Heiligenwald
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Der Heiligenwald

liegt im Truppenübungsplatz Grafenwöhr südöstlich der Dorfstelle Bernreuth am nördlichen Rand eines ausgedehnten Waldgebietes, das sich bis nach Altenweiher und Heringnohe in den Vilsecker Raum erstreckt.

Das Waldstück, auch Heiligenholz genannt, gehörte ursprünglich zum Rittergut Bernruit (heute Bernreuth), das wohl im 7./8. Jahrhundert entstand und den ersten Teil seines Namens nach einem fränkischen Ritter Beringar oder Bernger hat, der hier für eine erste kleine Ansiedlung Rodungsarbeiten durchführte. (-riute, die altdeutsche Form von -reuth bedeutet Land, das durch riuten, d.h. ausreuten besiedelbar gemacht wurde.) Ob der Ortsgründer den Markgrafen des Nordgaus oder den Grafen von Sulzbach unterstand ist nicht bekannt.
Bernreuth kam wie Auerbach, Ebersberg, Hopfenohe und viele andere Orte der Gegend 1009 durch Kaiser Heinrich II. (reg. 1004-1024) an das Hochstift Bamberg.

König Heinrich,
ab 1014 auch Kaiser
des Heiligen Römischen Reichs,
stiftete am 1. November 1007
das Bistum Bamberg.
Zusammen mit seiner Gemahlin,
der hl. Kunigunde,
ist er im Dom zu Bamberg
in einem Hochgrab (Foto)
bestattetet.
Auch in der
Auerbacher Pfarrkirche
St. Johannes Baptista
haben die beiden
Bistumspatrone
einen Ehrenplatz.
Ihre mächtigen
Holzstatuen stehen
links und rechts
beim Übergang vom
Kirchenschiff
in den Chorraum.
Sie sind Werke
des einheimischen
Barockkünstlers
Johann Michael Doser.

Als der Bamberger Bischof Otto der Heilige 1119 das Kloster Michelfeld gründete und den Benediktinern übergab, vermachte er auch Perhartsruit (Bernreuth) seiner neuen Stiftung.

Konrad Bogner stiftet 1319 den Heiligenwald 
Unter Ritter Bertholdus de Pernreuth begann ab 1319 der Verkauf der Bernreuther Höfe an reiche und vornehme Bürger der Stadt Auerbach, oder an Hammerherrn der Gegend, u. a. an die Familien Stromer und Pogner.
Die
Pogner (auch Bogner geschrieben) besaßen u. a. den Hammer Fischstein und waren durch Waffenfabrikation und Verkauf von Schmiedeprodukten zu großem Vermögen und hohem Ansehen gekommen. Einen Teil seines Reichtums, und zwar die Höfe unterm Bühl in Bernreuth, verwendete Konrad Pogner 1319 mit Zustimmung seiner "bona matrona" (Gattin Kunigunde Pogner) zur Stiftung eines Frühmessbenefiziums in Auerbach. "Diese beiden (Anwesen) lagen unter dem Bühl (Anm.: altertümliche Bezeichnung für einen Hügel) und waren zehentfrei, hatten jedoch die Pflicht zur Forstaufsicht. ... An Himmelfahrt (Corpus Christi) mußten sie die Maien (Birken) nahezu unentgeltlich zur Pfarrkirche fahren." (1, Seite 94) Die genannte Forstaufsicht bezog sich auf den "Heiligenwald", den Pogner im nämlichen Jahr 1319 der Kirchenstiftung Auerbach vermachte.

Zur Erinnerung
an das Geschlecht des
Konrad Pogner (Bogner),
ist eine Straße
im Westen der Stadt
Auerbach benannt.
Sie beginnt bei der
"Lauberkapelle".
Dieses kleine Kirchlein
wurde wohl um 1720 gebaut.
Stifter war der Kaufmann
Johannes Niller. (Haus Nr. 225)
Nach 1846 hieß es auch
"Schlotfegerkapelle",
weil in diesem Jahr
der Kaminkehrer Joseph Weiß
das benachbarte Anwesen Nr. 94
(jetzt Neuhauser Str. 18)
erworben hatte.
Dessen heutige Eigentümer
Stangl bzw. Eckert
pflegen die Kapelle
liebevoll.

Im Volksmund heißt das gesamte Wohngebiet zwischen Stadtweiher, Neuhauser Straße und B 85 auch "Bognersiedlung".

Diese Aufnahme vom Kirchturm aus zeigt die Bogner-Siedlung um 1940. Unter dem Begriff "Bayerische Ostmark" wurden nach dem 1. Weltkrieg (1914-1918) die heutigen Regierungsbezirke Oberpfalz, Oberfranken und Niederbayern zusammengefasst.

Bei Erdarbeiten wurden und werden im Bereich der Bognersiedlung  heute immer noch oft Sinterhalden und Eisenschlacken gefunden, was auf den alten Hammer "apud Awerpach malleum Pognarii" (4, Seite 83) hinweist.

Über 600 Jahre war der Heiligenwald oder Kirchenwald nun im Eigentum der Pfarrei St. Johannes der Täufer in Auerbach. Die rund 157 Tagwerk waren ein großer und wie es schien krisenfester, ewiger Besitz der Kirche.

Die alte Auerbacher Straße
Bis zur Erweiterung des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr führte die Reichstraße 85 (heute B 85 auf neuer Trasse) von Kirchenthumbach über Kotzmanns, Hammergänlas, Haag, Altneuhaus nach Schlicht und von dort weiter nach Hahnbach und Amberg. Von Auerbach aus kam man z.B. über Dornbach, Hopfenohe und Oberfrankenohe nach Kotzmanns und dort auf die Reichsstraße 85.
Eine kürzere Verbindung nach Schlicht/Vilseck/Amberg war die "alte Auerbacher Straße" über Bernreuth, durch den Heiligenwald, vorbei am Straßweiher und an der Haager Tafel, durch Altenweiher und Heringnohe.

Die "alte Auerbacher Straße" führte auch vorbei am "Bildbaum" (Foto Juni 2009). Dieses sicher schon uralte Zeichen der früher stärker ausgeprägten Volksfrömmigkeit wurde vor etwa drei Jahrzehnten vom  zuständigen Bundesforstamt wieder instand gesetzt.

Ablösung des Heiligenwaldes 1938
Johann Ritter, seit 1933 Pfarrer in Hopfenohe, wurde mit Wirkung vom 1. November 1938 neuer Pfarrer in Auerbach, da seine bisherige Stelle im Zuge der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr aufgelöst und der Ort abgelöst wurde. Anlässlich seines Rückblicks auf 25 Jahre Wirken in Auerbach schrieb Ritter 1963 in einem Brief an seine Gemeinde:

„Kommt ein Pfarrer
in eine neue Pfarrei, so heißt es,
er soll erst 1 Jahr zuschauen,
um die Verhältnisse kennen zu lernen.
Ich habe mich daran nicht gehalten,
einmal weil ich durch die 
Nähe von Hopfenohe
schon einen Einblick hatte und dann,
weil die außerordentliche Zeitlage
ein sofortiges Handeln erforderte.
Zwei Tatsachen lagen vor:
Die Pfarrkirche mußte
dringend renoviert werden.
Die Kirchenstiftung mußte
infolge der Exerzierplatzerweiterung
den großen Stiftungswald in Bernreuth
mit über 150 Tagwerk (genau 157)
abtreten und bekam dafür 120.000 Mark.

Die nüchterne Überlegung sagte, verwende doch das Geld für die Pfarrkirche. Eine der ersten Tätigkeiten war die Einberufung der Kirchenerwaltung, die gleich damit einverstanden war, die Arbeiten durchzuführen. Noch in Hopfenohe machte ich die Eingaben an die Behörden, setzte mich mit den Geschäftsleuten in Verbindung.
Das Erste war der Einbau der Kirchenheizung. Die älteste deutsche Heizungsfirma, Mahr in Aachen, erhielt den Auftrag. Die von ihr eingebaute Luftheizung hat sich in den 24 Jahren gut bewährt. Im letzten so strengen Winter war die Kirche immer so erwärmt, dass die Gläubigen nicht zu frieren brauchten. Auch der Unterhalt ist nicht zu teuer. Damals wurde mir erzählt: Es sagte eine Frau, der neue Pfarrer muß doch alles anders machen. Jetzt läßt er sogar die Kirche heizen, hat man denn schon so was gehört? Ein Jahr später sagte dieselbe Frau: Der neue Pfarrer hat doch recht, wie froh ist man, dass man in der Kirche nicht zu frieren braucht. Man sieht daraus, man darf sich durch die Kritik nicht beirren lassen.
Nach der Heizung wurde das elektrische Läutwerk eingerichtet. Was war das Läuten im Turm für eine umständliche Sache! In der Gegenwart wäre es unmöglich, die nötigen Leute beizubringen.

Im Sommer folgte
die eigentliche Kirchenrestaurierung.
Sämtliche 10 Altäre,
wie Kanzel (Foto)
und Orgel wurden neu vergoldet
und so gut, daß jetzt nach 24 Jahren
diese Vergoldung noch gut erhalten ist.
Neue Stühle wurden angeschafft.
Die alten Kirchenbänke,
die über 200 Jahre alt waren,
in denen man weder recht knien,
noch sitzen konnte,
wurden durch die neuen,
bequemen ersetzt.
Auch ein neues Pflaster
kam in die Kirche hinein.

Der alte Kreuzweg war zwar künstlerisch recht wertvoll, doch er paßte in seinem Stil in die neu renovierte Kirche nicht mehr hinein. Darum wurde auch ein neuer Kreuzweg angebracht, von einem Bamberger Maler in würdiger Form hergestellt.
Die Mittel zu all diesen Arbeiten kamen aus dem Erlös des Stiftungswaldes. Damals konnte man voraussehen, daß die politische Lage früher oder später zum Kriege führt, darum drängte der Pfarrer auf beschleunigte Durchführung all der Arbeiten.
Wir sprechen im religiösen Leben von Gnadenzeiten. Es ist so, nützt man im Leben eine bestimmte Zeit nicht aus, dann ist sie unwiderruflich verloren, sie kehrt nicht wieder. Auch im weltlichen Bereich ist es so. Wäre damals die Restaurierung der Kirche nicht sofort durchgeführt worden, im Krieg wäre sie unmöglich gewesen, das Geld wäre der Entwertung zum Opfer gefallen. Das dritte Reich hatte ein Gesetz erlassen, daß die Kirche weder Grundstücke noch Häuser kaufen darf. Die Kirchenstiftung hatte ein Haus günstig gekauft, der Kaufvertrag wurde für ungültig erklärt. Wäre das Geld des Stiftungswaldes nicht zum Großteil für die Restaurierung verwendet worden, so wäre der Erlös bis auf einen kleinen Teil der Entwertung zum Opfer gefallen.“ (5, Seite 2f)

So wurde durch die Weitsicht
von Pfarrer Ritter (+ 1986)
und seiner Kirchenverwaltung der Wunsch
und Wille des Konrad Pogner, der 1319
den Heiligenwald gestiftet hatte, erfüllt:
über sechs Jahrhunderte danach erfolgte
mit dem Geld aus der Ablösung
des wertvollen Kirchengutes
eine gründliche Renovierung und Sanierung
der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer.

verwendete Quellen

1 Griesbach, Eckehart, Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Geschichte einer Landschaft, Behringersdorf 1985
2

Kugler, Hans-Jürgen, Hopfenohe – Geschichte einer Pfarrgemeinde, Auerbach 1997; auch als CD erhältlich

3 Kugler, Hans-Jürgen, Nitzlbuch/Bernreuth, Auerbach 2000; auch als CD erhältlich
4 Schnelbögl, Fritz, Auerbach in der Oberpfalz, Auerbach 1976
5 Ritter, Johann, Pfarrbrief der kath. Gemeinde St. Johannes der Täufer, Auerbach, Mai 1963

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When the saints go marching in (Spiritual)
(u. a. Louis Armstrong, Golden Gate Quartet)

letzte Bearbeitung dieses Artikels am 18. November 2009

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Für Anregungen, Ergänzungen usw.
bin ich sehr dankbar.
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