Flüchtlingslager
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Das Flüchtlingslager
Bernreuth

1 Straße Nitzlbuch – Bernreuth
2 Straße Auerbach – Bernreuth
3 Arbeiter- bzw. Flüchtlingslager
4 Westlager

Das nördlich des ehemaligen Dorfes Bernreuth gelegene und ab 1947  mit Heimatvertrieben belegte Lager (Bild aus 1, Seite 552) wurde größtenteils bereits im Jahre 1937 als „Arbeiterlager“ erbaut. Nach seiner Fertigstellung wurden während des Krieges in den Baracken Soldaten übender Truppen untergebracht und versorgt.

Auf diesem Foto von 1941 sind im Vordergrund, also südlich der Baracken, große Zelte für die Pferde der Einheiten aufgebaut.

Nach Kriegsende 1945 nutzen  zunächst amerikanische Nachschubeinheiten, die aus 800 bis 1.000 meist farbigen Soldaten bestanden, die Baracken als Unterkunft. Diese zogen in der zweiten Hälfte des Jahres 1945 wieder ab und das ehemalige Arbeiterlager Bernreuth stand zunächst leer.

Sammelstelle für Osteuropäer
Mit dem Zusammenbruch Deutschlands Anfang Mai 1945 wurden auch sehr viele Osteuropäer arbeitslos, die sich als Gastarbeiter – freiwillig oder zwangsweise – während des Krieges hier aufgehalten hatten.
Nach dem Abzug der amerikanischen Nachschubeinheiten übernahm noch 1945 die Flüchtlingsorganisation UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration) das ehemalige Arbeiterlager Bernreuth. Die UNRRA war eine Unterorganisation der UN und unterstützte Mitte 1945 bis Mitte 1947 eine auf rund 9,5 Millionen Menschen geschätzte Anzahl von nichtdeutschen Flüchtlingen mit Unterkunft, Kleidung, Nahrung, Medikamenten usw. und Hilfe zur Rücksiedlung oder zum Wiederaufbau einer Existenz.

Hier im ehemaligen
Arbeiterlager Bernreuth
wurden hauptsächlich Weißrussen,
Ukrainer, Polen, Letten
und andere Osteuropäer
gesammelt.

„Leider befinden sich auch jede Menge Diebe darunter, welche den Bewohnern der umliegenden Orte das Leben schwer machen, obwohl die UNRRA die Heimatlosen so großzügig versorgt, daß die Menschen dort ein recht ausschweifendes Leben führen können, besonders dem Alkohol wird eifrigst zugesprochen. Dieses Lagerleben ist so verlockend, daß sich etliche Deutsche dort z.B. als Polen ausgeben und sich unerkannt monatelang bestens durchschlagen. Bei dem ständigen Kommen und Gehen von Tausenden Menschen, von denen nur wenige einen Paß haben und einer heillosen Verwirrung im Büro fallen sie auch gar nicht weiter auf. Die Gastarbeiter selbst haben das schöne Leben im Westen kennengelernt und wollen in der Umsiedlungsfrage keinesfalls nach Hause zurück. Der UNRRA, welche sie ja nicht ewig unterstützen kann, bleibt nichts anderes übrig, als Visas nach Amerika, Kanada und Australien auszustellen und die Flüge zu bezahlen. Unbekannt ist, ob auch Deutsche diese Gelegenheit wahrnehmen.“ (1, Seite 552 f)

Die ersten Heimatvertriebenen
Mitte des Jahres 1947 stand das ehemalige Arbeiterlager Bernreuth wieder leer. Das war gut so, denn in diesen Wochen trafen die ersten größeren Schübe Heimatvertriebener ein. Die geräumigen Baracken boten den insbesondere aus Schlesien und dem Sudetenland  vertriebenen und dann hierher gekommenen Deutschen zumindest ein Dach über dem Kopf.

Die Zahl der Heimatvertriebenen
bzw. wie es damals allgemein hieß
der "Flüchtlinge" wurde immer größer.
Rund 12 Millionen Deutsche
hatten bis 1950 ihre Heimat
verlassen müssen.

(Bild 146-1985-021-09, Bundesarchiv) 

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Fern der Heimat irr als Flüchtling
in der Ferne ich umher.
Und die meisten meiner Lieben,
ach, ich find sie nimmermehr.
Dort wo Kiefernwälder rauschen,
dort, ach dort, bin ich zuhaus.
Wo die Oder leis sich schlängelt
steht mein liebes Elternhaus.
All die Lieben, die dort wohnten
sind verstreut im Wind.
Keiner weiß, wo sie geblieben,
oder noch am Leben sind.
Endlos ist mein ganzes Leben,
weil ich in der Fremde bin.
Keiner mag mich hier verstehen,
fühlt, daß ich ein Flüchtling bin.
Mürrisch morgens, mürrisch abends,
mürrisch jedes einzig Wort.
Keiner mag den Flüchtling sehen.
Jeder wünscht ihn wieder fort.
Wer die Heimat nicht verloren,
wem nicht selber Leid gescheh´n,
kann die Leiden und die Sehnsucht
eines Flüchtlings nie versteh´n.
Ach wie gern wär ich geblieben
mit den Meinigen zuhaus.
Hatte Ruh dort und auch Frieden,
braucht nicht in die Welt hinaus.
Doch das Schicksal wollte 's anders:
irr nun in der Welt umher,
finde meine teure Heimat
und die Lieben nimmermehr.

Text: Hanns-Georg Pfeffer, 1946
Melodie: Leise tönt die Abendglocke

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Mit der steigenden Zahl der ankommenden Flüchtlinge stieg auch die Wohnungsnot in unserer Gegend. Deshalb duldeten die Amerikaner zunächst, dass in die wenigen noch benutzbaren Häuser von Dornbach, Beilenstein, Bernreuth Ort und Lager Wohnungssuchende einzogen.
Erst am 2.12.1947 gestatteten die Amerikaner offiziell die Nutzung des Lagers als vorläufige Flüchtlingsunterkunft.

Das Flüchtlingslager von der Bergseite aus,
im Hintergrund Nitzlbuch und Bernreuth neu

Am 24.1.1948 organisierte das Kreisflüchtlingsamt Eschenbach eine Besichtigung des Lagers Bernreuth, bei der auch die geplanten Baumaßnahmen und die Belegung besprochen wurden. So sollten die bisher großräumigen Baracken (außer Nr. 6) zu jeweils 10 Wohneinheiten mit zwei oder drei Zimmern aufgeteilt und entsprechend umgebaut werden. Die bisher einzigen Eingänge jeweils an der Stirnseite sollten geschlossen und dafür separate Zugänge für jeweils zwei Wohnungen an der Südseite eines jeden Gebäudes geschaffen werden. (nachfolgendes Foto Baracke 4)

Eigeninitiativen
Unterhalb der Wohnbaracken, also südlich der Hauptstraße des Lagers, standen fünf so genannte Wirtschaftsbaracken, in welchen ab 1948 verschiedene Einrichtungen für den Gemeinbedarf geschaffen wurden. Dazu ein paar Beispiele:
Josef Bauer aus Karlsbad - etwa 15 km südwestlich davon liegt Schlaggenwald, aus dem viele Heimatvertriebene nach Auerbach kamen - gründete im März 1948 im Lager Bernreuth ein Kolonialwarengeschäft. Zusammen mit seiner Frau betrieb er dieses bis zum März 1957 hier, dann verlegte er es nach Auerbach in die Bulagstraße und eröffnete dazu auch ein Café. 

Josef Bauer (*1915, +2008),
später Cafe Bauer,
war auch einige Jahre
2. Bürgermeister
der Gemeinde Nitzlbuch,
zu der ja auch
das Lager Bernreuth gehörte.

Karl Vogl aus Englhaus bei Karlsbad machte im Juni 1948 eine gut gehende Metzgerei mit Gastwirtschaft auf, welche bis zum 30.9.1953 bestand.


(Foto: Archiv Hans Schöner, Auerbach)

Anton König, der zunächst kurzzeitig im abgelösten Ebersberg untergebracht war, eröffnete 1949 die Gaststätte „Zur Neuen Heimat“. Dessen Stiefsohn Harry Gottlieb, vertrieben aus Meierhöfen bei Karlsbad, übernahm diese zusammen mit seiner italienischen Frau, nachdem König nach Trabitz gezogen war. Seine Nachfolgerin wiederum war Elisabeth Vögeli ("Stippel Liesl"), die das Wirtshaus im Februar 1953 an Heinrich Reis übergab, der im September 1954 ebenfalls wegzog. Die letzte Wirtin „Zur Neuen Heimat“ war ab September 1954 Hedwig Reichel, die die Wirtschaft am 1.1.1955 aufgab.
Am 19.4.1949 eröffnete Josef Bitterer eine Bäckerei und führte sie erfolgreich bis Ende 1955.
Eine weitere Metzgerei betrieb Ludwig Ott vom September 1949 bis zu seinem Wegzug Ende 1956.
In Baracke 10 entstand Mitte 1950 ein zweites Kolonialwarengeschäft in Verbindung mit einer Leihbücherei durch Helene Rupprecht aus Petrowitz; dieses schloss erst Ende Juni 1957 beim Wegzug der Inhaberin.

Im Lager Bernreuth
lebten Anfang 1950
256 Frauen,
197 Männer
und 411 Kinder,
von denen
etwa die Hälfte
unter 10 Jahre alt war.
Insgesamt waren
864 Personen
hier untergebracht.

Bernreuth-Siedlung
Um die Interessen der Lagerbewohner, deren Anschrift nun „Bernreuth-Siedlung“ mit der entsprechenden Barackennummer war, besser vertreten zu können, bildete sich Mitte 1949 ein „Notausschuss“ im Sinne einer Ortsvertretung mit Sitz in Baracke 22.

Der 1. Vorsitzende dieses Notausschusses
wurde Alfred Burggraf, Siedlung 11,
Schriftführer Josef Adler, Siedlung 22.
Alfred Burggraf (Foto)
war 1953 bis 1956
Bürgermeister von Nitzlbuch.

Dieses Selbstverwaltungsgremium
des Flüchtlinslagers Bernrneuth
war sehr rührig und organisierte noch im ersten Jahr
seines Bestehens 1949 ein Volksfest (1, Seite 559),
eine Nikolausfeier und eine Weihnachtsbescherung;
letztere war besonders für Kinder unter 14 Jahren
und alte oder sehr bedürftige Menschen gedacht.
Die Veranstaltungen waren ein voller Erfolg.


Obwohl die Bernreuther Kinder sicher keine leichte Zeit hatten:
das Lachen hatten sie nicht verlernt. (Foto Archiv Wolfgang Kraft)

Ungewisse Zukunft
Trotz dieser und vieler anderer Initiativen und Aktivitäten war die Zukunft von „Bernreuth-Siedlung“ und seiner Bewohner immer noch ungewiss, denn die Baracken lagen am Rande des unter amerikanischer Hoheit stehenden Truppenübungsplatzes. Da schien die Mitteilung vom 2.2.1951 „Ort und Lager Bernreuth vom Truppenübungsplatz getrennt“ wie eine Erlösung von zumindest einem Teil der Ungewissheit zu sein. Doch dann hieß es auch „Die Rückgabe dieses Teiles des Westlagers geschah, um eine dauernde Unterbringung bzw. Wiederansiedlung der 1.137 Flüchtlinge zu ermöglichen, bis durch deutsche Regierungsstellen eine andere Unterbringungsmöglichkeit gefunden würde.“
Es war also wieder kein endgültiger Bescheid für eine Freigabe von Bernreuth durch die Amerikaner, und nicht zuletzt deshalb wurden auch bereits vorhandene industrielle Planungen zurückgestellt.

Das Flüchtlingslager Bernreuth umfasste 1951 (Foto aus 1, Seite 551) 24 Wohnbaracken, 5 Werkstätten, 14 Holzschuppen und 6 Waschhäuser mit Waschkesseln. Die – leider nur einstweilige - Aufhebung der Beschlagnahme durch die Amerikaner erfolgte unter genauester Beschreibung der einzelnen Objekte. Als Beispiel sei hier Baracke 8 genannt: 9 Zimmeröfen, 25 Wandstecker, 72 Schalter, 30 Steckdosen, 26 Lichtleitungen komplett, 24 Sicherungskästen, 14 Ausgüsse, 19 Küchenherde. Das war wie gesagt das Inventar einer einzigen Baracke.

Eine anschauliche Beschreibung über das Leben in einem solchen Durchgangslager findet man u.a. hier.

Vieles wurde im Laufe der Jahre getan, um das Leben im Lager Bernreuth für die Heimatvertriebenen einigermaßen erträglich zu gestalten. So wurde z.B. 1950 der „Sportverein Bernreuth“ mit einer Box-, Tischtennis- und Leichtathletikabteilung ins Leben gerufen, 1951 ein Jugendheim gebaut und 1952 eine Nähstube für Mädchen eingerichtet.
Um den zahlreichen Kindern und Jugendlichen den weiten Weg nach Auerbach zu ersparen wurde sogar ein eigenes Schulhaus errichtet. Das Gebäude kam aber praktisch über die Rohbauphase nicht hinaus und wurde schließlich wieder abgetragen; die gerade in der Nachkriegszeit wertvollen Baumaterialien wurden zum Teil 1958 beim Bau des neuen Gunzendorfer Schulhauses verwendet.

1954 wurde das Jugendheim in einen Kindergarten (Foto oben) umfunktioniert. In ihm fanden an Sonn- und Feiertagen Gottesdienst statt, die meistens ein Auerbacher Kaplan zelebrierte.

Unfälle häufen sich
Ob die Besatzungsmacht nun mit einer anderen Taktik versuchte, Bernreuth wieder ganz in Beschlag nehmen zu können, oder ob es Zufall war, mag dahingestellt sein. Jedenfalls kam es in der Folgezeit öfter zu Unfällen, es häuften sich die Zwischenfälle mit Fehlschüssen oder Querschlägern durch die amerikanische Armee. Allein vom Frühjahr bis Oktober 1951 schlugen achtmal MG-Feuer, Granatsplitter oder Geschosse in verschiedene Baracken ein, vorerst Gott sei Dank ohne Menschen zu verletzen.
Und auch im folgenden Jahr passierte einiges in Bernreuth-Siedlung:
„Frühjahr 1952: In der Nähe der im Garten bei den Baracken arbeitenden Elisabeth Peterhans, Bar. 21, schlägt vermutliches MG-Feuer ein. Die Soldaten liegen östlich des Lagers und ziehen sich zurück, als die Barackenbewohner schreien;
Frühjahr 1952: Ein Geschoß krepiert vor der Baracke 18 in der Nähe spielender Kinder ohne Schaden anzurichten.  ... ;
Pfingstwoche 1952: Splitter durchschlägt Decke und Boden im Schlafzimmer der Familie Wuttke, Baracke 5. Der zufällig anwesende Landrat Decker von Eschenbach besichtigt den Schaden;
August 1952: Splitter durchschlagen 3 Fensterscheiben in der Wohnung Burggraf, Baracke 11." (1, Seite 565)

Trotz allem versuchten
die Bernreuther
ein einigermaßen
normales Leben
zu führen.
So gründeten sie z.B.
eine Feuerwehrkapelle,
die bei Festen und Feiern
aufspielte.

"Am 6.11.1952 um 12.07 Uhr geschieht der schwerste Zwischenfall: In der Küche der Wohnung Hoffmann, Baracke 21, sitzen gegen 12.30 Uhr vier Personen um den Mittagstisch, Frau Hoffmann mit ihren beiden Kindern und ihre Mutter Anna Mücke. Da schlagen – offenbar von Richtung Beilenstein her – zwei Flakgranaten von etwa 40 mm Kaliber in das Lager Bernreuth ein. Die eine explodiert in der Luft, die andere trifft auf die westliche Giebelwand dieser Baracke. Beim Auftreffen detoniert das Geschoß, reißt ein Loch von etwa 20 cm in die leichte Barackenwand und streut einen großen Teil der Splitter in die Küche. Anna Mücke wird auf der Stelle getötet, der neunjährige Bub Peter Hoffmann erleidet schwere Halsverletzungen, welche zum Glück nicht lebensgefährlich sind.“ (1, Seite 565)
Wenige Tage danach fand in Bernreuth eine Bürgerversammlung statt, bei der fast einstimmig eine Umsiedlung gefordert wird, sobald Ersatzwohnungen für die Einwohnerschaft zur Verfügung gestellt werden können. Die Zwischen- und Unfälle durch den Schießbetrieb hörten dadurch allerdings auch nicht auf.
Das Wohnen im Barackenlager war nicht nur ein Notbehelf, sondern auch eine Gefahr für Gut, Leib und Leben.

Das Ende von Bernreuth-Siedlung
Am 5.8.1953 stellte die amerikanische Besatzungsmacht an die Bayerische Staatskanzlei den Antrag, den Truppenübungsplatz um 46,574 ha nach Westen zu erweitern; Bernreuth Ort (76 Haushalte mit 247 Personen) und Lager (252 Haushalte mit 895 Personen) lagen innerhalb dieser Fläche.
Nach intensiven Gesprächen und Verhandlungen stimmte am 9.12.1953 die bayerische Staatsregierung dem US-Antrag über die erneute Beschlagnahme Bernreuths zu, auch weil sie keine Möglichkeit sah, die ständige Bedrohung von der betroffenen Bevölkerung abzuwenden. Damit war das Todesurteil über das alte Dorf und das Flüchtlingslager Bernreuth gefällt, wenn sich seine Vollstreckung auch noch etwas hinauszögern sollte.
Am 11.3.1954 teilte das Landratsamt Eschenbach der zuständigen Gemeinde Nitzlbuch mit, dass ab sofort keine freiwerdenden Wohnungen in Ort und Lager Bernreuth mehr neu belegt werden dürfen. Im Mai 1955 war die Zahl der Lagerbewohner dann auch schon von 1142 auf 873 gesunken.

Die von staatlicher Seite gelenkte innerbayerische Umsiedlung war gut angelaufen. In der Gemeinde Nitzlbuch und in den Städten Auerbach, Nürnberg, Augsburg, Kempten und Fürth wurden ganze Straßenzüge errichtet, damit die Heimatvertriebenen aus dem Lager Bernreuth eine gesicherte und ständige Bleibe finden konnten. Die Lebensdauer der Baracken wurde ohnehin mit maximal 10 bis höchstens 15 Jahre angenommen, und die ersten Unterkünfte stammten von 1937!

In der nach dem Bamberger Erzbischof Josef Otto Kolb (amt. 1943-55) benannten Josef-Otto-Lob-Straße am Fuße des Gottvaterbergs entstanden mehrere Wohneinheiten für die Heimatvertriebenen aus Bernreuth. Bei der Errichtung der Wohneinheiten war auch die Joseph-Stiftung Bamberg tätig. (Auf dem Foto Ehrengäste beim Richtfest)

Im Herbst 1955 wurden weitere Wohnhäuser fertig, und weitere 218 Haushalte siedelten von Bernreuth weg. Im gleichen Jahr wurden die ersten Baracken abgerissen und einzelne Bauelemente an Interessenten aus der Gegend verkauft.

In den folgenden Monaten folgten weitere Umsiedlungen, so dass sich Bernreuth immer mehr leerte.
Im Frühjahr 1958 stellte die Gemeinde Nitzlbuch den formellen Antrag an die Regierung, den Ortsnamen „Bernreuth-Siedlung“ wieder aufzuheben. Damit sollte der Tatsache Rechnung getragen werden, dass im Laufe des Jahres die Umsiedlung der Heimatvertriebenen abgeschlossen wurde und das, was früher Bernreuth gewesen war, dann zu einem unbewohnten Gebiet wurde. Auch die wenigen noch erhalten gebliebenen Gebäude von Ort und Lager Bernreuth verschwanden in dieser Zeit.

Eisenerzabbau im Feldesteil Bernreuth
Im November 1958 begann die Maxhütte mit der Ausrichtung des Feldesteils Bernreuth südöstlich von der Grube Maffei. Bereits 1939 hatte man die Erschließung dieses Teils der Eisenerzlagerstätte Nitzlbuch versucht. Ein Wasser- und Schwimmsandeinbruch vereitelten damals das Projekt, und der angefangene Stollen wurde mit einer eisernen Dammtür verschlossen.

Nun konnte man 1962/63 mit dem Erzabbau beginnen, nachdem am 20. April 1961 der Durchschlag der Richtstrecke zum Wetterschacht Bernreuth erfolgreich durchgeführt werden konnte.
In den Folgejahren wurde nun hier bis zur Stilllegung der Grube Maffei anno 1978 Erz abgebaut.

Eigentlich erinnern heute nur
mehr die Fundamente
bzw. die Stützen des Turms an den
Wetterschacht Bernreuth
an der Grenze des
Truppenübungsplatzes Grafenwöhr.  

Seit der Schließung dieses Bergwerks Grube Nitzlbuch (Maffei-Schächte) anno 1978 hat sich das Gelände zwischen dem alten Dorf Bernreuth, dem ehemaligen Arbeits- bzw. Flüchtlingslager und der früheren Straße nach Ebersberg gewaltig gesenkt.

Tafeln wie diese
warnen vor dem Betreten
des Bruchfeldes
am Rande des
Truppenübungsplatzes.

Zahlreiche Einbruchstrichter
und viele Verwerfungen
im Gelände der früheren Baracken
zeugen eindrucksvoll davon,
dass hier rund ein Jahrzehnt
Erz unter Tage abgebaut
und weggeschafft wurde.


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Heute erinnern nur mehr vereinzelte Fundament- und Mauerreste daran, dass hier nach dem zweiten Weltkrieg zahlreiche Heimatvertriebene eine erste Bleibe gefunden hatten.

Die Natur wird sich in wenigen Jahren das, was ihr vor über sieben Jahrzehnten beim Bau des Arbeiterlagers Bernreuth abgerungen worden war, wieder zurückgeholt haben. Schlehen, Brombeeren und anderes Gebüsch machen das Gelände schon heute für uns Menschen nahezu undurchdringbar. Dafür ist es aber ein wahres Eldorado für allerlei Pflanzen und Tiere geworden.

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verwendete und weiterführende Quellen

1 Kugler, Hans-Jürgen, Nitzlbuch/Bernreuth, Auerbach 2000  (Bezugsquelle)
Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Chronik der ehemaligen Standortverwaltung Grafenwöhr, mehrere Ordner, unveröffentlicht
Griesbach, Eckehart, Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Behringersdorf 1985
Burckhardt, Paul, Die Truppenübungsplätze Grafenwöhr, Hohenfels, Wildflecken, Weiden 1989
Mädl, Helmut, Die Geschichte des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr, 1980

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 22. Februar 2024

Kehr ich einst zur Heimat wieder
(Schlesierland)

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