Burgstallmühle
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Die ehemalige Burgstallmühle

Praktisch nur mehr dem Namen nach bekannt ist uns die Burgstallmühle, sicher eines der ersten Anwesen unserer ganzen Gegend.

Die Burgstallmühle
lag in der Nähe
dieses Gedenksteins,
den Bergleute um 1990
für ihre verunglückten Kumpel
neu errichteten.
Das zuvor bestehende
bereits ältere Marterl
war kurz vorher eingefallen.

Wahrscheinlich schon im 9. Jahrhundert war an der jetzt wegen des ehemaligen Eisenerzbergbaus gesperrten Straße nach Degelsdorf (seit 1998 besteht auf der früheren Trasse ein Fuß- und Radweg) stadtauswärts hinter der Gärtnerei Roßbacher von den Franken, ein festes Steinhaus errichtet worden, eine „Burg“ wie man damals sagte. Diese diente einem Reiter oder Ritter als Wohnsitz, aber auch zum Schutz. Es handelte sich hier sicher nicht um eine Bergburg mit Türmen und Zinnen, sondern um eine Wasserfestung. Sie stand im Tal, war mit Weihern und Wassergräben umgeben und so für einen möglichen Angreifer nahezu uneinnehmbar.
Der Ritter, der die Burgstall vor über 1000 Jahren erbaute, hatte wohl auch das Dorf Urbach, unser heutiges Auerbach, mit zu verwalten.

Das Gerinne,
über welches das Wasser
zum Antrieb des Mühlrads lief,
ist in kümmerlichen Resten
noch vorhanden.

Dass es sich einst tatsächlich um eine Burg gehandelt hat, scheint vor einem guten Jahrhundert endgültig bewiesen worden zu sein. Als nämlich Joseph Schlicht, der damalige Besitzer der Burgstallmühle, 1895 sein Anwesen modernisierte, mussten einige Grundmauern durchgebrochen werden. Dabei stieß man auf den uralten Grundbau. In dem starken Mauerwerk machten die Arbeiter einen grausigen Fund: ein stehendes Knochengerüst. Nur im 9. und 10. Jahrhundert war es gebräuchlich, dass man beim Bau einer Burg einen starken Mann lebendig in eine der tragenden Außenwände einmauerte, um die Festung so unüberwindlich zu machen. Als Opfer für diesen Aberglauben musste meistens ein Kriegsgefangener oder ein Verbrecher sein Leben lassen.

Burg der Schleicher
Die Erbauer und damit Herren der Burg in den ersten Jahrhunderten waren wohl die Schleicher, deren Namen auch die nahe Ansiedlung trug, der Schleichershof.
Wie die meisten Ritter des Nordgaus nahmen auch die Schleicher an den Kreuzzügen des 12. und 13. Jahrhunderts teil.

Vom französischen
Maler und Grafiker
Paul Gustave Doré
(1832-83) stammt
diese Darstellung
von Kreuzrittern.

Aus einem dieser entbehrungsreichen Kreuzzüge, die sich meist über viele Jahre oder gar einige Jahrzehnte erstreckten, kehrte wohl auch der Ritter Schleicher nicht mehr heim; die einst stattliche Schleicherburg verfiel in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts allmählich. Die Ruine erhielt nun ihren Namen „Burgstall“, d.h. Stelle, wo einmal die Burg gestanden hatte.

Burgstallmühle
Die Mühle selbst entstand wohl erst um das Jahr 1300, denn 1340 am Sankt Bartholomäustag (24. August) schloss Konrad von Purckstall mit "Albrecht Kaudler auf der Kaudlmühl und Heinrich Landsberger auf der Neumühl" einen Vertrag, in dem u. a. das Bachräumen geregelt wurde. 1392 ist ein Heinrich Purckstaller Mönch im Benediktinerkloster Michelfeld.
In den folgenden Jahrhunderten sitzen die Neumüller auch auf der Burgstallmühle. Ihre Besitzer trugen meistens den Beinamen Purckstaller.
1721 bildete die Burgstall einen ganzen Hof, die Neu- und die Schleifmühle je einen halben, die Pfann- und die Rohrmühle je 3/8. Lediglich die Speckmühle war ebenbürtig und umfasste auch einen ganzen Hof. Die Purckstaller waren nicht nur in diesem 18. Jahrhundert sehr wohlhabend und angesehen.
Als 1846 Franz Neumüller starb, heiratete seine Witwe Margarete, eine geborene Merkl aus Michelfeld, den Rotgerber (siehe Anm.) und späteren Bürgermeister Leonhard Neumüller von Auerbach und zog in die Stadt. Damit endete die Zeit der Neumüller auf der Burgstall.
1854 erwarb der Müllersohn Georg Schlicht von Neukirchen am Sand dieses uralte Anwesen „von der Gant weg“. Dessen Sohn Joseph baute wie schon gesagt 1895 gründlich um.
(Anm.: Rotgerber stellten aus Rinderhäuten das härtere Leder für Schuhe, Schuhsohlen, Ranzen usw. her, die Weißgerber dagegen verarbeiteten vor allem Felle von Kälbern, Ziegen, Schafen usw. zu weicherem und geschmeidigem Leder.)

Doch bereits fünf Jahre später verkaufte er das gesamte Anwesen mit ca. 94 Tagwerk Grundbesitz an die Maxhütte, die in unmittelbarer Nähe am Schleichershof Grubenfelder besaß und auch hier Bergbau betreiben wollte. Joseph Schlicht, der letzte Burgstallmüller, errichtete für sich und seine Familie nach der Ablösung durch die Maxhütte im Jahre 1900 in den folgenden Jahren das stattliche Anwesen Bahnhofstraße 1 in der Stadt Auerbach und zog dorthin.

Georg Schlicht,
geb. am 13.12.1904
in der Burgstallmühle,
führte in Auerbach
einen Kohlenhandel.
(+28.4.1979)

1907 schließlich brannte die Burgstallmühle völlig nieder und wurde nicht mehr bewirtschaftet; zumindest ein Nebengebäude bestand  noch ein paar Jahrzehnte, wie das folgende Foto (um 1925) zeigt.

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 28. Mai 2006

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