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Wie
schon seit Jahrhunderten
bieten auch heute noch
in Auerbach
einheimische
und fremde Fieranten
an den Markttagen
den Kunden
ihre Waren an.
(Foto 3. Juni 2007) |
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Markt
ein altes Auerbacher Recht
Das
Recht, zu bestimmten Zeiten einen Markttag oder gar mehrere hintereinander
abzuhalten, war im Mittelalter beileibe nicht jeder Ortschaft gestattet, auch
wenn sie vielleicht genügend landwirtschaftliche Produkte zum feilbieten gehabt
hätte. Erst wenn der jeweilige Landesherr, oft war es der König oder Kaiser
selber, einer Gemeinde das Privileg erteilte, durfte sie einen Markt
auszurichten: die Marktgemeinde oder kurz der Markt war entstanden.
Viele dieser Märkte wurden irgendwann dann – wieder durch herrschaftliche
Gunst – zur Stadt mit eigenen „Stadtrechten“ erhoben. Zu diesen gehörte
z.B. das Recht, nach eigenen Handelsgewohnheiten Handelsmärkte einzurichten
(Marktrecht), eigene Münzen zu prägen (Münzrecht), Zölle auf Handelswaren zu
erheben (Zollrecht), ein eigenes Rathaus zu bauen und die Stadt mit starken
Mauern zu befestigen.
In den mittelalterlichen Städten bildete der Marktplatz den Mittelpunkt.
Unmittelbar am Marktplatz lag auch das Rathaus. Eine Fahne am Rathaus oder am
Stadtturm (in Auerbach am Kirchturm) verkündete,
dass Markttag ist. An einem solchen kamen nicht nur die Bewohner aus der eigenen
Stadt, sondern auch Bauern, Handwerker, Händler und vor allem auch Käufer aus
nah und fern in die Stadt. Alles zum Leben Notwendige wurde gehandelt.
Märkte
haben eine lange und große Tradition in Auerbach - wenn heute auch nicht mehr
die Bedeutung wie in den vergangenen Jahrhunderten.
Gründung des Klosters Michelfeld 1119
Das
wichtigste Ereignis für die Geschichte und die Entwicklung des ganzen Raumes
war wohl zweifellos die Gründung des Benediktinerklosters Michelfeld
im Jahre 1119 durch den Bamberger Bischof Otto I. den Heiligen.
In der Gründungsurkunde vom 6. Mai 1119 werden u. a. fast alle Orte der
Umgebung aufgeführt, die dem neuen Kloster übereignet wurden: Michelfeld,
Nasnitz, Weidlwang, Auerbach,
Beilenstein, Welluck, Nitzlbuch,
Ebersberg, Bernreuth, Nunkas, Hopfenohe,
Frankenohe, Alt- und Neuzirkendorf, Ortlesbrunn,
Hagenohe, Göttersdorf und Steinamwasser,
um nur einige davon zu nennen. Auerbach heißt in besagter Urkunde „Vrbach“
(gesprochen „Urbach“): der Bach an dem der Ur
oder Auerochs hauste.
Für Auerbach sollte die Klostergründung eine ganz besonders große Bedeutung
bekommen.
Abt
Adalbert I.
Der erste, vom Klostergründer Otto 1119 eingesetzte
Abt war Imbriko. Er starb schon 1121. Die Mönche wählten nun nach der Regel
des hl. Benedikt den Hartung zu seinem Nachfolger. Otto war darüber enttäuscht
und verärgert, setzte Hartung 1134 schließlich ab und übte bis zu seinem Tod
am 30. Juni 1139 selbst das Amt des Michelfelder Abtes aus.
Erst unter dem Nachfolger Ottos auf dem Bischofsstuhl von Bamberg, Egilbert
(1139-1146), konnten die Auseinandersetzungen um die Besetzung der Abtstelle im
Kloster Michelfeld beendet werden. Der Konvent wählte den Prior Adalbert aus
dem Kloster der hl. Paulina in Thüringen (Paulinzella) zu seinem neuen Abt.
Nach langem Zögern und letztlich erst auf den persönlichen Einsatz des
Erzbischofs von Mainz hin ließ sich Adalbert 1140 überreden und überzeugen,
die auf ihn getroffene Wahl anzunehmen. Bischof Egilbert überhäufte ihn in der
folgenden Zeit mit Beweisen seiner Gunst, und so konnten sich unter Abt Adalbert
I. (1140-1155) die Vermögensverhältnisse des Klosters Michelfeld erheblich
verbessern und festigen.
Markttreiben
in Michelfeld
Das Dorf Michelfeld war in dieser Zeit viel bedeutender und bekannter als
sämtliche Orte der Umgebung, hatte es doch das Kloster und schon eine selbständige
Pfarrei. So blieb es nicht aus, dass viele Leute zu den Gottesdiensten vor allem
an den Sonn- und Feiertagen kamen. Dies wiederum hatte zur Folge, dass sich
rings um das Kloster Handwerker, Wirte, Händler usw. niederließen: ein reges
Geschäfts- und Markttreiben war entstanden.
Abt Adalbert war wohl ein sehr frommer Mann, der durch diese Geschäftigkeit die
Ruhe und Beschaulichkeit, ja sogar die klösterliche Zucht und Ordnung bedroht wähnte.
In der Tat scheint ganz schön was los gewesen zu sein, denn die Kunde davon war
bis nach Rom gedrungen. So verbot Papst Cölestin II. (1143-1144) in einer Bulle
vom 29. Februar 1144 „innerhalb der Klostermauern Reigentänze und weltlichen
Lärm“. Abt Adalbert trat schließlich mit einer für Michelfeld und Auerbach
folgenschweren Bitte an seinen Gönner, den Bamberger Bischof Egilbert heran.
Auerbach
wird 1144 Markt
Seine
Bitte war nicht umsonst: 1144 verlegte Egilbert mit Zustimmung des römischen Königs
Konrad III. und des zuständigen Schutzvogts, des Grafen Gebhardt II. von
Sulzbach, den Markt von Michelfeld nach Auerbach. In der entsprechenden Urkunde,
die u. a. von einem Syboto de Steinige Wasser (d.h. Syboto von Steinamwasser)
unterschrieben ist, heißt es: „... Forum in villam Vrbach, transtulimus.“
(„... haben wir den Markt auf das Dorf Auerbach übertragen.“) Auf eine
solch genaue Urkunde können nur ganz wenige Orte ihr Marktrecht oder wie es früher
auch hieß ihre „Marktgerechtigkeit“ zurückführen.
Zu gleicher Zeit (1144) wurde Auerbach auch von der Pfarrei Velden abgetrennt
und zur selbständigen Pfarrei erhoben. In der Übersetzung
o. a. Urkunde heißt es dazu: „Damit aber dieser Platz durch göttliche und
menschliche Handlungen gemehrt werde und wachse, haben wir die dortige Kirche,
die auf Kosten und durch die Arbeit der Klosterbrüder errichtet wurde, zu Ehren
des hl. Apostels Jakobus geweiht, ihr die Freiheit und die rechtliche Unabhängigkeit
von der Pfarrei Velden ... geschenkt, ... und haben das für ewig bestätigt.“
(„... et in perpetuum confirmavimus.“)
Jahrmärkte
In alten Zeiten wurden die Jahrmärkte meist am Namensfest des Kirchenpatrons
oder am Jahrestag der Kirchenweihe abgehalten, weshalb sie auch „Kirchwei“
oder „Kirwa“ hießen; noch heute spricht man ja von der „Stodkirwa“.
Der älteste und traditionsreichste Jahrmarktstag in Auerbach ist deshalb der
„Jakobimarkt“, der früher am 25. Juli abgehalten wurde. (Der hl. Jakobus
war der Patron der 1. Kirche in Auerbach.) Im Jahre 1818 wurde er auf den 2.
Adventssonntag verlegt, weil er zu nahe am Johannimarkt war. Letzterer, auch „Kanneskirwa“
genannt, stammt wohl aus der Zeit um die Stadterhebung 1314, und fand ursprünglich
am Feste des hl Johannes des Täufers (24. Juni; Johannes der Täufer wurde nach
der Stadterhebung 1314 neuer Patron der Pfarrkirche) statt. Ihm entspricht heute
der Markttag am 2. Samstag bzw. Sonntag im Juni.
Für die weitere Entwicklung Auerbachs wichtig ist auch die in dieser Zeit
erfolgte Übertragung des Marktrechts von Hopfenohe (etwa 5 km östlich von
Auerbach gelegen, bei der Erweiterung des Truppenübungsplatzes
1938/39 aufgelöst). Dieser Hopfenoher Markt soll alter Überlieferung zufolge
noch größer und bedeutender als der Michelfelder gewesen sein.
Das Auerbacher Marktrecht besitzt also zwei Wurzeln, was ebenfalls sehr selten
anzutreffen ist.
Auerbach
unter Kaiser Karl IV.
Schon
wenige Jahrzehnte nach der Erhebung zur Stadt (1314) durch König Ludwig den
Bayern kam Auerbach im Jahre 1353 an Kaiser Karl IV. und damit zu Böhmen. Das
später als „Neuböhmen“ bezeichnete Gebiet umfasste einen großen Teil der
nördlichen Oberpfalz u. a. mit den Ämtern Hartenstein, Velden, Neidstein und
Auerbach. Hauptstadt dieses Territoriums war zunächst Sulzbach.
Doch auch Auerbach stattete Karl reich aus: die Stadt erhielt in diesen Jahren
nicht weniger als neun wichtige Privilegien. So legte der Kaiser z.B. in einer
Urkunde, gegeben zu Sulzbach am Mittwoch nach Dreifaltigkeit, dem 11. Juni 1354,
fest, dass niemand innerhalb einer Meile Weges von Auerbach Gasthäuser oder
Geschäfte betreiben dürfe, die dem Markte hier schädlich sein könnten. Eine
Meile waren damals ca. 7,5 km; tatsächlich findet man im Umkreis dieser Distanz
rund um Auerbach keine Märkte bzw. Städte, wohl aber ziemlich genau an der Grenze dieser
Bannmeile Neuhaus, Pegnitz, Kirchenthumbach und Vilseck.
Auch das äußerst wichtige Recht, Waren zollfrei von und nach Nürnberg zu
bringen, erhielt Auerbach von Kaiser Karl IV. (Urkunde vom 25. November 1366)
Kaiser Karl ließ in Auerbach ein Schloss errichten
und weilte mehrmals hier.
Ab dem Jahre 1373 war Auerbach sogar die Hauptstadt Neuböhmens mit einem
eigenen Landgericht.
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Auf dem oberen Marktplatz zur Kirche hin
stand viele Jahrhunderte die "alte Stadtschreiberei", das erste
Rathaus der Stadt.
Ebenerdig zum Marktplatz hin war die Stadtwaage untergebracht, eine nicht
nur an Markttagen wichtige Einrichtung für die Bewohner der Stadt und des
gesamten Umlandes. |
Der
Auerbacher Wochenmarkt
Am 29.
September 1374 stiftete Kaiser Karl dann auch einen Wochenmarkt. Der Text dieser
Urkunde, die, leider ohne Siegel, im Stadtarchiv Auerbach aufbewahrt wird,
lautet in Auszügen (transscibiert): „Wir, Karl, von Gottes Gnaden Römischer
Kaiser, zu allen Zeiten Wahrer des Reichs, und König zu Böhmen bekennen und
tun kund öffentlich mit diesem Brief allen, ...daß wir ...unserer Stadt zu
Auerbach (Aurbach), dem Bürgermeister, dem Rate, den Bürgern und Innwohnern
der gesamten Stadt, diese besondere Gnade getan haben, ...und daß alle in den
Gebieten zu Auerbach, zu Thurndorf und zu Pegnitz Ansässigen, welche Korn und
Getreide verkaufen wollen, dasselbe in die genannte unsere Stadt zu Auerbach
bringen sollen, woselbst ein Wochenmarkt in jeglicher Wochen montags gehalten
werden solle.“
Diesen Wochenmarkt verlegte der pfälzische Viztum am 5. Mai 1516 auf Samstag
und bestimmte, dass dabei für 3 oder 4 Stunden ein Fähnlein oder anderes Mal
aufgesteckt werden solle. Dazu solle auch jeder Verkäufer oder Käufer, der den
Markt besuche, in der Stadt freies Geleit und garantierte Sicherheit haben.
1613, als wegen der Pest die kurfürstlich-pfälzische Regierung der Oberpfalz
kurzzeitig von Amberg nach Auerbach verlegt worden war, wurde dieser 1374
gestiftete Wochenmarkt erneuert und in einer gedruckten Ordnung genau geregelt.
Darin wurde von der kurfürstlichen Regierung der „Marktzwang“ geboten,
sowie aller Export und Freihandel und jeglicher Zwischen- und Hausierhandel
strengstens untersagt. Alle Untertanen des Landgerichtsbezirks Auerbach, der
damals immerhin 75 Ortschaften umfasste, durften ihre Waren, „es sei Getreide,
Ochsen, Kuh und Kälber, Schaf und Lämmer, Sau und Ferklein, Fische, Krebse, Vögel
aller Art, Gäns, Hühner, Kapaunen, Enten, Tauben, Schmalz und Käs, Eier,
Wachs und Honig, ... und alle anderen Feilsachen ...“ nicht daheim in ihren Häusern
oder gar Ställen verkaufen oder aus dem Landgerichtsbezirk hinausführen,
sondern sie mussten alles, was sie veräußern wollten, jeden Samstag nach
Auerbach auf den Wochenmarkt bringen. Dieser dauerte im Sommer von 6 bis 9 Uhr,
im Winter von 8 bis 11 Uhr. Zum Zeichen des Beginns wurden auf dem Rathaus ein Fähnlein
gehisst, zum Zeichen der Beendigung auf dem Marktplatz ein Strohbuschen
aufgestellt. Dabei wurden die Viktualien auf dem Oberen Marktplatz feilgeboten,
Getreide, Holz. Vieh usw. auf dem Unteren Markt.
Während des 30-jährigen Krieges kam der Wochenmarkt nahezu völlig zum
Erliegen. Der bayerische Kurfürst Ferdinand Maria wollte ihn zwar 1664 wieder
neu beleben, und erneuerte deshalb alle früheren Rechte und Privilegien, doch
der einstmals so bedeutende Auerbacher Wochenmarkt kam nie mehr so recht in
Schwung.
Die Zeiten haben sich gewandelt: tagtäglich kann man heute in gut sortierten
Geschäften nicht nur im Stadtkern seinen Bedarf decken. Der Wochenmarkt am
Dienstag und Freitag jedoch hat sich, wenn auch in einem etwas bescheidenen
Rahmen, bis in unsere Tage herübergerettet.
Noch heute erinnert das auf dem oberen
Marktplatz eingepflasterte Marktkreuz an das einstmals so bedeutende
Privileg der Stadt Auerbach, auf diesem großen Platz Märkte abhalten zu
dürfen. |
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Von
den Auerbacher „Rossmärkten“, die bis ins 17. Jahrhundert herauf an den
sechs Montagen der Fastenzeit abgehalten wurden und Käufer von weither
anlockten, findet man dagegen heute nichts mehr.
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Auch der
"Ferkelmarkt", der noch viele Jahre nach dem zweiten Weltkrieg auf dem
oberen Marktplatz in Auerbach stattfand und natürlich besonders für die
Landwirte der umgebenden Ortschaften interessant war, ist mittlerweile leider eingeschlafen.
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Vierzehntägige Handelsmesse
Der
Sohn Kaiser Karls IV., zugleich dessen Nachfolger als Regent, König Wenzel
(1378 - 1400), war den Auerbachern ebenfalls sehr wohl gesonnen. Er ließ um
1390 eine eigene Münzwerkstätte errichten, in
der u. a. die „Auerbacher Pfennige“ geschlagen wurden, von denen einer in
die wertvolle Amtskette des Bürgermeisters eingearbeitet ist.
Am 18. Oktober 1397, „Donnerstags nach St. Gallentag“, siegelte König
Wenzel in Nürnberg eine für Auerbach sehr wichtige Urkunde.

In
dieser Urkunde heißt es: „Wir, Wenzel, von Gottes Gnaden Römischer König,
zu allen Zeiten Wahrer des Reichs, und König zu Böhmen, bekennen ...daß wir
unserer Stadt zu Auerbach (awerpach) ... durch unsere besondere Gnade erlaubt
haben, ... einen Jahrmarkt acht Tage vor unserer lieben Frauen Tage Geburt (8.
September) und acht Tage danach abzuhalten mit allen Rechten, Gnaden und
Freiheiten. ...“
Diese vierzehntägige Herbstmesse oder Herbstdult vom 1. bis 14. September jeden
Jahres hatte aus verschiedenen Gründen sofort große Bedeutung und war
dementsprechend stark frequentiert. So hatte Wenzel 1380 die Handelsstraßen von
Nürnberg nach Leipzig und nach Böhmen über Auerbach verlegen lassen, welches
ja seit 1366 schon vollkommene Zollfreiheit von und nach Nürnberg besaß, seit
1374 Hauptstadt Neuböhmens und Landgerichtssitz war und darüber hinaus ein
Zentrum der oberpfälzischen Eisenindustrie darstellte.
Nürnberg war zu dieser Zeit ein Haupthandelsplatz, „Auerbach eine Nürnberger
Handelskolonie“, wie Joseph Köstler sagt. (Band XV B, Seite 305). Noch weiter
geht Johannes Neubig in seiner 1839 erschienenen Chronik (Seite 24 f): „Die
Gassen selbst voll Komtoire und Kaufgewölbe, nannte man Auerbach nur das kleine
Nürnberg, und noch jetzt beweist die Bauart von manchen unserer alten Häuser
die ehemalige nicht unbedeutende Handelsstadt Auerbach und ihre daraus
geflossene Wohlhabenheit. ... Der öftere Aufenthalt der Regenten selbst spornte
die Bürger zur Verschönerung der Stadt und zog Nahrung für Handel und Gewerbe
herbei.“
Der Glanz
der Herbstmesse verblasste bald, und das Recht soll der Überlieferung nach im
Zuge der Reformations- bzw. Gegenreformationszeit an Nürnberg verkauft worden
sein. (Ein Beweis dafür kann momentan nicht erbracht werden.) Das Ein- und Ausläuten
am 1. und 14. September soll aber bis 1897 noch fortgesetzt worden sein und dem
Stadtknecht jeweils einen Gulden eingebracht haben. Während dieses sog.
„Freiungsläutens“ sollen, was ebenfalls nicht zu beweisen ist, am 1.
September die Auerbacher Ehemänner einst das Recht gehabt haben, ihre Frauen
„nach Herzenslust durchzubläuen“, wie Köstler berichtet. 14 Tage später
durften dann die Frauen dasselbe mit ihren Angetrauten tun, weil deren
Geschlechtsgenossen annodazumal die Herbstmesse an die Stadt Nürnberg verkauft
haben sollen.
Der Jahrmarkt, der letztlich von der einst so bedeutenden vierzehntägigen
Herbstmesse übrig blieb, wurde zunächst an Mariä Geburt (8. September)
abgehalten und später am Sonntag bzw. Samstag danach.
Die
übrigen Markttage
Der am
Sonntag bzw. Samstag nach Maria Lichtmess (2. Februar) stattfindende Markt ist
wohl der jüngste. Er wurde der Stadt erst 1595 vom pfälzischen Kurfürsten
Friedrich IV. „in Ansehung treuer Dienste“ gewährt.
Der „Ostermarkt“ wurde früher zeitweilig am „Weißen Sonntag“, also dem
Sonntag nach Ostern, an dem traditionell die Erstkommunion gefeiert wird,
abgehalten. Er ist auch älteren Ursprungs.
Der sechste Jahrmarkt, früher auch „kalte Kirwa“ genannt, geht sehr weit
zu- rück. Abgehalten wurde er am Feste Simon und Juda (28. Oktober), am Sonntag
vor Allerheiligen, oder jetzt in neuerer Zeit am Samstag bzw. Sonntag nach
Allerheiligen.
Jahrmarkt anno 1862
Joseph Köstler
(1849-1925) , der Verfasser der in siebenundzwanzig Bänden handgeschriebenen
Chronik von Auerbach, hat uns ein sehr anschauliches Bild von einem Auerbacher
Jahrmarkt hinterlassen, so wie er es in seiner Kindheit selbst erlebt hat. |
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„Im Jahre 1862 ... waren die Auerbacher Jahrmärkte noch sehr frequentiert von
Käufern und Verkäufern. Der obere und untere Marktplatz war mit Buden
wohlbesetzt und dazwischen drängte sich eine gaffende und kaufende Volksmenge.
Alle Wirtshäuser waren mit Gästen gefüllt und in den vier Tafernen gab es
rauschende Tanzmusik. Hiezu fanden sich nicht nur aus allen Pfarreien des
Dekanats Auerbach Tänzer und Tänzerinnen ein, sondern es kamen derer auch aus
der Gegend von Büchenbach und Körbeldorf, und noch mehr aus den Walddörfern
der Königsteiner Pfarrei. Am Kopftuch, das in fast jeder Pfarrei anders
gebunden wurde, konnte man die Herkunft der ländlichen Schönheiten ohne
weiteres bestimmen. Die „Überwälder“ trugen dunkle Kleider und seltsam
gebundene schwarze Kopftücher; die Büchenbacher erschienen gemäß ihrer alten
Kleiderordnung in einer sehr malerischen Tracht und in den schreienden rotgrünen
fränkischen Nationalfarben. ... Die verheirateten Bauernweiber trugen zum
Kirchgang ein braunes Kopftuch und ein rotgeblümtes Wams ... mit spanischen Ärmeln,
die sich vorne eng ans Handgelenk anschlossen und nach oben immer weiter wurden,
... Da sie mit Werg ausgestopft waren, glichen sie mächtigen Schinkenkeulen und
gaben den Weibern ein unnatürliches, steifes, monströses Aussehen. ... Ein
weiteres Attribut war aber das große weiße Leintuch, welches beim Gang in die
Stadt über den Arm gehängt, beim Heimweg aber in Form einer Tasche auf den Rücken
gebunden wurde und den in anderen Orten gebräuchlichen Buckelkorb ersetzte. In
diesem Tuch wurden die eingekauften Waren heimgeschafft, allenfalls auch die
Ferkel oder die kleinen Kinder verstaut.
Die verschiedenen Volkstrachten gaben den Jahrmärkten ein buntes
„internationales“ Gepräge. Auch unter den Fieranten fand man oft originelle
Gestalten und seltsame Käuze. Von Hirschau kamen 4- 5 Schuhmacher mit derben
Stiefeln und Pantoffeln, von Haag war anwesend der Kappenmacher, von Michelfeld
der Steingutfabrikant oder Krüglmacher, von Kemnath der Goldarbeiter, von
Lichtenfels der Korbflechter, von Schnaittenbach der Porzellanmann, von
Waldershof der Zeugmacher, von Pressath ein Tuchmacher, von Tirschenreuth der
Bildschnitzer mit Krippen- und Heiligenfiguren, von Bayreuth ein Zuckerbäcker
und ein Galanteriewarenhändler, aus der Rheinpfalz ein Bürstenbinder, von
Hartenstein ein Siebmacher, von Hopfenohe ein Schnittwarenkramer, von Amberg der
Kashansl, der Messer- und Sensenschmied, von Nürnberg der billige Jakob mit all
möglichem Tand.
Aus Auerbach selbst waren auf dem Markt 3 Tuchmacher, 3 Hafner, 3 Schneider, 1
Stricker, 1 Buchbinder, 2 Wachszieher, 2 Sattler, 2 Drechsler mit Brechen und
Hecheln, Spinnrädern und Garnhaspeln, Tabakspfeifen und Spazierstöcken, 1 Säckler
mit Lederhosen und Handschuhen, 2 Hutmacher, 2 Seiler, 1 Kürschner, 2
Baumwollweber, 1 Zinngießer, 2 Nagelschmiede, 1 Seifensieder, 1 Kammmacher, 3 Büttner,
1 Parapluimacher und 2 Rechenmacher. Andere Bürger, wie z.B. die Rotgerber, Weißgerber,
Metzger, Becken usw. bezogen zwar keine Bude, stellten aber um Käufer
anzulocken ihre gewerblichen Erzeugnisse vor ihren Wohnhäusern zur Schau. Jeder
Communwirt ließ seinen „Bierzeugl“ über der Straße baumeln und jedes Krämerlein
suchte Kunden zu gewinnen. Vor den Tafernen hockten alte Weiber und boten
Bernecker Pfeffernüsseln und schön verzierte rote Herzen aus Zuckerteig zum
Kaufe an, an anderen Plätzen saßen ... der Zwiefelgörg, der Kerschenpeter,
das Obstweib. Von Kinderscharen stets umlagert war der Spielwarenhändler aus
Erbendorf. ... Sechzig Jahre sind seitdem verflossen und mit ihnen sind alle
damaligen Jahrmarktsgäste, die alten und die jungen, verschwunden, ... Daß auf
den damaligen Jahrmärkten auch das Hanskasperltheater und der Mann mit der
Moritat nicht fehlten, möchte ich als gewissenhafter Chronist nachträglich
noch eigens konstatieren. Beide Institute bildeten mächtige Attraktionspunkte
und waren stets von einem dichten Menschenknäuel umlagert, der aber flugs
auseinanderstob, wenn der Kassier mit der Sammelbüchse erschien. ...
Die Jahrmärkte sind jetzt von ganz untergeordneter Bedeutung und beschränken
sich auf Buden, in denen nur minderwertige Bazarartikel und schlechte
Zuckerwaren feilgeboten werden.“ So weit Joseph Köstler anno 1917.
Fast möchte man dem Auerbacher Chronisten
Köstler zustimmen, wenn er bereits vor fast einem Jahrhundert von
"minderwertigen Bazarartikeln" sprach, die leider auch auf den
Jahrmärkten in immer größeren Mengen angeboten werden und die
traditionellen Waren verdrängen. |
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letzte
Bearbeitung dieses Artikels: 3. Juni 2007
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