Pfarrhof
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Der Pfarrhof
in Auerbach

Die Geschichte des Auerbacher Pfarrhofes ist sehr eng mit der der Pfarrei verbunden, denn wie zu einer Pfarrei eine Kirche und ein Pfarrer gehören, so gehört zu einer Pfarrei auch ein Pfarrhof oder Pfarrhaus.

Unmittelbar
neben der Kirche,
gleichsam in ihrem Schatten
und zu Füßen
des mächtigen Turmes
steht seit Jahrhunderten
der Auerbacher Pfarrhof.

Bischof Egilbert von Bamberg verlegte im Jahre 1144 auf Bitten des Abtes Adalbert den Markt vom Kloster Michelfeld weg in das Dorf Urbach; die nötige Zustimmung dazu hatten König Konrad und Graf Gebhard von Sulzbach gegeben. Zugleich mit dieser Marktverlegung, die auch die Umsiedelung der meisten damaligen Michelfel­der bedeutete, erfolgte vor 860 Jah­ren die Erhebung Auerbachs zur selbständigen Pfarrei. Bisher waren die Gläubigen von der Pfarrei Velden aus seelsorgerisch be­treut worden.
Die erste Kirche der neuen Pfarrei Auerbach war aus Holz gebaut, dem hl. Apostel Jakobus geweiht, und stand an der Stelle des heutigen Gotteshauses. Ganz bestimmt wurde unmittelbar daneben, also auf dem Platz des heutigen Pfarrhofes, für den ersten Pfarrer ein Wohngebäude errichtet. Über diesen ersten Auerbacher Pfarrhof und seinen Hausherren ist uns nichts überlie­fert.
Zugleich mit der Markterhebung wurde in Auerbach auch eine Schule eingerichtet, die sog. „Lateinschule“. Sie war von Anfang an im später so genannten „Metzschulhaus“ unmittelbar neben dem Pfarrhof untergebracht.

Das älteste Schulhaus
von Auerbach
gehört seit 1944
der Kirchenstiftung.

In dieser Lateinschule wurden Knaben vor allem musisch ausgebildet, um bei den zahlrei­chen Gottesdiensten die feierliche Umrahmung gestalten zu können. Die lateinische Sprache wurde gelehrt, um die Gesänge in dieser Sprache vortragen zu können. Der jeweilige Schulmeister oder „rector scholae“ war als Laie bis zur Reformation  zum Zölibat verpflichtet. Er schlief in einer Kammer im Pfarrhof, und wurde hier auch ver­pflegt. Wenn der Schulmeister beim Läuten des „Sperrglöckleins“ noch nicht in den Pfarrhof zurückgekehrt war, musste er außerhalb nächtigen; das Sperrglöcklein ertönte um 21 bzw. im Sommer um 22 Uhr vom Kirchturm. Zu dieser Zeit wurden auch die Stadttore geschlossen.
Als dann wohl im Jahre 1314 König Ludwig den Markt Auerbach zur Stadt erhob, schämten sich die Bürger ihrer Holzkirche und ersetzten sie durch eine steinerne. Ob damals unter Pfar­rer Hermann von Hartenstein auch der Pfarrhof baulich verändert wurde, konnte nicht in Erfah­rung gebracht werden, es ist jedoch anzunehmen.
Aus dem 15. Jahrhundert ist überliefert, dass Pfarrer Konrad Diemar 1412 im Pfarrhof ein schönes, aufwändiges Haus aus Stein gebaut und das Grundstück mit einer Mauer umgeben ha­be. In besagtem Haus habe er auch eine Bücherei, vor allem mit den Bänden der Hl. Schrift ausgestattet, einrichten lassen. Doch den schönen Pfarrhof zerstörten bald darauf die Hussiten, als sie an Lichtmess des Jahres 1430 die Stadt einnahmen und nahezu vollständig verwüsteten. Der Pfarrhof wurde in den folgen­den Jahren wie die übrigen Gebäude der Stadt unter großen Opfern der Bevölkerung wieder neu aufgebaut.
Aus dem Jahre 1591 (14. Juli) datiert ein Vertrag zwischen dem Rat der Stadt und dem Richter von Michelfeld, in dem festgelegt wurde, dass die Mauer, welche bisher auch den Stadel des Pfarrers mit umschloss, weiter gegen den Pfarrhof hineingerückt werden solle, damit die Straße verbreitert werden konnte. Für diese Genehmigung erhielt der Klosterrichter zwar 10 Gulden, musste aber seinerseits die neue Mauer errichten lassen und unterhalten, und, wie es damals hieß, „das heimliche Gemach“ der angrenzenden „Schule mit Röhren und Gewölben auf seine Kosten machen“; im Klartext heißt dies: Er musste eine Toilettenanlage für diese Schule bauen.
Der alte Pfarrhof aus der Zeit nach den Hussitenkriegen war im Verlaufe der Jahr­zehnte in einen schlechten baulichen Zustand geraten, denn bereits in der protestan­tischen und kalvini­stischen Zeit Auerbachs im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert beklagten sich die Pfarrer immer wieder über die misslichen Wohnverhältnisse. Auch die häufigen Reparaturen und Ausbesserungsarbeiten konnten dem nicht abhelfen.
Unter Stadtpfarrer Joseph Gabriel Neumüller (1799-1836 in Auerbach), einem gebür­tigen Auerbacher, gewann die Idee eines Neubaues zumindest planerische Gestalt. Doch erst sein Nachfolger Joseph Mader (1837-1872 hier) konnte ans Bauen gehen. Er selbst wohnte bei sei­nem Amtsantritt am 11. November 1837 im sog. „Sonnenburgschen Haus“ Nr. 65, heute Pfarr­straße 6.

Dieser Ausschnitt
aus einer Karte (um 1900)
zeigt vom Kirchplatz
aus gesehen das
"Sonnenburgsche Haus",
in dem 1842-1904
das Landgericht
untergebracht war.
Vielen ist dieses Haus
als Mädchenschule
bekannt. Bis 1951
wurde hier unterrichtet.
Im Vordergrund das alte Kriegerdenkmal.

Da aber auch dieses Gebäude durch den Brand vom 26. Juni 1838 unbewohnbar ge­worden war, logierte der Pfarrer danach übergangsweise im Haus Nr. 227 (heute Oberer Marktplatz 3). Im Pfarrhof „hausten“ seit dieser Feuersbrunst vier abgebrannte Famili­en, darunter der Weber Georg Neubig von Haus 57 gegenüber. Dessen Sohn, Johannes Neubig, schrieb in der alten Regi­stra­tur des Pfarrhofs 1839 Jahren mit, wie er selbst sich ausdrückt, „versengten Händen“ die erste ge­druckte Chronik der Stadt Auerbach.
Nach dreijähriger Bauzeit konnte Pfarrer Mader am 15. November 1845 endlich den von Baumeister Schwemmer errichteten neuen Pfarrhof beziehen. Eine grundlegende Nutzungsän­derung war dabei vollzogen worden, denn entlang der Pfarrstraße, wo bisher die Ökonomie­gebäude standen, war jetzt das Wohnhaus erbaut worden; die Landwirtschaft dagegen wurde in den zum Kirchplatz zeigenden Bereich verlegt.
Außer kleineren Umbaumaßnahmen wurde bis herauf in unsere Zeit zumindest am Äußeren des vor über eineinhalb Jahrhunderten errichteten Pfarrhofes nichts verändert.

Als der im Oktober 1986 verstorbene Stadtpfarrer Johann Ritter am 1. November 1938 die Pfarrei erhielt, ließ er noch von Hopfenohe aus eine Kohlenheizung einbauen. Bis dahin wurden in den zahlreichen Ka­chelöfen und Herden des Pfarrhofs jährlich etwa 100 Ster Holz verschürt.

In den folgenden Jahren wurden unter anderem Fenster und Türen erneuert, sowie die sanitären Einrichtungen auf modernen Stand gebracht.
Aus alter Zeit stammt bestimmt noch der tiefe Felsenkeller unter dem Pfarrhof, der direkt in den Sandstein gehauen ist. Er diente sicher oftmals als Zufluchtsort und Versteck, wenn krie­gerische Horden die Stadt überfielen. Während des II. Weltkrie­ges brachte Pfarrer Ritter dort die kostbaren liturgischen Geräte und Gewänder in Kisten verpackt in Sicherheit.
Da Pfarrer Johann Ritter - 1938-86 in Auerbach - privat ein sehr bescheidener und genügsamer Mensch war, wurde in seinen letzten Lebensjahren nur mehr das äußerst Notwendige im Pfarrhof gemacht. Das wirkte sich nicht gut auf den Gebäudezustand aus.

Als Pater P. Wladyslaw Dymny, CR,
am 1. November 1986
Pfarradministrator von Auerbach wurde,
musste er auch die dringend notwendig gewordene
Erneuerung des Pfarrhofes in Angriff nehmen. 

Nach einer längeren Bauphase konnte der Pfarrhof dann 1989 wieder bezogen werden.

So spannt sich der Bogen vom ersten Pfarrhaus auf diesem Platz aus dem Jahre 1144 bis herauf zum 1989 gründlich umgestalteten Pfarrhof und bis heute.
Gebe Gott, dass dieses älteste Auerbacher Anwesen, welches seit über acht Jahrhunderten den gleichen Besitzer hat, nämlich die Kirche, auch in Zukunft bestehen bleibe zum Wohle seiner Bewohner und zum Segen für die ganze Pfarrgemeinde.


Auch von der Gartenseite her
bietet der 1989 renovierte Pfarrhof
einen schönen Anblick.

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 17. November 2009

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