Weißenbrunn
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Weißenbrunn
bei Neuzirkendorf

„Weißenbrunn bei Putzmühle. Kath. Wallfahrtskirche St. Laurentius. ... Einsam am Walde gelegen. Einziger Überrest des abgegangenen Ortes Putzmanns, dessen Name sich noch in der südlich anliegenden Waldabteilung erhalten hat.“ (1)
Dieses nach Hager (1) „einsam am Wald gelegene“, nach Plänen von Balthasar Neumann errichtete barocke Kirchlein liegt ca. 2 km nordwestlich des Pfarrdorfs Neuzirkendorf (Luftbild aus BayernAtlas; nördlich der Kirche ist die Putzmühle, südlich davon das Waldstück Putzmanns) an der Gemeindeverbindungsstraße nach Troschenreuth. Vom letztgenannten Ort (heute ein Ortsteil der Stadt Pegnitz) aus findet man in südöstlicher Richtung das Gotteshaus etwa 3,5 km entfernt. (s. auch Alois Laumer: Oberpfalz-Luftbild)
Neuzirkendorf gehört heute zur Marktgemeinde Kirchenthumbach.

In vorchristlicher Zeit
Der weiße Brunnen war vielleicht schon in der vorchristlichen Zeit eine Kultstätte; dies ist jedenfalls nicht auszuschließen.
Joseph Köstler, der große Auerbacher Chronist, schreibt in seiner blumigen Sprache über die religiösen Gebräuche unsere Vorfahren: „Unsere Urahnen waren ja Kinder des Waldes und hatten ein tiefes Gefühl für die Natur, für die Gestirne, für Berg und Wald und Wasser. Ihre ganze Religion bestand im Naturdienst und gründete sich auf die Vorgänge und Veränderungen der Sonne, des Mondes, der Sterne, der Wolken und Winde. Die zwei Sonnenwendtage waren ihre Hauptfeste, die Mondphasen waren bestimmend für ihr Thun und Lassen, die Sternbilder verkündeten ihnen ihre Lebensschicksale. Schöne Haine waren ihre Gotteshäuser, sprudelnde Quellen und markante Felsen ihre Kultusstätten."

 

 

 

 

 

 

 

Eine solche Kultstätte
war z.B. der Rabenfels
im Auerbacher Bürgerwald.

"An solchen Stätten siedelte sich ein erfahrener alter Mann oder eine kluge alte Frau an, die für alle Lebenslagen Rat und Bescheid wußten, in die Zukunft schauen konnten und als Wahrsagerinnen, Sterndeuterinnen und Ärztinnen großes Ansehen genossen und reichlich beschenkt wurden. Sie waren nämlich in der Astronomie und Botanik wohl erfahren, kannten alle Heil- und Giftkräuter und brauten für alle Krankheiten des Leibes und der Seele ihre Zaubertränke. Sie arbeiteten auch mit Sympathiemitteln und wußten sich mit dem Schein eines fast überirdischen Wesens zu umgeben. Da sie mit Wodan und allen guten und bösen Geistern in Verbindung standen, nahmen sie auch die für die Geisterwelt bestimmten Opfergaben in Empfang. Das Volk nannte solche Frauen Alraunen oder Druiden, der christliche Missionär nannte sie aber später Hexen und Druden.
Eine solche Person mag auch am weißen Brunnen im tiefen Forst gehaust haben und das Wasser der Quelle als Heilmittel für verschiedene Gebrechen, besonders aber bei Augenleiden benützt haben. Am kräftigsten und wunderbarsten waren die Wirkungen des Wassers zur Zeit der großen Sternschnuppenfälle im Monat August. (Anm.: Perseidendurchgang) Weiß wie Milch floß es aus der Erde, so lange die Sterne vom Himmel fielen. Von weit und breit kamen dann Kranke und Gesunde zur Waldquelle, um Heilung zu finden oder um Geschäfte zu machen. Es entstand ein förmlicher Markt, auf dem man Tauschhandel trieb mit Vieh und landwirtschaftlichen Produkten und Geräten, mit Tongeschirr, Riemen und Seilen, Rechen, Schaufeln und Messern usw.. Daß an solchen Tagen viel Met getrunken und viele Würste, Honigkuchen und dergl. gegessen wurden, ist ganz zweifellos. Man konnte hier auch heidnische Opfergeschenke, Votivtafeln und andere Weihgeschenke erwerben, denn schon bei den Heiden bestand der Brauch, an Kultusstätten, Bäumen und Quellen Beweise der Dankbarkeit für wiedererlangte Gesundheit, Abwendung von Seuchen usw. niederzulegen oder aufzuhängen. Man sah an den Bäumen seltsame Figuren und Bildwerke aus Wachs oder Holz, welche geheilte menschliche Glieder darstellen sollten, und viele hölzerne Krücken von geheilten Gichtbrüchigen blieben an Ort und Stelle liegen.“ (8)

Christliche Zeit
Die fränkischen Eroberer, die wie schon gesagt Christen waren, könnten am Buzmanns solche Verhältnisse angetroffen haben. Köstler fährt fort: „Der christliche Missionär zerstörte aber keineswegs die Wallfahrt, sondern wandelte den Ort allmählich zu einer christlichen Gnadenstätte um. Behilflich war ihm dabei der derbe Buzmans, ein fränkischer Ritter, der sich nächst der Quelle angesiedelt hatte. Dieser Rittersmann schützte den Missionär, vertrieb die Alraunen und hielt die aufgeregten Bauern mit eiserner Faust im Zaum. Er bürdete ihnen harte Rodungsarbeiten und schwere Gülten auf und sorgte dafür, daß von seinen Hörigen einer nach dem anderen sich zur Quelle schlich und sich frei­willig taufen ließ. Der Ritter entlastete die getauften und belud die Widerspenstigen um so schwerer mit Abgaben und Fronarbeiten. Bald trollten auch diese zum weißen Brunnen und verlangten, um ihr Los erträglicher zu gestalten, die Taufe. In ihrem Inneren blieben die freilich noch viele Dezennien Heiden, aber äußerlich waren sie Christen und mehr verlangte vor der Hand weder der Ritter noch der Geistliche. Letz­terer gestaltete auch die Quelle, die nunmehr ein Taufbrunnen geworden war, mit größter Vorsicht zu einer christlichen Kultusstätte und zu einem christlichen Wall­fahrtsort um.
Nachdem die geheimnisvollen Sternschnuppen einen wesentlichen Anteil an der Heilkraft und dem Renommee der Quelle hatten, konnten sie auch bei der christlichen Wallfahrt nicht entbehrt werden. Man behielt deshalb den August als Haupt­festzeit bei, nannte aber die Sternschnuppen, welche bisher als Lichtquellen des Wodan galten, die feurigen Tränen des heiligen Laurentius, der am 10. August seinen Gedenktag hat. Diesem Heiligen zu Ehren erbaute man ein Kirch­lein, dessen Mauern auch den weißen Brunnen einschlossen. Die Kapelle bekam auch einen Priester ... “ (8) – die heutige Laurentiuskirche konnte wachsen.

Die Heilkraft und Wundertätigkeit des weißen Brunnens blieb auch in christlicher Zeit erhalten, wie mehrere im Altarraum der Kirche aufgehängte alte Votivtafeln zeigen. Wenn auch das "Ex Votto" falsch geschrieben ist - es muss "Ex Voto" heißen -, berichtet diese Tafel von 1739 doch von der Hilfe auf Fürsprache des hl. Laurentius, der links oben abgebildet ist. Das Augenpaar über der betenden Frau deutet darauf hin, dass es sich wohl um eine Heilung der Augen handelte, die der Anlass zur Stiftung dieses anrührenden Ölbildes war. (Das Lateinische "Ex Voto" bedeutet so viel wie "nach einem Gelübde", und bringt den Dank für erhaltene Hilfe zum Ausdruck.)
Votivbilder und Votivgaben findet man in allen Wallfahrtsorten, z.B. auch in der Gnadenkapelle Altötting und im Wallfahrtsmuseum Gößweinstein.

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verwendete nd weiterführende Quellen
Sie gelten für alle Artikel dieser Website im Zusammenhang mit Weißenbrunn und der Laurentiuskiche.

1 Hager, Georg, Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Band XI, S. 159 f
2 Böhm, Leonore, Leben und Sterben des hl. Laurentius, in der Neue Tag vom 20.08.1983
3 Looshorn, Johann, Die Geschichte des Bistums Bamberg, Band I, S. 411
4 Schnelbögl, Fritz, Auerbach in der Oberpfalz, Seite 301, 145
5 Monumeta Boica, Band XXV, verschiedene Seiten
6 Bauer, Heinrich, Geschichte der Stadt Pegnitz und des Pegnitzer Bezirkes, S. 72
7 Regesta Boica, Band XII, Seite 353
8 Köstler, Joseph, Bd. XXII der handgeschriebenen Chronik der  Stadt Auerbach, S. 97 ff
9 Looshorn, Johann, Die Geschichte des Bistums Bamberg, Band VI, S. 114
10 Lampl, Sixtus, Denkmäler in Bayern, Band III Oberpfalz, Seite 178
11 Graf, Alfred, Kloster Michelfeld erbaute die Laurentiuskirche, in der Neue Tag vom 10.08.1991
12 Realschematismus des Erzbistums Bamberg, Erster Band, Seite 205
13 Neumann, Bruno, Chronik des Ortes Zirkendorf, Skriptum von 1953 ohne Seitenzahlen

keltische Weise

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 11. August 2021

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