Pfarrei und Schule
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Die Pfarrei Hopfenohe

Hopfenohe (Ansicht um 1905) war rund ein Jahrtausend eine bedeutende Pfarrei, was sich auch darin ausdrückte, dass man nur von „Der Pfarr“ sprach, und jedermann wusste, dass damit eben Hopfenohe gemeint war. Zum Kirchsprengel Hopfenohe gehörten die Orte Hopfenohe, Eibenstock, Fronhof, Nunkas, Kaundorf, Sommerhau, Unter-, Ober- und Schloßfrankenohe, Kotzmanns, Portenreuth, Wolframs und Zeltenreuth; auch die Filialkirche Dornbach mit Beilenstein, Meilendorf, Pinzig, Rohrmühle und Zogenreuth zählte dazu.

Bis 1876 waren auch die Orte
der Filiale Haag, nämlich Bergfried,
Dörnlasmühle, Dorfgänlas
und Hammergänlas (Foto links)
sowie das Dorf Hebersreuth
nach Hopfenohe eingepfarrt.

Die Ursprünge dieser großen Pfarrei Hopfenohe reichen sehr weit zurück, wenn auch der Zeitpunkt der Erhebung zur „Pfarrei“ nicht genau feststellbar ist. Wohl schon im 9. Jahrhundert gab es im Ort eine Burg und darin bestimmt auch eine Kapelle mit einem „Burgkaplan“.
Um 1310 wurde die Pfarrei Hopfenohe durch Bischof Wulfing von Bamberg dem Kloster Michelfeld inkorporiert, welches ohnehin schon das Patronatsrecht hatte. Um diese Zeit wurde auch eine gotische Kirche erbaut, deren Patron zunächst der hl. Petrus, später die Apostelfürsten Peter und Paul waren.
Während der Reformationszeit war natürlich auch die Pfarrei Hopfenohe lutherisch und zeitweilig kalvinistisch. Die neue Religion wurde in der Oberpfalz offiziell zwar erst 1556 eingeführt, aber praktiziert wurde sie vielerorts und sicher auch schon in Hopfenohe einige Jahre früher.
Im November 1626 wurde der letzte kalvinische Pfarrer Heinrich Hirschdörfer nach immerhin 28 Dienstjahren in Hopfenohe abgesetzt. Seine Stelle übernahm der Auerbacher Kaplan Georg Martin Molitor, der neben der Pfarrei Hopfenohe auch die Filialkirchen in Dornbach und Haag übertragen bekam. Bei der Kirchenvisitation drei Jahre später zählte man in Hopfenohe 400 Kommunikanten, in Dornbach 165 und in Haag 150.

Ab 1720 erfolgte ein gründlicher Um- und Erweiterungsbau der Kirche durch den Auerbacher Maurermeister Georg Gradl.
Der Turm wurde erst Jahrzehnte später in Angriff genommen und 1793 fertig gestellt. In ihm hingen vier Glocken. Die große Glocke stammte von 1522 und wog 20 Zentner. Sie zersprang 1825 beim Trauergeläut für den verstorbenen König Max I. und wurde erst 1840 umgegossen; im nämlichen Jahr errichtete man auch einen neuen Glockenstuhl. Die zweite Glocke hieß „Elfuhrglocke“ und stammte wie die dritte oder „Zwölfuhrglocke“ aus dem Jahre 1712. Die Sterbglocke schließlich wurde erst 1827 gegossen.

Eine neue Turmuhr mit einem Durchmesser von 1,40 m wurde 1882 durch Wohltäter von einer Münchner Uhrenfabrik angeschafft.


... so schaut die Hopfenoher Kirche heute (2009) aus

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Namensregister der Pfarrei Hopfenohe von Josef Kiening

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Die Pfarrer von Hopfenohe

Der früheste namentlich bekannte Pfarrer von Hopfenohe ist 1308 Ebo von Paris. (nach 1, Seite 99) Während der Reformationszeit war auch Hopfenohe lutherisch bzw. kalvinisch. Letzter katholischer Pfarrer war Johann Schenker, der 1529 Hopfenohe verlassen musste. Erst ein knappes Jahrhundert später kam, wie schon gesagt, 1626 mit Georg Molitor wieder ein katholischer Pfarrer nach Hopfenohe. Er war erst im gleichen Jahr Kaplan in Auerbach unter Pfarrer Ulrich Faulmüller, dessen Bild im Chorraum der Spitalkirche hängt, geworden.
Wegen des großen Priestermangels zu Beginn des 17. Jahrhunderts war der Auerbacher Pfarrer Nikolaus Dorn 1634-43 zugleich Pfarrer in Hopfenohe, Thurndorf, Neuzirkendorf und Troschenreuth. Er war wohl sehr gelehrt und hatte in Rom studiert. 1638 berichtete Pfarrer Dorn an die Regierung nach Amberg: "In der Pfarrei Hopfenohe haben sie keinen eigenen Kelch, kein Ziborium ... und keine Paramente: kirche, Turm und Pfarrhaus sind sehr baufällig und müssen wenigstens neue Dächer bekommen ... Die Pfarrkinder kommen ganz und gar unfleißig an den Feiertagen zum Gottesdienst." (2)
Johann Friedrich Trettenbach aus Neuhaus an der Pegnitz war 1717 Pfarrverweser in Hopfenohe, bevor er 1722 Pfarrer in Auerbach wurde. Dort blieb er 50 Jahre bis zu seinem Tod; er hat im Priestergrab auf dem Auerbacher Friedhof seine letzte Ruhestätte.
Unter Pfarrer Johann Schmitt (reg. 1874-90) aus Ebermannstadt wurde 1875-77 der Pfarrhof in Hopfenohe (HNr. 1) völlig umgebaut und größtenteils erneuert.

Beim Abbruch der Nebengebäude stieß man auf gewaltige Fundamentreste, die zur alten Burg bzw. zum ehemaligen Schloss gehört hatten. (nach 3, Seite 129)

Georg Geißler war 1926 bis 1933 Pfarrer in Hopfenohe. Er war ein sehr mutiger Mann und trat gegen den aufkommenden Nationalsozialismus öffentlich von der Kanzel auf.

Dieser Eintrag in einem alten "Notizen-Buch der Schule Hopfenohe" (4) berichtet über Pfarrer Georg Geißler, seinem Kampf gegen den Nationalsozialismus und die Folgen für ihn: der streitbare Pfarrer wurde vier Wochen eingesperrt.

Der letzte Pfarrer in Hopfenohe war Johann Ritter.
Er versah die Stelle von Ende 1933
bis zur Auflösung der Pfarrei 1938.
Anschließend war er bis 1986
Pfarrer in Auerbach.

Kircheneinrichtung von Hopfenohe
nach Troschenreuth

Die barocken Holzschnitzereien an Hochaltar und Kanzel sowie die Statuen der Kirchenpatrone Petrus und Paulus fertigte um 1720 der Auerbacher Bildhauer Johann Michael Doser. Das Bild des „letzten Abendmahles“ für den Hochaltar stammte vom Auerbacher Maler Thomas Wild.


Die 1934 renovierte Kirche von Hopfenohe

1934 ließ der letzte Hopfenoher Pfarrer Johann Ritter (1938-1986 Stadtpfarrer in Auerbach) die Kirche gründlich renovieren. Er hoffte dadurch, die für die Erweiterung des Truppenübungsplatzes geplante Ablösung der Ortschaft zu umgehen. Aber auch die Renovierungsmaßnahme mit einem Kostenaufwand von ca. 38.000 Reichs­mark konnte das Aus für die uralte Gemeinde nicht verhindern. In seinem Pfarrbrief vom Mai 1963 schrieb Pfarrer Ritter zurückblickend u. a. über seine ehemalige Pfarrei Hopfenohe: „Es war für mich eine ideale Pfarrei, deren Gläubige nicht nur fast vollständig in die Kirche gingen, sondern auch kirchlich gesinnt waren und willig das Wort ihres Pfarrers hörten. ... Es war für mich eine der schwersten Stunden meines Lebens, als ich das Allerheiligste aus der Kirche in Dornbach und Hopfenohe entfernen mußte, die kurz vorher unter so großen Opfern und mit so großer Liebe der Leute erbaut worden war.“
Nach der Ablösung 1939 war die Kirche verschlossen, und bei besonderen Anlässen hielt Pfarrer Ritter noch bis etwa 1948 dort Gottesdienste ab. Kurz vor Kriegsende war die Kirche in Troschenreuth im April 1945 durch US-Artillerie in Brand geschossen und praktisch vollständig zerstört worden. Nach ihrem Wiederaufbau stellte das Erzbistum Bamberg im Einvernehmen mit Pfarrer Ritter die sakrale Inneneinrichtung der Peter und Paul Kirche von Hopfenohe den Troschenreuthern zur Verfügung.


Innenraum der Kirche von Hopfenohe heute (2009)


Immer wieder kommen Besuchergruppen
zur ehemaligen Kirche nach Hopfenohe.

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Die Hopfenoher Schule

Bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts gab es nur in den Klöstern und in einigen Städten Schulen, in Auerbach z.B. seit 1144 die berühmte „Lateinschule“. Erst unter Churfürst Ottheinrich (1556-59) wurden „deutsche Schulen“, auch auf dem Lande, eingeführt. Träger des Schulwesens waren damals die Pfarreien, Inspektoren die Pfarrer größerer Orte wie z.B. Auerbach. Um Kosten zu sparen, machten viele Pfarreien das Mesnerhaus zur Schule und ernannten den Mesner zum Lehrer; so war es auch in Hopfenohe.
Der erste Ortslehrer war 1556 Paulus Elber, „Custor des Gotteshauses“, also Küster oder Mesner. Sein Nachfolger Lorenz Hufnagel aus Schlicht versah den Schuldienst 1574-95. Er muss sehr vielseitig gewesen sein, denn es heißt, dass er Schulmeister, Kirchner, Totengraber und Schneider in einer Person war.
Bei einer Visitation 1596 - ein Hans Rosenbauer aus Auerbach war Schullehrer - wurde festgestellt, dass kein Unterricht stattfand, weil, wie sich bei genauerer Überprüfung ergab, der Lehrer weder lesen noch schreiben konnte! Dies war aber sicher kein Ausnahmefall in Hopfenohe.
Erst 1656 wurde das während des „Dreißigjährigen Krieges“ abgebrannte Mesner- bzw. Schulhaus wieder aufgebaut und mit einem einigermaßen geregelten Schulbetrieb begonnen. Dornbach wurde etwa um die gleiche Zeit (1645) schulmäßig abgetrennt und selbständig.
Das hölzerne Schulgebäude in Hopfenohe fiel bereits 1710 wieder den Flammen zum Opfer. Der Neubau hatte nur eine einzige Stube, die als Schulzimmer und Wohnung dienen musste.
Über eine Schulvisitation durch den Auerbacher Landrichter vom 12. März 1776 wissen wir, dass er „78 Köpf angetroffen“ und sich gewundert habe, wie „zuchtmäßig und aufmerksam“ diese Kinder ihr Können gezeigt hätten.

Joseph Köstler (1849-1925), selbst Lehrer, resümiert über die Hopfenoher Schulverhältnisse: „Seit Urzeiten war in Hopfenohe der schlechte Schulbesuch herkömmlich und blieb es bis ca. 1874. Dagegen flossen die freiwilligen Gaben sehr reichlich. Die Schlachtschüsseln brachten dem Lehrer im Winter eine Unzahl von Würsten und 2 bis 4 Zentner Fleisch ins Haus, im Sommer gab es andere Viktualien, besonders zahlreich aber die schmalzgebackenen Kirchweihnudeln oder Küchlein. ... 1904/06 wurde das Schulhaus umgebaut, um die im ganzen Hause herrschende Feuchtigkeit zu beseitigen, die leidlichen Wohnverhältnisse zu verbessern und eine bessere Beleuchtung des Schulzimmers zu schaffen. Es wurden die Viehställe aus dem Hause entfernt ...  .“ (5, Band  XXV, Seite 78)

Erst als 1886 auch in Unterfrankenohe eine eigene Schule eröffnet wurde, sank die Schülerzahl von ca. 130 auf etwa 55.

Das Aus auch für die Schule in Hopfenohe

Wie die Pfarrei so wurde auch die Schule in Hopfenohe im Zuge der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr aufgelöst. Dies ist der letzte Eintrag im "Notizen-Buch der Schule Hopfenohe". (4)

verwendete Quellen

1 Kugler, Hans-Jürgen, Hopfenohe – Geschichte einer Pfarrgemeinde, Auerbach 1997
2 Staatsarchiv Amberg, F 13 Nr. 65
3 Griesbach, Eckehart, Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Geschichte einer Landschaft, Behringersdorf 1985
4 Notizen-Buch der Schule Hopfenohe
5 Köstler, Josef, Chronik der Stadt Auerbach, 27 handgeschriebene Bände, geschrieben etwa 1905 bis 1925

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 22. September 2012

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Disselhoff, August (1829-1903)
Nun ade, du mein lieb Heimatland

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