispiele und im Dezember die Bergwerksweihnacht.

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Förderverein "Maffeispiele Auerbach e.V." 
Telefon: 09643/2049573   Telefax: 09643/91168   Email

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Näheres über den Bergbau erfährt man hier, eine Erklärung bergbautechnischer Begriffe hier.

Die Kolonie
Angesichts des raschen Aufschwungs durch die Maffei-Schächte und veranlasst durch die Sorgen und Nöte der Arbeiter errichtete die Maxhütte in den Jahren 1906-1911 für ihre Belegschaftaftsmitglieder insgesamt 17 Wohnhäuser mit damals jeweils sechs Wohneinheiten.

Bis zum Jahre 1975 trugen sie die Anschrift Kolonie, seither Maffei-Straße.

Überwiegend Werksangehörige haben die Häuser inzwischen käuflich erworben und größtenteils den heutigen Bedürfnissen entsprechend auch umgebaut und modernisiert; dadurch allerdings ging das charakteristische Aussehen der Auerbacher Bergarbeitersiedlung verloren.

Das schmucke Wohnhaus für den Betriebsleiter der Grube wurde ebenfalls 1906 im unmittelbaren Anschluss an die Bergarbeiterhäuser errichtet und gehört nun der Familie von  Bergassessor Professor Dr.-Ing. Dr. h.c. Johannes Pfeufer (+ 14.6.2006), der von  1967 bis zum bitteren Ende den Gruben Maffei und Leonie in Auerbach vorstand.

Die Bergknappen und ihre Schutzpatronin
Aus dem kulturellen Leben der Stadt nicht wegzudenken ist der Bergknappenverein, einer der ältesten (gegründet 1890) und größten Vereine Auerbachs. Bei Beerdigungen von Bergleuten, bei kirchlichen und weltlichen Festen ziehen die Männer in ihren schicken und traditionellen Uniformen, angeführt von der weithin bekannten Bergknappenkapelle, durch die Straßen der Stadt. Das Hauptfest der Bergleute ist jährlich die Barbarafeier. Seit 1860 wird das dem 4. Dezember am nächsten liegende Wochenende in Auerbach festlich begangen. Dabei wird natürlich auch das Steigerlied gesungen.
Die hl. Barbara ist bekanntlich die Patronin der Bergleute. Es ist daher nicht verwunderlich, dass an vielen Stellen der ganzen Umgebung diese Heilige besonders verehrt wird. So weihte am 30. Oktober 1384 der Bamberger Bischof Heinrich die Spitalkirche in der Unteren Vorstadt zu Ehren der hl. 14 Nothelfer, insbesondere der hl. Katharina und Barbara. Von letzterer wurde lt. Weiheurkunde als Reliquie ein Knochenteil im Altar versenkt. Dieses in seiner wesentlichen Bausubstanz noch im ursprünglichen Zustand erhaltene Kirchlein ist wohl das älteste christliche Heiligtum der Gegend. Die Barbarastatue auf dem Hauptaltar stammt wie der größte Teil der Inneneinrichtung aus der Zeit um 1735-42 und wurde wahrscheinlich vom Auerbacher Bildhauer Johann Michael Doser angefertigt. Die Kirche und das dazugehörende Bürgerspital (heute ein modernes Altenwohnheim) sind eine Stiftung reicher Auerbacher Bürger aus dem 14. Jahrhundert, der Blütezeit der Stadt, die nicht zuletzt auf den Erzbergbau und den Eisenhandel zurückzuführen ist.
Eine sehr schöne Barbarastatue befindet sich auch in der Michelfelder Asamkirche (Patron St. Johannes der Evangelist) an der rechten Seitenwand des St.-Otto-Altares, gleich hinter dem herrlichen schmiedeeisernen Gitter, welches sicher von Hammerschmieden der Umgebung stammt. Diese Barbara ließ Abt Rinswerger (1707-21) durch Egid Asam anfertigen, während sein Bruder Cosmas Damian Asam die Fresken und das Hochaltarbild schuf.
In der Auerbacher Pfarrkirche (Patron St. Johannes der Täufer) zeugen gleich zwei Barbarastatuen von der großen Verehrung für die Heilige. Die eine davon, fast lebensgroß, steht am hinteren rechten Langhauspfeiler und stammt ebenso wie der Aufbau des Barbaraaltares links von J. M. Doser um 1730. Die Figur auf diesem Altar ist älteren Ursprungs, nämlich eine hervorragende Arbeit aus dem 15. Jahrhundert. Sie stand schon auf dem Barbaraaltar, auf welchem lt. Urkunde vom 18. Mai 1435 der Prediger dreimal in der Woche eine Messe lesen sollte.
Eine sehr schöne, von einem zeitgenössischen Künstler gefertigte Barbarastatue war in der Knappenstube des früheren Hotels Goldner Löwe zu sehen; dieser Raum erinnerte wegen seines Ausbaus mit Eisenerzbrocken stark an den Untertagebergbau, und war deshalb sehenswert. (Leider "war", denn das Hotel Goldner Löwe existiert nicht mehr!)

Auf dem Auerbacher Friedhof beim Eingang zur Kirche (nahe Kriegerdenkmal) hat diese neuzeitliche Barbarastatue ihren Platz gefunden, nachdem sie vorher im Verwaltungsgebäude des Bergwerks aufgestellt war.
Seit 1951 hängt eine Barbaraglocke im Auerbacher Kirchturm und erinnert durch ihr Läuten ebenfalls an die hiesige Bergbautradition. Weitere Zeugnisse für die große Verehrung der Schutzpatronin der Bergleute findet man darüber hinaus in vielen Orten der Umgebung, und auch ehemalige Bergleute besitzen solche. In diesem Zusammenhang sei auch auf den Barbaraberg bei Speinshart verwiesen.

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Die Stromer in Auerbach
Wegen des Erzes und des Eisens hatten angesehene Nürnberger Patriziergeschlechter im „Ruhrgebiet des Mittelalters“, wie die Oberpfalz zeitweilig bezeichnet wurde, und somit auch in Auerbach Wohnsitze. Der bekannteste Name ist hier Stromer oder Stromeier, erstmals nachgewiesen im Neuböhmischen Salbüchlein von 1366-68.
Ein Ebberl Stromer ist der erste namentlich bekannte Besitzer des Anwesens Unterer Markt 4 und damit auch des sehr interessanten, in den letzten Jahren leider zum Großteil abgerissenen Rückgebäudes, dessen Überreste man von der Apothekergasse aus noch sehen kann. Dieses wohl älteste zumindest teilweise noch erhaltene Gebäude der Stadt wurde um 1200, wie sollte es auch anders sein, mit eisenhaltigen Bruchsteinen erbaut. Ein Blick auf eine Lageskizze Auerbachs zeigt, dass dieser so genannte „Stadel“ als Burg des Stadtherrn außerhalb des ursprünglichen kreisähnlichen Stadtkerns stand; eine für Städte und Märkte der damaligen Zeit normale und häufiger anzutreffende Bauweise.
Auerbach war ja 1144 auf eine etwas eigenartige Weise Markt geworden: die Mönche des 1119 gegründeten Benediktinerklosters Michelfeld fühlten sich in ihrer Ruhe gestört und verlegten das Markttreiben deshalb in das nahe gelegene Dorf Urbach, auf welches bald darauf auch das Marktrecht von Hopfenohe, einem bei der Truppenübungsplatzerweiterung 1937/38 aufgelösten Ort, übertragen wurde.
Die, man kann ruhig sagen, romanische Burg in Auerbach war bis 1620 im unmittelbaren Besitz der Stromer, denen u. a. auch die Hämmer in Steinamwasser, Rauhenstein und Fischstein neben vielen anderen Gütern gehörten. Im historischen Sitzungssaal des Rathauses findet man an der Nordseite das Wappen der Stromer.

Der bekannteste Spross
des Auerbacher Zweiges
ist sicher Dr. Heinrich Stromer.
An ihn erinnern hier
in seiner Geburtsstadt Auerbach
eine schlichte Gedenktafel
am Haus Nr. 10 am Oberen Marktplatz,
die Dr.-Heinrich-Stromer-Straße
und die 1989 vom Rotary-Club
gestiftete Büste am Aufgang
vom Marktplatz zur Pfarrkirche.
(Bild von 1527)

Heinrich Stromer war Rektor der Universität Leipzig und eröffnete in jener sächsischen Stadt 1532 das Weinlokal Auerbach's Keller, welches durch Goethes Faust I (Verse 2073-2336} in die Weltliteratur Eingang gefunden hat.

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Eisenerzaltar in der Auerbacher Pfarrkirche
Aus unseren Tagen sollen künftige Generationen an den ehemaligen Bergbau in Auerbach u. a. durch Namen wie Bergknappenstraße, Glückaufstraße oder SC Glückauf erinnert werden.
Ein anderes, ganz besonderes Denkmal an exponierter Stelle ist der Eisenerzaltar in der Auerbacher Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer.

„Das weltweit einmalige Kunstwerk
erinnert an den Bergbau,
der den Menschen hier
etwa 1.000 Jahre lang
den Lebensunterhalt sicherte.
... Der Altar krönt
die Geschichte der Bergleute
und hebt ihre gläubige Verbundenheit
mit der Kirche hervor.“
(St. Heinrichsblatt Nr. 4 1993, Bamberg)

Dieser Altar steht im Chorraum der Auerbacher Pfarrkirche und wurde am 17. Januar 1993 vom damaligen Bamberger Erzbischof Elmar Maria Kredel (1977-94) konsekriert. Er enthält aus der Grube Leonie gefördertes Eisenerz in verschiedenen Formen: an der Unterseite der Tischplatte kann man die Erzbrocken praktisch unbehandelt sehen, im Altarfuß und am Ambo sind sie geschnitten und glatt, und auf der Oberseite des Altartisches geschliffen und poliert.

Selbstverständlich gibt es in Auerbach und seinen Ortsteilen noch weitere Zeugnisse für den Bergbau und die Eisenverarbeitung in alter und neuer Zeit, und der aufmerksame Sucher wird sicher auch einige davon erfreut entdecken.
Wer mehr über die Oberpfälzer Montangeschichte erfahren und vor allem erleben möchte, dem sei eine Wanderung auf historischen Wegen empfohlen.
(Bergmännische Links)

verwendete und weiterführende Quellen

1 Archiv Köferl Erna, Auerbach
2 Neubig, Johannes, Auerbach, die ehemalige Kreis- und Landgerichtsstadt in der Oberpfalz, Auerbach 1836
3 Schnelbögl, Fritz, Auerbach in der Oberpfalz, Auerbach 1976
4 Stark, Heinz, Plecher Kirchengeschichte im Mittelalter, Sonderheft 49 der Mitteilungen der Altnürnberger Landschaft (ANL), Simmelsdorf 2002
5 Pfeufer, Johannes, Entwicklung der Abbauverfahren im Eisenerzbergbau von Auerbach/Opf., in Erzmetall Band 25, Stuttgart 1972
Helml, Stefan, Die Maxhütte - Bergbau in Sulzbach-Rosenberg und Auerbach, Amberg 1989
Agricola, Georg, Vom Berg- und Hüttenwesen, dtv-Reprint, Nördlingen 1994
Hafer, Karl, Kleine Bergbaukunde des Erzbergbaus, Halle (Saale) 1953
100 Jahre Eisenwerk-Gesellschaft Maximilianshütte, Festbuch 1953, Sulzbach-Rosenberg 1953
Pfeufer, Johannes, Beitrag zur Geschichte des Eisenerzbergbaus von Auerbach (Opf.), in Festschrift 90 Jahre Bergknappenverein und 75 Jahre Bergknappenkapelle Auerbach, Auerbach 1979 (ohne Seitenzahlen)
Pfeufer, Johannes, Entwicklung der Abbauverfahren im Eisenerzbergbau von Auerbach/Opf., in Erzmetall Band 25, Stuttgart 1972
Pfeufer, Johannes, Der Oberpfälzer Eisenerzbergbau nach dem Zweiten Weltkrieg, Bochum 2000
Graf, Alfred, Erzbergbau in Auerbach, in Festschrift 100 Jahre Bergknappenverein Auerbach i.d.OPf. 1890-1990, Auerbach 1990
Die Oberpfalz, ein europäisches Eisenzentrum, Band 12/1 (Aufsatzband) der Schriftenreihe des Bergbau- und Industriemuseums Ostbayern in Theuern, Theuern 1967
Die Oberpfalz, ein europäisches Eisenzentrum, Band 12/2 (Katalog) der Schriftenreihe des Bergbau- und Industriemuseums Ostbayern in Theuern, Theuern 1967
Die Bergbauabteilung, Das Projekt Bayerische Eisenstraße, Band 2 der Schriftenreihe des Bergbau- und Industriemuseums Ostbayern in Theuern, Theuern (ohne Jahrgang)
Götschmann, Dirk, Oberpfälzer Eisen - Bergbau- und Eisengewerbe im 16. und 17. Jahrhundert, Band 5 der Schriftenreihe des Bergbau- und Industriemuseums Ostbayern in Theuern, Theuern 1985

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 19. September 2021

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Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt

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